#8 (Hannah)

Während  ich mein umgedrehtes Spiegelbild im Löffel betrachte, den ich bis eben noch poliert habe, muss ich seufzen. Gleich an meinem ersten Tag hier habe ich als Strafe den Küchndienst aufgebrummt bekommen, und da meine Talente wirklich weit außerhalb der Küche liegen, habe ich die schwierige Aufgabe bekommen, die Tische zu decken. Schwierig desswegen, weil ich es in meinem ganzen Leben noch nie machen musste. Warum auch, wenn man immer alleine isst.
Vielleicht sollte ich mal ein bisschen mehr mit diesem ganzen Höflichkeitsquatsch mitspielen. Auch wenn jede Faser meines Körpers ein "Danke" ablehnt, muss ich es wohl doch mal sagen. Oder auch mal... eine Unterhaltung zu führen, ohne eine einzige Beleidigung auszusprechen!

"Wäre es denn möglich, dass du dir die Haare zusammenbindest, wenn du mit Lebensmitteln ar..."

"Brich dir nen Arm, wenn du ein Problem mit mir hast, sonst erledige ich das auch gerne für dich, du billige Nutte." Ups, das ist mir jetzt aber herausgerutscht. Die Dame von der Küche sieht wirklich verletzt aus, und ich hätte mir wirklich gerne auf die Lippen gebissen, wenn dass nicht einem Zeichen von Schwäche entsprechen würde. So bleibt mir aber nichts anderes übrig, als die Frau mit einer zitternden Unterlippe alleine zu lassen und mich auf den Platz zu setzen, den ich mir schon durch das hinlegen meiner Jacke reserviert habe.

Mit der Zeit füllt sich der Speisesaal, doch die beiden Plätze links und rechts von mir bleiben frei, was mich überraschenderweise sogar ein bisschen verletzt. Ungefähr so viel wenn man sich mit seinem stumpfen Fingernagel über die Haut zu kratzen versucht.
Der Rest von mir ist einfach nur erleichtert, nicht ständig einen Ellenbogen in die Seite gerammt zu bekommen, weil ich mich angeblich so breit mache. Pfff, wenn etwas nicht stimmt, dann das.

"Entschuldigung, könnte ich mich kurz da hin setzen? Alle anderen Plätze sind besetzt." Verwundert sehe ich von meinem Kartoffelpüree in Pulverform auf und wäre fast nach vom Stuhl gekippt. Dieses Mädchen, was in meinem Alter zu sein scheint, hat rote Augen. Und nicht so ein Albino-Rot, sondern ein blutrotes.

"Holy shit", murmel ich vor mich hin, was dieses Mädchen aber nicht zu stören scheint. Erst als sie sich hinsetzt, erkenne ich unter ihrem Rock zitternde, helle Beine. Insgesamt scheint dieses Mädchen all seinen Mut zusammengenommen zu haben, um mich anzusprechen.

"Ich bin Hiro, und du heißt doch Hannah, oder?" Ich nicke nur perplex, fasziniert von diesen außergewöhnlichen, vom Krieg mit den Elementen geprägten Augen.
"Wie gefällt es dir hier bis jetzt?", fragt sie mich da und streicht sich eine ihrer hellen Strähnen aus dem Gesicht.
Ich überlege nur einen Bruchteil einer Sekunde, ob ich mich dumm oder klug verhalten soll.
"Hier ist es so scheiße wie an keinem anderen Ort, an dem ich je war." Ich habe mich für dumm entschieden, um sie ein wenig abzuschrecken, aber das hat nicht funktioniert, denn sie nickt verständnisvoll. "Ja, das erste Mal hier zu sein ist immer etwas... Schwierig. Aber auf Dauer gewöhnt man sich an diese Dunkelheit", sagt sie und streicht sich eine ihrer komischen Haare aus dem Gesicht. Sie sind so eigenartig hellblau-weiß, und ungefähr schulterlang. Doch meiner Trotzhaltung ist es zu verdanken, dass ich mich umdrehe und schulterzuckend wieder meinem Essen zuwende. Es schmeckt schlimmer als so ziemlich alles was ich bisher gegessen habe, doch der hunger hat mich schon längst anspruchslos gemacht. Hiro scheint meine offensichtliche Geste, dass ich das Gespräch für beendet empfinde, nicht verstanden zu haben. Stattdessen redet sie immer weiter über den Bunker, doch ich höre nicht mehr richtig zu. Stattdessen bemerke ich den blauäugigen, der zuerst einer jungen Frau mit dem Ellenbogen eine reinhaut und dann wegläuft. Überracht bleibt mir der Mund offen stehen, doch dann schüttele ich meine Verwirrung mit einem energischen Kopfschütteln weg. Dann erst bemerke ich auch die Traurigkeit in dem Blick von Hiro und das sie aufgehört hat, zu reden. Ich blicke sie überrascht an. "Warum hast du aufgehört zu reden?"
Hiro senkt den Blick. "Du hast so uninteressiert gewirkt", sagt sie mit leiser Stimme. Nun habe ich ein schlechtes Gewissen. Es schien ihr wirklich schwer zu fallen, mich anzusprechen, und es war gemein von mir sie so zu behandeln. Also erzähle ich ihr etwas von meiner Gruppe, in der ich bis vor kurzen gelebt habe und vom Himmel. Aber zugeben, das er mir so sehr fehlt, dass es schmerzt ... das kann ich nicht.

Dieser Teil ist nicht perfekt, relativ kurz ... Aber das ist mir egal






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