145. Vogeljagd
„Guckt euch das an!", präsentierte Cricket stolz. Er hatte eine goldene Glocke auf den Tisch gestellt.
„WOOOW! PURES GOLD!", staunten wir alle gleichzeitig.
„SO riesig ist die gar nicht!", stellte Lysop mit kritischem Blick fest. Da hatte er allerdings recht. Sie war gerade mal so groß wie Crickets Hand.
„Das ist ja auch nur ein Glockeningot!", erklärte der Maronenmann. „Davon hab ich drei gefunden!"
Eins der drei stand vor Cricket, ein zweites wurde gerade von Nami gedrückt.
„Also gab's die goldene Stadt doch!", strahlte Ruffy begeistert.
„Das ist noch lange kein Beweis", meinte Shojo. „Gold findet man in jeder Ruinenstadt."
„Was ist ein Ingot?", wollte Chopper wissen und betrachtete die dritte Glocke mit großen Augen.
„Aber es beweist, dass es hier mal eine Stadt gab", stellte Robin klar. „Mit einem Ingot wiegt man Gold ab", fügte sie noch hinzu. „Hier wurde mit Gold gehandelt."
„Und dann ist da noch der komische Vogel aus Nolands Logbuch", ergänzte Nolands Nachfahre noch. „He, Masira!"
„Jepp!", bestätigte der Affenmann und wickelte noch etwas Goldenes aus einem Leinentuch.
„Du hast noch mehr?", fragte Lysop aufgeregt.
Zorro erhaschte bereits einen kurzen Blick auf die Figur und meinte grinsend: „Cooles Vieh..."
„Das war's", kam es von Cricket während er den goldenen Vogel mit dem langen Schnabel und dem komischen Kamm auf den Boden stellte. „Dafür bin ich zehn Jahre getaucht."
„Wie hübsch!", meinte ich.
„Ist das ein Pinguin?!", wollte mein Bruder wissen.
„Goldglocke und Vogel waren wohl Jayas Symbolfiguren?", fragte Sanji, der gerade eine Zigarette im Mund hatte, nach.
Cricket zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung... Die Teile gehören wohl zu einem Haus..." Er strich über den Goldvogel. „Solche Vögel leben hier, heißen Southbirds."
„Und der schreit komisch?", fragte Ruffy nach.
„Ja, genau wie es im Logbuch steht", antwortete der Maronenmann.
„Unter Seeleuten", fing Masira an zu erklären, „gilt der Southbird..." Er stoppte.
Er, Shojo und Cricket blinzelten sich kurz an, dann kamen die gleichen zwei Wörter aus ihren Mündern. „VERDAMMTE KACKE!!"
Wir zuckten zusammen. „WAS IST DENN LOS?!!"
„Mist, ihr müsst sofort in den Wald!!", rief Cricket. „In den Süden!"
„Was?!", entfuhr es mir.
„Ihr müsst sofort den Vogel fangen!!", erklärte Nolands Nachfahre.
„Wieso denn?", wollte Lysop wissen.
„Was ist mit dem Vieh?", fragte Sanji.
„Passt auf!!", meinte Cricket plötzlich ganz ernst. „Der Knock-Up-Stream entsteht genau südlich vom Kap!! Wie wollt ihr da hinkommen?"
„Wir fahren halt gerade aus...", antwortete Ruffy.
„Wir sind hier auf der Grand Line!", erinnerte der Maronenmann ihn aufgebracht. „Auf offenem Meer findet ihr die Richtung nicht!!"
„Der Lock-Port zeigt immer auf Inseln", fiel es Nami wieder ein, „und nicht nach Norden. Wie sollen wir da wissen, wo Süden ist?"
„Dafür braucht man den Vogel!", erklärte Cricket. „Manche Tiere haben einen inneren Magneten und wissen immer, wo sie sind..."
„Tauben und Lachse können sowas", wusste ich.
Ruffy wandte sich lachend an Zorro. „Du bist dümmer als 'n Lachs!"
„MUSST DU GRADE SAGEN!!", rief der Schwertkämpfer zurück.
„Beim Southbird ist das extrem", redete Cricket weiter. „Er weiß immer, wo's langgeht, egal wo man ihn aussetzt. Ohne diesen Vogel geht gar nichts!! Sonst findet ihr nicht mal den Weg zur Sky-Island!"
Ruffy, Lysop und Chopper waren schlichtweg entsetzt. „WAAAAS?!!"
„Das sagst du JETZT erst?!", wollte Lysop laut wissen.
„ES IST SCHON TOTAL SPÄT!", heulte Chopper.
„Klappe!! Ihr habt keine Zeit mehr!!", scheuchte Nolands Nachfahre uns auf. „Wir werden euer Schiff klarmachen!! Zum Saufen ist keine Zeit mehr."
„SAG DAS DOCH GLEICH!", kam es unisono von uns.
Wir ließen uns Crickets Worte durch den Kopf gehen.
...
„Kapiert ihr?! Bis zum Sonnenaufgang müsst ihr einen Southbird fangen!!!"
...
Und jetzt standen wir hier im stockdusteren Wald. Ruffy, Zorro und Sanji waren mit je einem Netz bewaffnet.
„Krass!", staunte mein Bruder.
„Wie finster das ist!" Genau wie er blickte ich mich mit großen Augen um.
„Lass los!!", kam es genervt von Sanji, der verbissen versuchte, Lysop von sich loszusagen, weil der Lügenbaron sich vor lauter Angst an den Koch klammerte.
Chopper ließ erschöpft eine Zunge heraushängen. „Ich bin vollgefressen..."
„Machen wir schnell!", meinte Zorro, den diese ganze Aktion sichtlich auf die Nerven ging.
„Wieso passiert UNS immer so was?", wollte die ängstliche Nami wissen.
Das, meine liebe Navigatorin, war eine wirklich sehr gute Frage!
Destiny, Darling, destiny...
Lysop kaute verzweifelt auf seinen Fingernägeln rum. „Hätte er uns ruhig tagsüber sagen können..."
„Wo ist der Piepmatz?", wollte Ruffy wissen.
„Wenn wir das wüssten, wären wir nicht hier!", bläute ich ihm ein.
„Wir erkennen ihn an der Stimme und er sieht aus wie die Goldfigur...", fasste Sanji zusammen.
„Meinst du echt?", fragte Zorro.
„Woran erkennt man seine Stimme?", ergänzte der Scharfschütze noch.
„Ich schätze, die erkennen wir schon", antwortete ich.
„KROOOAOOA", kam es aus dem Wald.
„Was war das?!", wollten Zorro, Nami, Chopper, Sanji, Ruffy, Lysop und ich im Chor wissen.
„Das isser", standfestigte Robin.
Ruffy grinste entschlossen. „Alright... Wir haben drei Netze!"
„Also lasst uns drei Gruppen bilden!", schloss Sanji.
„DEN OLLEN SCHREIHALS MACHEN WIR KLAR! YIHAAA!", brüllte Ruffy voller Entschlossenheit.
„SO bestimmt nicht", gab ich von mir.
Nun waren wir also drei Gruppen.
Sanji, Nami und Lysop liefen irgendwo zusammen rum, genauso Ruffy und Chopper. Ich war zusammen mit Robin und Zorro auf der Suche.
„Da kreischt was", stellte ich fest. Als Nané hatte ich etwas gehört... Allerdings war ich mir nicht so sicher, ob das vom gesuchten Vogel oder von ein paar unserer panischen Freunde gekommen war.
„Wir sollten mal nachschauen...", überlegte Robin.
Wir hörten ein lautes Plumpsen und drehten uns um. Zorro hatte einen riesigen Tausendfüßler zu Fall gebracht.
„Riesenvieh!", meinte er verächtlich.
„Wieso killst du die Viecher einfach? Die Armen...!", wollte Robin vorwurfsvoll wissen.
„Der hat doch angefangen! Besserwisserin...", murmelte der Schwertkämpfer. „Außerdem vertrau ich dir immer noch nicht, merk dir das."
Robin ließ das kalt.
Ich verdrehte die Augen. „Ich kann's nur wiederholen: Sei nicht so misstrauisch!", versuchte ich dem Grünhaarigen einzureden.
„Ich kann trauen, wem ich will!!", erwiderte der gereizt.
„Ist ja gut...", brummte ich.
Was war denn los mit dem?
Zorro wandte sich schon wieder grummelnd ab und schien in seinen Gedanken versunken zu sein. Mit Augen, die auf den Boden starrten ohne etwas zu sehen, schlenderte er los.
„Ich will ja nichts sagen, aber du läufst in die falsche Richtung", machte ihn Robin darauf aufmerksam.
Das schien ihn zurückzuholen. Anscheinend passte es ihm gar nicht, dass die Archäologin ihn eines Besseren belehrte.
„KROOOA."
„Der Vogel!", stellte ich fest.
Robin und ich liefen los in die Richtung, aus der der Ruf kam.
„Vorsicht, da ist Matsch", warnte die Schwarzhaarige den Schwertkämpfer, der einige Meter zurücklag.
Ihr Ton ging ihm gewaltig gegen den Strich, das sah man an seinem Blick, der auf Robin ruhte.
Und schon hatte ich wieder dieses komische Gefühl, was ich auch gehabt hatte, als Robin zu unserer Crew gestoßen war.
Ich ging einfach weiter und versuchte, es wieder abzuschalten.
Als Zorro schließlich trotz Vorwarnung volle Kanne im Matsch landete, gelang es mir schließlich.
Wir liefen eine Weile, während die Kroa-Rufe immer lauter wurden. Das hieß dann ja wohl, dass wir uns auf dem richtigen Weg befanden.
Irgendwann sah ich ihn schließlich. „Da oben!!"
Zorro und Robin blieben stehen und folgten meinem ausgestreckten Arm.
Und tatsächlich! Da oben saß er, der Southbird. Seine Brust hatte er gebrüstet und es schien so... als würde er mit einem gehässigen Grinsen auf uns drei hinabblicken. „KROOOA."
Es war ruhig.
Robin hob bereits ihre Arme, um ihn zu fangen, als wir es plötzlich poltern hörten. Wir spürten ein leichtes Beben in der Erde, das mit dem lauter Werden des Polterns immer stärker wurde.
„Was kommt denn jetzt?", wollte Zorro wissen.
Weder Robin noch ich konnte seine Frage beantworten.
War auch gar nicht nötig.
Plötzlich rannte eine Schar aus riesigen Exemplaren von Heuschrecken auf uns zu. Die waren fast so groß wie ich! Und sie griffen uns an!!
Glücklicherweise hörten die auf, sobald zwei von denen bloß eine Beule auf dem Kopf hatten.
„WOLLT IHR ÄRGER?!", schrie Zorro sie an.
„Was soll das? Wieso greifen die uns an?", wollte ich wissen.
„Das war der Vogel...", vermutete Robin.
„Wie?!", kam es gleichzeitig von Zorro und mir.
Die Schwarzhaarige zuckte bloß mit den Schultern. „Keine Ahnung. Aber ich schätze mal, dass der Vogel, die Tiere im Wald befehligt."
„Sogar die Insekten?!!", fragte ich nach.
„Könnte schon sein..."
„Apropos, der Piepmatz ist weg!", teilte Zorro uns mit, der auf den Ast schaute, auf dem der Southbird zuvor noch gesessen hatte.
„Verdammt!", fluchte ich.
Also gingen wir ihn wieder suchen.
Nur wurde uns die Suche nicht gerade erleichtert.
So wie es aussah, hetzte dieser blöde Vogel den gesamten Wald gegen uns auf. Kakerlaken, Marienkäfer und sogar Schweine jagten uns durch die Bäume. Wir hörten auch das Rufen unserer Freunde, was uns verriet, dass sie sich in einer sehr ähnlichen Lage wie wir befanden.
„Kacke..."
Der blöde Flattermann mit seinen blöden Untertanen von großem Kleinviech hatte uns wieder alle zusammengetrieben.
„Wo steckt das Vieh?", wollte Zorro gereizt wissen, der nun wirklich genervt war.
„Wir haben ihn gesehen", teilte Ruffy uns mit, „aber er hat riesige Insekten..."
„... auf uns gehetzt", endete Chopper.
Wir Restlichen nickten zustimmend. Das war uns allen passiert.
Und wir alle konnten und wollten nicht mehr.
Der Vogel hatte sein bescheuertes Spielchen mit uns gespielt!
„KROOOA!"
Wenn man schon vom Teufel sprach...
„Krokroooakro! Kroooa!" Der Southbird flatterte auf einen Ast.
„Er meint, wir Dummies kriegen ihn nicht!", übersetzte Chopper ein wenig gekränkt.
„Was für 'n oller Angeber!", schrie Ruffy sauer.
„DEN SCHIESS ICH VOM BAUM!", wütete Lysop.
Ehe allerdings irgendjemand etwas machen konnte, sprossen zwei Arme aus dem Vogel hervor, schmissen ihn zu Boden und hielten ihn dort fest.
„Kroa?!", kam es verwirrt von dem Opfer.
„Muss ihn nur sehen...", erklärte Robin.
Wow... Das ging ja leicht...!
„MAAARON!"
„MASIRA!!!"
„SHOJO!!!"
Wir waren zurück bei Cricktes Hütte angekommen. Der Maronenmann und Masira lagen stark verwundet und blutend auf dem Boden, Shojo wurde gerade von Sanji aus dem Meer gefischt.
Die drei waren angegriffen worden!
Lysop entdeckte gerade unser Schiff. Es war zerstört. „VERDAMMT!! DIE FLYING LAMB!!! WER ZUM TEUFEL WAR DAS?!"
Ruffy beugte sich zu Cricket runter, der etwas Blut spuckte. „Sorry, Kinder...", japste er. „Wir konnten's nicht verhindern... Aber wir haben noch Zeit. Bis Sonnenaufgang haben wir das Schiff repariert..."
Jedes einzelne Wort, das zu sprechen war, tat ihm weh, das sah man.
„Erzähl mir alles der Reihe nach!", verlangte Ruffy laut vor Sorge.
Zitternd vor Schmerz richtete Nolands Nachfahre sich auf. „Das ist jetzt doch egal... Habt ihr den Southbird?"
„Kroooa", machte der Vogel, der von Zorro getragen wurde.
Cricket hustete kurz, wobei ein wenig Blut wieder durch seinen Mund nach draußen gelangte. „Bravo!"
„RUFFY!!!", rief Nami von der Hütte aus. Sie rannte zu uns nach draußen und keuchte: „Die Goldfiguren sind weg!!!"
Keiner sagte etwas, doch jeder konnte die Wut spüren, die in der Luft lag... unsere Wut!
Das war also der Grund für den Angriff gewesen!
Cricket wusste, was in uns allen vorging, und winkte ab. „Lasst gut sein... Das regeln WIR... IHR müsst..."
Lysop ließ ihn nicht ausreden. „ABER FÜR DAS GOLD BIST DU DOCH ZEHN JAHRE LANG GETAUCHT!! DAVON BIST DU KRANK GEWORDEN!"
„Klappe... Das ist meine Sache", widersprach der Maronenmann. „Hört zu... Wenn die Affenbande ihre ganze Kraft mobilisiert, kriegen wir euer Schiff hin. Dann kommt ihr morgen garantiert los! Kapiert? Wir schicken euch ganz bestimmt in den Himmel. Darum sollt ihr..."
Während er so geredet hatte, war mir etwas an der Hüttenwand aufgefallen. „He, Ruffy!", machte ich meinen Bruder auf mich aufmerksam und unterbrach Nolands Nachfahren.
Mit meinem Daumen deutete ich auf den durchgestrichenen Smiley, der frisch auf die Wand gemalt worden war.
Mein Bruder, Zorro, Nami und ich kannten dieses Symbol.
„Bellamys Zeichen!!!", stellte die Navigatorin fest.
„Soll ich mit?", fragte ich den Strohhutträger.
„Nicht nötig", war die Antwort.
„Gut, dann richte bitte meine Grüße aus!"
Ein knappes Nicken kam als Zustimmung.
„Ruffy! Und bleiben nur noch drei Stunden!", erinnerte Nami ihn.
„Kommt rechts die Stadt?", wollte der Schwarzhaarige von Robin wissen.
Sie nickte. „Ja, immer nach rechts."
Zorros Blick zeigte Erkennung. Er schien kapiert zu haben, was unser Kapitän vorhatte.
„He, Kleiner!", rief Cricket. „Wo willst du hin? Lass das! Die Typen sind heftig!"
Zorro hielt sein Schwert, das noch in seiner Halterung steckte, vor dem Maronenmann. „Lass ihn gehen!"
Ruffy hatte sich bereits Richtung Mocktown gewandt.
Er ließ seine Finger knacksen.
„Bin vor Sonnenaufgang zurück!"
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