WeNn Es DiR nIcHt GeFäLlT, dAnN lIeS eS nIcHt!

Ein süßer Satz. In allen falschgeschriebenen Varianten ("les es nicht!") häuft sich dieses Konstrukt deutscher Sprache auf einer bekannten Schreibplattform, verwendet üblicherweise von... Nichtskönnern. 

Wie, das ist jetzt gemein? Dramatisch.

Erlaubt uns, das Ganze kurz zu erklären:
"Wenn es dir nicht gefällt, lies es nicht" wird stets als Totschlagargument genutzt, um sich selbst nicht mit eigenen Fehlern auseinandersetzen zu müssen. Inwieweit die Verwendung dieses Satzes mit mangelndem Selbstbewusstsein zusammenhängt (denn Fehler einzugestehen braucht ein Bewusstsein für sich selbst und ein Verständnis für die eigenen Leistungen, erzählt man sich jedoch, wie toll man sei, wird einem jeder Fehler in der Seele weh tun), ist nicht erforscht, könnte aber eine Uni mit zu viel Zeit tun.

Üblicherweise verteidigt damit ein "Autor" sämtliche Fehler (im Normalfall peinlich, doch dagegen gibt es ein Mittel, Realitätsverweigerung! Was nicht ist, ist nicht! Bäm!), wenn er diese angemerkt bekommt. Angefangen bei miesen Rechtschreibfehlern, bei denen jedes Buch geknickte Seiten bekommt, Grammatik, die eine eigene Sprache sein könnte (denn Deutsch ist es nicht, das würde man verstehen) oder falsche Fakten (siehe Norwegen, ein Kapitel weiter vorn), wird mit dieser Aussage erstmal alles beschützt - besonders aber das Ego des "Autors".

Denn: Dann müsste man sich eingestehen, dass man Blödsinn getippt hat, und, GANZ SCHLIMM, der Kritiker auch noch recht hat. Was tut man in so einem Fall?

Auf Wattpad bedienen sich Schreiberlinge einer einfachen, ausgefuchsten Idee: Der blöde Kritiker soll es einfach nicht LESEN! Liest er es nicht, keine Kommentare, kein Aua fürs Ego, ein weiterer Fall des Ignorierens jeder Anmerkung, die man nicht hören will, weil sie einem die erträumte Welt zerstört.

Sind aber auch fies, diese Menschen, welche einfach was anmerken, WAS MAN DOCH GAR NICHT HÖREN WILL!

Man könnte versuchen, aus einem Kommentar etwas zu lernen, der einem weitere Peinlichkeiten ersparen würde. Stattdessen nimmt man lieber einen Opfermythos, fängt an zu schreien und erfindet einen Täter (der FIESE Kommentarschreiber, der BLÖDE!) - denn es ist viel einfacher, zu jaulen, anstatt sich selbst etwas einzugestehen und zu beheben. Was sagt uns diese Art der Reaktion über Personen?

Sie haben sich das falsche Hobby gesucht. In jedem Hobby wird es, früher oder später, auf Konfrontation mit Leistungen und Meinungen anderer kommen, beim Schreiben jedoch gibt es Grundlagen, die schon VOR dem Veröffentlichen sitzen müssen, oder währenddessen erarbeitet werden, und das so, dass es keiner mitbekommt. Das Schreiben ist ein Hobby, bei dem du fast ausschließlich durch Kritik weiterkommst. Anfänger werden in keinem Hobby so auffallen wie hier, jeder Satz zeigt den Wissensstand an, jedes Kapitel das Können und jede Idee die Kreativität. Das bedeutet, man muss hier noch mehr Aufwand betreiben (z.B. böse Wörter nachschauen, überlegen, ob Sätze Sinn machen, Fakten stimmen), doch: Das will man nicht. Man hat doch dieses hübsche Argument "dann lies es halt nicht!".

Und das lässt sich so gut einsetzen, egal bei was und egal wann, egal gegen wen, egal wo. ALLES kann man damit entschuldigen - oder?

Man übersieht die Antwort: Can't write, don't publish.

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