059. Tara
Tara nickte. „Ja! Du sollst erzählen!"
Ruffy wusste immer noch nicht weiter. „Aber ich hab doch keine Ahnung..."
„Erzähl einfach, woher wir uns kennen!", half das Mädchen ihm weiter.
„Äh... Okay... Dann... Öhm, bis vor Kurzem waren Ally und ich noch auf unserer Heimatinsel und lebten unser Leben. Vor neun Jahren, äh, damals waren Ally und ich acht, kamen auf einmal Tara und Jina..."
„Wer ist Jina?", fragte Lysop. „Ruffy, wenn du von jemandem erzählst, musst du auch erklären, wer das ist!"
„Ach ja, stimmt, ihr wisst ja nicht, wer Jina ist...", murmelte der Strohhutträger, dann sprach er wieder lauter: „Jina ist Taras große Schwester. Damals vor neun Jahren war Tara neun und Jina achtzehn. Die zwei waren allein und ganz plötzlich da... Sie wollten bei uns leben. Jetzt nicht im gleichen Haus, aber als Nachbarn quasi... Ally und Tara verstanden sich auf Anhieb gut miteinander, die zwei gingen immer zusammen los, um das Kämpfen zu üben.
Irgendwann gingen sie wieder mal zusammen los und wir machten was anderes. Jina baute an ihrem Haus weiter. Sie wollte die zwei holen, da es bereits spät wurde. Jina kam nicht mehr zurück und von Ally und Tara fehlte auch alle Spur..."
„... jede Spur!", korrigierte Lysop.
„Lass mich zu Ende erzählen!!", quengelte Ruffy. Ohne eine Reaktion abzuwarten, redete er weiter. „Bei Sonnenuntergang entschieden wir uns die drei zu suchen und zogen los.
Schließlich fanden wir sie... oder besser gesagt, wir fanden Ally. Sie lag zusammengekauert auf dem Boden und war ganz still. Man hätte meinen können, sie wäre tot! Wir fragten sie, was los sei und sie sagte, dass Tara und Jina die naheliegende Klippe runtergefallen sind. Tara sei ausgerutscht und Jina wollte sie auffangen und ist dabei selber abgerutscht..."
Ruffy verstummte.
„Hm, Ruffy?", fing Tara an.
„Ja?"
„War da irgendwas... Komisches bei Ally damals?", wollte die Vierzehnjährige wissen.
„Was Komisches an Ally? Nicht, dass ich wüsste... Na ja, sie hatte einen kleinen Schnitt an der Innenseite des rechten Unterarms, knapp unterhalb vom Ellenbogen, aber sie hat gemeint, dass sie sich bloß an einem Ast verletzt hätte."
Tara nickte. „Verstehe..."
Nami dagegen war verwirrt. „Ich aber nicht! Was ist jetzt genau passiert? Wo ist deine Schwester?"
„Stimmt!", merkte Ruffy auf. „Was ist mir Jina?"
Taras Blick wurde traurig. „Jina... ist wirklich tot..."
„Oh...", machte Lysop. „Was ist denn passiert?"
Tara schaute noch kurz traurig, dann schüttelte sie ihren Kopf. „Das war so... Vor neun Jahren sind Ally und ich wirklich weg zum Kampftraining gegangen und wir hatten eine Menge Spaß... bis auf einmal diese Frau da war...
...
„Ha! Ich hab dich besiegt!!", rief die neunjährige Tara schadenfroh.
Die ein Jahr jüngere Ally saß auf dem Boden. „Das war jetzt das erste Mal, ich bin dir immer noch zwei Siege voraus!", schmollte sie.
„Na und?" Tara lachte vergnügt und es dauerte nicht lange, bis Ally miteinstimmte.
„Na, ihr beiden? Was macht ihr denn da Schönes?"
Ally und Tara verstummten augenblicklich.
Eine Frau in einem Umhang trat aus dem Schatten der Bäume hervor. Hinter ihr war ein breit gebauter Mann, ebenfalls in einem Umhang.
Ally rappelte sich schnell auf. „Wer seid ihr?"
„Keine Angst!", meinte die Frau beruhigend. „Ich will nichts Böses!!"
Tara zögerte, doch Ally rief: „Glaub ihr kein Wort, Tara!! Sie lügt!!!"
Die Frau stockte. Langsam beugte sie sich hinunter, sodass sie etwa auf Augenhöhe mit den beiden Mädchen war. Wegen einer aufgesetzten Kapuze hatte man ihr Gesicht nicht sehen können, doch jetzt sahen es die beiden Mädchen.
Die Frau hatte wunderschöne hellblaue Augen, gold-blondes Haar und kirschrote Lippen. Doch wenn man genauer hinschaute, war dem nicht so; ihre Augen waren kalt wie Eis, ihr Haar war zu golden und ihre Lippen waren nicht kirschrot, sondern eher blutrot. „So so... Du bist aber ein ganz schön vorlautes, kleines Mädchen!", sprach die Frau zu Ally.
„Ich bin nicht klein!", widersprach diese.
„Verschwinde!!", schrie Tara die Frau an.
Jetzt fixierten ihre Augen die Braunhaarige. „Noch eine vorlaute Göre! Deine Freundin?"
„Jetzt geh endlich!!", rief Ally laut. „Sonst werde ich..."
Die Frau fing an zu lachen. „Sonst was? Wirst du deinen Papa holen? Oder deinen Bruder? Oder Onkel oder Opa? Hör mir mal zu, Kleine! Mir ist egal, was du machen wirst! Was du auf jeden Fall machen wirst, ist das, was ich will!!"
„Ach, und wer sagt das?", erwiderte Ally trotzig.
Da grinste die Frau selbstgefällig. „Ich! Teisu?!"
Ihr Begleiter, der bis jetzt keinen Ton von sich gegeben hatte, nickte. Blitzschnell packte er Tara und hielt sie fest.
„Lass sie los!!!", schrie Ally und wollte auf den Mann losgehen, doch die Frau hielt sich am Arm fest. „Hier geblieben!"
Sie zückte ein Messer und setzte es an Allys Innenseite ihres rechten Unterarms an, knapp unterhalb ihrer Ellenbogenbeuge.
Die Frau schnitt zu. Ally schrie überrascht auf. Die Frau macht irgendwas am Schnitt.
„Was machst du da?", rief Tara. „Lass Ally los!!"
Die Frau hörte gar nicht auf sie, sondern machte weiter.
Ab und zu schnappte Ally nach Luft vor Schmerz und keuchte, doch sie zwang sich, nicht zu schreien. So viel Genugtuung würde sie dieser Frau nicht gönnen.
Diese zischte Ally leise zu, was sie tun sollte... wohin genau, sie gehen sollte und wann.
Schließlich richtete die Frau sich wieder auf; Tara sah, dass Ally ein wenig aus dem Schnitt blutete.
„Vergiss nicht! Du kommst in spätestens zehnJahren auf die Insel Colorful Island und das wirst du auch, der Chip, den ich dir gerade eingepflanzt habe, wird schon dafür sorgen!"
Sie drehte sich zu ihrem Begleiter um. „Gehen wir!"
Die zwei in den Umhängen wollten schon losmarschieren, da rief Ally: „Was ist mit Tara?!!"
Die Frau stockte. „Die nehme ich mit... als Sicherheitsmaßnahme, falls du deinen Arm verlieren solltest oder so..."
Die Frau lief weiter.
„Halt!!! Lasst sie frei!!!", schrie Ally.
Sie hörte nicht auf das Mädchen, doch plötzlich stockte sie wieder. „Ach ja... Du solltest dir vielleicht noch einen Namen merken... Glamoria! Vergiss diesen Namen, meinen Namen, nicht, denn der Besitzer hält deine Freundin gefangen!!"
„Halt!!!", rief Ally. „TARA!!!"
„Tara!", rief auch eine andere Stimme. „Tara!! Ally!! Wo seid ihr denn? Die anderen machen sich schon sorgen!!"
„Jina...", gab Tara leise von sich.
„Oh nein!!", meinte Ally entsetzt.
„Wer ist das denn jetzt?", wollte die Frau genervt wissen.
„Tara? Ally? Seid ihr hier?"
Zwischen den Bäumen trat eine sehr junge Frau hervor. Sie war gerade mal achtzehn Jahre alt und hatte braunes Haar, das sie zu einem seitlichen Pferdeschwanz gebunden hatte.
Sie erblickte die Szene und stutzte. „Was ist hier los?... Und warum haltet ihr meine Schwester und ihre Freundin fest?", fragte sie streng.
Glamoria seufzte. „Hach... Dann müssen wir das halt auch noch erledigen...!"
„Was erledigen? Hört mal zu... Ich hab keine Ahnung, wer ihr seid, aber ihr lasst auf der Stelle die beiden los!!"
Die blonde Frau lachte los. „Hahahaha!!! Ich lasse mir doch keine Befehle geben! Ich will schnell nach Hause, also..." Sie zog eine Pistole aus ihrem Umhang hervor.
„Lasst die beiden los!!", rief Jina laut und rannte zu dem Begleiter der Frau, um diesen ihre kleine Schwester zu entreißen. Er schlug sie weg, doch sie gab nicht auf.
Die fremde Frau seufzte wieder genervt. „Ich habe auf sowas gerade echt keine Lust!" Sie zögerte nicht lange, hielt Jina die Pistole an den Kopf und drückte ab.
Tara und Ally rissen entsetzt den Mund auf. „K... K..."
Die Achtzehnjährige schwankte kurz, dann sackte sie zu Boden und rührte sich nicht mehr.
„JINA!!!", rief Tara so laut sie nur konnte. Sie hatte Tränen in den Augen. „Jina!!! Steh wieder auf!!! Hör auf mit dem Unsinn und steh wieder auf!!!"
Taras Schwester blieb still.
„JINA!!!"
Jinas Mörderin steckte gelangweilt ihre Waffe wieder ein. „Komm, Teisu! Da vorne ist eine Klippe, wirf sie da rein!"
Ihr Begleiter gehorchte und entledigte sich Jinas Leichnam.
Die Neunjährige sträubte sich in den Armen des Begleiters. „Jina! Jina!! Du hast sie umgebracht!! Lass mich los, du..." Sie versuchte sogar den Mann zu beißen.
„Lästig...", meinte Glamoria nur. „Teisu...!"
Der Mann gehorchte und schlug Tara bewusstlos.
„Glamoria!", erinnerte die Frau Ally nochmal, dann verschwand sie mit Tara und ihrem Begleiter zwischen den Bäumen.
Ally war zu geschockt, irgendetwas zu machen.
Sie saß nur da und starrte entsetzt auf die Stelle, wo sie Tara zuletzt gesehen hatte.
...
Tara endete mit ihrer Erzählung und Stille herrschte im Raum.
Nami hatte feuchte Augen.
„... Deswegen wollte Ally unbedingt auf diese Insel...", meinte Lysop bedrückt.
Das Schweigen der anderen war eine Bestätigung.
„Diese Frau... Glamoria... ist das letzte!!" Nami schluckte schwer.
„Was passiert jetzt nur mit Ally?", fragte sich Sanji.
Tara, die bis jetzt mit Tränen in den Augen gedankenverloren vor sich hingestarrt hatte, wischte sich ihre Tränen weg und merkte auf. „Ich kann es euch sagen! Glamoria hat mich zwei Jahre lang bei ihr im Berg festgehalten, dann hat wurde es ihr zu lästig, mich da zu haben, und sagte mir, dass ich gehen durfte mit der Bedingung auf der Insel zu bleiben. Ich muss täglich rausgehen, damit mich eine Videoteleschnecke filmen konnte und so bestätigte, dass ich noch da war. Ich habe Muzu kennengelernt und er war so nett, mich bei ihm wohnen zu lassen. Doch in diesen zwei Jahren hatte ich einiges mitbekommen. Zum Beispiel hab ich herausgefunden, dass die Teleschnecken, irgendwie komisch funktionieren. Sie senden die Bilder direkt in die Zentrale zu ihrem jeweiligen Bildschirm, doch ist der Bildschirm kaputt, hat die Videoteleschnecke keinen Ort mehr, wo sie hin senden kann und dann schaltet sie sich selber ab. Glamoria erzählte mir diese und jene Geschichte... Sie redete ziemlich viel... und in Vorfreude darauf, endlich wieder eine Nané in ihrer Gewalt zu haben, schaute sie sich Aufzeichnungen von ihren früheren ‚Opfern' an und erklärte mir selbstgefällig alles. Glücklicherweise waren vor Ally bloß zwei weitere Nané hier, das vierjährige Mädchen, von dem Muzu erzählt hat und noch eine junge Frau... doch was mit ihnen gemacht wurde, war nicht schön... Letzten Endes wurden beide in einen Glaskäfig aus Nená-Essenz gesperrt, der mit der Maschine, die einer Nané die Kräfte entzieht, verbunden ist. Ich war im gleichen Käfig eingesperrt gewesen, doch ich bin keine Nané, also hat mir das nicht viel ausgemacht... Aber zwei Jahren lang in einem Käfig gesperrt zu sein..." Sie blickte finster und beendete den Satz nicht. Dafür tat das Lysop. „... ist schrecklich!"
Tara nickte.
„Bevor die Nané in den Käfig gesperrt werden, müssen sie noch etwas machen... Glamoria" Tara legte so viel Verachtung in den Namen wie nur möglich „nennt es ‚Aufnahmeprüfung', wo die Nané zeigen müssen, wie gut sie sind. Sie kämpfen gegen ungefähr fünf von den Klonen. Dafür müssen die Nané weiße Kleidung tragen, weil man so laut Glamoria den Blutverlust am besten erkennen kann...
Und dann gibt es da noch etwas... die ‚Entchippung'..."
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