105. Der Winterkirschblütentraum

Vor dem Schloss:

„Sollten wir nicht Doc Kuleha und Dalton Ciao sagen?", wollte Ruffy wissen, der auf einer selbstgebauten Schneekugel saß.

Ich winkte ab. „Lass Chopper das alleine machen, wird eh hart genug für ihn..."

„... und Kuleha ist auch nicht so taff, wie sie tut...", schloss sich Nami mir an.

Das kleine Rentier war nochmal ins Schloss gegangen, um sich zu verabschieden.

„Wollen wir echt sofort los?", fragte Lysop nochmal nach.

„Klar!", bestätigte die Navigatorin. „Sobald Chopper zurück ist, geht's nach Alabasta! Einverstanden, Vivi?"

Die Prinzessin nickte. „Ja, wir haben ja jetzt einen Arzt..."

„Arzt?", kam es verwundert von Ruffy. Ja?! Chopper war Arzt?!! Der Blitzmerker von meinem lieben Bruder hatte doch wohl nicht...!

„Okay!", sagte Lysop. „Ich mach schon mal die Seilbahn klar!"

Ruffy balancierte auf der Schneekugel. „Hier gibt's 'ne Seilbahn? Cool!"

„Das hätte man uns auch früher sagen können!", schnaubte ich genervt. „Jetzt sind wir da Stunden hochgekraxelt und dann gibt's 'ne Seilbahn!!"

Ruffy lachte. „Ach, im Nachhinein war das doch ganz lustig!!"

„Lustig?!? Wir wären fast draufgegangen! Das ist kein Spaß während man auf einem Berg klettert, ohnmächtig zu werden!", schrie ich schon fast.

„Aber ich hab dich doch aufgefangen!"

„Ja...", seufzte ich. „Und da bin ich dir auch sehr dankbar!" Lächelnd blickte ich meinen grinsenden Bruder an.

Ich hörte ein unterdrücktes Lachen und wandte mich zu Zorro, der schadenfreudig grinste. „Was?"

„Ihr seid da echt hochgeklettert, während wir Seilbahn gefahren sind!", war die Erklärung des Schwertkämpfers.

Ich verdrehte die Augen. „Grins nicht so blöd! Das war kein Spaß!!"

Zorro wimmelte ab. „Ich hab's ja nicht bös gemeint!"

Ich hörte gar nicht auf ihn. „Ich hab meine Finger und Zehen aufgerissen, musste stundenlang da klettern, mir war scheißkalt, es hat gewindet wie noch was und ich hab meinen Gürtel verloren!!!"

„Du hast deinen Gürtel verloren?", merkte Nami auf. „Den von Tara?!"

Ich nickte traurig.

„Hä? Wann war das denn?", wollte Lysop wissen, der gerade an der Seilbahn rumwerkelte.

Sanji lag wegen seines Rückens immer noch ausgeknockt im Schnee.

„Während der Lawine", erzählte Ruffy. „Der Gürtel ist einfach aufgesprungen und dann war er weg."

Vivi blickte bedrückt. „Der Gürtel war dir wichtig, oder?"

Ich nickte stumm.

„Ah!", kam es von Zorro. Er stand auf und zog etwas unter dem Mantel hervor. „Das hab ich nach der Lawine gefunden. Es war unten im Tal im Schnee begraben, aber ein kleines Stück konnte man noch sehen. Ich hab ihn mitgenommen."

Das, was der Grünhaarige mit der roten Nase in der Hand hielt... war mein Gürtel!!

Ganz in Weinrot, mit Kästchen und sah so aus, als wäre er niemals von einer Lawine mitgerissen worden.

Ich starrte ihn bloß an.

Ich hatte mich innerlich bereits mehr oder weniger darauf vorbereitet, ihn nie wieder zu sehen.

Und jetzt brachte mir Zorro ihn.

Vorsichtig nahm ich ihm meinen Schatz ab und schnallte ihn mir um die Hüfte. Es fühlte sich so richtig an.

Es war still, keiner sagte was, doch das registrierte ich nicht richtig; ich dachte nur noch an den Gürtel.

„Und das sagst du mir erst jetzt?!!", fuhr ich Zorro an. Also, ehrlich! Stundenlang saßen wir hier zusammen und JETZT gab er mir meinen Gürtel wieder?!

„Ich hab halt nicht dran gedacht!", verteidigte er sich gereizt. „War eben nicht oben auf meine Prioritätenliste! Und bevor du jetzt wieder anfängst einen Aufstand zu machen..."

Er konnte nicht fertig sprechen. Während er geredet hatte, hatte sich langsam ein Lächeln auf mein Gesicht gezaubert, das von einem Grinsen zu einem Strahlen wurde, was Zorro verwundert verstummen ließ

Im nächsten Moment sprang ich vor Freude in die Luft. Die anderen erschraken sich fast zu Tode.

Ich fing an auf und ab zu hüpfen, wie ein kleines Kind und sagte die ganze Zeit zu Zorro: „Danke! Danke! Danke! Du hast ihn gefunden! Danke!"

„Wow! Da freut sich aber jemand!", meinte Lysop stirnrunzelnd.

Nami und Vivi lächelten.

Ruffy grinste und Zorro schien ein wenig verlegen zu werden.

Ich beachtete die ganzen Reaktionen gar nicht, sondern freute mich weiterhin wie ein Honigkuchenpferd.

Ich war so happy und Zorro so dankbar, dass ich gar nicht wirklich mitbekam, was ich als Nächstes tat; freudenstrahlend grinsend und mich die ganze Zeit bedankend sprang ich zu Zorro. Mit einem weiteren „Danke!" stellte ich mich auf die Zehenspitzen und gab dem Schwertkämpfer einen Kuss auf die Wange.

Ehe der überhaupt registrierte, was gerade passierte, war ich schon wieder weg und hüpfte durch den Schnee.

Auch jetzt merkte ich nicht wirklich, was ich getan hatte, alle anderen allerdings schon.

Lysop pfiff zweimal vielsagend von der Seilbahn aus.

„Oha!", kam es lächelnd von Vivi.

Nami kicherte zufrieden und meinte: „Na also!"

Ruffy popelte in der Nase.

Sanji war zum Glück immer noch halb bewusstlos und bekam hiervon gar nichts mit.

Und Zorro wurde tatsächlich rot im Gesicht.

Aber wie bereits gesagt, ich bekam davon nichts mit und schwebte immer noch in meiner Euphorie. Und auch keiner machte irgendwelche Anstalten, mich auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Zum Glück, denn meine Aktion sollte mir später schon noch peinlich genug sein.

Ich hatte meinen Gürtel wieder!

Plötzlich hörten wir Lärm vom Inneren des Schlosses aus.

Sofort stoppte ich mit meinem 'Ich-hab-meinen-Gürtel-wieder-und-hüpf-jetzt-vor-Freude-im-Kreis'-Tanz.

„Was ist im Schloss los?", wollte ich wissen.

„Warum lassen sie Chopper keinen ruhigen Abschied?", fragte Nami seufzend.

Nein, da stimmte irgendwas nicht. Hier würde es gleich krachen!

Auf einmal rannte Chopper in seiner Rentiergestalt aus dem Schloss und zog den Schlitten hinter sich her.

„Da ist er ja!", stellte Zorro klar, der wieder normale Gesichtsfarbe hatte.

„Hey! Was ist los?", wollte Nami wissen, als sie sah, wie schnell der kleine Arzt rannte.

„ER FLIEHT!", stellte Vivi entsetzt fest.

Mit dem Nané-Blick sah ich was. „Wuaah!! Und ich weiß auch, wovor!" Ich zeigte auf die Tür.

Im nächsten Moment kam Doc Kuleha angestürmt, die wie eine Besessene mit Messern um sich warf. „HALT!!!"

Wir alle rissen entsetzt den Mund auf. „WAS SOLL DAS?!!"

Kam die etwa so schlecht mit Choppers Entschluss klar?!

„Los, in den Schlitten!!!", rief das Rentier zu uns. „Wir fahren runter!"

Gesagt, getan. Bei Kulehas Anblick saßen wir schneller im Schlitten, als dass sie ‚Medizin' sagen konnte.

Dann rannte Chopper schnell weiter und sprang mit einem Satz auf das Seil der Seilbahn, das er sogleich runter flitzte.


Unten im Tal:

„Da unten!", rief ein Dorfbewohner und zeigte in den Himmel.

„Was ist da?", wollte ein anderer wissen. Er schaute selber zum Vollmond und konnte seine Frage selbst beantworten.

Man sah den Schlitten mit Personen drinnen und der von einem Rentier gezogen wurde. Da sich direkt dahinter der Vollmond befand, sah man die ganzen Gestalten im Szenario in Schwarz und das Seil gleich gar nicht, weswegen es so aussah, als ob der Schlitten mit dem Rentier durch die Luft fliegen würde.


Wir fuhren direkt am Vollmond vorbei, das war schön... Allerdings war jetzt keine Zeit für sowas.

Nami und Vivi hielten Sanji fest, der drohte aus dem Schlitten zu fallen.

Lysop hielt Ruffy fest, der gar nicht erst im Schlitten saß, sondern quasi hinterher durch die Luft flog. Zorro und ich hielten Lysop fest, der selber auch fast aus dem Schlitten fiel.

Und es war eng.

Als wir unten ankamen, sah ich, dass das Seil an einem Baum festgebunden war, bei dem ein paar Leute aus dem Tal standen, die uns überrascht anguckten.

Allerdings waren wir schon weitergefahren, ehe sie richtig blinzeln konnten. Chopper hatte 'ne krasse Geschwindigkeit drauf!

Ruffy lachte. „Wow!! Das war ja irre!! Ich will nochmal!!"

„Spinnst du? Wir wollen los!", rief Nami.

„Mir ist schlecht...", kam es von Lysop.

„Wo bin ich?" Sanji öffnete benommen die Augen.

„Hey, Sanji! Alles klar?", begrüßte ich den Koch.


Dalton stellte sich neben Kuleha in den Schnee, die in die Richtung blickte, in die Chopper mit seinen neuen Freunden verschwunden war.

„Bist du traurig, Kuleha?", wollte der Mann wissen.

„Nein! Dem Kleinen geht's jetzt gut!!", war die Antwort der lächelnden Ärztin, allerdings liefen ihr Tränen die Wangen herunter. „Ich gönne es ihm..."


In kurzer Zeit legten wir ganz schön viel Weg zurück.

Plötzlich knallte es hinter uns.

Einmal, zweimal, dreimal,...

Peng. Peng. Peng.

Die Geräusche kamen vom Schloss.

Auch die anderen hörten es, genauso Chopper. Er wurde immer langsamer bis er schließlich zum Stillstand kam.

Wir steigen aus dem Schlitten und das Rentier machte sich klein.

Allesamt blickten wir zum Berg hoch.

Uns verschlug es glatt die Sprache, bloß ein paar Wörter brachten wir heraus.

„Total krass...", kam es von meinem Bruder.

„Stimmt...", stimmte Zorro zu.

„So was Schönes...", meinte Nami lächelnd.

„Wahnsinn...", brachte ich gerade noch heraus.

Chopper fing an zu heulen. Immer lauter. Es bedeutete ihn anscheinend wirklich viel.

Das Knallen musste von den Kanonen gekommen sein. Irgendwas mussten die in die Luft geschossen haben, sodass es im Schnee kleben blieb.

Der Schnee hatte sich Kirschblütenrosa gefärbt.

Da die Berge hier zylinderförmig waren und der Schnee um die Bergspitze rum rosa war, sah der Berg, wo das Schloss drauf war, aus wie ein großer, wunderschöner Kirschblütenbaum.


Der lächelnden Kuleha liefen immer mehr Tränen die Wangen herunter. „Bader war schon ein verrückter, alter Kauz!"

Sie wischte sich die Tränen weg und lächelte glücklich. „Geh, kleines Rentier!!!"

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