068. Die Ehrenpose der Nané
Ich hatte vom Käfig aus Alles mit beobachtet.
Vom Eintreffen der fünf bis hin zum Sieg über die Drillinge.
Und die ganze Zeit über war ich so glücklich darüber meine Freunde zu sehen.
Ich merkte es sofort, als Lysop und Nami es geschafft hatten, die Maschine auszustellen. Ich hatte immer noch Schmerzen, vor allem im Kopf, aber es war viel besser. Ich fühlte mich so leicht.
„Kommt!", sagte Zorro zu Sanji und Ruffy gewandt. „Wir müssen Ally befreien!"
„Ach ja? Und wie sollen wir das anstellen, Spinatschädel? Schon vergessen? Wenn wir die Kette durchtrennen kracht Ally mit dem Käfig auf den Boden und verblutet in den Scherben! Und wenn wir den Käfig zerschlagen, ist es genau das Gleiche!"
„Wir machen es gemeinsam!!", gab Ruffy ruhig, aber bestimmt von sich.
Seine Freunde schauten ihn kurz an, dann nickten sie.
„Hier geblieben!!", hörte ich Nami rufen.
Ich richtete meinen Blick auf die Loge. Glamoria hatte anscheinend versucht sich klammheimlich aus dem Staub zu machen, doch Nami und Lysop ließen das nicht zu.
Dann schaute ich wieder zu Ruffy, Sanji und Zorro.
Sie liefen ein paar Schritte auf meinen Käfig zu. Im nächsten Moment blieben sie stehen.
„Zorro...", sagte Ruffy ruhig ohne den Blick vom Käfig zu wenden.
Der Schwertkämpfer griff nach seiner Waffe. „Aye, aye!"
Als nächstes sprang er in die Luft, bis er in etwa auf der Höhe des Käfigs war. Ich bildete mir ein, dass er mir durch das Glas kurz zu grinste.
Ich hatte mir das wahrscheinlich wirklich eingebildet, denn im nächsten Moment schwang Zorro bereits seine Schwerter. Ich hörte das Geräusch, als würde Metall durchbrechen und ich spürte wie die Schwerkraft mich anzog.
Doch ehe was passieren konnte, sprang Ruffy hoch, griff mit der einen Hand das Kettenstück, das an der Decke hing und mit der anderen Hand packte er das Endstück, das sich mit dem Käfig abwärts bewegte.
Sofort verlangsamte sich das Tempo des Käfigs.
Ich war mir sicher, dass Ruffy gedehnt wurde und mich schließlich sanft auf den Boden absetzte.
Zum Schluss trat Sanji in Aktion. Er stellte sich vor den Käfig und zwinkerte mir zu.
Das war jetzt WIRKLICH nicht der richtige Moment für sowas!!
Als nächstes drehte sich der Koch um sich selbst und trat dabei zu.
Der Käfig bekam Risse und ich duckte mich schnell. Keine Sekunde zu spät, denn der Käfig zerbrach. Splitter prasselten auf mir nieder und ich bekam den einen oder anderen Schnitt ab, was aber nicht weiter schlimm war.
Auch wenn keine Glasstückchen mehr flogen blieb ich in meiner Position.
Ich konnte es immer noch nicht wirklich glauben. Ich war frei! Dieser Käfig war zerstört genauso wie die Maschine. Ich würde mit meinen Freunden zur Grand Line segeln, viele Abenteuer erleben, unsere Träume verwirklichen... und ich würde zusehen und dabei helfen können, wie Ruffy Piratenkönig wird!
Ich riss mich zusammen und hielt die Tränen zurück.
Im nächsten Moment hörte ich, wie Sanji, Zorro und Ruffy zu mir traten. Sie sagten nichts und taten nichts, genau wie ich. Ich hatte immer noch verdammte Kopfschmerzen und blutete. Das Gefühl, jeden Moment ohnmächtig zu werden fehlte nicht.
Es war still bis auf, dass man ab und zu eine gezischte Warnung von Lysop oder Nami an Glamoria hörte, wenn sie abhauen wollte.
Bei uns unten war es ruhig, bis ich auf einmal Druck auf meinem Kopf spürte.
Nun blickte ich doch auf und sah, dass Ruffy mir seinen Strohhut aufgesetzt hatte.
„Es gibt eine Sache", fing er ruhig an, „die ich noch erledigen muss... Aber die will ich nicht als dein Käpt'n erledigen... sondern als dein Bruder!"
Nach diesen Worten wurde mir warm ums Herz und ich konnte sie nicht mehr zurückhalten... die Tränen der Freude und der Erleichterung.
Ruffy entfernte sich von mir und trat zur Loge, in der sich immer noch Glamoria befand.
Mein Bruder holte aus.
„W-W-Warte, Strohhut!!" Die Ex-Nané hob abwehrend die Hände. „W-Wir können das doch bestimmt anders klären...!!"
Ruffy beachtete die Worte einfach nicht. „Ob du dran glaubst oder nicht ist mir scheißegal... Aber ich werde Piratenkönig, darauf kannst du wetten!!"
„Ja, okay, ist gut! Du wirst Piratenkönig, ich glaub dir ja, aber..." Glamoria war total nervös, woraufhin ich unweigerlich Schadenfreude empfand.
Ruffy ließ sie immer noch nicht ausreden. „Und noch was... Ally wird die größte Nané der Welt, da können du und deine blöde Maschine sie nicht dran hindern!"
Er holte weiter aus. „Gum-Gum-"
Glamoria war jetzt richtig ängstlich. „W-WARTE, STROHHUT!!!"
„PISTOLE!!!"
Ruffys Arm dehnte sich und seine Faust traf direkt Glamorias Gesicht.
Mein Bruder zog seinen Arm wieder zurück und die Blonde sackte auf ihrem Thorn zusammen und blieb regungslos.
Ich hörte ein Geräusch neben mir und wandte meinen Kopf dorthin.
Zu meinem Erstaunen musste ich feststellen, dass Zorro Sanji verbissen daran hinderte, Ruffy zu verprügeln.
Der Koch und sein Frauen-Problem...
„Ja, Ruffy!!", jubelte Lysop.
Er und Nami sprangen von der Loge runter und zusammen mit Ruffy liefen sie zu mir zurück.
Da standen sie vor mir und grinsten mich an. Ich saß immer noch auf dem Boden und hatte mächtige Kopfschmerzen.
Keiner sagte was, was sollte man in so einer Situation auch bitteschön sagen? Vielleicht ‚Hey, Ally! Schön, dass du wieder bei uns bist!'... Aber das passte irgendwie nicht.
An Namis Blick konnte ich erkennen, dass sie mir wahrscheinlich am liebsten um den Hals gefallen wäre, doch aufgrund meiner Verfassung ließ sie es sein.
Ja... Auch wenn ich jeden Moment ohnmächtig werden könnte, musste ich es tun.
Ich versuchte mich mühselig aufzurappeln.
„Bleib lieber sitzen!", warnte Lysop mich, doch ich wimmelte ab.
„Er hat recht, du solltest nicht!"
„Nein!" Ich schnitt Sanji das Wort ab. Ich wollte fest klingen, doch meine Stimme bestand aus einem schwachen Zittern. „Nein...", sagte ich nochmal leiser.
Ich stand endgültig auf und schwankte.
Zorro befürchtete schon, dass ich hinfallen würde und wollte mich stützen, doch ich ließ ihn nicht.
Ich musste das tun!
Bei den Nané gab es eine bestimmte Pose...
Zuerst stellte man die Füße parallel zueinander auf, so eng, dass kein Spalt mehr zu sehen ist. So stand man wirklich unsicher. Als nächstes kreuzten sie die Handgelenke hinter ihrem Rücken, sodass es aussah, als wären sie gefesselt. Zum Schluss verbeugten sie sich, das Gesicht mit geschlossenen Augen zum Boden gerichtet und präsentierten ihren Kopf. Diese Haltung verdeutlichte durch und durch Schutzlosigkeit.
Für die Nané bedeutete diese Haltung einiges, da sie ihrem Gegenüber ihren Kopf quasi auf dem Silbertablett präsentierten...
Diese Pose bedeutete unter Umständen Respekt oder Dankbarkeit... doch vor allem bedeutete sie absolutes Vertrauen. Man legte sein Leben in die Hände seines Gegenübers.
Es ist wirklich selten, dass Nané in diese Pose verfallen, denn sie bedeutete ihnen sehr viel, das wusste jedes Kleinkind, egal ob Nané oder Nicht-Nané.
Dies war die Ehrenpose der Nané.
Und genau diese Pose nahm ich nun zum ersten Mal in meinem Leben an.
Meine Freunde schwiegen, als sie das sahen. Ihnen war alle die Bedeutung dieser Haltung bekannt.
Immer noch in dieser Haltung und mit geschlossenen Augen sagte ich: „Ich danke euch, Leute!! Ich danke euch dafür, dass ihr trotz meiner Worte in Iro zu mir gekommen seid und mir geholfen habt!!!"
Tränen bildeten sich in meinen Augen und tropften zu Boden. Ich spürte auch, dass an meinem rechten Unterarm noch Blut hinabfloss, doch das beachtete ich nicht, genauso das Ohnmächtigkeitsgefühl.
Ich sagte nichts, während ich weiterhin in der Position verharrte; genauso meine Freunde.
Nach ewigen Schweigen dann...
„Wir wissen doch, dass du das nicht so gemeint hast!" Nach Sanjis Worten öffnete ich die Augen und richtete mich langsam wieder auf. Ich sah, dass der Koch grinste.
„Ja, Tara hat uns alles erzählt!", ergänzte Lysop.
Bei dem Namen meiner Kindheitsfreundin lag mir eine Frage auf der Zunge. „Also war das Mädchen, dass ich gesehen, als Ruffy in die Videoteleschnecke gebrüllt hat, wirklich Tara?"
Nami nickte strahlend. „Ja! Sie war bloß zwei Jahre hier eingesperrt gewesen, dann hat Glamoria entschieden, dass sie in der Stadt wohnen durfte! Sie lebt jetzt bei dem Obstverkäufer Muzu!"
Diese Worte erleichterten mich so sehr, dass konnte man sich nicht vorstellen!
„He! Geht's dir gut?" Ich schwankte ein bisschen, was Zorro anscheinend beunruhigte.
Ich antwortete nicht, sondern schaute nun meinem Bruder ins Gesicht. Es war total ausdruckslos und er selbst sagte auch nichts.
Doch mir machte das nichts aus; ich war einfach glücklich ihn zu sehen. Trotzdem blickte ich ihm noch in die Augen.
Plötzlich veränderte sich seine Miene. Er grinste bis über beide Ohren.
Dieses Grinsen sagte mehr als tausend Wörter.
Mir wurde noch wärmer ums Herz, doch mein Kopf pochte immer noch, stärker als davor.
Mein Blick klebte immer noch am Grinsen meines Bruders und zauberte mir ein Lächeln auf mein Gesicht.
Ruffy war das Letzte, was ich sah, dann wurde mit schwarz vor Augen.
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