112. Yuba
„Regenpulver?", wiederholte Ruffy.
„Es ist eine geniale Erfindung...", fing Nami an zu erklären. „Aha?", kam es von Ruffy und nickte mit gewichtiger Miene. Der kapierte bestimmt nichts.
Nami redete weiter: „Aus dem Pulver bildet sich Nebel und der verdunstet in der Luft, dadurch bilden sich Wolken und Regen. Das Pulver produziert also Regen... Das ist Nebelin."
„Ein Wunderpulver!", strahlte mein Bruder.
„Jedenfalls bringt's Regen", kam es gelangweilt von Zorro.
Die hatten nix kapiert.
„Das ist doch die Lösung für Alabasta!", meinte ich.
„Das dachte man damals auch. Die Menschen haben vor Freude getanzt", erwiderte die Orangehaarige. „Aber es gab einen Haken. Das Nachbarland auf der Leeseite trocknete aus! Das Pulver raubte den Wolken ihre Feuchtigkeit."
„Das Nebelin hat also Regen geklaut!", schloss Lysop erkennend zusammen.
Nami nickte. „Sozusagen. Bald gab's Krieg, der viele Menschenleben kostete. Seitdem hat die Weltregierung Nebelin verboten."
„Das Pulver ist Segen und Fluch zugleich." Wir alle wandten uns zu Vivi. „Als das Nebelin nach Nanohana kam, hatte es ewig nicht mehr geregnet, außer in der Stadt des Königs!!"
„Der König wurde verdächtigt, dass er allen anderen den Regen klaut", vermutete Zorro aus den Worten der Prinzessin.
„Da hat dein Vater aber selbst schuld!!", rief Ruffy und zeigte anklagend auf Vivi.
Sogleich bekam er Sanjis Fuß auf den Kopf gedonnert. „Depp!! Er wurde reingelegt!! Vivis Vater würde so etwas nicht tun!!"
Vivi seufzte traurig und zog ihre Kapuze vom Kopf. „Schon damals begann Crocodiles Verschwörung..." Sie sank im Sand auf die Knie direkt vor einem Totenkopf. „Der König ahnte nichts Böses, doch das Pulver war bereits in den Palast geliefert worden. Genau wie Crocodile es geplant hatte, gab's einen Aufstand! Für die Menschen hieß es leben oder nicht leben..." Sie wirkte immer verzweifelter. „Frieden, Vertrauen zum Königshaus und viele Menschenleben mussten daran glauben und Schuld an Allem ist Crocodile!!" Es schien ihr wirklich den letzten Nerv zu rauben. „WIE KANN MAN NUR SO EIN MIESES SCHWEIN SEIN?!!"
Armer König, armes Alabasta... Arme Vivi!
Ruffy, Sanji und Lysop liefen langsam davon zu einem Haus, das jeden Moment einfallen könnte.
Vivi schien mit sich zu kämpfen und versuchte, nicht zu weinen. „ICH ZAHL'S IHM HEIM!!!"
Das Haus, bei dem die drei Jungs waren, stürzte ein, weil dort jemand anscheinend seine Wut raus gelassen hatte.
Zorro schnaubte. „Wie die Kleinkinder!"
Ruffy, Sanji und Lysop kamen mit den grimmigsten und finstersten aller Mienen zurück.
„Was sollte das?!", fragte Nami.
„Lasst und weiter", sagte Ruffy mit vor Wut ganz ruhiger Stimme, „sonst flipp ich aus!"
Es war verdammt heiß... gewesen. Jetzt war es arschkalt!
Es war Nacht und in ein paar hundert Metern sollten wir Yuba erreichen.
Aber am Tag war ganz schön viel passiert.
Irgendwann am frühen Nachmittag hatte Ruffy vorgeschlagen Shing-Shang-Shong zu spielen, der Gewinner DURFTE das ganze Gepäck tragen. Wir hatten nur mitgemacht, weil mein Bruder drauf bestanden hatte und er hatte ‚gewonnen', also musste er alles schleppen. Wir hatten sogar einen schattigen Rastplatz gefunden, wo der Strohhutträger auch gleich von irgendwelchen Vögeln reingelegt worden war. Sie hatten unser ganzes Gepäck geklaut. Als Ruffy ihnen hinterher gerannt war, war er ein paar Augenblicke später wiedergekommen und hatte jemanden mitgebracht; ein Kamel, das sich mit ihm auf der Flucht vor einer riesigen Echse, eine Sandora-Echse, befunden hatte. Ruffy, Zorro, Sanji und ich hatten sie zusammen ziemlich schnell erledigt. Dann hatten wir immerhin Futter gehabt. Das Kamel blieb bei uns und Nami taufte es Wimper. Er hatte sogar einen Sattel, wo zwei Personen sitzen konnten. Wimper trug, sehr gegen den Willen der Jungs, nur Mädchen. Nami hatte es irgendwie so geregelt, dass sie, Vivi UND ich zusammen auf dem Kamel ritten.
Und nun war es Nacht, es war kalt und der Sand blies uns in die Augen. Laut Vivi sollte es sogar manchmal Frost in der Wüste geben.
„Dahinten ist Licht!!", rief die Prinzessin auf einmal aus. Sie und ich liefen wieder, während Nami immer noch ritt.
„Sind wir da?!", wollte Chopper wissen. Anfangs war er in der Hitze fast eingegangen, doch jetzt ging es ihm ziemlich gut.
Ruffy legte eine Hand über die Augen, um diese zu schützen. „Ich seh nix, ich hab Sand in den Augen..."
Wir sahen die Silhouette einer Stadt. Das war bestimmt Yuba!
Aber... Da war was faul!
„DA STIMMT WAS NICHT!!", stellte auch Vivi entsetzt fest. „EIN SANDSTURM!!!"
Wir schauten genauer hin und sahen, dass die Prinzessin leider recht behielt. Entsetzt rissen wir die Augen auf.
„IN YUBA TOBT EIN SANDSTURM!!!"
In der Oase Yuba:
Der Sandsturm war vorbei.
Alle Palmen waren abgeknickt und überall lag Sand. Einige Häuser waren sogar halb zugeschüttet. Von Wasser keine Spur. Keine Menschenseele war zu sehen.
Ich hörte ein leises Geräusch... Ein gleichmäßiges Schaben... Aber vielleicht bildete ich mir das nur ein.
„Ein Sandkasten...", hauchte Vivi entsetzt.
„Wollen wir 'ne Sandburg bauen?", kam es sarkastisch von Zorro, der den ohnmächtigen Lysop über seine Schulter trug. Es hatte die Langnase irgendwann im Laufe des Nachmittags aus den Latschen gekippt.
Was war das für ein Geräusch?!
„Wasser?!", hechelte mein Bruder.
„Fehlanzeige", stellte ich klar.
„Das soll 'ne Oase sein?" Sanji runzelte die Stirn.
„Die Oase wird von der Wüste verschluckt!!!" Vivi klang verzweifelt.
Kein Wasser! Das gab's doch nicht.
„Ihr müsst müde sein von eurem Wüstentrip... Sorry, die Stadt ist ausgetrocknet...", sagte eine Stimme plötzlich. Wir liefen zu einer kleinen Kuhle, wobei das Schaben immer lauter wurde. Wir fanden einen älteren Mann, der mit einer Schaufel Sand aus der Kuhle aushob. Er wirkte ziemlich... ausgetrocknet und mager.
Der Mann schaute zu uns auf. „Seid trotzdem willkommen. Unsere Raststätten sind unser ganzer Stolz."
Vivi zog ihre Kapuze etwas tiefer ins Gesicht. Könnte ja sein, dass sie erkannt wurde.
„Wir dachten, die Rebellen seien hier?", sprach die Prinzessin.
Der Mann, der wieder angefangen hatte zu graben, schaute abermals auf, allerdings war diesmal sein Blick voller Zorn. „Wieso fragt ihr? GEHÖRT IHR ETWA ZU DIESEM PACK?!!"
Wir duckten uns unter seinen Worten weg. „Immer langsam, Alter!"
Der Mann beruhigte sich wieder ein wenig und fing wieder das Graben an. „Diese Dummköpfe sind nicht mehr in der Stadt."
„WAAAS?!!", riefen wir gleichzeitig entsetzt. „VERFLIXT!"
„Seit drei Jahren hat es keinen Tropfen Regen gegeben...", sagte der Mann. „ ... und dauernd diese Sandstürme! Ein Jammer, was aus der Oase geworden ist! Die Karawanen bleiben aus, es gibt keinen Proviant mehr... Die Rebellen lagern jetzt in Katorea."
„Katorea?!", wiederholte Vivi fassungslos.
„Wo ist das, Vivi?", wollte Ruffy wissen.
„Das ist die Oase bei Nanohana", war die Erklärung.
„NANOHANA?!!", kam es gleichzeitig von uns.
„Da kommen wir doch her!!", ergänzte ich noch entsetzt.
Der Mann in der Grube merkte auf. „Prinzessin Vivi?!"
„Vivi ist keine Prinzessin!!", widersprach mein Bruder hastig.
„Klappe!!", rief Zorro und verpasste ihm eine.
Ich klatschte mir meine flache Hand in mein Gesicht. „Toll gemacht, Ruffy... Echt SUPER...!"
Vivi versuchte derweil dem Mann das eben Gehörte wieder auszureden. „Ich bin... ähm..."
„Vivilein, bist du's?!", unterbrach der Mann sie.
Vivilein??!
Der Mann kam zu uns rauf und packte Vivi vorne an den Schultern. „Du lebst noch!! Ein Glück! Ich bin's!! Nur etwa abgemagert."
Vivi schwieg erst noch und schien nachzudenken, dann riss sie die Augen auf. „Onkel Toto?!"
Der Mann bekam Freudentränen. „Ja..."
Die Prinzessin legte sich eine Hand auf den Mund und schien ihre Tränen herunterzuschlucken. „Das kann...!!"
„ONKEL Toto?!", wiederholte Ruffy.
Dem Mann, Toto, kullerten Tränen über sein runzeliges Gesicht. „Vivilein, ich glaube immer noch an den König!!! Er würde das Land niemals verraten!!! Stimmt's? Diese Idioten haben nicht auf mich gehört...!" Toto sank auf die Knie. Er redete wahrscheinlich von den Rebellen. „DU MUSST SIE STOPPEN!!! Nur du kannst es schaffen!!!"
Vivi schien den Tränen nahe, doch sie riss sich zusammen. „Onkel Toto..."
Toto sprach weiter: „Drei Jahre hat's nicht geregnet... Na und? Yuba glaubt an den König!!! Ich wollte sie aufhalten, aber es war zwecklos. Die Rebellen sind selbst am Ende ihrer Kräfte... Die nächste Attacke wird eine Kamikaze-Aktion..." Toto weinte immer mehr, doch jetzt nicht mehr aus Freude, sondern aus Verzweiflung! Das spürte ich.
„ ... SIE WOLLEN STERBEN!!!"
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