18: Von Handschellen & nicht ganz so blöden Kobolden
Polizei: ❝ Was ist in der Flasche?❞
Ich: ❝ Wasser.❞
Polizei: ❝ Das ist Wein!?❞
Ich: ❝ Oh mein Gott, Jesus hat es schon wieder getan!❞
❮ LEXY❯
"Du bist so ein gottverdammter Vollidiot, Horan!" zischte ich ihm zu, während diese beschissene Politesse jeden Winkel meines Körpers abtastete, als wäre ich eine verfluchte Terroristin. Als sie gewissen Regionen für meinen Geschmack viel zu nahe kam, zuckte ich zusammen und drehte mich um. "Also hören Sie mal, Miss! So gut kennen wir uns aber nicht, wollen Sie mich nicht erst einmal auf einen Kaffee einladen bevor wir intim werden?"
Mein Gehirn hatte die seltsame Angewohnheit mit tiefem Sarkasmus und tödlicher Ironie zu reagieren, sobald ich richtig, richtig tief in der Scheiße steckte. Oftmals halfen mir sarkastische Kommentare, eine verklemmte Situation aufzulockern. Jetzt, wo ich so wundervoll mit der Vorderseite gegen ein kaltes Fahrzeug gepresst wurde, jetzt, wo meine Hände bereits verrenkt auf meinem Rücken hingen, machte es alles nur noch schlimmer. Denn jetzt saßen wir erst so richtig tief in der Scheiße.
"Das hast du ja wirklich ganz klasse hinbekommen, Lexy", fauchte Niall mich eine Stunde nach meinem Tête-à-Tête mit Officer Maple an und ließ sich auf das Holzbrett fallen, welches sich in diesem Etablissement wohl 'Bank' schimpfte. "Ach und das ganze ist jetzt meine Schuld, oder was? Du kamst doch auf die prima Idee mit Ewans Maschine, also schieb' mir nicht den Schlamassel in die Schuhe, Horan!" Diese Klatsche würde ich nicht auf mir sitzen lassen! Wäre er nicht gewesen, hätten wir diese Tour nie gemacht und ich hätte mich bei der Kontrolle nicht um Kopf und Kragen geredet. Vielleicht wäre ich auch nicht für ein paar Minuten glücklich gewesen, das musste ich zugeben. Aber trotzdem war dieses ganze Schlamassel ganz klar seine Schuld.
Frustriert raufte ich mir die Haare und lief in dieser winzigen Zelle meine Kreise. Wenn uns diese blöden Gesetzes-Fanatiker noch länger hier versauern ließen, dann hätte ich sicher Furchen in diesen hässlich-grauen Beton gelaufen. Und Niall ging genau das gehörig gegen den Strich.
"Himmel Herr Gott nochmal. Jetzt bleib schon stehen!" Ich konnte gar nicht so schnell reagieren, wie der Ire aufsprang und mich mit dem Rücken gegen die kalte Mauer presste. Er kam mir gefährlich nahe und gliche seine Bedrohlichkeit nicht jener eines pinken, Regenbogen-pupsenden Einhorns, dann hätte ich sicher Angst gehabt. "Wenn du nicht damit aufhörst, drehe ich durch und breche dir an der Kloschüssel das Genick! Dann haben sie wenigstens einen Grund mich hier festzuhalten."
Warum konnte ich nicht sagen, aber ich brach einfach in lautes Gelächter aus. Okay, ich konnte den Grund nennen: Nialls pseudo-gefährlicher Auftritt und der Geruch der Hors d'oeuvre, der in seinem Atem lag.
Die Wände des circa zehn Quadratmeter großen Raumes, ließen es wider schallen und völlig hysterisch klingen. Hysterischer als gewollt und das war wahrscheinlich der Grund, warum es Niall ebenfalls zum Lachen brachte. Diese Situation war einfach viel zu absurd, als das wir nicht darüber lachen konnten. "Seit ich dich kenne, geht es in meinem Leben viel witziger zu, weißt du das Lex", brachte er zwischen den einzelnen Lachern noch hervor, bevor er mich nach Luft japsend endlich los ließ. Zwar trat er keinen Schritt zurück, doch er berührte mich nicht mehr. Stattdessen jagte die kühle Mauer einen Schauer über meinen Rücken. Vielleicht lag es auch an seinem Lachen; es war nicht relevant. Denn so witzig dieser kleine Moment auch war, die Gesamtsituation war es nicht.
"Was meinst du, wie gut macht sich eine Sicherungsverwahrung auf meinem Lebenslauf?" Es sollte ein Witz werden. Dass ich mir dabei nervös durch die Haare fuhr und sich eine Strähne aus dem Knoten löste, den ich mir bei Nialls und meinem Einchecken gebunden hatte, löste, bewirkte bei meinem Gegenüber allerdings das genaue Gegenteil. Er sah mich besorgt an und versuchte mich sogleich aufzuheitern. Natürlich gelang es ihm.
"Spitze, natürlich! Da nimmt dich jede Jugendherberge oder jeder Freizeitpark für kleine Kiddies mit Kusshand", konterte er sofort frech und strich mir, wie selbstverständlich, die eben noch lockere Strähne hinter mein Ohr. "Ach Mensch, Lexy, es ist schon nicht so wild", fügte er nach kurzer Stille hinzu, legte einen Arm um meine Schulter und drückte mich lässig an sich. "Ich bin aber auch dämlich", grummelte ich und lehnte mich an den mir eigentlich völlig fremden Mann, der mir gar nicht so fremd vorkam, wie er es tatsächlich war. Denn was wusste ich schon über ihn? Eigentlich nichts.
"Das stimmt. Aber das heißt ja nicht, dass es dich weniger lustig macht. Ich meine, schau mal: Du hast geschafft den Happy-go-lucky-Irish-guy aus einer Boyband zu einem furchtbar harten Kerl mit Motorrad und Gefängnis im Lebenslauf zu machen. Das schafft nicht jede." Und nicht jeder schaffte es so einfach, wie Niall, mich zum Lachen zu bringen.
Irgendwann hatten wir beschlossen uns einfach wieder auf das Brett zu setzen und zu warten. Was blieb uns auch anderes übrig, als abzuwarten? Reden wollte ich nicht und schon gar nicht über meine Kündigung und meinen weiteren Lebensweg. Eigentlich.
Wie auch immer er es schaffte, tat nichts zur Sache. Aber ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter und sprach einfach flüsternd, was mir auf dem Herzen lag. Die ungeöffneten Antworten auf einige Bewerbungen, die auf meinem Küchentisch gleich neben der Mahnung wegen der Stromkosten thronten. Die Angst davor, wieder nach England gehen zu müssen. Ich erzählte ihm davon, dass ich niemals meine Großeltern um Hilfe bitten würde und ich traute mich sogar zu sagen, warum. "Ich habe ihnen den Rücken zugekehrt und habe mit meiner Schwester das Land verlassen. Und das obwohl sie uns großgezogen haben, nachdem unsere Mutter keine Lust mehr gehabt hatte, sich um uns zu kümmern." Bis vor zehn Minuten hatte Niall nicht gewusst, warum mein Herz eigentlich so an dem alten Kasten hing, auch wenn ich es öffentlich nie zugegeben hatte. Das Ironside stand für Familie. Etwas, was meine Schwester und ich nicht gehabt hatten. Egal, wie sehr ich mich dagegen auch wehrte, ich liebte meine Schwester. Laut all der Klischee-Hollywood Filme hätte uns unsere Vergangenheit zusammen schweißen müssen, doch nach außen hin, war dies nicht der Fall. Wir hassten uns, wir stritten und sagten Dinge, die wir später bereuten. "Aber das ist es doch, was Geschwister ausmacht oder nicht?"
Niall gab mir Recht. Zwar sah er mich verwirrt an und anhand seines Gesichtsausdruck erkannte ich, dass er sich absolut nicht sicher war, ob ich gerade die Grütze des Jahrtausends von mir gegeben hatte oder nicht. Aber er strich mir über den Oberarm und sagte schließlich: "Auf eine verquere Weise hast du wohl recht, Lex. Also, glaube ich zumindest."
Ohne dass ich mich daran störte, ließ ich zu, dass er mich näher an sich drückte. "Für so eine überbezahlte Hupfdohle bist du schon echt schwer in Ordnung, Horan."
Niall wäre nicht Niall, wenn er nicht sofort auf meinen eigentlich sogar nett gemeinten Kommentar, eben so frech geantwortet hätte. "Für so eine kleine Putze bist du auch nicht schlecht, Acreman."
"Ich störe eure traute Zweisamkeit ja nur ungern, aber ich glaube, wir haben einen Gala-Ball zu besuchen, oder?" Ich wusste nicht so recht, was ich zuerst tun sollte. Vor Freude weinen oder schreien.
Nach einer Millisekunde Bedenkzeit entschied ich mich dazu nur einem Impuls zu folgen. Ich schrie einfach los. Einfach, weil ich mich tierisch erschreckt hatte, als Kims Stimme plötzlich auftauchte und ich weinte (ein ganz klein wenig) weil ich hoffte, dass sie mich hier nicht mutterseelenalleine versauern ließen. Niall hingegen sprang sofort auf und umschloss die Gitterstäbe mit seinen offensichtlich zittrigen Händen. "Gott sei Dank! Kim-" Doch der smarte Rotschopf unterbrach ihn sofort forsch: "Kannst du mir mal erklären, wieso ich gerade dich hier raus holen muss?! Bei Louis und Liam, ja sogar bei Harry hätte es mich nicht gewundert, aber du? Was zur Hölle hast du angestellt!? Und vage es ja nicht mich anzulügen Horan!" Ihr bedrohlicher Blick schüchterte sogar mich ein. Wäre ich an Nialls Stelle, hätte ich mir schon jetzt in die Hose gemacht. Deshalb kann ich auch einen kurzen Blick auf Nialls Allerwertesten nicht verhindern. Nur um mich zu vergewissern sehe ich ein zweites Mal hin und muss mir eingestehen, dass es durchaus ansehnlich ist. Vor allem, da ihm kein 'Missgeschick' passiert zu sein schien.
Besonders in der heutigen Nacht waren meine Impulse seltsam. Nicht, dass sie jemals normal gewesen wären, aber heute setzte ich selbst dem ganzen noch ein Sahnehäubchen oben drauf. Ohne wirklich darüber nachzudenken, stand ich auf und stellte mich vor den vor Respekt zurück gewichenen Niall: "Es ist nicht seine Schuld, Kim. Ich hab Mist gebaut und ihn mit rein gezogen. Wenn du jemanden dafür anschreien willst, dann mich." Sobald auch in meinem mickrigen Etwas von Gehirn angekommen war, was ich da gerade gesagt hatte, rechnet ich mit jeder Antwort. Nur nicht mit dem, was tatsächlich geschah. Erleichtert atmete Kim aus, wischte sich imaginären Schweiß von der Stirn und sagte beruhigt: "Dann ist ja gut, dass ich nur seine Kaution bezahlt habe. Komm, Niall."
Und ehe ich mich versah ging die Gittertür auf, ein mir unbekannter Cop zog einen ebenso überrumpelten Niall raus und schloss das Ding vor meiner Nase. Wie angewurzelt blieb ich stehen und sah sprachlos, wie angewurzelt stehend, mit offenem Mund starrend und allen voran bitter enttäuscht und am Boden zerstört dabei zu, wie Niall abgeführt wurde, während man mich in diesem Loch zurück ließ.
Nein.
Das durfte nicht wahr sein.
"NIALL!?" schrie ich, doch meine Stimme hallte lediglich wider. Niemand reagierte. Ich war alleine.
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Hallo meine Lieben <33
Hier ist Teil 1 von Kapitel 18 mit einem Cut der so eigentlich nicht geplant war aber wisst ihr was? Mir gefällt er und ich möchte zu gerne wissen, was ihr jetzt denkt , also bitte bitte lasst es mich wissen;)
Alles Liebe, wir sehen uns im zweiten Teil, an welchen ich mich sogleich setze :p
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