003. Zwei Geschwister mit Träumen

Ich quetschte mich neben Ruffy nach oben.

Die Idee mit dem Fass war seine gewesen.

Er rief: „Alles kein Ding! War mir schwindelig! Cool!" Ich knuffte ihn in die Seite. „Jetzt hat's auch der letzte Mensch auf der Welt mitbekommen! Brüll' nicht so rum!" Ruffy lachte nur.

Erst jetzt bemerkten wir die vier Typen, die vor uns standen und uns mit heruntergeklappten Kinnladen anstarrten.

„Hä? Wer seid ihr?", fragte Ruffy.

Alle außer der Kleine mit den lila Haaren schrien: „WER SEID IHR??"

„Was soll das?", rief einer von ihnen. „Menschen in 'nem Fass?!?"

Okay, Ally. Erst einmal tief ein und aus atmen, damit die Welt sich nicht mehr dreht. Und jetzt... oh scheiße!! Ich will nicht schon wieder durch die Gegend geschleudert werden!

„FAULES PACK!!!", brüllte eine zornentbrannte Stimme. Eine Eisenkeule flog durch die Luft und traf die kleine Lagerhalle.

Der kleine Kerl mit der Brille und den lila Haaren und Ruffy und ich, die immer noch im Fass waren, wurden in den angrenzenden Wald geschleudert. Die Landung war alles andere als sanft.

„Uns hat's weggepustet!", meinte der Brillenträger.  „Geht es Ihnen gut?"

Ruffy lachte. „Geht schon... Ich heiße Ruffy!" Mein Magen hatte sich wieder einigermaßen beruhigt und ich stellte mich vor: „Ich bin Ally! Wo sind wir?"

„Hier ankert Lady Alvida mit Eisenkeule. Ich bin Mädchen für alles und heiße Corby!"

„Aha. Nicht wirklich spannend", meinte Ruffy, während er aus dem Fass krabbelte.

Ich tat es ihm nach und fragte Corby: „Gibt es hier ein Boot? Unseres wurde von einem Strudel verschluckt."

„Von einem Strudel?!? Wie habt ihr das überlebt? Ein Boot gibt es schon..."

Er führte uns ein bisschen tiefer in den Wald zu einer kleinen Lichtung. Dort stand ein kleines Boot.

Es war etwas... nun ja... „Was ist das denn?", wollte mein Bruder wissen. „Ein Sarg?"

Wie einfühlsam.

Aber ein bisschen recht hatte er schon. Es bestand aus modrigem Holz und die Bretter waren schief festgenagelt. Es gammelte vor sich hin.

„Nein", widersprach Corby, „ein Schiff! Selbst gebaut. Hab zwei Jahre dafür gebraucht."

„Brauchst du es nicht?", fragte ich.

Corby ließ die Schultern hängen und schaute traurig zum Boden. „Nein... Ich hab' es gebaut um zu fliehen... Aber mir fehlte der Mut. Ich bin wohl zum Diener geboren. Ich habe einen Traum..."

„Dann lauf' doch weg!", meinte Ruffy.

Daraufhin schüttelte Corby so energisch der Kopf, dass man meinen könnte, er würde abreißen.  „NEIN! NEIN! NEIN! DAS GEHT NICHT!! WENN LADY ALVIDA DAS ERFÄHRT, BIN ICH GELIEFERT!!!"

Er hörte auf seinen Kopf zu schütteln, dafür fing er an zu schwitzen aus Nervosität.

„Ich bin da nur so reingerutscht. Ich wollte einfach nur angeln gehen, da bin ich aus Versehen auf diesem Piratenschiff gelandet. Seitdem schufte ich dort zwei Jahre lang als Navigator und Mädchen für alles."

Ruffy staunte: „Bist ja ganz schön blöd! Dir fehlt der Mumm... Schlappschwanz!"  Er grinste.

Wie gesagt, einfühlsam.

Corby schaute verdattert. „Stimmt!", sagte er dann. „Wenn ich den Mut hätte, in einem Fass zu reisen..." Er ließ den Satz in der Luft hängen und träumte. Als ihm bewusst wurde, dass er sich ja gerade unterhielt, fragte er: „Herr Ruffy, was wollt ihr überhaupt auf dem Meer?"

Ich lächelte ihn an und sagte: „Ich werde die größte Nané der Welt!"

Das war, glaube ich das erste Mal, dass ich Corby zumindest ansatzweise erfreut sah.

„Du bist eine Nané? Ich habe noch nie eine gesehen!"

„Und?"

Corby musterte mich kurz. „Hab' sie mir irgendwie anders vorgestellt. Nicht so... normal..."

„Wieso das denn?", fragte ich. „Dachtest du etwa wir hätten zwei Köpfe, oder so?" Corby wollte sich erklären, doch ich sagte: „Schon okay. Weiß ja, dass du es nicht so gemeint hast!"

Corby lächelte mich vorsichtig an, dann wandte er sich zu Ruffy. „Und du?"

Er grinste.

„Ich werde Piratenkönig!!"

Corby klappte die Kinnlade herunter.

„W-w-wie??? Piratenkönig?? Aber dafür musst du die ganze Welt erobern. Dafür musst den Schatz aller Schätze finden, der Reichtum, Macht und Ruhm gleichzeitig bedeutet!! DAFÜR MUSST DU DAS ONE PIECE FINDEN!!! Das ist dein Tod! Alle Piraten suchen danach!!"

„Ich auch!"

Corby hörte ihn gar nicht. „Das schaffst du niemals! Bei dem Piraten-Boom der erste sein? Das ist unmöglich! Vergiss' es ganz schnell!"

Ruffy schlug Corby mit der Faust gegen die Stirn.

„Aua! Warum schlägst mich?", wollte er wissen.

„Nur so", meinte Ruffy.

Tolle Begründung.

„Na gut. Bin's ja gewöhnt", sagte Corby.

Ruffy reagierte nicht und sagte selbstbewusst: „Ich würde auch dafür sterben!"

„WAS??"

Er nahm sich den Strohhut vom Kopf und schaute ihn sich lächelnd an. „Ich hab's mir ausgesucht! Und wenn ich dabei umkomme, ist mir das auch egal!"

Corby starrte ihn verständnislos an. „Es wär' dir egal!!?"

Nein, er starrte meinen Bruder nicht verständnislos, sondern bewundernd an.

„Ich kann das, ich spür's! Alles kein Ding!", sagte Ruffy und tippte sich seinen Hut nachdenklich ans Kinn.

Corby bekam feuchte Augen. „Meint ihr, ich könnte es auch schaffen? Auf Leben und Tod?"

Ruffy setzte sich den Strohhut wieder auf. „Hä? Was?"

„Ob ich wohl zur Marine gehen könnte?"

„Zur Marine?", fragte ich verwundert.

„Dann bin ich euer Feind! Das Verbrechen besiegen ist mein Traum!! Seit eh und je!!!", rief Corby erhitzt. „Kann ich das schaffen?", wollte er von mir wissen.

Ich zuckte mit den Schultern. „Nur weil ich eine Nané bin, heißt das noch lange nicht, dass ich allwissend bin!"

Corby kam jetzt so richtig in Fahrt. „Ich schaff' das!! Ich putz' nicht mein Leben lang nur Klos!! ICH FLIEH' UND GEH' ZUR MARINE!!! UND DANN WERDE ICH LADY ALVIDA FESTNEHMEN!!!"

Nicht – schon – WIEDER!!!

„WEN wirst du festnehmen?" Jemand preschte zwischen den Bäumen hervor und die riesige Eisenkeule von vorhin sauste auf Corbys selbstgebautes Boot hinunter. Es hatte keine Chance und wurde ge-x-telt.

„MEIN BOOT!!!", rief Corby entsetzt.

„Du glaubst, du kannst mir entfliehen?", brüllte eine... wie kann ich das nett formulieren? Vielleicht... ach, scheiß drauf! Sie war übelst fett!! Und sie hatte einige Männer im Schlepptau, ihre Mannschaft!

„Ist das der angeheuerte Kopfgeldjäger und seine Gehilfin?", fragte sie und deutete auf Ruffy. „Sieht mir nicht nach Lorenor Zorro aus!"

Ruffy und ich blinzelten uns fragend an.

„Zorro?"

Ein Kopfgeldjäger?

Dass sie dachte, dass Ruffy Zorro wäre, war leicht geklärt. Sie hatte „FAULES PACK!!!" gerufen und die Eisenkeule geworfen, weil sie gedacht hatte, dass jemand von ihren Männern gerufen hatte, wie gut er geschlafen hätte. Die drei anderen Typen hatten sich wohl erklären müssen und behauptet, Ruffy wäre wahrscheinlich der Kopfgeldjäger Lorenor Zorro, der es auf diese Frau abgesehen hatte.

Ich hatte keine Ahnung, wer das war... und ich wäre seine Gehilfin! Also wirklich! Ich und Gehilfin? Pah!

„Noch ein letztes Mal!", rief sie. „Wer ist die Schönste auf dem ganzen Meer?"

Also, die ganz bestimmt nicht!

Corby zitterte. „Hehehe. Das seid natürlich..."

Er konnte den Satz nicht beenden, Ruffy unterbrach ihn. „Wer ist diese fette Wurst?"

Den aufgeklappten Münder aller nach zu schließen, hatte mein Bruder was Falsches gesagt.

Meine Fresse! Ein paar von denen sollte man dringend über das Produkt namens Zahnpasta aufklären! Auch wenn die Frau so aussah, als ob sie nichts mehr hasste als Dreck und so.

Corby schüttelte Ruffy. „RUFFY! WIE KANNST DU NUR SO ETWAS SAGEN?? SIE IST DOCH DIE ALLER... aller..."

Er ließ Ruffy ihn Ruhe und seine Hände sinken. Ich hörte fast, wie ihm Ruffys Worte durch den Kopf gingen.

...

„Ich hab's mir selbst ausgesucht!"

...

Leider nur fast...

Corbys Gesicht verzerrte sich vor Wut und er schrie: „... DIE ALLERFETTESTE SCHEISSOMA!!!"

Die „allerfetteste Scheißoma" baute sich kochend vor Wut vor uns dreien auf. Der Brillenträger zitterte wie verrückt.

Ruffy schubste ihn aus dem Weg und grinste grimmig. „Gut gesprochen, Corby!"

„FAHRT ZUR HÖLLE!!", brüllte die mit der Eisenkeule. Diese sauste auf mich hinab, doch ich machte, da mein Nané-Instinkt mir die Aktion vorher verraten hatte, einen lässigen Schritt zur Seite, sodass die Keule statt auf meinen auf Ruffys Kopf  geknallt wurde.

Er grinste. „Ein müder Versuch! Das ist Gummi!!"

Die Frau schaute ihn mit aufgerissenen Augen an. „Gibt's das? Meine Keule...!"

Ruffy holte aus und ich hob mein Bein und winkelte es an.

„GUM-GUM-"

„EASY- "

„PISTOLE!!!"

„KICK!!!"

Ich trat und Ruffy schlug zu. Ich rammte meinen Fuß in ihren massigen Bauch, Ruffy rammte seine Faust in ihr massiges Gesicht. Sie wurde nach hinten geschleudert und blieb bewusstlos liegen.

Ihre Männer waren geschockt.

„S-Sein Arm hat sich... gedehnt!"

„Lady Alvida ist geschlagen!!"

„Sie ist einfach der Keule ausgewichen!"

„Was ist der für ein Monster??"

Ruffy schaute ernst zur Mannschaft und befahl: „Gebt Corby ein Boot! Er will zur Marine!!"

Sie blinzelten ihn verdutzt an.

„Na wird's bald?!", scheuchte ich sie auf.

„J-Jawohl!"

Corby weinte. „Ruffy, Ally..."

Wir grinsten ihn an.


Auf dem Meer:

Unser Boot nahm Kurs auf die Marine-Basis.

„Die Gum-Gum-Frucht gegessen? Alter Falter!", meinte Corby. „Aber wenn du auf das One Piece aus bist, müsst ihr zur Grand Line! Man nennt es auch das Piratengrab!"

„Wissen wir! Und deswegen brauchen wir starke Männer!", erklärte Ruffy. „Sitzt nicht so einer gerade im Marine-Gefängnis?"

„Meinst du Lorenor Zorro?"

Ruffy schaute mich fragend an. „Was meinst du?"

Ich hob abwehrend die Hände. „Das ist deine Entscheidung! Du bist der Kapitän!"

„Red kein Unsinn!", protestierte Ruffy und boxte mir gegen den Arm.

„Sobald wir einen Mitstreiter haben, bist du Vize-Kapitän. Außerdem", jetzt grinste er, „bist du meine Schwester!"

Ich lächelte gerührt. Ich war also zukünftiger Vize-Kapitän?

Und den letzten Satz hatte er so gesagt, als ob das alles erklären würde.

„Na dann. Was ich weiß, ist, dass es spannend werden wird. Warum nicht?"

„Was ist?", fragte Corby.

„Wenn dieser Zorro cool ist, will ich ihn für unsere Mannschaft!", antwortete Ruffy.

„WAS??" Corby war entsetzt. „Tickt ihr noch richtig? Er ist ein Ungeheuer!!"

„Wer sagt das denn?", konterte Ruffy.

Corby ließ sich nicht bremsen. „UNMÖGLICH!!!"

Ich fing an zu lachen. Das tat gut. Und einmal angefangen, konnte ich nicht mehr aufhören. Ich lachte vor Freude auf das bevorstehende Abenteuer meines Lebens, das ich zusammen mit meinem Zwillingsbruder erleben werde.

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