Sobald wir fielen schrie ich auf vor Schmerz.

Als ob ich in der Hölle wäre.

Als ob ich am ganzen Körper mit tausend Nadeln gestochen würde, mir jemand langsam und schmerzvoll mit einer rostigen Säge meine Körperteile absägen würde und ich würde am ganzen Körper lichterloh brennen.

Ich spürte, dass wir unsanft landeten, allerdings wusste ich nicht, wo. Ich nahm bloß den Boden wahr und dann noch zwei Händepaare, die mir besorgt den Rücken streichelten und mich trösteten. Bei den kleineren und zierlicheren Händen vermutete ich Nami, doch bei den anderen hatte ich keine Ahnung. Ruffy war es jedenfalls nicht, sonst wüsste ich das.

Schmerz durchzog meinen ganzen Körper.

Ich wusste, woher er kam... Und ich wünschte mir, dass ich mich irren würde.

Leider war dem nicht so.

An meinem rechten Unterarm lief etwas Nasses herunter; meine Narben bluteten. Auch aus meiner Nase kam ein wenig der roten Flüssigkeit, doch das war mir gerade sowas von egal. Ich wollte bloß hier weg!

Ganz am Rande hörte ich, wie meine Freunde durcheinander und voller Sorge meinen Namen riefen und fragten, was los sei. Ich konnte nicht sprechen. Ich schaffte es gerade mal zwischenzeitlich kurz mit dem Schreien aufzuhören, doch stattdessen begann ich zu heulen.

Ich hörte die Stimme von jedem, außer von Smoker... und von Ruffy.

Das war ja nicht möglich! Ich meinte, kotzen zu können. Und wenn das nicht bald aufhörte, würde es auch bald passieren!

Smoker stand nur da und beobachtete das Schauspiel. Allerdings achtete er weniger auf die Nané und die anderen, eher auf den Strohhut.

Er starrte mit gleichgültigem Blick auf seine Schwester. Auf einmal löste er den Blick von ihr und schaute sich suchend im Käfig um.

Der Marine-Kapitän beobachtete ihn weiterhin, er wollte wissen, ob der Junge draufkommen würde.

Der Schwarzhaarige hielt mitten in seinen Bewegungen inne und drehte seinen Kopf langsam wieder zur Nané. Seine Augen ruhten auf ihre blutenden Narben. In seinem Kopf schien es zu rattern.

Schließlich sah Smoker in seinen Augen, dass es ‚Klick' bei ihm machte und sofort wurde er wütend... sehr wütend...

Es war wohl Zeit für den Marine-Kapitän einzugreifen.

Ausdruckslos blickte Ruffy auf seine zusammengekrümmte Schwester und seine Freunde, die rings um ihr standen. Nami und Zorro knieten neben ihr und trösteten sie.

Äußerlich wirkte Ruffy total ruhig und gleichgültig, doch innerlich tobte in ihm ein Sturm. Ally so schreien zu hören machte ihn mehr als nur fertig. Er litt mit ihr.

Er hatte genauso viel Ahnung wie seine Freunde, warum ihr Vize-Käpt'n solche Schmerzen hatte, nämlich gar keine.

Es musste etwas mit diesem Käfig zu tun haben.

Auch er selber fühlte sich irgendwie schlapp.

Ja, das lag ganz sicher am Käfig.

Seine Schwester heulte nun.

Das war schrecklich für ihn. Er hasste es, wenn Ally weinte. So schlimm war es aber noch nie gewesen, glaubte er. Allerhöchstens nur einmal, das war als... Das war auf...

Schnell riss er wieder den Kopf zu ihr.

Ihre Narben bluteten...

Damals war es nicht so schlimm gewesen... Jetzt war es viel mehr!

Sobald er wusste, was der Grund war, wurde er wütend... sehr wütend!

Wo war Crocodile, dieses verdammte Schwein!

„Ruffy!!", rief Zorro plötzlich. Er war aufgestanden und seine Hände lagen auf den Griffen seiner Schwerter.

Der Schwarzhaarige drehte sich um, doch da war es schon zu spät. Smoker hatte bereits den Schlagstock auf seinem Rücken in der Hand und schlug Ruffy. Der Strohhutträger flog gegen das Gitter des Käfigs.

„AIIII!! RUFFY!", schrie Lysop erschrocken auf.

„Ru... ffy...", krächzte Ally, doch im nächsten Moment entwich ihr ein leiser Schrei. Nami strich ihren Rücken auf und ab. „Ganz ruhig...!", sagte sie, obwohl sie immer noch keine Ahnung hatte, was mit der Nané los war. Allerdings hatte sie eine Vermutung, doch die sollte sich bitte als falsch erweisen.

Ruffy lag auf dem Boden, Smoker stand über ihm und hielt ihm mit seinem Schlagstock dort fest.

Lysop stellte sich in Karatekampfstellung. „Komm doch her!!! Ich hau dich blau!!!" Er zitterte vor Angst.

Ruffy hechelte. „Mist! Ich hab keine Kraft mehr, wie im Wasser!"

„Richtig beobachtet...", kam es vom Marine-Kapitän.

„Was hast du mit Ruffy gemacht?", rief Lysop laut.

Ally hob den Kopf und wollte sich aufsetzen, doch sie zuckte zusammen und krümmte sich.

„Bleib liegen!!", riet Zorro ihr.

Sie blieb in der Stellung und rührte sich nicht. Sie schrie nicht mehr, aber sie zitterte am ganzen Körper.

„An der Spitze meines Stabs ist ein Seestein montiert", erklärte Smoker. „Der lähmt die Teufelskräfte. Die Gefängnismauern im Marine-Hauptquartier sind aus diesem Stein gehauen. Man weiß nicht, warum der Stein dieselbe lähmende Kraft wie das Meer hat... Wie kristallisiertes Meerwasser."

„Deshalb ist Ruffy also so schwach!", stellte Lysop fest.

„Ist dieses Gitter auch daraus?", wollte Nami wissen und deutete mit einer Hand auf das Gefängnisgitter.

„Sonst wäre ich längt weg!", antwortete Smoker grimmig. „Immerhin kann ich euch dann in Ruhe fertig machen!"

Zorro griff drohend nach seinen Schwertern.

„Und was ist mit Ally?", mischte der Lügenbaron sich dazwischen.

„Das Gitter enthält Nená-Essenz", erklärte der Marine-Kapitän nüchtern.

„WAAAS??!!!", kam es von Nami, Zorro und Lysop.

„Und so wie es ausschaut, ist sie relativ hoch konzentriert", ergänzte Smoker. „Mindestens 30..."

„Um genau zu sein, 35", meinte eine fremde Stimme, die sich nicht im Käfig befand.

Ein Mann mit dunkellila Haaren befand sich in dem Raum, in dem auch der Käfig war. Es war im Allgemeinen ziemlich edel eingerichtet mit Kronleuchter und so.

Der Mann, der auf einem Stuhl bei einem langen Tisch saß, hatte eine Narbe quer über dem Gesicht und sein linker Arm endete in einem goldenen Haken.

„35%?!!!", schrie Nami, die immer noch bei Ally kniete, entsetzt. „Das ist viel zu viel!!"

„Wieso?", kam es scheinheilig von dem Mann. „Soweit ich weiß, sind erst 50% tödlich!" Er lachte.

„Crocodile!", knurrte Smoker.

Der Samurai grinste. „Was guckst du so böse? Fühlst du dich... VERRATEN? Tja... mit Recht..."

„Hey, ich erzähle allen, der Kleine hätte dich gekillt! Dann ist das mit dem Verrat nicht so peinlich!"

„Was machst du eigentlich hier?", wollte Crocodile wissen. „Du musst auf eigene Faust hier sein, schließlich traut mir die Weltregierung!"

„Einer der Sieben Samurai...!", kam es vor Konzentration ruhig von Zorro.

Nami und Lysop allerdings bekamen fast einen Herzinfarkt und Ally bebte immer noch. Die Nená-Essenz machte ihr sehr zu schaffen.

Während Smoker mit Crocodile geredet hatte, hatte er den Stab von Ruffys Brust genommen.

Der richtete sich jetzt wieder auf. „Da ist das Krokodil..." Schlau, wie er war, griff er an die Käfigstäbe. „DU BLÖDER SACK!!! Kämpf mit m-" Weiter kam er nicht, denn er sank aufgrund der Berührung mit dem Seestein zu Boden.

Lysop patschte sich Hand gegen die Stirn.

„Ruffy mit dem Strohhut... und Ally die Nané... Tolle Leistung... Habt es weit gebracht! Allerdings hat jeder seine Schwächen und Teufelsfruchtnutzer und Nané haben den Nachteil, dass ihre weltweit bekannt sind...! Jetzt ist das Spiel aus!"

Ally hob ihren Kopf und warf dem Samurai einen vernichtenden Blick zu. Allmählich gewöhnte sie sich an die Essenz. Der Schmerz war noch da, allerdings nicht mehr allzu schlimm. Trotzdem wollte sie momentan nichts lieber, als aus diesem Käfig kommen. Die Nená-Essenz musste es im ganzen Kasino geben, deswegen hatte sie auch die Kopfschmerzen bekommen.

Das Krokodil redete weiter: „Wir warten noch auf jemanden. Meine Partnerin holt sie gerade."

Sie saßen jetzt schon ziemlich lange in diesem Käfig fest.

Und das Schlimme war, dass niemand von ihnen etwas daran ändern konnte!

Ruffy tat so, als würde er rauchen. „Ich bin Sanji! Mundet das Steak?"

Lysop lachte sich schlapp.

Nami verpasste beiden eine Kopfnuss. „Seid nicht so albern! Wir sitzen hier fett in der Klemme!"

Die Navigatorin wusste, dass die beiden das machten, weil ihnen langweilig war, aber auch, weil sie sich Sorgen um Ally machten und diese so überspielen wollten.

Zorro schlief, was die Orangehaarige tierisch aufregte. „Wieso pennst du schon wieder?!?"

Mit einer Beule auf dem Kopf rieb sich der Schwertkämpfer müde die Augen. „Ist es schon hell?!"

„DU DEPP!!", schrie Nami.

Im nächsten Moment ratzte er wieder. Ihn ein weiteres Mal aufzuwecken, traute sich die Navigatorin allerdings nicht.

Denn Ally schlief auch gerade und benutzte Zorros Schoß als Kissen, was sie aber nicht wusste.

Jedenfalls schien sie so am wenigsten zu leiden, auch wenn sie im Schlaf ab und zu mal zuckte und immer noch frisches Blut durch den provisorischen Verband aus einem Stück Stoff aus Ruffys Mantel sickerte.

Dem Grünhaarigen schien es alles andere als zu stören, von Ally als Kissen benutzt zu werden.

„Du hast die Jungs ja gut im Griff...", kam es vom Krokodil, der alles beobachtet hatte.

„Wart's nur ab, Croco!", warnte Nami ihn. „Wenn die erst mal hier rauskommen, dann haben die DICH gut im Griff!"

Ruffy brüllte entschlossen. „Aber echt!"

„Ihr vertraut eurem Käpt'n also, was?", schlussfolgerte der Samurai. „Pah, Vertrauen...!" Er lachte leise. „... ist bloß 'ne schlechte Angewohnheit!"

„GEHT'S NOCH?!!", rief Nami sauer.

„L-Lass das! Sonst wird er wütend", versuchte Lysop sie panisch zu beruhigen.

„CROCODILE!!"

Ich wachte auf, weil jemand Crocodiles Namen gerufen hatte.

Sobald ich wach war, spürte ich die Schmerzen wieder, aber ich riss mich zusammen.

Die Stimme kannte ich. „Vivi..."

Mein Geflüster ging in Lysops und Ruffys Rufen unter. „VIVI!!!"

Die Blauhaarige stand ganz oben auf der Treppe.

Parallel dazu merkte ich, dass ich nicht auf hartem Boden lag. Ich brauchte eine Weile, um zu kapieren, dass ich auf Zorros Schoß lag.

Hastig setzte ich mich mit einem „'Tschuldigung!" auf, was allerdings nicht so schlau gewesen war. Ich zuckte heftig zusammen.

Zorro schien auch geschlafen zu haben und ebenfalls erst aufgeweckt worden zu sein. Er überhörte meine Entschuldigung und meinte: „Du solltest dich nicht so schnell bewegen!"

Ich nickte kurz, während ich im Sitzen leise keuchte.

In der Zwischenzeit sagte Crocodile: „Willkommen, Prinzessin! Oder lieber ‚Miss Wednesday'? Du hast es also lebend bis hierher geschafft!"

„Ja, aber nur um dich zu killen, Mr. Zero!!", erwiderte die Blauhaarige mit kräftiger Stimme.

Das Krokodil grinste fies. „Darf ich vorher noch Alabasta vernichten?"

Vivi zitterte vor Wut.

Plötzlich zog sie ihre Waffen, zwei Schnüre mit Klingen an den Enden, die um ihre kleinen Finger gewickelt waren und wirbeln ließ, und stürmte auf Crocodile zu. „ DU FIESES REPTIL! DU HAST UNS SCHON GENUG ANGETAN!"

„VIVI!! BEFREI UNS ERST MAL!!", rief Ruffy, der unbedingt aus dem Käfig wollte. Aber da teilte ich seine Meinung, ich wollte... nein, ich MUSSTE hier raus!!

„Pfauen-Slasher!!", rief die Prinzessin und schickte eine sich drehende Klinge auf den Dunkellilahaarigen zu.

Sie traf direkt seinen Kopf, der anscheinend weg war.

„Boaaah!!", staunten Ruffy, Lysop und Nami.

Nein! Das war viel zu leicht!

„Das war nix...!", murmelte Smoker.

Es passierte etwas Komisches. Der ganze Körper des Samurai schien sich in Sand aufzulösen!

Der Sand schwebte durch die Luft. „Bist du nun zufrieden, Miss Wednesday?", hörte man Crocodiles Stimme sagen.

Hinter Vivi manifestierte sich der Sand wieder und nahm die Gestalt von Crocodile an. Es WAR Crocodile, der mit seiner rechten Hand den Mund der Prinzessin zuhielt und mit seinem Goldhaken ihren rechten Arm unter Kontrolle hielt. „In diesem Land kennt jeder meine Fähigkeit, die Kraft der Sand-Frucht..."

Er grinste fies. „Soll ich dich zur Mumie machen?"

„EIN SAND-MENSCH!!!", kreischte Lysop panisch.

„LASS VIVI LOS! SONST MACHE ICH DICH PLATT!!", schrie Ruffy.

Das Krokodil ließ Vivi tatsächlich los und schubste sie grob auf einen der Stühle am Tisch. „Setz dich und guck nicht so böse. Die Party fängt ja gleich an! Oder, Miss Bloody-Sunday?"

Ich hatte gar nicht gemerkt, dass die Partnerin des Samurais im Raum erschienen war. Die Frau, der wir bereits in Whiskey Peak begegnet waren.

Sie lächelte, aber irgendwas war an ihrem Lächeln komisch... Es war nicht warm und freundlich... eher kalt und gleichgültig. „Ja, es ist so weit."

Die schwarzhaarige Frau blickte auf ihre Taschenuhr. „Es ist schon nach sieben."

Die Operation ‚Utopia' läuft an. Ein langer Tag beginnt...