062. Warten

Hilflos.

Das war das passendste Wort, um meine Stimmung widerzuspiegeln.

Ich fühlte mich einfach nur hilflos.

In diesem Moment saß ich in dem Glaskäfig, der meine Kräfte aussaugte und der Nená-Essenz enthielt.

Er schwebte etwa zweieinhalb Meter über den Boden und war durch eine Eisenkette mit komischen Drähten oder so mit der Decke verbunden.

Insgesamt war der Raum ziemlich hoch, vier bis fünf Meter.

Im Gegensatz zu vorhin hatte ich nun die nötige Konzentration, um meine Umgebung wahrzunehmen.

Ich befand mich immer noch im gleichen Raum, wie bei der... wie hatte Glamoria das genannt? Entchippung?

Jedenfalls war es immer noch der gleiche.

Der Raum war, wie gesagt, ziemlich hoch und von der Fläche her etwa 30 Quadratmeter. Er war, wie der Rest des Berginneren ziemlich edel eingerichtet mit Lampen, die wie Kerzen aussahen, an der Wand und so... Einiges war vergoldet und alles in allem war es relativ hell.

Über der großen Flügeltür war der schwarze Bildschirm, in dem ich meinen Bruder gesehen hatte. Dann gab es noch eine andere unscheinbarere Tür, die, wenn man reinkam, rechts lag und von der ich nicht wusste, wozu sie diente, und eine fast unsichtbar wirkende kleine Tür, die höchstwahrscheinlich zur Loge führte. So eine gab es nämlich hier auch. Sie befand sich an der gegenüberliegenden Wand von Flügeltür und Bildschirm. Dort hatte Glamoria ihren ‚Thron' aus rotem Samt... Ernsthaft? Na ja, das ging mich auch nichts an und eigentlich war es mir ja auch egal. Hinter Glamorias ‚Thron' sah man die Maschine. Da sie allerdings im Dunkeln stand, konnte ich bloß erkennen, dass sie ziemlich groß war. Verfluchter Käfig!! Wegen der Nená-Essenz konnte ich nicht einmal mehr scharfe Umrisse der Maschine erfassen! Dazu hatte ich noch höllische Kopfschmerzen, von meinem stark blutenden Arm abgesehen... Nicht lange und ich würde noch viel mehr der roten Flüssigkeit zu sehen bekommen. Die weiße Kleidung war schon längst nicht mehr weiß.

An sich war's das schon eigentlich mit dem Raum. Der Stuhl, auf dem ich gefesselt gewesen war, war weggebracht worden und mein Blut weggewischt.

Anwesend waren nur Glamoria und ich. Die Drillinge waren nicht da; sie leisteten wahrscheinlich gerade Glamorias Befehle Folge.

Ich saß im Käfig und Glamoria hockte gemütlich in ihrem ‚Thron' und las Zeitung. Die ehemalige Nané hatte hüftlanges, gold-blondes Haar und immer noch eisblaue Augen. Sie trug ein rotes Bikini Oberteil eine hellblaue, offene Bluse mit hochgekrempelten Ärmeln, schwarze Hotpants und dunkelbraune Stiefel, die ihr fast bis zum Knie gingen.

Meine Gedanken schweiften zur Aufnahme, in der Ruffy Glamoria angeschrien hatte. Das Mädchen ging mir nicht aus dem Kopf. War Tara doch am Leben? Falls sie es wirklich gewesen sein sollte, war sie ganz schön gewachsen in den neun Jahren. Sie sah Jina nun viel ähnlicher als früher. Hoffentlich war es sie gewesen, dass hieß dann nämlich, dass es ihr gut ging.

„Schon wieder sorgt Dragon für Aufruhr", gab Glamoria gelangweilt von sich und unterbrach so meine Gedanken. „Aber beeindruckend ist der Mann schon!"

Glamoria las sich den Artikel weiter durch und schaute mich dann über die Zeitung hinweg an. „Weißt du, wer Dragon ist?"

Ich antwortete ihr nicht. Ich hatte zwar keine Ahnung, wer dieser Dragon war, doch das war mir sowas von egal!

„Er ist ein großer Revolutionär, weißt du?! Um genau zu sein, deren Anführer..."

Aha, und was brachte mir das jetzt? Was machte diese Frau da überhaupt? Versuchte sie einen Smalltalk zustande zu bringen? Na, wenn das so war, dann hatte sie erstens, das sich abschminken können und zweitens ein ernsthaftes Problem.

„Er ist einer der meistgesuchten Verbrecher der Welt und hat schon große Schlachten gegen die Regierung geführt...", redete Glamoria weiter und verstummte schließlich.

Sie las weiter, während ich sie einfach stur anstarrte und keinen Ton von mir gab.

Irgendwann blätterte sie weiter und erblickte etwas. „So? Sieh mal einer an... Dein Bruder ist ja richtig Kohle wert!"

Sie hielt Ruffys Steckbrief hoch und drehte ihn so, dass ich ihn sehen konnte. Nach ein paar Sekunden schaute es sich die Blonde selber wieder an. „Nur das Foto ist nicht gerade günstig..."

Ich sagte immer noch nichts.

„Weißt du", meinte Glamoria plötzlich, „woher ich weiß, dass das dein Bruder ist? Oder woher ich überhaupt von dir erfahren habe?"

Also, wegen dem Bruder... Vielleicht, weil wir den gleichen Nachnamen haben?!!!

Doch ich sagte nichts, sondern starrte sie weiterhin stur an.

„Das war vor zehn Jahren...", fing Glamoria an.

Oh, Gott, jetzt kam die Rückblende... Ich widerstand dem Drang, die Augen zu verdrehen.

„Da war der rothaarige Mann und seine Leute..."

Ich merkte auf. Rothaarig? War das etwa...?

„Sie betranken sich die ganze Zeit dermaßen, man konnte es nicht glauben!!"

Jap... eindeutig Shanks...


...


Glamoria saß in ihrem Thron und langweilte sich.

Vor ihr unten im Raum waren gerademal eine Hand voll Klone, die gerade trainierten... überflüssigerweise, könnte man sagen. Glamoria hatte seit Jahren kaum mehr als drei Klone gebraucht.

Diese seufzte demonstrativ. „Ach, Teisus... Was soll ich bloß machen?"

Zwischen ihrem Thron und der Maschine, die seit langer Zeit bloß zur Klon-Produktion gebraucht wurde, standen die Drillinge in Blau, Rot und Grün. Sie schwiegen und warteten ab.

„Drei Jahre ist es jetzt her, dass ich einer Nané die Kräfte entzogen hab... Ob es überhaupt nochmal dazu kommt? Vielleicht sollte ich das Ganze hier einfach aufgeben und mich auf der Insel niederlassen... Das hat doch sowieso keinen Sinn..."

„Äh, Herrin...", erwiderte der Drilling im Blauen, „ich bin mir nicht sicher, ob..."

„Wiedersprich mir nicht!!", fauchte Glamoria und starrte den Drilling mir funkelnden Augen an. Alle drei wirkten etwas skeptisch.

Fehlte nur noch die Sake-Flasche in Glamorias Hand...

„Wiedersprich mir nicht!!", wiederholte die ehemalige Nané. „Ich hab in Iro schon ein schönes, leer stehendes Haus entdeckt, das..."

Plötzlich hörten sie das Klingeln einer Teleschnecke. „Böleböleböle..."

Glamoria hob ab. „Ja?"

„Herrin!", ertönte die krächzende Stimme des Klons aus dem Videoraum. „Ich habe etwas für sie, dass Sie interessieren wird!" Der Klon wirkte ziemlich aufgeregt.

„Dann laber nicht rum!!", keifte die Frau.

„Jawohl, Herrin!" Der Klon legte auf und im nächsten Moment sprang der Bildschirm an.

Man sah die Stadt Iro in der Nacht. Es war nicht die Teleschnecke für den Marktplatz und den größten Teil der Stadt, sondern eine der anderen drei.

Es war alles dunkel bis auf eine Kneipe, aus der betrunkenes Gegröle kam. Das war an sich zwar schon ungewöhnlich für die Verhältnisse der Insel, dass jemand feierte, doch so besonders fand Glamoria das nicht.

Sie wollte schon den Videoraum anrufen, um zu fragen, was das bitteschön solle, doch da trat jemand plötzlich aus der Bar.

Ein rothaariger Mann und zwei oder drei weitere Männer taumelten vor der Bar herum und grölten etwas.

Auf einmal rief der Rothaarige laut: „Ruffy wird es schaffen, er wird Piratenkönig!! Und Ally wird die beste Nané der Welt!! Ich weiß, dass die das schaffen, ich weiß das einfach... Und wisst ihr auch, warum, die das schaffen?"

„Weil du es weißt?!", antwortete einer seiner Freunde und brach in schallendes Gelächter aus. Seine Freunde stimmten mit ein, doch der Rothaarige blieb... soweit man das so sagen konnte... ernst. „Nee, nee... Sie schaffen das, weil sie echt ein super Geschwisterpaar sind! Ehrlich!! Sie unterstützen sich super gegenseitig, die sind echt..." Er beendete seinen Satz nicht, weil er nicht wusste, wie.

Seine Freunde sagten irgendwas Dummes und alle brachen wieder in Gelächter aus, diesmal auch der Rothaarige. Damit war das Thema vorbei.

Der Bildschirm wurde schwarz.

Das hatte gerade mal eine Minute gedauert, doch diese Minute hatte gereicht, damit Glamoria neue Hoffnungen schöpfen konnte.


...


„Auf welcher Insel ihr lebt, hat er leider nicht gesagt, darum hat es auch ein Jahr gedauert, dich zu finden... Also, wenn du dich bei jemanden beklagen willst, dann bei diesem rothaarigen Typen!"

Nein... Shanks war nicht dran schuld! Es war halt seine Art mehr als nur Einen zu heben und da konnte er halt schon einmal sowas sagen. Außerdem war es ja überhaupt nicht schlimm, so etwas zu sagen. Im Gegenteil, es freute mich, dass er so an uns glaubte! Das Blöde war halt, dass er es zur falschen Zeit, am falschen Ort gesagt hatte.

Glamoria laberte noch irgendwas, doch ich hörte nicht zu.

Immerhin wusste ich jetzt, was ich denken sollte.

Da es Tara ja gut ging, wollte ich bloß hier raus.

Ich wollte mit meinen Freunden und meinem Bruder zur Grand Line segeln, Abenteuer erleben und dabei zusehen, wie jeder einzelne von uns, seinen Traum verwirklichte!

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