17. Kapitel
„Fuck." murmle ich, als er weg ist. Sein Duft kribbelt immer noch in meiner Nase und mein Herz weiß auch nicht, was hier gerade passiert ist. Ich habe mit dem scheiß Prinzen von dem vereinigten Königreich gesprochen. Und noch dazu schreibe ich seit einer Woche mit ihm! Ich dachte wirklich die ganze Zeit, es ist der andere Kerl. Wer hätte auch gedacht, dass es der Prinz sein könnte? Ich meine.. der Prinz?! Der scheiß Prinz? Okay, scheiße ist vielleicht nicht das richtige Wort dafür, aber anders lässt es sich nun einmal nicht ausdrücken. Ich schaue auf mein Handy. Fast schon automatisch wähle ich unseren Chat und scrolle nach oben.
Ich habe definitiv über ihn gelästert; auch wenn er es anders formuliert hat. Dass er mich nach der Nummer wirklich wiedersehen will, passt gerade irgendwie nicht in meinen Kopf. Ich atme tief ein und wieder aus. Ich sollte nicht so auf den Prinzen reagieren. Das ist gar nicht gut. Ich bin keiner seiner Spielbälle, das kann er vergessen. Abends, als ich mit Zayn wieder nach hause komme, habe ich wieder Zeit, darüber nachzudenken. Zwischendurch sind meine Gedanken zwar immer wieder zu Prinz Harry geschwenkt, aber sofort habe ich mich zurück in meine Arbeit gestürzt. Jetzt aber, habe ich kaum Ablenkung. Klar, ich könnte die WG putzen, Wäsche machen oder so, aber trotzdem kann ich meine Gedanken nicht einfach ausschalten.
Ich habe über den Prinzen so viel recherchiert, dass ich weiß, dass er eine Eroberung nie lange behält. Er hat kaum feste Beziehungen. Es ist offensichtlich, dass es weitestgehend aus der Presse raus gehalten werden soll, aber er ist nun mal kein einfacher Promi. Sein Ruhm wird nicht plötzlich irgendwann aufhören, wenn er sich nur weit genug zurückzieht. Die Menschen werden sich immer für ihn interessieren. Wenn man das bedenkt, ist es schon irgendwie gruselig. Ich würde nicht wollen, dass jeder meiner Schritte überwacht wird. Aber er hat keine Wahl und ich gehe stark davon aus, dass er es gar nicht anders kennt. Wie sollte er auch?
Aber will ich mich da wirklich mit reinziehen lassen? Eigentlich eher weniger. Ich möchte nichts anfangen, dass sowieso in ein paar Wochen endet. Am besten kennt mich dann auch die Öffentlichkeit. Danke, aber nein danke. Ich meine, am Ende bin ich dann zwar bekannter, aber das wars auch schon und das eine Foto mit ihm in MiRoyl reicht mir, als öffentliches Abbild von mir. Mehr Fotos muss ich von mir in keinem Printmedium oder auch im Internet sehen. Danke, aber nein danke.
Außerdem gibt es mit Sicherheit genug junge Leute, die genau darauf stehen würden. Der Prinz hat seinen Spaß und die anderen haben Aufmerksamkeit bekommen. Eine Win-Win-Situation. Nur eben nicht für mich. Er wird es schon verstehen. Oder? Keine Ahnung. Ich sehe Zayn beim Kochen zu, auch wenn ich keine Ahnung habe, was er dort eigentlich tut. Meine Gedanken verstummen dadurch aber leider auch nicht. Man kann es ja versuchen. Stattdessen drehen sie sich weiter und weiter um dieses blöden Adligen. Ich komme nicht drum herum, über seinen Auftritt nachzudenken. Er sieht gut aus, sehr sogar. Nicht einmal ich kann das bestreiten. Seine braunen Haare sehen unfassbar weich aus und liegen immer perfekt. Sogar auf der Yacht waren sie gestylt und sahen gut aus.
Und diese grünen Augen erst. Scheiße. Sein Blick verrät deutlich, dass er weiß, was er will und dass er immer bekommt, was er will. Sollte er mich wollen, wird es wohl das erste mal sein, wo er etwas ausgeschlagen bekommt. Klar, den Prinzen zu kennen, ist im Grunde nicht schlecht, aber dafür werde ich mich nicht zu einer dieser Püppchen machen lassen.
Zayn erzähle ich davon erst gar nichts. Er würde mir erst einmal sowieso nicht glauben und da Harry kein Profilbild hat, kann ich es auch nicht beweisen. Aber selbst wenn, wieso sollte ich es erzählen? Je länger ich darüber nachdenken, desto klarer wird mir, wie arrogant es eigentlich von ihm war, einfach anzunehmen, dass es mir egal ist, dass ich die ganze Zeit dachte, er sei jemand anders, dass ich ihn erneut treffen will und wahrscheinlich sogar, dass ich es gut finde, dass er der gottverdammte Prinz ist.
Ich will noch dazu nicht darüber sprechen. Meine Gedanken überschlagen sich sowieso schon, aber ein Gespräch würde das ganze noch toppen. Ich will gleich einfach in Ruhe Fußball schauen. Zayn wird zwar wieder meckern, dass er etwas anderes sehen will, aber das ist mir im Augenblick egal. Ich brauche Ablenkung und außerdem mag ich Fußball. Das ist ihm sowieso bekannt und er weiß, dass er dann keine Chance hat, an die Fernbedienung zu kommen. Pech für ihn.
Aber nicht einmal das schafft es, meine Gedanken in eine andere Richtung zu lenken. Ich weiß echt nicht, was mit mir los ist. Es ist doch nur der Prinz. Und es ist nicht einmal mein Prinz! Er sollte sich definitiv jemand anderen suchen. Vielleicht sollte ich ihm das auch direkt schreiben, dann macht er sich keine falsche Hoffnungen. Innerlich schnaube ich. Welche Hoffnungen sollte er sich bitte machen? Er kann jeden haben. Er braucht mich nicht, er nimmt sich die, die er will. Hat er doch bei mir auch versucht, so direkt wie er war. Er ist einfach davon ausgegangen, dass ich ihn treffen will. Kein Wunder, so wie er sein Leben lebt, aber nein, darauf werde ich nicht eingehen.
Zayn und ich reden heute Abend nicht mehr so viel. Wir sind beide von dem Tag geschafft und müde. Erst geht er duschen, dann ich. Als ich danach in mein Zimmer verschwinde, überlege ich ernsthaft, gar nicht mehr auf mein Handy zu schauen. Dann verdrehe ich die Augen und murmle „Ich werde diesen Kerl nicht mein Verhalten kontrollieren lassen." Also nehme ich mir mein Handy. Und siehe da, er hat mir wirklich geschrieben. Verflucht.
Ich tippe auf unseren Chat.
Edward: Du bist nicht mehr hier, richtig?
Ernsthaft jetzt? Ich speichere als erstes seinen richtigen Namen ein. Danach antworte ich ihm.
Me: Nein, die Presse hatte nur befristet Zugang.
Eigentlich bin ich davon ausgegangen, sowieso vor morgen keine Antwort zu bekommen, aber ganz offensichtlich liege ich falsch damit, denn kaum eine Minute, nachdem ich meine Nachricht abgeschickt habe, kommt eine Antwort.
Harry: Du hättest bleiben können.
Me: Genau
Harry: Du bist wieder sarkastisch.
Me: Was willst du dagegen tun?
Harry: Mir fällt da etwas ein.
Skeptisch sehe ich auf meinen Bildschirm und sofort gleiten meine Gedanken in eine falsche Richtung. In eine ganz falsche! Ich drehe mich auf die Seite und angle nach meinem Ladekabel, dass ich an mein Handy schließe, ehe ich antworte. Ich sollte ihm gar nicht antworten. Ich sollte mein Handy weglegen und ihn ignorieren.
Me: Wie war die Gala so?
Harry: Ernsthaft? Smalltalk?
Me: Wieso nicht?
Harry: Okay.
Harry: Die Gala war gut, eine Gala eben.
Das war ja eine super ausführliche Antwort, das ist ja der Wahnsinn! Ich meine, ich hätte nicht mit viel mehr gerechnet, aber ein Satz? Das ist schon etwas sehr spärlich.
Harry: Wann hast du Zeit?
Me: Bist du immer so direkt?
Harry: Meistens.
Me: Okay.
Me: Das war aber kein okay für unser Treffen.
Harry: Wieso sagst du nicht einfach, wann du Zeit hast?
Me: Ich arbeite Montags bis Freitags, manchmal auch am Wochenende, je nachdem ob es einen Zwischenfall gibt. Dich brauche ich vermutlich nicht zu fragen.
Er muss vermutlich immer arbeiten. Ich meine, er kann sich ja schlecht Pause vom Prinz-Sein nehmen. Wie soll das gehen? Er wird auf Schritt und Tritt verfolgt. Jetzt wird mir auch klar, warum er das Interview erst nicht gelesen hat, warum er keine Ahnung von normalen Arbeitszeiten hat und warum er immer arbeiten muss, wenn es nötig ist.
Harry: Wann hast du Urlaub?
Me: Erst an Weihnachten wieder.
Harry. Okay.
Einfach nur okay? Mehr nicht? Er geht offline. Ich seufze. Ich werde aus diesem Kerl nicht schlau. Er wirkt so distanziert durch diese direkte Art und trotzdem habe ich das Gefühl, er flirtet mit mir. Vielleicht liegt es nur daran, dass er sich mit mir treffen will und daran, dass er meinen Blick vorhin förmlich gefangen gehalten hat, aber das kann auch einfach nur seine Art sein. Ich meine, was weiß ich schon, wie sich ein Prinz benehmen muss. Dass er nicht schüchtern sein sollte, ist mir auch klar, aber sehr viel mehr weiß ich dann doch nicht darüber.
Ich lege mein Handy weg. Es bringt mir nichts, darüber weiter nachzudenken. Ich werde nichts mit ihm anfangen, ich werde nicht mit ihm flirten und ich werde ihn nicht wieder sehen. Den ganzen scheiß, der dadurch auf mich zukommen würde, brauche ich nicht. Er spielt in einer ganz anderen Liga als ich und wann geht das schon gut aus?
Ich schüttle mein Kissen auf und drehe es um, damit es kühler ist. Ich sollte mich dringend ablenken. Ich beschließe, dem Prinzen direkt morgen zu schreiben, dass ich die ganze Flirterei gar nicht erst anfangen will. Dass das nichts für mich ist, wäre zwar gelogen, aber es ist nichts für mich, wenn es mit ihm ist. Er soll sich jemanden aus seiner Liga, aus seinem Stand anlachen und mich schön in Ruhe lassen.
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Ob Louis das machen sollte? Und was meint ihr, wie Harry darauf reagieren würde? Und sollte er mit Zayn darüber sprechen?
Love L
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