21: Von neuen und alten Plänen.
❝ Abenteuer beginnen, wo Pläne enden.❞
❮ LEXY❯
Zu sagen mir wäre das Herz in die Hose gerutscht, als ich seine Stimme erkannte, wäre die Untertreibung des Jahrtausends.
Auch Stunden später wollte es nicht so ganz in meinen Kopf rein, dass mir Ed gegenüber gesessen, dass er sich entschuldigt, und mich tausende Fragen gefragt hatte.
Nur durch meinen permanent klingelnden, furchtbar penetranten Wecker war ich wieder aufgewacht. Nach dem wir beschlossen hatten, der 'guten, alten Zeiten' wegen einen Kaffee zu trinken, hatte es keine Stunde gedauert, bis er entdeckt worden war und somit blieb uns nichts anderes übrig, als uns wieder zurück ins Hotel zu verziehen. Doch so leid es mir auch getan hatte, ich musste noch mindestens zwei Stunden schlafen, sonst würde ich den Ball nicht überleben.
Und so quälte ich mich, glücklicher, als ich es die ganze Woche gewesen war aus dem Bett und schlurfte in die Küche, wo ich, wie von Emma versprochen, einen Kleidersack vorfand. Müde fuhr ich mir durch die zerzausten Haare und versuchte erst gar nicht das herzliche Gähnen zu unterdrücken, denn ich hatte jedes verdammte Recht, mich elendig müde zu fühlen, immerhin war ich mitten in der Nacht zur Arbeit gefahren. Als ich allerdings den Reißverschluss des Sacks nachunten zog, konnte ich nicht anders, als die Augen weit aufzureißen. Ein bodenlanges, atemberaubend schönes, rotes Kleid kam mir entgegen und ich stand da in meiner Küche mit einem sperrangelweit geöffnetem Mund. Ohne weiter darüber nachzudenken, legte ich das Kleid behutsam zurück in den Kleidersack, suchte nach meinem Handy und wählte ihre Nummer. Während eines Fahrstuhlgesprächs, hatte sie mir diese Art Hilfe angeboten. Aber davon war nicht die Rede gewesen.
Noch bevor Emma etwas sagen konnte, begann ich los zu wettern: „Bits du irre!? Die Rede war von einem Kleid, das du nicht brauchst und nicht von einem Stück Stoff im Wert eines Familienvans! Da ist ein gottverdammtes Versace-Logo drauf, hast du noch alle Latten am Zaun?" Aus dem anderen Ende der Leitung hörte ich nur ein kehliges Lachen und ich hätte meinen Allerwertesten darauf verwettet, dass sie beiläufig mit den Schultern zuckte, als hätte sie mir lediglich den letzten Schokoladenkeks überlassen. "Jetzt beruhige dich mal, Lexy. Es ist völlig in Ordnung und Robbie und ich sind uns sicher, es wird dir fantastisch stehen. Eine Maske und ein paar Schuhe haben wir gleich mit dazu gelegt, damit du-" "Momentchen mal!" fuhr ich dazwischen, denn ich traute meinen Ohren nicht. "Robbie und du?" "Ja, er hat doch gesagt, er revanchiert sich, oder etwa nicht?" Ich konnte genau hören, wie sie verschmitzt grinste, dafür kannte ich sie, trotz der kurzen Zeit, gut genug. "Ihr seid doch beide vollkommen irre."
Mit einem kurzen aber knackigen "Gern geschehen" verabschiedete sie sich und ließ mir keine weitere Möglichkeit noch irgendetwas zu erwidern, denn sie legte eiskalt auf.
So ganz wollte diese ganze Sache, dieser ganze bisherige Tag einfach nicht in meinem Hirn ankommen, zu verschlafen war ich nach meinem Mittagsschlaf. Aber zu sagen, ich würde mich nicht auf den Ball freuen, wäre einfach falsch.
Denn Robbie und Emma hatten Recht: Das Kleid saß, wie angegossen und ich liebte den Rot-Ton. Auch die schlichte schwarze Maske, genau, wie die schwarzen, vermutlich auch viel zu teuren, Schuhe waren wunderschön. Genau, wie Ginny es immer gesagt hatte, fühlte ich mich an diesem einen Abend, wie eine Prinzessin. Nicht ganz so elegant, wie eben diese Märchenfiguren schritt ich durch die Halle des Hotels und suchte nach meiner Schwester und ihrem Mann. Mein Gang glich eher einem jungen Mann in der sexuellen Findungsphase oder einem bekifften Rhinozeros aber wen interessierte das schon, wenn ich mich fühlte, wie Cinderella persönlich?
Fast pünktlich um 19 Uhr traf ich Ginny an. Zwar nicht, wie vereinbart vor der Rezeption, sondern per Zufall auf der Toilette aber immerhin fand ich sie überhaupt. "Wer hat denn bitte diese scheiß Kleider erfunden, Himmel-Arsch-und-Zwirn!" wetterte sie in der Kabine drauf los und ich versuchte mir unterdessen schallendes Gelächter zu verkneifen. "ES hat dich niemand gezwungen so einen engen Fummel anzuziehen, Schwesterchen", neckte ich sie, während ich mir die Hände wusch. Darauf hin erwiderte sie nichts, als genervtes Stöhnen aber mir sollte es recht sein.
"Hast du eigentlich schon dein Los gezogen?" fragte Ginny während wir uns zehn Minuten später auf den Weg zurück machten. Das Kleid meiner Schwester hatte deutlich mehr Probleme bereitet, als wir geglaubt hatten. Zwar stand ihr der enge Stoff ausgezeichnet und irgendwie hatte sie es geschafft ihre weniger vorhandene Oberweite üppig aussehen zu lassen, aber bequem sah anders aus. Im Gegensatz zu allen anderen Gästen, trug meine Schwester ein eher auffälligeres Kleid, dafür aber eine schlicht verzierte Maske. Ich fuhr den komplett schlichten Zug, während um uns herum Artisten aus einem Zirkus geflohen zu sein schienen.
Die Frage meiner Schwester verneinte ich unterdessen. Ginny begann ohnehin nur noch Ausschau nach Owen zu halten, während ich versuchte Niall ausfindig zu machen. Diese blöde Gläser-Nummer, die mich nebenbei bemerkt eine Ewigkeit gekostet hatte, konnte ich zu einem späteren Zeitpunkt immer noch durchziehen.
Während ich meine Schwester irgendwie im Gedränge verlor, schließlich durfte die gesamte Ironside-Belegschaft heute ebenso anwesend sein, trafen mich verschleierte blaue Augen von der Eingangstür aus. Absolut Klischeehaft hatte Caspar durchgesetzt, dass der Türbogen mit Efeu und Rosen geschmückt wurde. Gerade so konnte ich ihn davon abhalten einen bescheuerten Mistelzweig darüber zu hängen. Und genau dort, unter dem eingefleischten Hollywood-Traum, stand Niall in einem dunkel-blauen, fast schwarzen Anzug und lächelte mich an.
Ich mochte nicht an Gott glauben, aber als einer der Kellner mit den mysteriösen Schampus-Gläsern an mir vorbei lief, betete ich, dieselbe hässliche Farbe und dasselbe hässliche Symbol wie Niall zu bekommen. Dass die Chancen dafür rein mathematisch gesehen, gegen null standen, war mir egal. Wenn ich schon klassisch tanzen musste, was mir beim besten Willen nicht lag, dann bitte mit jemandem der mich nur bedingt auslachen würde. Noch bevor ich das Glas allerdings in einem Zug leeren konnte, trat ein junger Mann auf mich zu. Etwas gröber, als es mir lieb war, packte er mich am Arm und zog mich nach draußen. Niall blieb wie angewurzelt stehen und verschwand aus meinem Blickfeld, während ich mich nur bedingt wehrte. Wenigstens heute wollte ich kein internationaler Clown sein. Vor der Tür konnte ich diesem ungehobelten Klotz immer noch in die Eier treten.
"Kannst du mir mal verraten, was das hier eigentlich soll?" fluchte ich und schaffte es endlich mich von diesem Typen, welcher passender Weise eine Edelversion der Maske des schwarzen Todes trug, loszureißen. Noch bevor der Kerl seine Maske abnehmen konnte, kam meine Schwester völlig hysterisch grinsend und hektisch atmend auf mich zu. Mehrere Dinge passierten gleichzeitig:
Ginny hechelte und quietschte: "Lexy, ich weiß, wer die Bands sind und oh mein Gott, du wirst es nicht glauben: Gavin James und The Vamps spielen während des Essens aber das ist egal. Weißt du wer die fucking Songs zum Tanzen spielen wird? Weißt du's, weißt du's weißt du's? Ach, woher auch." Wenn sie nicht bald zu Atem kommen würde, dann würde sie definitiv ersticken, doch beruhigen ließ sie sich nicht. Keine zwei Sekunden später ging es mir genau so und ich hüpfte und quietschte auf und ab: "Fucking QUEEN, Lex! Hast du mich gehört? QUEEN!" quietschte Ginny und für einen klitzekleinen Moment schwebte ich auf Wolke sieben!
Doch dann zog der Pestdoktor seine Maske ab und mit offenem Mund starrte ich in Archie Ronalds Gesicht. Rupert Wyatts Schwager hatte tatsächlich seinen missratenen aber heißen Stiefenkel zu dieser noblen Veranstaltung geschleppt. Der Mittzwanziger protzte nur so mit dem Geld seiner Familie obwohl er nicht einen Cent dazu verdient hatte. Und jetzt stand er vor mir und trat mich von meiner rosa roten Wolke in die Hölle hinein.
"Mein Großvater schickt mich. Alexis, du kannst heute nicht auf den Ball, die Hudson-Crew braucht deine Hilfe."
"Du verarscht mich doch, oder?" Empört sah ich dabei zu, wie der selbst ernannte Player sich durch die schmierige blonde Friese fuhr.
"Keinesfalls. Mein Opa hält es da leider wie dein Chef und stellt immer diese asozialen ein und tja, wie soll ich sagen: Eines seiner sozialen Projekte ist das wohl gescheitert. Unser Garderoben-Depp hat die Finger nicht bei sich behalten können und eure Gäste um einige hundert Dollar erleichtern wollen aber Gott sei Dank konnten wir es früh genug aufdecken und da-"
"Ach und da dachtet ihr, nehmen wir uns doch mal die kleine blöde Alexis und stellen sie an die Garderobe? Ja, das ist ja spitze." Wütend, enttäuscht und frustriert kippte ich einfach meinen inzwischen warm gewordenen Schampus herunter und sah auf das kleine Symbol, welches nun ohnehin nicht mehr von Bedeutung war.
Ein grünes Empire State Building leuchtete mir am Boden des schwarzen, undurchsichtigen Glases entgegen.
Für einen Moment fragte ich mich, wer mein Tanzpartner gewesen wäre, wenn mich das Schicksal nicht hassen würde aber so war es nicht mehr von Bedeutung. Ich drückte Ginny kurzerhand mein leeres Glas in die Hand und sagte im Gehen: "Ich geh' mich nur eben umziehen."
______________
So meine Engel, kurz vor der Arbeit habe ich hier noch mal ein neues NYN Kapitel für euch! Es ist wieder ein bisschen kürzer aber ich verspreche, das nächste und gleichzeitig letzte Kapitel wird länger werden <3
Hat jemand vielleicht eine Idee, wer Lexys Tanzpartner gewesen wäre? Kleiner Tipp: Nicht unser Ire ;)
P.S.: Die Widmung(en) gehen heute an all die lieben Mädels, die sich nochmal Emma gewünscht haben <3 Extra für euch habe ich sie nochmal eingebaut aber der versprochene Emma Harry Moment kommt auch noch <33
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top