67. Kapitel
Das Hotelzimmer ist spärlich eingerichtet, aber es reicht allemal. Zu meinem Glück habe ich ein Einzelzimmer. Ich glaube, wenn ich Trevor vierundzwanzig Stunden hätte ertragen müssen, wäre ich durchgedreht. Harry habe ich noch nicht erreicht. Inzwischen ist in London Nacht und daher versuche ich es wieder, wenn dort die Sonne am Himmel steht. Harry sieht ja, dass ich ihn angerufen habe, er wird sich melden, wenn er Zeit hat.
In der Zwischenzeit habe ich kurz mit Zayn geschrieben und mich im Hotel ein wenig umgesehen. Auf dem Dach gibt es einen Pool, aber ich bezweifle, dass ich die Zeit haben werde, in den Genuss zu kommen und hineinzuspringen. Gleich sehen wir uns direkt das Gebäude an. Wir treffen uns in einer halben Stunde unten. Heute brauche ich meinen Anzug noch nicht anziehen, da keiner der Bewerber dort sein wird. Morgen muss ich dafür den ganzen Tag in diesem Teil herum rennen.
Etwas früher als theoretisch notwendig verlasse ich mein Zimmer und gehe zum Restaurant runter. Ich weiß nicht, wie die anderen das machen, aber ich habe unglaublichen Hunger. Harry hat mir nicht zurückgeschrieben. Seufzend lasse ich mich auf den Stuhl sinken und fange an zu Essen. Vermutlich hat er einfach super viel zu tun.
Als wir wenig später beim neuen Bürogebäude ankommen, staune ich nicht schlecht. Es ist komplett weiß, die Fenster sind groß und es sieht deutlich einladender aus, als mein Arbeitsplatz. Der Projektführer begrüßt und uns lässt uns rein. Mr. Stanis zeigt uns alles. Die Etagen sind ähnlich aufgebaut, wie bei uns, aber es ist etwas größer. Die Computer sind auf dem neusten Stand und außerdem ist alles etwas offener gebaut. Quer durch das Gebäude zieht sich eine breite Wendeltreppe. Der Boden ist mit Vinylboden ausgelegt, er ist genau wie die Schreibtische hellbraun. Außerdem gibt es wie in London auch, hauptsächlich Glastüren. Mr. Stanis erklärt uns, dass alles gut im Zeitplan liegt. Es gab zwischen zeitig einige Lieferprobleme mit den Stühlen, aber das konnte recht schnell wieder ausgeglichen werden. Außerdem sind die Elektriker so gut wie fertig, alles anzuschließen und das gesamte System ist so gut wie fertig konfiguriert.
Selbstverständlich gibt es auch hier eine Chefetage, die er uns am Schluss zeigt. Als wir das große Büro betreten, welches einen Blick über Miami bereit hält, weiß ich jetzt schon, dass Missi es hier lieben würde. Die deckenhohen Fenster bieten an zwei Seiten des Raumes eine atemberaubende Aussicht auf die Stadt. Nachts muss das Wundervoll aussehen. Noch stehen keine Möbel in diesem Zimmer, aber Mr. Stanis versichert uns, dass es in den nächsten zwei Wochen der Fall sein wird. Trevor macht durchgehend Fotos, die er Missi zukommen lässt. Sie will sie sofort haben und ich würde der Frau auch zutrauen, dass sie noch wach ist.
Ich selbst merke, dass ich wieder müde werde, kein Wunder, wenn man bedenkt, wie viel Uhr es in London gerade ist. Die ganze Führung dauert zwei, vielleicht drei Stunden und es ist Abend, als wir das Gebäude verlassen. „Wollen wir etwas essen gehen?" schlägt Deanna dann vor. Wir stimmen alle zu und beschließen, an den Strand zu gehen und zu schauen, ob wir dort an der Promenade ein schönes Restaurant finden. Wir laufen durch Miami ich sehe mich um. Es ist eine wirklich schöne Stadt, keine Frage, aber ich mag London lieber. Als wir die Promenade herunter laufen, denke ich wieder an den Ausflug auf die Yacht. Die Promenade hier ist größer, vielleicht auch schöner, aber ich bezweifle, dass Harry und ich hier so entspannt entlang flankieren könnten, wie dort.
Dann entdecke ich einen kleinen Laden mit einem Postkartenständer vor dem Eingang. „Ich komme sofort wieder." sage ich schnell Bescheid und eile zu den Karten. Mein Blick schweift über die Motive und schnell habe ich mich für eine Karte entschieden, auf der Man den Strand und die Promenade erkenne kann. Das türkisfarbene Wasser trifft auf den langen Sandstrand und Schaumkronen sitzen auf den Wellen. Außerdem ist die ganze Promenade links und recht mit Palmen umrahmt und lockere Wolken sind am Himmel zu sehen. Schnell kaufe ich sie und nehme direkt Briefmarken mit, bevor ich zu meinen Kollegen zurückkehre.
Diese haben in der Zwischenzeit ein Restaurant einige Meter weiter entdeckt, in welchem sie sich niederlassen wollen. Ich stimme zu und wir suchen uns einen Tisch. Es dauert nicht lange, bis ein Kellner zu uns kommt und uns die Karten bringt. Während des Essens schaue ich immer wieder auf mein Handy. Harry antwortet nicht und auch, wenn es mich nicht wundern würde, hoffe ich jedes Mal aufs Neue darauf, dass sein Name auf meinem Bildschirm erscheint.
„Meint ihr, das mit dem neuen Büro wird was?"fragt Trevor skeptisch und trinkt etwas von seinem Bier. Verwundert sieht Maisie ihn an. „Wieso sollte es nichts werden?" - „Naja hier kennt kein Mensch MiRoyl. Es gibt so viele andere Zeitschriften." Ich verdrehe die Augen. „Sei nicht so pessimistisch, das wird schon werden und Missi weiß doch, was sie tut." - „Seit wann nimmst du unsere Chefin in Schutz?" fragt Rhys verwundert. „Das Büro sieht halt gut aus, es scheint alles zu funktionieren." erwidere ich nur, es entspricht nun einmal der Wahrheit. Ich nehme Missi nicht in Schutz, ich sage lediglich, wie es ist.
„Ist die für deinen Freund?" fragt Rhys dann und deutet auf die Postkarte. „Du hast einen Freund?" Trevor sieht mich verwundert an. Ich stöhne genervt und werfe meinem Kollegen aus der Siebten einen strafenden Blick zu. Als er merkt, dass ich nicht unbedingt erpicht darauf war, dass Trevor es erfährt, blickt er mich entschuldigend an, aber ändern kann er es natürlich nicht mehr. „Ja." sage ich daher nur knapp und schaue auf die Karte. Die Adresse hat Steven mir geschickt. Es ist eine Büroadresse, ein Sitz des Sicherheitsteams. Steven weiß, dass eine Karte an Harry kommen wird, deswegen mache ich mir keine Gedanken darüber, dass sie ihn nicht erreicht. Einfach Harry Styles Buckingham Palace als Adresse darauf zu schreiben, würde einfach nicht funktionieren. Trotzdem werde ich die Karte in einen Umschlag stecken, es muss niemand anderes die Karte lesen.
Nach dem Essen klinke ich mich aus dem Gespräch aus. Stattdessen nehme ich meinen Kugelschreiber und fange an, die Karte zu schreiben. Ich schicke sie heute noch raus, per Express, und hoffe, dass es keine zwei Wochen dauern wird, bis sie ankommt. Kurz überlege ich, was ich schreiben möchte, als ich aber anfange, fließen die Wörter förmlich auf das Papier und ich brauche kaum noch nachzudenken, was ich als nächstes niederschreiben möchte.
Hey Haz,
nachdem wir dieses Wochenende leider nicht auf das Anwesen fahren konnten, dachte ich, ich schreibe dir wenigstens eine Karte. Normalerweise würde man vermutlich schreiben, wie das Wetter und der Strand ist, aber deswegen bin ich ja nicht hier. Meine Kollegen sind okay, aber ich vermisse dich. Ich habe mich dabei erwischt, dass ich lieber in deinem Jet gesessen hätte, ich glaube, ich gewöhne mich langsam, an deinen Standard. Vielleicht sollte ich es nicht schon wieder sagen, ohne dass du Antworten kannst, aber ich vermisse dich und ich liebe dich.
Bis bald,
dein Louis
Mehr gibt der Platz der Karte nicht her, aber ich bin recht zufrieden mit den wenigen Worten, die ich darauf gequetscht habe. Zugegeben, ich habe klein geschrieben, aber es passt. Dann stecke ich die Karte in den Umschlag, um sie vor neugierigen Blicken meiner Kollegen zu schützen und beschriftet ihn.
Als wir uns auf den Rückweg machen, halte ich nach einem Briefkasten Ausschau und nach einigen Minuten entdecke ich auch einen. Die Karte ist weg und wir kehren ins Hotel zurück. Nach einer kurzen Dusche lasse ich mich ins Bett fallen. Ich bin total alle. Harry hat immer noch nicht reagiert, aber ich bin zu müde, um noch länger wach zu bleiben und zu Warten, bis mein Freund auf der anderen Seite der Erde aufsteht.
Am nächsten Morgen hingegen sehe ich, dass er versucht hat, mich zu erreichen. Er hat mich vier mal angerufen, immer mit einigen Minuten Abstand. Seufzend zwinge ich mich aus dem Bett ins Bad. Ich habe schon geschlafen, als Harry versucht hat, mich zu erreichen, es waren vielleicht zwanzig Minuten, die ich hätte warten müssen, um den Anruf mitzubekommen und ich fluche leise. Das hätte ich locker schaffen können. Dämlich! Als ich zurück rufe, hebt er nicht ab. Wieso war das klar? Bei ihm ist jetzt Nachmittag, es könnte also gut sein, dass er wieder irgendeinen Termin hat. Was weiß ich.
Der Tee hier im Hotel schmeckt scheußlich. Alle die ich sehe trinken Kaffee und ich entscheide mich für Orangensaft. Immer noch besser als der Tee und als der Kaffee sowieso. Trotzdem ärgere ich mich darüber, dass ich nicht einfach ein paar Teebeutel eingepackt habe, heißes Wasser hätte ich bestimmt irgendwo herbekommen. Außerdem trage ich den Anzug schon. Es geht vom Hotel direkt zum neuen Gebäude und wir lernen die Anwärter kennen. Mit anderen Worten heißt das für mich gerade nichts anderes, als dass ich Harry heute auch nicht erreichen kann. Wir alle haben eine ganze Menge zu tun und somit bleibt keine Zeit für Privatgespräche. Wenn Missi davon Wind beklommen würde, dürfte ich mir ganz schnell einen neuen Job suchen.
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Wie findet ihr die Postkarte an Harry? Und meint ihr, die beiden schaffen es noch, zu telefonieren?
Love L
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