146. Der ist 100 Mille wert!

Mitten in der Nacht in Mocktown:

Ein sehr betrunkener Mann stand an einem Steg. Mit rotem Gesicht und einem dümmlichen Grinsen auf den Lippen trauerte er um den ganzen heute angetrunkenen Whiskey, den er jetzt ins Meer strudeln ließ, obwohl sein Schluckauf viel deutlicher zu hören war als seine genuschelten Worte.

Als er fertig war, machte er sich schwankend wieder auf den Weg zu der Bar, aus der er gerade kam. 

Währenddessen zog eine Zeitungsmöwe ihre Kreise am Himmel und ließ irgendwann eine Zeitung einige Meter vor diesem Mann fallen.

Sie flog weg und er hob sie auf. „Hey! Eine Zeitung... Die Marine fahndet wieder! Hier wimmelt's von Gaunern, das weiß man auch ohne Zeitung..." Ein leises Lachen entfuhr ihm, das in einem weiteren Schluckauf endete. Er schaute sich interessiert die Steckbriefe an.

Drei davon erkannte er wieder. „Krass! Das sind die Flaschen von heute Mittag! Die Spinner mit der Sky-Island... waren die zwei nicht zusammen 45 Mille..." Er hielt inne. „Hä?!"

Der Mann hob seinen Blick von den Steckbriefen und versuchte, sich die soeben gesehenen Zahlen zu erklären. Schließlich grinste er wieder. „Ich hab wohl ein bisschen zu viel getrunken?" Er schaute wieder auf die Steckbriefe und fing an zu zählen. „Eins, zwei... Gibt's ja gar nicht!" Er wurde zusehends nervöser. „... sechs, sieben..."

Er riss seine Augen weit auf und bekam es mit der Angst zu tun. „... acht... Acht Nullen?! Shit!"

So schnell es sein Zustand erlaubte rechnete er fieberhaft nach.

Nach dreimaligem Überprüfen sank ihm das Herz in die Hose. „100 MILLIONEN?"


Der Mann stürmte aufgeregt in die Bar, in der sich Bellamy und seine Crew befanden.

Voller Angst schrie er rum, was Sache war und dass der Strohhut sicherlich zurückkommen würde, um Bellamy umzubringen.

Als er geendet hatte, herrschte in der ganzen Bar Ruhe.

Eingeschüchtert und geschockt wiederholten die Gäste die Kopfpreise von Ruffy, Ally und Zorro.

Allgemeines Raunen erhob sich, das letztendlich in panischen Rufen endete. Was, wenn die drei wiederkommen würden, um sich zu rächen?

„RUHE, IHR DEPPEN!", rief Bellamy plötzlich und ließ die Bar somit abermals verstummen. Die Hyäne fing an zu lachen. „Wie dumm seid ihr eigentlich? Schaltet mal euer Hirn ein! Seid ihr blind? Noch nie gehört, dass manche Piraten ihr eigenen Gesuche mit erhöhtem Kopfgeld faken?" Er lachte wieder schallend. „Die haben noch nie gefightet, weil sie sich alle in die Hose machen vor Schiss. Ich schätze sogar mal, dass das Mädchen gar keine Nané ist! Sie war alles andere als voraussehend! Es gibt Spinner, die den Namen der Nané in den Schmutz ziehen und einfach behaupten, eine zu sein! Ihr Schisser fallt auf jeden Trick rein! Das waren doch totale Flaschen!"

Erst mal wurde er bloß angeblinzelt. Anscheinend waren die Männer wie erschlagen von der ‚Weisheit' Bellamys.

Gleichzeitig reagierten sie auf seine eben gesprochenen Worte.

„Hast recht! Mann, hatte ich Schiss!"

„Yeah! Niemand ist so taff, dass er 100 Mille wert wär! Die wären sonst auch berühmt!"

„Wer kennt schon einen ‚Strohhut'?!"

„Ja! Oder eine ‚Nané', die unter seiner Flagge segelt?!"

Es wurde wieder ausgelassen gelacht, gejohlt und getrunken.

Der Strohhut war keine Gefahr!

Oder...?

„BELLAMYYYYYY! WO STECKST DU?!", rief eine zornentbrannte Stimme.

Vor lauter Schreck spuckte jeder in der Bar seinen Tischgesellen mit Bier voll.

Es war totenstill und jeder lauschte ängstlich.

Jeder, außer Bellamy.

Der grinste. „Was gibt's?"

Er verließ die Bar.

Draußen war es dunkel und ruhig.

Der Strohhut war nirgends zu sehen.

Er hörte ein leises Geräusch und drehte seinen Kopf zum Turm, der einige Meter von ihm entfernt stand. Auf dessen Dach stand der, der gerade eben gebrüllt hatte.

Mit wütendem Blick schaute Strohhut Ruffy, dessen Kopfbedeckung, die ihm seinen Namen gegeben hatte, auf seinem Rücken lag, auf Bellamy, die Hyäne herab.

Dem Piraten am Boden ließ das allerdings kalt, er grinste wieder. „Von dir hatten wir's gerade... Haste Probleme?"

Ruffy erwiderte ernst: „Ja... Gib Maron Crickets Gold zurück!!!"

„Gold?!" Bellamy musste erst kurz nachdenken. „Ach so, du meinst Crickets Müll?"

Er ging in die Knie und seine Unterschenkel verwandelten sich in Federn.

Damit ließ er sich nun in die Luft schießen Richtung des Strohhutträgers. Über dem schwarzhaarigen Jungen machte er einen Salto und landete schließlich ebenfalls auf dem Dach des Turmes. Auge um Auge stand er seinem Herausforderer gegenüber.

„Pah, warum sollte ich?", schnaubte die Hyäne verächtlich. „Bin ja nicht umsonst Pirat. Was geht dich das eigentlich an?"

Erst war es still.

Der Wind ließ Ruffys Haare und Bellamys Mantel sanft in die gleiche Richtung wehen. Die paar Wolken nahmen ihren Weg und verzogen sich.

Nun war der Himmel von funkelnden Sternen gespickt und mitternachtsblau. Der Mond leuchtete alles in ein schönes und gleichzeitig schauriges Licht.

Alle Gäste aus der Bar tröpfelten nacheinander nach draußen, damit sie das Schauspiel beobachten konnten.

Irgendwann öffnete der Strohhut-Kapitän den Mund, um Bellamys Frage zu beantworten. „Die drei... sind meine Freunde!! Deshalb hol ich mir jetzt das Gold zurück!"

Schallendes Gelächter von seinem Gegenüber kam als Reaktion. „HAHAHAHA!!! Geh mal Heim zu Mama, Kleiner!" Er lachte wieder. „Weißt du, wie man zuschlägt?! Hast du schon mal gekämpft?"

Ruffy blickte den Piraten bloß ungerührt an und sagte nichts.

Bellamy deutete sein Schweigen falsch und lachte nochmal. „Haha!! Willst du dich wieder so tapfer wie heute Mittag schlagen?!"

„Das war was Anderes", erwiderte der Strohhutjunge emotionslos.

Die Hyäne lachte nur noch lauter. „HAHAHA!! Und was soll jetzt anders sein?! ICH GLAUB, DU WEISST NICHT, WAS DU TUST!"

Plötzlich verwandelte er seine Unterschenkel wieder in Federn, sprang mit einem Satz hoch in die Luft und machte einen Rückwärtssalto. Sein Mantel flatterte dabei von seinen Schultern auf den Boden.

Wegen des kräftigen Abstoßes brach das Dach ab und fiel mit Ruffy Richtung Boden.

„SUPER-SNIPE!", schrie Bellamy und raste auf Strohhut Ruffy zu, der sich genau wie das Dach noch in der Luft befand.

Mit siegessicherem Gelächter war die Hyäne dazu bereit dem schwarzhaarigen Jungen den Garaus zu machen.

Allerdings stieß sich Ruffy im letzten Moment vom Dach ab und schoss so auf den Boden zu.

Bellamy krachte in das Dach, Ruffy in den Boden genau dort, wo kurz zuvor noch Bellamys Mannschaft gestanden hatte, doch die war kreischend aus dem Weg gerannt, als sie den herabfliegenden Strohhut erblickt hatten.

Bellamy schoss durch das Dach hindurch und landete mit den Füßen kopfüber an der nächsten Hauswand. „Biste schon tot?", grinste er und ging dabei wieder in die Knie, um Schwung zu holen.

Ruffy richtete sich mit geballten Fäusten auf.

Bellamys Mannschaft konnte es nicht glauben. „Er steht wieder auf!!" Erschrocken wich sie noch einige Schritte zurück.

„MEGA-SNIPE!", brüllte die Hyäne und stieß sich von der Hauswand ab.

Er sprang mit seinen Feder-Beinen zwischen den ganzen Gebäuden in dieser Straße hin und her. Er war so schnell, dass man ihm mit bloßem Auge nicht sehen konnte. Allerhöchstens konnte man sehen, wo er gerade war, wenn er bei einem Gebäude Schwung nahm und weitersprang, dort krachte es nämlich immer und ein Loch entstand.

Die Mannschaft war sowohl ehrfürchtig als auch ängstlich.

Nur Ruffy blickte immer noch mit leicht wütendem Blick in die Straße, in der sein Gegner hin und her sprang.

Dieser fing währenddessen wieder an zu lachen. „Freunde?! Hahaha!! Das passt!! Die sind genauso dumm wie du!! Die glauben tatsächlich an Nolands Lügenstorys! HAHAHAHA!!"

Wenn man ganz genau hinsah, konnte man im Gesicht des Schwarzhaarigen eine kleine Veränderung erkennen. Sein Blick wurde wütender.

Doch Bellamy bemerkte das nicht. „SCHEISS AUF DIE ‚GOLDENE STADT'!!"

Ruffys Blick zeigte noch mehr Wut.

„SCHEISS AUF DAS ‚SKY-ISLAND'!!!"

Das Gesicht des Strohhutträgers verzerrte sich noch mehr vor Wut.

„WACHT AUF, IHR SUPERDEPPEN! IHR SEID KEINE ECHTEN PIRATEN!"

Jetzt konnte es auch der Letzte sehen; Strohhut-Käpt'n Ruffy war unsagbar wütend.

Während Bellamy immer noch munter zwischen den ganzen Gebäuden herum sprang, hob der Schwarzhaarige bloß langsam seinen rechten Arm, ließ seine Knöchel knacksen und ballte seine Hand zu einer Faust.

„Hau das Milchgesicht weg!", feuerte Cirkies seinen Kapitän an.

Der ließ sich das nicht zweimal sagen und raste als undefinierbaren Schleier direkt auf Ruffy zu. „Goodbye, Strohhut!!"

Kurz bevor er seinen Gegner erreichte, um diesen den Gnadenstoß zu versetzen, bewegte der Siebzehnjährige blitzschnell seinen Arm.

Mit einem ohrenbetäubenden Krachen landete Bellamy mit blutigem Gesicht und ausgeknockt direkt vorm Strohhutträger auf dem Boden.

Auf seiner Wange war Ruffys Faustabdruck zu erkennen.

Nun war es still.

Die Straße war wegen Bellamys Mega-Snipe halb zerstört. In der Mitte stand Ruffy, Bellamy lag vor ihm und rührte sich nicht mehr.

Einige Meter vor den beiden stand die Mannschaft der Hyäne und konnte es nicht fassen. „Was?!"

Bellamys Blut tropfte von der rechten Faust des Strohhutes auf den Boden.

Langsam setzte er sich seinen Hut auf den Kopf.

Es war ruhig.

Schließlich meinte Ruffy irgendwann ohne irgendjemanden bestimmten anzuschauen: „Viele Grüße... von meiner Schwester."

Das schien Cirkies wachzurütteln. „He! Bellamy! Lass die Jokes...! Nun sag doch was!"

Er wurde immer lauter, doch es würde nichts bringen. Sein Käpt'n war besiegt worden.

Das stellte jetzt auch die restliche Mannschaft entsetzt fest.

Cirkies fing an, laut zu rufen: „Bellamy!! Zieh endlich deine Show ab!" Es kam immer noch keine Reaktion. „BELLAMY!!! DU BIST DOCH DER TAFFESTE TYP WEIT UND BREIT!"

Ein kräftiger Windstoß wehte und trug ein Blatt mit sich, das spielerisch durch die Nacht glitt.

Letztendlich flog es gegen Cirkies Gesicht.

Der Vize-Kapitän nahm es und schaute es an.

Es war Ruffys Steckbrief.

Tatsächlich! Eine Eins mit acht Nullen...

Er ließ sich die Worte des Mannes nochmal durch den Kopf gehen.


...


„Alarm!! Die drei von heute Mittag sind viel mehr wert als du, Bellamy!!"


...


Schlagartig wurde ihm klar, dass Bellamy Unrecht gehabt hatte... und der Mann hatte richtig gelegen.

Die drei WAREN viel mehr wert als sein Käpt'n geschweige denn er selbst.

Diese drei... KINDER! Sogar das Mädchen! Sie war keine achtzehn und hatte ein achtstelliges Kopfgeld!

Was waren das für Typen??!!!

„Hilfe!!", kreischte Cirkies auf.

Die ganze Mannschaft war voller Angst.

Strohhut Ruffy stand immer noch vor dem niedergeschlagenen Bellamy.

Es war das erste Mal heute, dass er den anderen Männern eines Blickes würdigte. „Gebt sofort das Gold wieder her!", verlangte er mit sehr eindrucksvoller Stimme.

Die Mannschaft konnte nicht mehr. Kreischend rannte ein Teil davon.

„DER TYP IST MÖRDERMÄSSIG TAFF!"

„BELLAMY IST ERLEDIGT!!!"


Zufrieden grinsend verließ Ruffy die Bar wieder. Auf seinem Rücken trug er einen Sack mit Crickets Gold. „Hab alles!", pfiff er fröhlich.

Er machte sich auf den Rückweg und ignorierte Bellamys Restmannschaft.

Doch Cirkies ließ das nicht auf sich beruhen. Nach einem langen Kampf mit sich selbst kam er zum Schluss: „Das war Glück!"

Durch diese ‚Erkenntnis' schöpfte er neuen Mut. „Ich bin auch noch da!!", rief er Ruffy nach.

„Hör auf, Cirkies!", flehte einer seiner Kameraden.

Bigknife Cirkies hörte nicht auf ihn. Er schluckte seine Angst hinunter und rief dem Strohhutträger weiter zu: „Haste Schiss, Strohhut?! Wo willste hin?"

Ruffy blieb tatsächlich stehen und ballte seine Hand zu einer Faust.

Schlagartig verlor Cirkies seinen Mut und wollte nach hinten zurückweichen, da er allerdings über seine eigenen Füße stolperte, landete er auf dem Po. Angst hatte er trotzdem noch.

Seinen ernsten Blick auf Cirkies gerichtet deutete Strohhut Monkey D. Ruffy mit dem Zeigefinger in den Nachthimmel und beantwortete die Frage des Vize-Kapitäns.

„Hoch!"

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