Ärztliche Hilfe

Der Angriff dauerte nicht mal eine halbe Stunde.

Abrupt endeten die Kampfgeräusche und auf dem Anwesen kehrte Ruhe ein. Fast schon gespenstisch, wenn man bedenkt, was für ein Lärm vorher geherrscht hatte. Shira hörte das aufgeregte Gemurmel aus dem Erdgeschoss und fühlte sich verpflichtet nachzusehen, ob alle unversehrt waren, denn immer hin war sie in gewisser Maße mit Schuld an diesem Angriff. Aber eins war klar, wäre sie nicht da gewesen hätte sie Valentine verloren und ihn wieder zu bekommen, wäre schwieriger gewesen, als sich mit der Familie ihres Ex Verlobten anzufreunden.

Sie wollte Lenny nicht alleine lassen, somit ging sie zu dem Wandschrank und hob den schlafenden Engel samt Decke heraus und presste ihn an sich. Dass sie einige Blutspritzer abbekommen hatte ignorierte sie erstmal, denn das einzige das wichtig war, war die Unversehrtheit aller anwesenden. Somit stieg sie über die an der Tür liegenden toten Männer.

Die Treppenstufen knarzten leise unter ihren vorsichtigen Schritten. Und auch dass das Gemurmel aufgehört hatte hatte sie vernommen, doch das Bild was sich ihr bot, als sie die Küche betrat, ließ sie entsetzt blinzeln. Alle standen um den Esstisch herum und auf diesem lag ein riesiger schwerverletzter Wolf. Eilig ging sie auf die anderen zu und musste feststellen, dass Nick fehlte. Im vorbeigehen, drückte sie Elena vorsichtig ihren Sohn in die Arme. Gerade noch so sah sie wie Clay ein Messer aus dem Bauch des Wolfes ziehen wollte, doch sie hielt ihn auf.

"Nicht!", rief sie entsetzt. Irgendetwas stimmte hier nicht, sie müssten doch einen Arzt rufen.

"Halt dich da raus Kleine. Lass uns machen und verlasse diesen Raum.", knurrte er sie nur an doch das beeindruckte sie wenig.

"Du lässt sofort das Messer los, sonst vergesse ich mich!", drohte sie ihm, was Clay jedoch nur amüsierte. "Das will ich sehen."

"Ich bin Ärztin. Zufrieden?"

"Tierärztin?" 

"Nein, aber genug Ärztin um zu wissen, dass du ihm seine Organe zerfetzt, wenn du es so rausziehst.", erwiederte sie nur kühl, was Clay zu beeindrucken schien, denn er ließ von dem Wolf ab und trat einen Schritt zurück. Tief durchatmend trat Shira nun endlich näher an den Tisch und  begutachtete den Wolf. Sein Kopf schien heile zu sein, seine Linkes Vorderbein war anscheinend angebrochen, ansonsten ein paar kleinere Prellungen und eine Stauchung sonst ging es ihm ganz gut, von dem Messer im Bauch mal abgesehen. Stumm nickte sie, als sie durchging, was alles nötig war. 

"Du bist voller Blut", bemerkte Jeremy, den es wunderte, wie sie so ruhig bleiben konnte und dass sie noch dazu keine Fragen stellte zu dem Wolf. Zum Bespiel, wo er überhaupt herkam. Shira sah sich in der Küche um und schaute, was sie davon nutzen konnte. 

"Keine Sorge ist nicht mein Blut. Alles in Ordnung mich stört das nicht. Aber könnte mit jemand schnell starken Alkohol holen? Bitte.", erwiederte sie nur konzentriert. Jeremy nickte nur Clay zu, der darauf hin davon eielte. Elena ging während dessen in der Küche auf und ab um den Kleinen im Schlaf zu halten. Shira wusch sich in der Zeit die Hände gründlich vom Blut sauber, bis Clay ihr die Flasche brachte. Dankend nahm sie sie entgegen und öffnete sie. Dann griff sie zu einem der Geschirrtücher und tränkte es mit dem Alkohol. Damit ging sie zu dem Wolf und wickelte es um die restliche Klinge, die noch nicht in den Wolf eingedrungen war. "Kann bitte jemand das Tuch halten?" "Natürlich.", erklärte sich Jeremy bereit und krämpelte seine Ärmel hoch. "Gut festhalten und nicht bewegen.", wies sie ihn an, als er soweit war. Interessiert beobachtete er jede noch so kleine Bewegung die sie machte. Denn vorsichtig zog sie das Messer heraus, lagsam, Stück für Stück, bis sie den Übeltäter endlich komplett in den Händen hielt und ins Waschbecken schmeißen konnte. "Wie viele Tote?", fragte sie beiläufig, wärend sie das linke Vorderbein nach dem Bruch abtastete. Die Familie sah sich unsicher an, ehe Elena leise Antwortete. "10 Angreifer haben es rein geschafft, der Rest ist geflohen. das heißt 10 konnten wir abhalten..."

"14.", verbesserte Shira Elena und alle sahen sie nur verwirrt an.

"Wie meinst...", wollte sie gerade nachhaken.

"Es waren 14 die es rein geschafft haben. 10 hier unten, 4 oben. Ihr seid womöglich noch nicht zum aufräumen gekommen, daher denke ich dass sie hier noch irgend wo rumliegen. Oder liege ich falsch? Für die Unordnung oben möchte ich mich auch entschuldigen, ich war nicht vorsichtig genug,aber..." Sie unterbrach sich, als sie sah, wie der Wolf langsam zu sich kam. "Schnell einen Verbandt!" Drängte sie, worauf Clay auch direkt losstürzte.  Mitlerweile hatte Shira auch den Anfang des Bruches gefunden, der Knochen war zum glück noch nicht komplett zertrennt, aber bei der geringsten Belastung, würde er brechen. "Danke", meinte sie schnell, als sie die weiße Rolle, Clay schon förmlich aus der Handriss und dem Wolf umwickelte. Klar würde damit dennoch nicht laufen können, aber es würde den Knochen zusammen pressen, damit er heilen konnte. "Wo ist eigentlich Nick?", erkundigte sie sich und sah die Anwesenden besorgt an. Doch wiese blickten nur star auf den Wolf. Da machte es bei Shira klick und sie hielt in ihrem tun kurz inne, um den Wolf zu mustern. Auch er sah sie mitlerweile an und als sie in seine Augen sah, sah sie Nicks Augen. "Das gibt es nicht. Nick, nicht bewegen okay?" Wie in Trance, wickelte sie weiter. Das hieß, sie hatte ihren Sohn grundlos vor ihm versteckt, sich grundloß von ihm getrennt. Ihr stiegen tränen der verzweiflung in die Augen. Als sie fertig mit dem Verbinden war, löste sie sich wieder von dem Wolf und sah in die Angespannten Gesichter der anderen. "Das heißt ihr seid auch..", schlussfolgerte sie und schaute jeden einzelnen ungläubig an. Das war zu viel, die ersten Tränen rannen über ihre Wangen und sie stürmte nach oben. Doch dort lagen noch die vier Leichen, sodass sie nur einen Ausweg sah.

Nach draußen.

So schnell sie konnte eielte sie an den Anderen vorbei, die ihr Verhalten als Flucht deuteten. Sogleich wurde auch schon Clay losgeschickt bevor es Elena auch nur ansatzweise hätte verhindern können, denn sie hatte noch immer den kleinen Valentine auf dem Arm, der wohl bald seine Mutter verlieren wird.

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