7: Spongebob gesucht!
❝ Und manchmal setzt Humor - der kleine Frechdachs - sogar ein wenig Intelligenz und Allgemeinbildung voraus.❞
❮ LEXY❯
Wie bitte was?!
Das durfte doch jetzt wirklich nicht wahr sein oder? Wie sehr wollte mich Karma denn noch dafür strafen, das ich im Hotel geduscht hatte?
„Ich...oh Gott, ich wusste nicht, dass sie Ihre Tochter ist, ich hab doch nur...Ach man", seufzte ich und versuchte nicht, wie ein Häufchen Elend vor einem Weltstar auf den Knien herum zu rutschen.
Diese böse funkelnden, grünen Augen machten es mir allerdings wirklich schwer. Bevor ich ernsthaft darüber nachdachte auf die Knie zu gehen, verwandelten sich Robbies böser und Emmas verwirrter Blick in ein schallendes Lachen.
„Kleiner Scherz am Rande", meinte er trocken und klopfte mir ermunternd auf die Schulter. „Danke, dass du den kleinen Wildfang beaufsichtigt hast. Ich hoffe sie hat dir keine Schwierigkeiten gemacht?"
Mittlerweile hatte ich festgestellt, dass Ginny und mich eine Sache deutlich unterschied. Im Gegensatz zu mir, dachte sie erst nach und sprach dann. „Willst du mich verarschen? Ich habe einen riesen Herzinfarkt bekommen, Jesus Christ!" Einen riesen Stein fiel mir vom Herzen. Und schon im nächsten Moment, erschrak ich vor mir selbst. „Oh Gott, entschuldigen Sie, ich wollte nicht"- „Ach Quatsch! Wenn du jetzt anfängst mich zu Siezen fühle ich mich nur steinalt! Also bleiben wir beim Du. Ich bin Robbie", winkte er grinsend ab und hielt mir anschließend seine Hand entgegen. „Lexy, Hallo. Schön dich kennen zu lernen."
Bevor eine peinliche Stille aufkommen konnte, beschloss ich, dass es Zeit war, meine Arbeit zu beenden. „Ich muss dann mal wieder weitermachen. Aber ich danke dir sehr, dass du mich nicht wegen Kindesentführung angezeigt hast", plapperte ich lose dahin und packte mir im nächsten Moment gegen den Kopf. Ein Einfaches »Guten Tag und gute Wege« wäre mehr Ginnys Art gewesen. Natürlich.
Lachend sah Robbie mich an und bedankte sich für diese nette Begegnung. Während er Teddy an der Hand fasste, welche mir zum Abschied lieb zuwinkte, trat Emma einen Schritt näher und kicherte: „Keine Sorge, er ist ein ganz netter. Er macht dir ganz bestimmt keine Probleme und wenn dann trete ich ihn." Jap. Emma war klasse. „Es ist einfach nicht meine Woche", versuchte ich mich jämmerlich kichernd zu erklären. Sorgte damit allerdings nur für ein noch größeres Fragezeichen in ihren Augen. Als ich dieses nach einer kurzen Schweigepause nicht beantwortet hatte, schloss Emma: „Lass mich raten, es ist kompliziert", daraus.
„Exakt."
„Gut, dann störe ich dich mal nicht länger und gib dir meine Karte, falls du mal das Bedürfnis haben solltest zu reden." Freundlich lächelnd zog sie eine Visitenkarte aus ihrer Hosentasche. Dankend nahm ich sie entgegen und meinte, ich würde mich melden. Normalerweise tat ich es nicht. Aber irgendwie beschlich mich das leise Gefühl, dass ich auf dem Weg dahin war, eine Freundin zu finden.
Familie Williams hatte mir tatsächlich so etwas, wie Freude gegeben. Und dafür war ich ihnen definitiv unfassbar dankbar. Vor allem aber schien es mir die Arbeit zu erleichtern.
Schneller als gedacht hatte ich zur Musik von »Athlete« und »Trading Yesterday« den Rasen gemäht. Gut okay, beim Versuch den Rasenmäher rückwärts einzuparken, rutschte ich in irgendein Loch. Beim Versuch diesen Fehler wieder zu korrigieren, rutschte der Gummireifen von der Felge, weshalb ich Sean anbetteln musste, mir zu helfen. Dass im Endeffekt lediglich das Gummi wieder auf die Felge gerückt werden musste und er schlussendlich einfach wieder Luft drauf machte und das Ding hatte sich gegessen, das konnte ich ja nun wirklich nicht wissen.
„Also hab ich völlig umsonst Panik geschoben?" keifte ich und wischte mir eine Träne, die ich vor ihm als Schweiß abgetan hatte, von der Wange.
„Jap", grinste er und wischte sich die ölverschmierten Hände an seinem Overall ab. Wie er nun so dastand, als Retter in der Not, Muskelbepackt und ölverschmiert, hätte ich beinahe ins Schwärmen geraten können. Zu fünfundneunzig Prozent lag es daran, dass ich mich kaum noch daran erinnern konnte, wann mich ein Mann das letzte Mal berührt hat, ohne dass er Owen hieß und mich böse anfunkelte. Robbie vor gut zwei Stunden zählte da eher weniger.
Allerdings versaute Sean es sich selbst, in dem er lächelnd sagte: „Ich hab übrigens Anweisungen dich hiermit ins Wunderland zu schicken."
„Och ne oder?" seufzte ich auf und nahm die Handschuhe, so wie den Eimer mit Schaufel und Gartenschere entgegen. Wunderland, nannten wir unter den Kollegen den groß angelegten, verwinkelten Gartenbereich des Hotels. Ein kleiner Weg mit hässlichen Steinchen, die sich furchtbar nervig in den Schuhsohlen verhackten und dann ganz tolle Kratzer in Fließen und Parket machten, passten super zu den vielen bunten Pflanzen, deren Blätter sich im Herbst überall verteilten.
„Sorry, Lex", meinte er nur und verabschiedete sich anschließend.
„Ach man ey", seufzte ich.
Wäre mir doch der Rasenmäher mal lieber explodiert, dachte ich eine halbe Stunde später, nachdem Sean so freundlich war mir eine komplette Schubkarre voller Erde und eine mit wunderschönen Tulpen, Veilchen und Gerbera vor die Nase zu schieben. Kurz bevor ich denken konnte, ich hätte nun meine Ruhe wuchtete er mir eine Art Palme dazu. „Kannst du die heben?" „Jaja", meinte ich nur abwesend und verdeutlichte ihm mit einem mehr als nur angepissten Blick, dass es besser für seine Gesundheit war, wenn er mich jetzt alleine ließ.
So langsam aber sicher fühlte ich mich wirklich verarscht. Strafen mussten sein, das sah ich ein und ja, ich hatte übertrieben. Aber das man mich jetzt zum Depp vom Dienst machte musste doch nun auch nicht sein oder?
Passend zu meiner Stimmung grub ich zur Musik von »System of a Down« in der Erde herum und pflanzte diese blöden Blumen ein, nachdem ich die alten zuvor gewaltvoll heraus gerupft hatte. Okay, das Gebrüll konnte ich nur zwei Songlängen lang ertragen, bevor mir der Kopf rauschte. Für die Pflanzen hatte es zugegebenermaßen aber nur positive Nebeneffekte, dass ich mich doch weiter von »Trading Yesterday« besingen ließ. Die Band entspannte mich ungemein und die Blumen wurden nicht mehr vergewaltigt. Zur Feier des Tages hätte ich mich eigentlich von Robbie Williams besingen lassen müssen. Aber die Gefahr war zu hoch, dass ich dann in die Schaufel singend im Garten stehen würde.
Auch wenn ich es nur ungerne zugab, entspannte mich das Herumbuddeln in der Erde ungemein. Irgendwie genoss ich den »aus Alt mach Neu« Effekt und freute mich über die wenn auch nur geringe Abkühlung. Denn um ehrlich zu sein war das Rasenmähen anstrengender gewesen, als ich zunächst geglaubt hatte. Vermutlich hatte Sean mir nur deshalb abgekauft, dass ich einfach nur geschwitzt hatte. Heulen vor seiner Nase kam definitiv nicht in Frage!
Somit hing ich lieber halb in der Erde, störte mich nicht an den sich lösenden Haarsträhnen und freute mich über die letzten Sonnenstrahlen, die um halb sieben noch meine Haut wärmten.
Bis ich plötzlich im Schatten kniete.
„Wie sieht's aus? Vermisst Patrick seinen Spongebob? Wenn du ihn wieder haben willst, musst du ein bisschen graben."
Das durfte jetzt echt nicht wahr sein. Wie sehr hasste mich mein Leben eigentlich? Genervt drehte ich mich langsam um, um zu schauen, ob ich nicht doch einfach Halluzinationen hatte. Vielleicht hatte ich einen Sonnenstich erlitten und bildete mir jetzt überhebliche Popstars mit sexy-irischem Akzent ein? Leider nicht.
Niall Horan stand vor mir, grinste frech und hatte die Hände in die Hüften gestemmt.
Seufzend zog ich meine Hose hoch und krümelte etwas der Erde in Regionen, die diese Erde eigentlich nicht erreichen sollte. Aber jetzt darüber lautstark zu fluchen, kam nicht in die Tüte.
„Nein. Patrick hat auch noch Taddäus, der schafft es kurz ohne Spongebob."
„Nicht dein Ernst. Liegen Sandy und Mr. Krabbs auch in deinem Schrank?"
„Leider nicht. Aber das kommt noch", grinste ich und hatte eigentlich vor ihn zu ignorieren. Allerdings hatte ich alle Topfpflanzen schon an ihren Bestimmungsort gebracht. Nur die Palme – oder was auch immer das für ein riesiges Teil war, stand noch herum. Vielleicht konnte er sich ja wenigstens nützlich machen?
„Also Horan, wie sieht's aus. Kannst du nur Sprüche klopfen oder auch anpacken?" Währen dich ihn frech und herausfordernd angrinste, sandte ich Stoßgebete in den Himmel, hoffend, dass sein männliches Ego angekratzt wurde, wenn ich solche Sprüche klopfte. Andernfalls hätte ich ein fettes Problem. Wortwörtlich. Denn das fette Teil bekam ich nie und nimmer umhergeschleppt.
„Wo muss sie hin?" meinte er siegessicher, ging in die Hocke und versuchte das Ding hoch zu heben. Naja, fünf Zentimeter waren das sicherlich, bevor er ächzte und der schwarze Topf aus seinen Händen rutschte. „Gut okay", außer Atem sah er mich an, grinste aber irgendwie niedlich. „Ich zerre dir das Ding an die richtige Stelle, kippe es und du ziehst den Topf ab? Dann können wir es ins Loch heben, okay?"
„Das klingt nach einem Plan", lachte ich und wischte mir mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn. Bevor er die Palme umständlich drei Meter in meine Richtung ziehen konnte, musste ich allerdings erst einmal ein Loch graben, das tief genug war. Mit der kleinen, süßen Schaufel war das allerdings schwieriger als gedacht. Niall lachte nur und kniete sich kurzerhand neben mich und begann mit seinen puren Händen, wie ein Hund zu graben. „Lachst du eigentlich immer so viel?" fragte ich, lachte allerdings selbst. Irgendwie hatte sein Grinsen etwas Ansteckendes und dass er mir einfach so half, machte ihn sympathischer, als zuerst gedacht. „Ich versuche es. Und mal ehrlich, es macht doch Spaß oder nicht? Weißt du wie lange das her ist, dass ich mich mal so nach Herzenslust einsauen durfte?"
Die feuchten Erdkrümmel trafen mich unerwartet. Empört fischte ich mir die Klümpchen aus den Haaren und warf einen meiner Handschuhe nach ihm. Völlig reflexartig. Und Gott, machte das Spaß!
Dass ich mich allerdings wortwörtlich mit ihm prügelte, bis ich völlig außer Atem auf seinem Schoß saß und grinsend seine Schulter nach unten drücken würde: „Festgenagelt!" – damit hatte ich nicht gerechnet. Atemlos lag er unter mir und hob abwehrend seine Hände. „Okay, okay, ich gebe auf, Nala!"
Frech lächelte ich ihn an und stand auf. „Da kennt jemand seine Filme", meinte ich frech und reichte ihm die Hand, damit auch er aufstehen konnte. Mit stolzgeschwellter Brust stand er vor mir und klopfte sich den gröbsten Dreck von der Hose. „In und auswendig. Und wenn du mir jetzt ankommst, von wegen, das ist doch nur ein Kinderfilm, der ist Mist, dann wirst du es schwer bereuen, meine Liebe."
Nun war ich diejenige, die abwehrend ihre Hände hob und lachte: „Okay, okay, ich sag dir nicht, dass ich jeden einzelnen Film seit 1984 auf VHS Kassette nach Erscheinungsjahr geordnet im Regal stehen habe."
„Gutes Kind", zwinkerte er und griff nach der Palme. „Also, ich kippe, du ziehst und dann heben wir, alles klar?"
„Können wir das schaffen?"
„Nein, darauf antworte ich nicht."
„Ach komm schon!"
„Ja wir schaffen das!" seufzte er, grinste aber heimlich doch noch.
Die Palme war noch nicht richtig eingepflanzt, da grinste er schon stolz, streckte sich und meinte keck: „Ich würde sagen, das ist ein High-Five wert." Und das war es. Ich war außer Atem und noch mehr geschwitzt als vorher. Ich wollte lieber nicht wissen, wie ich roch.
Aber trotzdem schlug er zum High-Five ein und drückte mich kurz Kumpelhaft, Schulter an Schulter. „Du weißt ja gar nicht, wie gut das tat", seufzte er. Anhand seiner Stimme erkannte ich, dass es ihm tatsächlich viel bedeutete, diese einfache, bodenständige Arbeit gemacht zu haben. Trotzalledem ging ich nicht weiter darauf ein und erwiderte nur, was mir als Zweites durch den Kopf schoss: „Aber nicht, wenn du ständig Depp vom Dienst spielen musst."
Verwundert ließ er mich los und sah mich an. Seine eisblauen Augen musterten mich fragend. Da er aber nichts sagte, fuhr ich fort: „Die Aktion mit der Dusche tut mir Leid. Und das nicht nur, weil man mich jetzt behandelt, als wäre ich aus Alcatraz geflohen. Es war nicht in Ordnung, das weiß ich auch. Aber es war ein Notfall."
„Du musst dich da nicht rechtfertigen. Mir war von vorne herein klar, dass du das nicht just for fun abziehst."
„Ich hatte Probleme mit meinem Vermieter, beziehungsweise er mit seiner Gewissenhaftigkeit", erklärte ich lose. Doch Niall ging nicht näher drauf ein. Stattdessen erwiderte er kess: „Naja jetzt weißt du ja, wo meine Dusche ist."
„Arsch", lachte ich und boxte ihm leicht gegen die Schulter.
„Ja was?", fragte er dreist: „So wie du jetzt aussiehst könntest du eine Dusche gebrauchen."
„Ey!" Empört boxte ich ihn erneut. „Wer sagt dir, dass ich nicht bei meinem Freund duschte?" Gelogen war es nicht. Als Bezahlung für meine Quesadilla ließ Caspar mich bei ihm duschen. Vorausgesetzt sie wurden fertig, bevor seine Errungenschaft bei ihm auftauchte.
Dass Niall mit einem einfachen „Oh" erwiderte, verwirrte mich kurz. Auch seine Art, sich durch die Haare zu fahren, trug nicht gerade zu meiner Aufklärung bei. „Naja, wie auch immer. Das Angebot steht", lächelte Niall. Aber irgendwie anders, als die ganzen Male zu vor.
„Danke dir, Niall. Ehrlich, du hast mir sehr geholfen", versuchte ich die seltsame Stimmung irgendwie zu entspannen. Wieso war die Stimmung bitte derart gekippt?
„Das ist unfair. Ich kenne deinen Namen gar nicht. Jenny und geistige Behinderung war eine ziemlich dämliche Ausrede, wenn ich das mal so sagen darf."
„Alexis. Aber Lexy reicht vollkommen."
„Dann sehen wir uns, Alexis aber Lexy reicht vollkommen."
Warum ich genau mit Caspar darüber reden musste, wusste ich nicht. Allerdings kam er am ehesten an so etwas wie einen Freund heran und mit Ginny war momentan nicht sehr gut Kirschen essen. Als ich allerdings den Spinat für meine spanischen Teigtaschen zupfte und säuberte, bereute ich es zutiefst. Caspar Fragerei, seine unnötigen Kommentare und dieses blöde Grinsen nervten mich nämlich gehörig. Da trösteten mich auch die 24 Rosen, die er mir aufgrund meines bevorstehenden Geburtstages – an welchen ich übrigens noch keinen Gedanken verschwendet hatte – geschenkt hatte, nicht hinweg. Wenn er so weiter machte, würde ich noch ganze Knoblauchzehen verstecken. Dann hätte sich das mit seinem José schneller erledigt, als er Quesadilla sagen konnte.
„Und warum in Dreiteufelsnamen hast du ihn dir nicht aufgerissen?"
„Weil ich gestunken habe wie ein Iltis vielleicht?!"
„Also hast du Interesse?" anzüglich hob er seine Augenbrauen und nippte an seinem Rotwein.
Nein. Aber du drei fette Knoblauchzehen in deinem Essen!
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