158. Reptiliengefahr

Auf dem Upper Yard:

„HE! ZORRO! WO GEHST DU HIN?! FALSCHE RICHTUNG!!", rief unser Käpt'n dem Schwertkämpfer zu. „HIER GEHT'S NACH WESTEN!!!" Mit seiner Hand zeigte er in die Richtung, in die er ging. „Dein Orientierungssinn aber auch...", seufzte er so, als ob Zorro ein hoffnungsloser Fall wäre... Was er in Sache Orientierung ja auch war...

Doch auch ohne Nané-Instinkt wusste ich, dass Ruffy nach Osten schlenderte.

Der Grünhaarige deutete in die entgegengesetzte Richtung und schrie zurück: „MANN, RUFFY! HAST DU NICHT ZUGEHÖRT?! ‚RECHTES AUGE'! RECHTS IST HIER!!"

Die waren beide nicht mehr zu retten. Meine flache Hand ließ ich gegen meine Stirn klatschen. „Solche Idioten!"

Robin ging in die Knie und bat Chopper: „Könntest du ihnen sagen, dass wir nach Süden müssen, was hier drüben?" Ihr Finger zeigte in die richtige Richtung.

Jap... Wir waren der Goldsuchtrupp... Und ich hatte keine Ahnung, warum ausgerechnet die zwei mit der wenigsten Orientierung aus unserer Crew hier mitgingen. Na ja, wir waren ja bei ihnen.

Ein paar Momente später grinste mein Bruder gut gelaunt. „Ach so, Süden! Sagt das doch gleich." Er hatte einen Stock gefunden, mit dem er nun herumspielte, während wir alle Richtung Süden liefen.

Sofort wollte Chopper auch einen haben. Nicht lange und er war zufrieden.

Robin fand das anscheinend ziemlich süß von dem kleinen Arzt, denn sie kicherte leise. Auch ich musste lächeln. Zwar war Chopper nur zwei Jahre jünger als ich, aber irgendwie war er noch ein kleines Kind. Zorro tat die ganze Sache mit einem Kopfschütteln ab.

„Ich dachte, der Wald wäre unheimlich, aber ist ja ganz hübsch hier! Haha!", pfiff unser Rentier fröhlich, allerdings meinte ich in seinem Lachen einen Hauch Nervosität rauszuhören.

„Heute mal mutig, Chopper?" Ruffy grinste vielsagend.

„Genau! Hahahaha!", kam es vom Angesprochenen zurück.

Ganz plötzlich drehte ich mich um. Mit scharfem Blick prüften meine Augen den Wald.

„Was ist denn los?", wollte der Strohhutjunge wissen.

„Habt ihr das nicht gehört?", fragte ich zurück. Die vier schüttelten den Kopf.

Wahrscheinlich hatte ich mir das Knacken bloß eingebildet... Oder? „Da ist doch jemand! ... Oder etwas!"

„Das hast du dir bestimmt bloß eingebildet!", meinte Chopper vielleicht eine Spur zu hastig. Der Kleine hatte Angst.

Wir einigten uns darauf, dass ich halluzinierte – bei der Einigung hatte man mich übrigens unbeachtet gelassen – und wir liefen weiter.

Zorro seufzte gelangweilt. „Ich hätte nichts dagegen, wenn hier jemand wäre. Hier ist tote Hose genau wie gestern... kein einziger Priester."

Leicht nickend stimmte ich ihm zu. „Auf die Dauer wird das schon etwas langweilig."

Robin lachte. „Echt, ihr spinnt! Geht's denn nie ohne Action bei euch?"

Ein paar Meter liefen wir weiter, dann konnten wir nicht mehr.

Unser Weg wurde versperrt.

Von einer riesigen, blauen Boa.

Für einen kurzen Moment blieben wir verdutzt stehen und blinzelten zu ihr rauf.

Sie öffnete ihr Maul, zeigte ihr spitzen Fangzähne und ließ ihre Zunge spielerisch immer wieder raus flattern.

Mein Herz rutschte augenblicklich in die Hose.

Ach du heilige Scheiße!!!

Von allen Viechern, die wir hier oben hätten treffen können, musste es ausgerechnet eine Boa sein... eine SCHLANGE!

Gut... Action... Okay... In Form meiner verhassten Tiere? ... DEFINITIV NICHT!!!

Jedes anwesende Lebewesen war ruhig, bis ich mich plötzlich rührte. Ich machte auf dem Absatz kehrt und lief einfach zurück.

Die fragenden Blicke meiner Freunde spürte ich deutlich.

„Ruffy, Zorro... Da habt ihr eure Action! Aber ohne mich! Nein, danke!", erklärte ich mich und lief einfach weiter.

Ich durfte jetzt bloß nicht die Fassung verlieren! Eine falsche Bewegung, ein falscher Gedanke... und ich würde mich schneller auf und davon machen, als dass jemand ‚Schlange' sagen könnte!

Die Riesenboa ließ ein verärgertes Zischen von sich hören.

Mit dem Gedanken dieses Tier im Rücken zu haben, bekam ich noch viel mehr Angst und ich drehte mich widerwillig um.

Die Boa blickte mir direkt in die Augen.

Wie erstarrt stand ich da und konnte mich einfach nicht mehr rühren. Als wäre es in Zeitlupe, sah ich, wie die Schlange sich bewegte, doch reagieren konnte ich nicht. Mein Körper gehorchte mir nicht mehr. Angstschweiß trat aus meiner Stirn aus.

Auf einmal schoss der Kopf der Boa nach vorne, direkt auf mich zu.

Normalerweise würde ich ausweichen. Normalerweise könnte ich das aber auch. Aber Schlangen bereiteten mir nun mal eine Heidenangst, vor allem in dieser Größe!!

Im letzten Moment kam mein Bruder angesprungen und riss mich mit sich aus der Schussbahn. Ganz knapp sauste der Kopf an uns vorbei.

Ruffy und ich rollten uns ab. „Versuch so weit weg von der Schlange zu kommen wie möglich, ja?", riet der Schwarzhaarige mir schnell. Er wusste, wie schlimm das bei mir mit Schlangen war. „Wir machen sie einfach fertig! Und Ally...!"

Seine Stimme verleitete mich dazu, ihm in die Augen zu schauen. Ernst blickte er mich an. „Du musst kein schlechtes Gewissen haben! Jeder hat Angst vor irgendetwas!"

Erst zögerte ich noch, dann nickte ich. Wie ich es hasste, nutzlos zu sein!!

Plötzlich schubste mich mein Bruder aus dem Weg, ehe er selber wegsprang. Im nächsten Moment schnappte das Maul der Boa direkt an der Stelle zu, wo Sekunden zuvor noch wir zwei gelegen hatten.

Chopper hatte seine Rentierform angenommen und sprang kreischend aus der Schussbahn. Die Schlange holte ein weiteres Mal aus. Dieses Mal mussten Robin und Zorro sich in Sicherheit bringen.

Die Fangzähne des riesigen Tieres bohrten sich in den Baum, der sich hinter den beiden befunden hatte, als diese noch an ihrem ursprünglichen Platz standen.

Sofort dampfte es aus dem Baum und es zischte.

Ach du Kacke!!

„IST DAS GIFT?!!", schrie Chopper entsetzt.

„Ich denke, wir sollten fliehen!", meinte Zorro Zähne knirschend.

„Und zwar schnell!", ergänzte ich noch voller Angst.

„Stimmt", bestätigte Robin.

„KACKE!", rief mein Bruder aus und grinste dabei breit. Die Boa ließ vom Baum ab und drehte ihren Kopf blitzschnell zu uns.

Ich schluckte schwer. Sie wirkte sauer!

Das Gift, das sie in den Baum hinter ihr getrieben hatte, verätzte diesen, bis er schließlich brach.

„Nicht das Gift berühren! Wer das tut, stirbt!", rief Zorro uns zu.

„Schlaumeier!!", murmelte ich zurück. „Das wär ich jetzt nicht drauf gekommen...!"

Schon wieder linste die Boa zu mir. „Arrg!! Warum immer ich?!!", fragte ich sie sauer. Doch anstatt eine Antwort abzuwarten, nahm ich die Beine in die Hand und rannte wie der Wind, weg von dem blauen Ungetüm.


Nachdem jeder von der Schlange fliehen wollte, entstand ein gewisses... Problem... Keiner der fünf Freunde hatte darauf geachtet, wohin seine Kameraden gelaufen waren. Das hieß also...


„Auch das noch..." Seufzend berührte Robin ihre Wange mit ihrer Hand. „Scheint keiner zurückzukommen... Ob die anderen noch zusammen sind?", fragte sie sich selbst in der Totenstille. „Ob ich am Ziel auf die anderen warten soll?"


„OH NEIN!!! ICH HAB MICH VERIRRT!!!", schrie Chopper panisch und blickte wild hin und her. „HI-... HI-... HIIIILFEEEE!! WOO SEIIID IIIHR?!!" Keine Antwort kam zurück.


Ally drehte sich einmal um die eigene Achse. „Oh... Das ist nicht gut... Ich hab die anderen verloren..." Kurz dachte sie nach. Schließlich zuckte sie die Schultern. „Na ja... Ich weiß, wo Süden ist. Ich bin die Schlange los... Dann geh ich halt schon mal vor."


„Hä? Wo sind die anderen?", fragte Zorro sich und blickte nach links und rechts. „Kaum lässt man die aus den Augen...!" Er seufzte. „Na, die kommen auch ohne mich zurecht. Zum Glück hab ich die Karte im Kopf! Es geht nach rechts."


„Oh Mann..." Seufzend setzte sich Ruffy seinen Strohhut auf den Kopf. „Was wohl die anderen machen?! Die haben sich sicher verlaufen!" Er zuckte mit den Schultern. „Ich warte bei der Ruine... Nach Süden... Bedeutet, in die warme Richtung!!"


Tja, nun muss jeder für sich sorgen!

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