26. Kapitel

Verwundert sehe ich den Kerl an, der dort steht. Es ist Edwards... oder eben auch nicht Edward. Wie heißt der Kerl eigentlich wirklich? „Mr. Tomlinson. Sie werden erwartet." sagt er mit ruhiger Stimme und sieht mich freundlich an. Ich nicke nur und zucke mit den Schultern. Ja, vermutlich werde ich das, ich meine, ich wüsste nicht, was das hier sonst werden sollte.

„Folgen Sie mit." sagt er nur und dreht sich um. Schnell laufe ich ihm hinter her. Was weiß ich, wie groß dieses Tunnelsystem ist. Auf eine Erkundungstour habe ich gerade aber dann doch keine Lust. Er geht zielsicher voraus und irgendwann kommen wir in einen anderen Raum. Von dort kommen wir über einen Aufzug wieder auf eine höher Gelegene Etage. Er sagt nichts, keiner von den Kerlen hier tut das. Wir steigen aus und laufen einen Gang entlang. Überall sind goldene Verzierungen angebracht. Der Teppich ist rot und hier und da gehen einige weiße Türen ab. Wir gehen um einige Ecken und bleiben am Ende des Ganges vor einer großen, weißen Doppeltür stehen. Man könnte sie schon fast als Tor bezeichnen.

Der Kerl, ich nenne ihn jetzt einfach Edward, klopft zwei mal an. Er tritt zur Seite und versteckt die Hände hinter seinem Rücken. So ist er auch schon die ganze Zeit gelaufen, angespannt und stumm. „Herein." ertönt von Innen. Steven öffnet die Tür und geht zur Seite. Ich sehe ihn fragend an. Er nickt.Also betrete ich den Raum vor mir. Vielleicht sollte ich eher Saal sagen. Vermutlich ist alleine dieser Raum größer, als Zayns und meine Wohnung.

Dann erblicke ich Harry. Er steht an einem großen Fenster und sieht auf den Hydepark herab. „Äh.. hi?" Er dreht sich um und schmunzelt. Ich höre, wie die Tür sich hinter mir wieder schließt. „Es hat lange gedauert." meint er nur. Ich verdrehe die Augen. „Wenn deine Wachhunde mich erst durch eine unterirdische Stadt führen, ist das auch kein Wunder." Harry sieht mich amüsiert an und wenn ich nicht ganz falsch liege, lacht er ein wenig.

Ich lasse es mir nicht nehmen, ihn zu mustern. Er trägt ein Hemd und eine Anzughose. Mir wäre das ja viel zu ungemütlich, den ganzen Tag in so einem Aufzug zu verbringen. Das Hemd ist weiß, die Hose schwarz. Eigentlich ist es also nichts besonderes; und doch erweckt er genau diesen Eindruck. Ich spanne mich an und blinzle einige wenige Male. Schnell sehe ich wieder zu seinem Gesicht. „Wie war die Arbeit?" fragt er mich und setzt sich auf das Sofa, welches mitten im Raum steht. Ich trete einige Schritte näher. „Naja.. gut? Wie immer halt."

„Setz dich doch." sagt er und deutet auf den Platz neben ihm. „Möchtest du etwas trinken?" fragt er mich dann. „Hast du Bier?" frage ich nach und sehe mich um. Er nickt und deutet nach links. An der Wand ist so etwas wie eine Bar. Aber in Klein. An der verspiegelten Wand stehen einige Flaschen, vermutlich Wein und Scotch und Whiskey und so etwas. Jede einzelne von ihnen sieht verdammt edel aus. Harry steht auf und geht dorthin. „Welches Bier möchtest du? Ich habe hier... einige Sorten." sagt er. Anscheinend stehen die Flaschen auf der anderen Seite der Theke. Ich gehe zu ihm und schaue selbst auf die Auswahl. Zielsicher greife ich zu dem Bier, das wir immer trinken. Ich ziehe mein Feuerzeug aus der Hosentasche und öffne die Flasche. Erst, als ich schon einen Schluck getrunken habe, sehe ich Harrys verwunderten Gesichtsausdruck.

„Alles okay?" - „Das ist ein Feuerzeug." sagt er irritiert. Ich nicke nur und zucke mit den Schultern. „Ja, und?" - „Ich habe auch einen Flaschenöffner." meint er und sieht auf den Kronkorken, den ich auf den Tresen gelegt habe. „Oops?" Ich verstehe nicht genau, worauf er hinaus will. Er sieht wieder zu der Flasche und nimmt sich dann selbst eine. Es ist die gleiche Sorte. „Gib mal." bittet er mich und streckt die Hand aus. Ich lege ihm das Feuerzeug hinein und beobachte, wie er versucht die Flasche zu öffnen, so wie ich es getan habe.

„Das geht nicht." meint er nur und sieht wieder zu mir. „Wie hast du das gemacht?" fragt er dann. Belustigt sehe ich ihn an. „Du kannst keine Bierflasche öffnen?" Ich muss mir gerade wirklich ein Lachen verkneifen. „Mir werden die Flaschen geöffnet." antwortet er nur schulterzuckend. „Oh nein, wie tragisch!" erwidere ich und lache. „Also?" Ich schmunzle und nehme ihm die Flasche aus der Hand. Ich stelle sie auf den Tresen. „Also. Du greifst so um den Flaschenhals." Ich mache es ihm vor. „Und setzt mit dieser Ecke an." Besagte Ecke klemme ich unter den Kronkorken. „Und dann drückst du so dagegen." sage ich und deute an, die Flasche zu öffnen. Er nickt und nimmt mir beides aus der Hand.

Er konzentriert sich darauf, alles so zu machen, wie ich gerade, aber trotzdem rutscht das Feuerzeug immer wieder ab. Harry schnaubt unzufrieden. Ich lege unüberlegt meine Hand auf seine und drücke das Feuerzeug somit in die richtige Position. „Jetzt drücken." weise ich ihn an und der Kronkorken fliegt einen Moment später von der Flasche. „Wie kommt man nur auf die Idee, ein Feuerzeug dafür zu nehmen?" fragt Harry kopfschüttelnd. Jetzt lache ich doch. „Wenn man nichts besseres hat. Aber das geht nicht nur damit. Schlüssel klappt auch, ist aber eher nicht zu empfehlen. Oh und an einer Straßenlaterne natürlich."

Jetzt sieht er mich wirklich an, als wäre ich irre. „Das funktioniert doch nicht." - „Doch tut es." sage ich und trinke einen weiteren Schluck des kühlen Bieres. „Aber Feuerzeug ist doch angenehmer." füge ich hinzu. Er nickt und nimmt sich seine Flasche. Er trinkt etwas davon, sieht aber nicht so begeistert aus. „Schmeckt es dir nicht?" frage ich verwundert nach. Er trinkt noch einen Schluck, stellt die Flasche dann aber missmutig weg. „Wieso trinkst du dieses... Zeug?" - „Zeug?!" frage ich empört und schüttle den Kopf. „Du hast keine Ahnung." - „Du hast nur noch nie richtig guten Alkohol getrunken." erwidert er amüsiert. Doch, den Rosé! schießt mir in den Kopf und schnell beiße ich mir auf die Innenseite meiner Wange, um bloß den Mund zu halten.

Er dreht sich um und lässt seine Fingerspitzen über das Glas der verschiedenen Flaschen tanzen. Dann nimmt er eine heraus. Sie ist eckig und klein. Bestimmt Whiskey oder so etwas. Er nimmt zwei Tumbler heraus und stellt sie auf den Tresen. Dann schenkt er uns beiden drei-fingerbreit ein und reicht mit ein Glas. Ich stelle die Flasche weg und nehme es an. „Auf guten Alkohol" sagt er und hebt sein Glas. „Auf Bier." antworte ich provokant und tue es ihm gleich.

Der Geschmack fegt wie eine Welle über meinen Gaumen und meine Zunge, es ist herb, nicht zu sehr, leicht würzig und nicht einmal schlecht. Ich sehe das Glas an. „Und?" fragt Harry mich erwartungsvoll. „Schon ganz gut." sage ich. „Aber Bier ist besser." Überrascht sieht er mich an. „Ernsthaft? Du ziehst dieses billige Bier einem vierhundert-Pfund Whiskey vor?" Meine Augen werden groß und mein Blick wechselt von ihm zu dem Tumbler und wieder zurück. „So viel?" Er verdreht die Augen. „Bitte. Das ist einer der günstigeren." Ne ist klar. Ich zucke mit den Schultern. „Das macht ihn auch nicht besser." antworte ich ihm und perplex sieht er mich an. Dann schüttelt er nur leicht den Kopf und trinkt noch einen Schluck.

Ich stelle mein Glas ab und nehme mir wieder das Bier. Harry und ich gehen zurück zum Sofa. Er nimmt direkt beide Tumbler mit und gibt mir noch eine Flasche Bier, die ich auf dem tiefen Glastisch vor dem Sofa abstelle.

„Du fliegst morgen früh?" frage ich ihn dann. Er verdreht die Augen und nickt. „Ich bin vier Tage ich Schweden." - „Wie ist es da?" frage ich ihn interessiert und lehne mich nach hinten. „Schweden halt." Ich sehe ihn amüsiert an. „Du weißt, dass ein Normalbürger noch nicht in jedem Land Europas war?" erinnere ich ihn und er sieht mich genervt an, aber irgendetwas sagt mir, dass er mir diese Aussage nicht krumm nimmt. „Es ist eigentlich recht schön dort, weniger Menschen als hier. Die Leute sind unglaublich freundlich und offen, aber... ich würde lieber hier bleiben." meint er dann und leert seinen Tumbler.

„Wie kommt es? Es sind doch nur vier Tage." erwidere ich verwundert. Er zuckt mit den Schultern und sieht mich an. „Es ist jedes Mal das gleiche, viel Presse, viel Aufmerksamkeit, enger Zeitplan." meint er nur. „Da war Ibiza schon besser." murmelt er und nimmt sich meinen Tumbler. Ich trinke mein Bier weiter. „Und du willst sicher nicht mitkommen?" fragt er noch einmal nach, aber ich schüttle den Kopf. „Ich habe meinen Urlaub aufgebraucht, nein ich muss, genau wie du, meiner Arbeit nachgehen." antworte ich und er nickt verstehend.

Mein Bier leert sich. Er holt sich noch ein Glas Whiskey und bringt das Feuerzeug mit, das auf der Theke lag. Ich bin davon ausgegangen, dass er es mir gibt, aber stattdessen nimmt er die Bierflasche, die er mir mitgebracht hat, stellt sie auf den Tisch und öffnet sie. Er braucht ein wenig länger, als er gerne würde, aber schließlich springt der Kronkorken ab und zufrieden reicht er mir die Flasche. 

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Da lernt der gute Harold also, wie man eine Bierflasche öffnet. :) Das mit der Laterne hat eine Freundin mal gemacht; es geht wirklich haha. Was wohl dort noch alles passieren wird? Was meint ihr, worüber könnten die beiden sich unterhalten oder was könnte noch geschehen? 

Love L 

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