Wiedersehen

Sie kam den verwitterten beiden Steinsäulen, die ihren Weg säumten, immer näher. Schon bald konnte sie erkennen, dass sie die Überreste eines Eingangstores zur Auffahrt war. Dieses Tor bereitete ihr Unbehagen. Doch was sie dann doch beeindruckte, war die weite unberührte Natur, die soviel Freiheit ausstrahlte, dass sie erst gar nicht das große Anwesen, was sich vor ihr auftat, betreten wollte.

Aber Valantine hatte oberste Priorität.

Somit stieg sie aus ihrem Auto und sog ersteinmal tief die frische klare Luft ein. An der großen Tür angekommen drückte sie auf den Knopf neben der Tür und wartete.

Ding-Dong

Erst war alles still, ehe sich Schritte der Tür näherten. Sie wurde von einem etwas älteren Mann geöffnet, der sie freundlich anlächelte.

"Guten Tag. Ich bin Jeremy Denvers. Wie kann ich ihnen weiterhelfen?"

"Ich bin auf der suche nach einem gewissen Nicholas Sorrentino."

"Ach, sie suchen Nick? Klar kommen sie rein. Und wer sind sie wenn ich fragen dürfte?"

"Oh tut mir leid. Ich bin ..."

"Shira?", ertönte es überrascht von der Treppe aus. Nick kam diese soeben hinunter.

"Nick. Hi.", hauchte sie ihm fast sprachlos entgegen und lächelte ihn an. Jeremy hatte bereits die Tür hinter ihr geschlossen und beobachtete die beiden interessiert. 

"Was willst du hier?", fragte er jedoch nur trocken. Jetzt verfinsterte sich auch Shiras Mine und die anfängliche leichte Schüchternheit, die er bei ihr auslöste; war auch verflogen.

"Was ich hier will? Dein ernst? Das fragst du mich noch? Du hast mir unseren Sohn aus den Armen gerissen und bist verschwunden! Was suche ich hier wohl? Wo ist er? Wo ist Valentine?", fauchte sie ihn an und kam ihm Stück für Stück immer mehr entgegen. Jeremys Augen hatten sich kurz überrascht Geweitet, ehe seine Laune eher wenig begeistert in den Keller sank.

"Er schläft.", versuchte Nick die Frage zu umgehen.

"Wo!", schoss sie ihm entgegen, aber Nick blieb stumm,"Oben?" Als er dann auch noch die Luft versuchte unauffällig tief einzusaugen, kurz die Augen schloss und seinen Blick von ihr abwandte, hatte sie ihre Antwort und stürmte an ihm vorbei immer ihrer Nase nach.

Nick war gerade dabei ihr zu folgen, bevor Jeremy ihn am Arm zurückhielt und etwas ins Ohr flüsterte. "Werd sie los! Wir können keinen Menschen hier gebrauchen. Ich will nicht gezwungen sein, sie beseitigen zu müssen, also kümmere dich drum!" Nick nickte kurz zustimmend und setzte seinen Weg fort.

Shira stand bereits über das Kinderbettchen gebeugt und strich vorsichtig über die Wange ihres Kleinen. "Hallo Lenny. Mami ist wieder da und werde dich nicht noch einmal aus den Augen lassen. Ich werde dich beschützen, komme was wolle." Liebevoll lächelte sie ihn an, doch als sie Nick hinter sich spürte, erstarb es. Nicht gerade erfreut drehte sie sich zu ihm um. "Ergötzt du dich daran, wie ich ohne unseren Sohn leiden muss?"

"Nein, daran nicht.", verführerisch sah er ihr in die Augen und strich federleicht mit seinen Fingern über ihren nackten Arm, hoch zu ihrem Kiefer und weiter zu ihrem Kinn, woraufhin sich eine Gänsehaut dort bildete, wo er sie berührt hatte. "Das ist es woran ich mich ergötze.", hauchte er ihr ins Ohr und ließ wieder von ihr ab. "Du soltest am besten wieder gehen. Verschwinde von hier und führe das Leben das du verdienst."

"Nicht ohne Lenny vergiss es! Und woher willst du wissen was ich verdient habe und was nicht? Ich war glücklich mit dir."

"Ach ja und warum bist du dann gegangen?", warf er ihr vor.

"Warum bist du es?"

Somit drückte sie sich im Türrahmen an ihm vorbei und machte sich auf den Weg wieder nach unten.

"Wieso hat mir keiner gesagt, dass wir Besuch haben?" Wurde sie auch gleich begeistert begrüßt und von einer schönen Blondine in eine feste Umarmung gezogen, sobald sie ein paar Räumlichkeiten näher in Augenschein nehmen wollte. "Endlich eine weitere Frau im Haus. Wie lange bleibst du? Hi, ich bin Elena und der grimmige Kerl da in der Ecke ist mein Freund Clay."

Kurz grüßte Shira auch Clay, mit einem Kopfnicken und einem Lächeln, ehe sie sich aus Elenas Umarmung löste und ihr die Hand reichte. "Hi, ich bin Shira. Und solange ich nicht das mit Nick und Valentine geklärt habe gehe ich ohne meinen Sohn nirgendwo hin.", stellte sie sich vor und Elena schien sofort weniger euphorisch. "Du bist also die Berühmte Momy nach der der kleine Engel immer wieder fragt. Du hast sicherlich von deiner Reise auch hunger, komm ich zeige dir die Küche und dann machen wir dir was.", wurde sie sofort von der Blonden durchs Haus gelozt. Vorbei an Jeremy der im Eingangsbereich aufgetaucht war und den Anwesenden unbemerkt von Shira ernste und warnende Blicke zu warf.

Elena war unheimlich freundlich und die beiden schienen sich auf Anhieb wunderbar zu verstehen, doch Elena hatte immer wieder im hinterkopf, dass die Frau vor ihr entweder so bald wie möglich wieder zum gehen bewegt werden musste oder bald tot war. 

"Jeremy?!", kam es plötzlich beunruhigt von oben, ehe Nick die Treppe hinunter gestürzt kam.

"Was ist los.", kam er ihm aöarmiert entgegen.

"Es sind Männer vor dem Haus! Sie kommen von überall."

"Elena?! Sperr die hintertür ab. Nick! Verstecke deinen Gast und deinen Sohn. Clay? Überprüfe die Fenster im Erdgeschoss." 

Sofort waren alle in heller Aufruhr. Noch während Nick Shira aus der Küche führte, nahm sie sich im Vorbeigehen unbemerkt zwei große Küchenmesser von der Anrichte.

"Hör zu kein Mucks! Ich werde aufpassen, dass keiner zu euch rauf kommt, aber fals doch, will ich nicht, dass ihr ihnen direkt wie auf dem Presentierteller ausgeliefert seid.", somit legte er vorsichtig Valentine in die Arme der schwarzhaarigen und schob sie in einen gut getarnten Wandschrank.

"Ihr wirkt, als wärt ihr solche Angriffe gewöhnt.", stellte die Schwarzhaarige fest, bevor Nick ohne Komentar den Schrank schloss und das Zimmer verließ.

Es war schon merkwürdig, dass sie nach Monate langer Suche unter solchen Umständen ihren Sohn wieder im Arm halten konnte. Eine ganze Weile war es im Haus mucksmäußchenstill.

Doch plötzlich: Zerspringendes Glas. Ein Fenster. Erste Kampfgeräusche. Zersplitterndes Holz. 

Sie konnte nicht einfach wehrlos in diesem Schrank hocken, ohne Bewegungsfreiheit oder die Möglichkeit sich zu wehren, wenn sie jemand fände. Vorsichtig legte sie Lenny auf eine extrem weiche, flauschige Decke und richtete den Rest so her, dass er nicht zur Seite wegpurzeln konnte und verließ laut los den Schrank. Wenige Augenblicke später, hörte sie auch schon die ersten schweren Schritte, die sich der Zimmertür näherten. Gewaltsam wurde sie aufgerissen. Ein grimmig dreinblickender Mann mit Bierbauch und vernarbtem Gesicht stand darin und grinste sie triumphierend an. 

"Jackpot."

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