2. Kapitel
Am nächsten Tag könnte ich mein Handy gegen die Wand schmeißen, als der Wecker los geht. Aber nein, dafür war mir dieses Ding dann doch zu teuer. Ich stöhne genervt und drehe mich um. Auf dem Bauch liegend angle ich danach und streiche über den Bildschirm, damit diese nervtötende Melodie aufhört. Aber es hilft ja alles nichts, ich muss aufstehen und duschen will ich auch noch.
Mit nur halb geöffneten Augen schleppe ich mich ins Bad und stelle das Wasser an. Als es endlich warm ist, stelle ich mich drunter und lasse den Kopf nach vorne fallen. Wie gerne ich einfach noch im Bett geblieben wäre. In Portland ist es gerade mal halb elf abends. Ich fühle mich, als hätte ich kaum geschlafen, was auch irgendwie stimmt, aber da muss ich jetzt durch. Und es ist ja nicht so, als würde ich das nicht kennen; es ist jedes Mal so, egal ob ich hinfliege oder wieder zurück.
Frisch geduscht laufe ich mit einem Handtuch um die Hüfte zurück in mein Zimmer. „Möchtest du Tee?" höre ich Zayn aus der Küche. „Was für eine Frage." antworte ich ihm und schließe meine Zimmertür. Eine schwarze Jeans, ein T-Shirt und mein Jeanshemd, dass ich vermutlich viel zu oft trage, greife ich aus dem Koffer. Mum hat alles gewaschen, bevor ich wieder her geflogen bin. Ziemlicher Luxus. Ich ziehe mich an und gehe dann zu Zayn. „Was gibt es zum Frühstück?" - „Sehe ich aus wie dein Butler?" entgegnet er, stellt mit in dem Moment, aber meine Tasse Tee hin. „Jetzt gerade schon, ja." entgegne ich grinsend und trinke einen Schluck. Earl Grey. Richtiger Earl Grey! Nicht die Brühe, die die Menschen in Portland dafür halten.
„Also?" Er verdreht die Augen. „Hab Rührei gemacht." murrt er. „Für mich." fügt er hinzu und ich grinse. „Als ob du nichts für mich mit gemacht hast. Zee ich kenne dich jetzt wie lange?" - „Zu lange." antwortet er trocken und stellt mir einen Teller hin. Ich hole frisches Brot raus und schneide uns beiden noch je eine Scheibe ab.
Danach verschwindet Zayn im Bad. Ich räume die Küche wieder auf und packe dann meine Sachen zusammen. Außerdem ziehe ich mein Handy vom Ladekabel und lasse es in meiner Hosentasche verschwinden. Gute zwanzig Minuten später machen wir uns auf den Weg. Ich braue drei Versuche, aber dann ist unsere alte Klapperkiste von Auto an und ich fahre los. Eigentlich hätten wir es schon längst in eine Werkstatt fahren müssen, aber so lange es noch fährt, tun wir es nicht.
Es dauert eine gute viertel Stunde, bis wir auf dem Parkplatz ankommen. Von dort aus laufen wir über einen Trampelpfad zum Haupteingang. Die meisten, die hier arbeiten und mit dem Auto kommen, machen das so; ansonsten müsste man noch einmal komplett um den Gebäudekomplex herumlaufen und darauf hat keiner wirklich Lust. So gesehen, laufen wir also doch einen ganz normalen Weg entlang, der nur ab und an etwas matschig ist.
„Tomlinson. Wieder da?" - „Morgen Pete." begrüße ich den Sicherheitsmitarbeiter, der wie immer in der Eingangshalle steht.
Ich zücke meine Karte, lege sie auf den Scanner und betrete dann das Foyer. Man könnte zwar über diese Schranken mit einem Satz springen, aber gut, Missi wollte sie haben und deswegen stehe sie jetzt hier. Wir laufen zum Aufzug. „Wir sehen uns nachher." sagt Zayn dann und steigt auf Etage sechs aus. Er gehört zu einer anderen Abteilung, als ich. Aber ich steige nicht wie sonst, auf Etage sieben aus, sondern fahre nach oben. Ganz oben, im neunten Stock, ist Missis Büro. Ich steige aus dem Aufzug und laufe den Gang entlang. Natürlich ist es eine Glastür, die zu Ihrem Büro führt. Sie hat es weiß eingerichtet, sehr modern und hell. Die Fenster auf beiden Seiten liegen nach Osten und Süden, sodass sie die meiste Zeit am Tage die Sonne hinein scheinen hat. Die Fenster gehen vom Boden bis zur Decke.
„Sie erwartet dich schon." Jeff sitzt wie immer an dem Schreibtisch seitlich zur Tür. „Hi Jeff." antworte ich ihm. „Weißt du worum es geht?" Er schmunzelt. „Du weißt doch, ich darf so etwas nicht sagen." Ich verdrehe die Augen. „Also ja."
Sie selbst sitzt in ihrem Sessel aus hellem Leder und hat ihren Computer vor sich stehen. Ich klopfe an und öffne die Tür. „Guten Morgen Ms. Tremblay." lächle ich. „Ah, Mr. Tomlinson. Kommen Sie doch rein." bittet sie mich. Ich schließe die Tür hinter mir und setze mich ihr gegenüber auf den Stuhl, der natürlich auch aus hellem Leder ist. „Zayn Malik meinte, dass sie mich sprechen wollen?" Sie verschränkt ihre Finger miteinander und legt die Hände auf den Schreibtisch ab. „Wie war ihr Urlaub?" Wenn sie schon so anfängt, kann das ja was werden.
„Ziemlich gut, danke. Aber ich bin auch froh, wieder hier zu sein. Portland ist einfach nicht London." erwidere ich. Sie nickt verstehend. „Also. Ich weiß ja nicht, ob Mr. Malik Ihnen das bereits gesagt hat, aber Victoria Chevalier ist schwanger." Ich nicke. „Ja, hat er mir erzählt." Sie nickt. „Jetzt ist es jedoch so, dass eine Kollegin von ihr krank geworden ist und vermutlich für einige Wochen ausfällt. Dann geht Ms. Chevalier ins Mutterschaftsurlaub und das wiederum bedeutet, dass wir ein Problem haben."
Fragend sehe ich sie an. Worauf will sie hinaus? Sie lehnt sich nach hinten. „Gerade bei dem, was im Augenblick geschieht, brauchen wir jemanden in dieser Abteilung, der die fehlenden Kollegen ersetzt, natürlich nur zeitlich bedingt." Meine Augen werden groß. „Und das soll ich sein?" schlussfolgere ich. Sie nickt. „Sehr richtig. Sie werden diese Aufgabe übernehmen." - „Aber ich bin in der Abteilung Sport!" widerspreche ich ihr. „Wieso fragen sie nicht Mr. Malik oder so?" Ich habe ja so absolut gar keine Lust darauf, die Abteilung zu wechseln. „Mr. Malik arbeitet praktisch schon alleine und das wissen Sie. Wenn ich ihn nehmen würde, würde die Abteilung Mode und Kunst wegfallen." Innerlich stöhne ich genervt, weiß aber, dass es stimmt. Leider.
„Also werde ich auf Etage acht versetzt?" frage ich noch einmal missmutig. Sie nickt. „So lange, bis dort wieder genug Kollegen zu Verfügung stehen, ja." Ich öffne meinen Mund und möchte etwas sagen, aber Ms. Tremblay unterbricht mich sofort. „Sie wissen genau, dass meine Entscheidung gefallen ist, Mr. Tomlinson." sagt sie mit starker Stimme.
„Aber ich habe keine Ahnung auf diesem Gebiet." widerspreche ich ihr schon fast verzweifelt. „Dann eignen Sie sich diese an. Ich meine mich zu erinnern, dass sie mir einmal versichert haben, dass sie in jeder Abteilung arbeiten könnten." Ich verdrehe die Augen. Das war vor zwei Jahren, als ich angefangen habe, hier zu arbeiten und da wollte ich einfach nur den Job bekommen.
Meine Chefin lächelt. „Dann wäre das ja jetzt geklärt. Oder haben sie noch fragen?" - „Habe ich dort einen Schreibtisch?" frage ich sie nur. Ich habe wirklich keine Lust, zwischen den Etagen immer wieder zur wechseln. „Natürlich haben Sie das." antwortet sie mir und sieht mich an, als würde sie fragen, ob das jetzt wirklich mein Ernst ist. „Holen Sie ihre Sachen und ziehen Sie um. Ihre Arbeitszeiten werden sich nicht großartig ändern. Ich habe Ihnen bereits ein Interview zugeteilt, es ist in zwei Wochen, also arbeiten Sie sich schleunigst ein."
Ich nicke und stehe dann auf. „Das wars?" - „Sagen Sie Jeffrey, ich warte schon seit einer halben Stunde auf meinen Kaffee." meint sie noch und wendet sich dann wieder Ihrem Computer zu. Ich verlasse das Büro.
„Du Arsch hast es gewusst." sage ich und er sieht auf. „Niemals." antwortet er grinsend. Ich seufze genervt. „Sie wartet auf ihren Kaffee." Jeff hält in der Bewegung inne und springt nur eine Sekunde mit den Worten „Oh scheiße." auf. „Eigentlich haben wir einen Praktikanten!" beschwert er sich. „Der sollte das machen!" Ich schmunzle. „Und dir ist nicht aufgefallen, dass der Praktikant nicht wieder gekommen ist?" frage ich und steige mit in den Fahrstuhl. Er verdreht die Augen. „Nein, eben nicht." - „Schlecht Mr. Wilson." meine ich amüsiert. „Ach sei doch leise."
Ich steige auf der siebten Etage aus. Jeff muss nach ganz unten fahren. Missi trinkt ihren Kaffee hier nicht aus unserer Kaffeemaschine. Sie mag lieber den frischen von dem Café gegenüber und so darf Jeff als ihr Assistent jedes mal dorthin rennen. Meistens ruft er vorher an und der Mitarbeiter steht schon draußen, aber heute wird es vermutlich anders sein. Eigentlich hat er den Praktikanten geschickt, aber was weiß ich, wo der steckt. Um nicht zu sagen; nicht mein Problem.
Ich laufe zu meinem Schreibtisch. „Du bist so blass wie vorher." - „Wie lustig zu bist, Rhys. Ich war in Portland, nicht in der Karibik." entgegne ich augenverdrehend, lächle dann aber doch. Ich setze mich auf meinen Stuhl und seufze. Dann nehme ich meine Sachen und packe sie in die Kiste, die ich mir gerade von Jeff habe geben lassen, bevor er wie von einer Tarantel gestochen, aufgesprungen ist.
„Hast du gekündigt?" fragt er verwundet und stützt sich auf das Regal neben meinem Schreibtisch. Ich seufze. „Nein, ich wurde in die achte versetzt." Er sieht mich perplex an. „Dein Ernst?" fragt er und fängt an zu lachen. „Ich glaube, dann werde ich wohl deinen Tisch nehmen. Der steht wenigstens am Fenster." sagt er grinsend und fängt an, seine Sachen rüber zu räumen. Ganz große Klasse.
Irgendwie wird die story immer noch als untitled angezeigt,, aber sie heißt next one.
Was meint ihr, wieso sie so heißen könnte? Und was könnte wohl Etage 8 sein?
Love L
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