Kapitel 10

Liam P.o.v

Wir fuhren zu meinem Lieblingsrestaurant, etwas ausserhalb der Stadt. Es war in einem alten Schloss gebaut worden. Die modernen Möbel waren der perfekte Kontrast zu den alten Steinmauern. Das Essen war einfach fabelhaft und die Karte war unglaublich umfangreich. Ich hatte immer noch ein schlechtes Gewissen, weil ich zu spät zu unserer Verabredung kam, auch wenn Niall sagte, dass alles gut sei, ich mochte es nicht unpünktlich zu sein. Das würde ich wieder gut machen bei ihm.

Als wir beim Restaurant ankamen, stiegen wir aus und Niall betrachtete staunend das Schloss, das mit Scheinwerfern beleuchtet wurde. Mit dem vielen Schnee, sah es sogar noch schöner aus als sonst schon. Ich winkelte meinen Arm etwas an und schaute auffordernd zu Niall, welcher lächelnd bei mir einhakte. Wir gingen gemeinsam rein und wurden sofort empfangen.

„Guten Abend, Gentlemen, darf ich Ihnen die Mäntel abnehmen?", fragte der eine, der andere fragte nach meiner Reservierung. Als wir unsere Mäntel abgegeben hatten, wurden wir zum Tisch begleitet. Ich zog Nialls Stuhl ein Stück zurück, damit er sich setzen konnte, bevor ich mich ihm gegenüber setzte. Er war immer noch erstaunt von der Einrichtung. Wer konnte es ihm verübeln? Das hier war wirklich weit und breit das schönste Restaurant in dem ich je war. Der Kellner brachte uns die Karte und eine Flasche Wasser, dann liess er uns wieder alleine.

„Liam, dieses Restaurant ist einfach umwerfend!", flüsterte Niall mir zu. Ich lächelte und duckte mich etwas nach vorne.

„Warum flüsterst du?", flüsterte ich zurück. Niall kicherte leise.

„Ich trau mich nicht lauter zu sprechen. Es ist so ruhig hier drin." Tatsächlich waren ausser uns nicht viele Leute hier. Die wenigen Gäste sassen gut verteilt im grossen Raum und unterhielten sich leise. Wir begannen die Karte durch zu schauen und entschieden uns schliesslich beide für das Chateaubriand. Ich ass hier fast nie was anderes, es war einfach ein Traum. Dazu bestellten wir den Rotwein des Tages.

„Und wie war dein Tag?", fragte Niall mich, als der Kellner wieder ging. Ich sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. Er wusste wie mein Tag war, er war scheisse. Jedenfalls bis ich nach Hause kam und ihn sah. Niall schlug sich die Hand gegen die Stirn und schüttelte den Kopf. „Vergiss was ich gesagt hab. Das war doof. Tut mir leid, dass dein Tag so stressig war." Ich seufzte und nahm einen Schluck Wasser.

„Ach weisst du, ich hab ja jetzt Ferien. Da kann ich mich wieder erholen.", lächelte ich. Niall lächelte ebenfalls, doch es verschwand schnell wieder und er sah traurig auf den Tisch vor sich. „Was ist los?"

„Ich hab nur gerade daran gedacht, dass ich morgen nach Irland fliege und dich dann mindestens zwei Wochen nicht sehe. Weihnachten wird scheisse dieses Jahr...", murmelte er. Ich nickte bloss zustimmend.

„Wem sagst du das? Ich verbringe Weihnachten alleine.", beklagte ich mich. Ich freute mich dieses Jahr wirklich gar nicht auf Weihnachten, dabei mochte ich dieses Fest sonst so sehr. Aber wenn ich es alleine verbringen musste, war es nicht dasselbe. Niall sah mich bemitleidend an, doch das wollte ich nicht, weshalb ich das Thema wechselte und nach seiner Familie fragte. Sofort begann er ohne Punkt und Komma zu erzählen. Er schien ein grosser Familienmensch zu sein, weshalb es mich wunderte, dass er so weit von seiner ganzen Familie weg wohnte.

Die nächsten Stunden vergingen so schnell, es kam mir vor wie nur zehn Minuten bis der Kellner kam und uns sagte, dass sie jetzt gerne schliessen würden. Mit einem Blick auf die Uhr fiel uns auf, dass es schon nach Mitternacht war und wir ausserdem die einzigen waren, die noch im Restaurant sassen. Natürlich bestand ich darauf, die Rechnung zu übernehmen. Das war eine kleine Wiedergutmachung dafür, dass ich zu spät gekommen war. Als wir das Restaurant dann verliessen, mussten wir uns durch den starken Schneefall kämpfen. Mit so viel Schnee hatte ich gar nicht gerechnet. So stark hatte es seit Jahren nicht mehr geschneit! Ich fuhr vorsichtig nach Hause und begleitete Niall zu seiner Haustür.

„Kommst du noch mit rein und leistest mir beim Packen Gesellschaft? Ich will noch nicht Tschüss sagen." Natürlich sagte ich da nicht nein. Ich wollte auch noch nicht nach Hause gehen. Bevor er gehen würde, musste ich jetzt noch jede Sekunde mit ihm geniessen. Also gingen wir rein und zogen unsere Jacken und Schuhe aus. Wir gingen in sein Schlafzimmer, wo er anfing seinen Koffer zu packen, während ich es mir auf seinem Bett bequem machte und ihm dabei zusah.

„Warum packst du eigentlich so spät?", fragte ich schliesslich. Meine Frage war berechtigt, wer packte denn mitten in der Nacht seinen Koffer, wenn er am nächsten Tag abfliegen würde? Ich packte meine Sachen meistens schon zwei Wochen im Voraus.

„Ach ich hatte einfach nie Lust dazu. Und jetzt muss ich halt.", erklärte Niall. Ich zog lachend mein Handy raus und scrollte etwas durch die Nachrichten, als eine Meldung reinkam. „Sturmwarnung für Irland und Süd England" Schnell öffnete ich die Meldung und las alles durch.

„Du kannst aufhören zu packen.", murmelte ich schliesslich. Niall sah mich verwirrt an, also zeigte ich ihm die Meldung und seine Augen weiteten sich.

„Alle Flüge sind für die nächsten drei Tage gestrichen?!" Stöhnend liess Niall sich neben mich aufs Bett fallen und vergrub sein Gesicht im Kissen. Ich steckte mein Handy wieder in meine Hosentasche und legte die Hand auf seinen Rücken. „Ich hab mich so auf meine Familie gefreut.", nuschelte er ins Kissen. Eine Weile lang knurrte er vor sich hin, bis sein Kopf plötzlich in die Höhe schoss. „Das heisst, wir können die nächsten Tage doch miteinander verbringen!" Lächelnd nickte ich und liess mich ins Bett zurück fallen. Vielen Dank, Schneesturm! In meinen Gedanken ging ich schon alles durch, was wir zusammen unternehmen konnten. Ich konnte mein breites grinsen schon gar nicht mehr zurückhalten, ich freute mich einfach so auf die gemeinsame Zeit mit Niall. Nur wir beide.

Ein Schnarchen holte mich zurück in die Realität und ich sah neben mich, wo ich Niall schlafend entdeckte. Gott, wie süss er doch aussah! Ich zog die Decke etwas über uns und machte das Licht aus. Dann kuschelte ich mich eng an ihn und atmete seinen Duft ein, bevor ich auch einschlief.

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