15: Von Golfschlägern und fehlplatziertem Sand
❝ Ich bin der Typ, dem das Schicksal auf den Fuß tritt und der schnoddrig dagegenredet: "Macht nichts, ich hab ja noch einen."❞
(Heinz Rühmann)
❮ LEXY❯
Tja, was sollte ich sagen? Der dritte Tag dieser Gala-Woche hatte begonnen, ich trank gerade meinen Kaffee und befand mich seit genau zehn Minuten im Hotel.
Und schon wieder könnte ich schlichtweg im Strahl kotzen. Wie sagte man so schön? »Wenn dir Steine in den Weg gelegt werden: Draufstellen. Balance halten. Aussicht genießen. Lächeln und weitergehen.« Bullshit. Wenn ich geglaubt hatte zu einem dieser Menschen zu gehören, der tatsächlich einfach weitermachte, dann hatte mir der Montag aufgezeigt, dass dem eindeutig nicht so war.
Sarah, diese blöde Schlange, hatte es geschafft mich vor versammelter Mannschaft, vor einigen meiner größten Idole, zum dummen, kleinen Mädchen, dem hässlichen Tollpatsch zu machen und diese Sache würde ich ihr nie verziehen! Ich würde mich an ihr rächen, jawohl! Ich musste mir nur noch etwas Passendes einfallen lassen.
Zuerst einmal musste ich allerdings mit Owen und seinen Küchen-Jungs diskutieren, um meinen Arsch zu retten. „Owen, ich will nicht! Bitte! Überall nur nicht dort", bettelte ich. Meine Finger hatte ich zuerst fest um die Tasse geschlossen, bis ich darüber nachdachte, wortwörtlich bettelnd auf den Knien vor ihm herum zu rutschen.
Doch mein Schwager interessierte sich nur für die dämlichen Croissants. „Sorry, Lex. Ich hab nur die Anweisung bekommen, meine Leute zum entsprechenden Team zu schicken. Und du sollst nun mal zum Schauspieler-Team, also mach' dich ab."
Und damit hatte sich die Sache für ihn erledigt. Es blieb mir nichts anderes übrig, als meinen Kaffee auszutrinken und murrend zum Personalraum zu laufen, wo man uns nicht einmal ordentlich einwies. Man zeigte uns hässliche, Golftaugliche Kleidung, befahl uns um Punkt 12: 30 Uhr auf dem Platz zu sein. Mein einziger Vorteil, war die Tatsache, dass weder mein Arbeitskollege Cas, noch die Gärtnerin Alex, irgendeinen Plan hatten, wie man eigentlich Golf spielte. Einzig und alleine Nathan, einer der Pagen, der bereits am gestrigen Tage auf dem Fußballplatz gestanden hatte, kannte sich mit den verschiedenen Schlägern und all dem Kram aus. „Einzige Möglichkeit ist, dass wir uns in der Mittagspause treffen und ich euch wenigstens ein paar Grundregeln erkläre." Während Alex, die ganz eindeutig mehr von Nathan wollte, als nur sein Golfwissen, sofort auf dieses Angebot ansprang, reichte ein Blickwechsel zwischen Cas und mir aus, damit er verstand, dass wir eher wenig interessiert waren. „Eure Sache", meinte er lediglich und verabschiedete sich in den Dienst. „Also ich finde das eine tolle Idee", schwärmte Alex, nachdem die Tür hinter Nathan ins Schloss gefallen war. Ein rosiger Glanz lag auf ihren Wangen und der Glanz in ihren Augen sprach Bände. „Hm", erwiderte Cas schließlich nur und sorgte so dafür, dass auch Alex sich beleidigt zum Dienst verabschiedete.
„Und wo bist du gelandet?" fragte der Spanier und ließ sich lässig auf einen der Stühle fallen, als juckte es ihn überhaupt nicht, dass seine Schicht bereits vor fünf Minuten begonnen hatte. Da dies bei mir ebenso der Fall war, ließ ich mich ihm gegenüber nieder und seufzte laut auf. „Bei den Schauspielern. Alter, Zac Efron hasst mich doch eh schon, jetzt muss ich dem aufgeblasenen Arsch den ganzen Tag hinterher latschen, wie so ein treu-doofes Hündchen."
Statt mit mir zu Leiden, wie es unser Freundschaft-ähnliches Verhältnis vorschreiben sollte, lachte er mich trocken aus. „Tja, ich hab die heißen Boyband-Schnitten und meine Queen höchstpersönlich abbekommen."
„Du willst nicht zufällig-" „Vergiss es! Die heißen Ärsche lasse ich mir nicht entgehen", fuhr er mir direkt dazwischen und stand auf, um sich seine Dienstuniform anziehen zu können. „Ach komm schon!" Zum zweiten Male an diesem Morgen war ich gewillt auf meinen Knien herumzurutschen. Doch es half nichts. Caspar blieb eisern, pries die ach-so-heißen Ärsche an und verabschiedete sich grinsend.
Somit blieb mir nichts anderes übrig, als mich bei meiner Schwester an der Rezeption zu melden, um die nächste Peinigung zu kassieren. „So Leid es mir tut, die Golfschläger müssen genau so poliert werden, wie die Gäste-Toiletten am Golfplatz geschrubbt werden müssen", hatte sie mit schuldbewusster Miene verkündet. Super. Das schrie nach einem tollen Tag.
„Ja, ja, komm ist egal", verkündete ich gleichgültig und ließ mir von Ginny erklären, wo ich den Putzkram abzuholen und wieder hinzubringen hatte.
Kurz vor der Putzkammer, die größer als meine Wohnung sein dürfte, brach sie das Schweigen. „Lex? Es tut mir wirklich leid. Ich möchte dir solche Aufgaben auch nicht aufdrücken aber es sind Anweisungen, denen haben wir zu Folge zu leisten." Nervös spielte sie mit einem der goldenen Knöpfe ihrer Jacke. Ich hingegen hatte beschlossen meine letzten Tage mit einer „Scheiß drauf"- Einstellung anzugehen. Zumindest so lange, bis Sarah mir ein Bein gestellt und somit dafür gesorgt hatte, dass Zac Efron mich hasste. Nun hoffte ich einfach nur noch, dass die Zeit, die ich noch in diesem Hotel verbringen würde, so schnell wie möglich und mit möglichst wenig Blamagen vorüber ziehen würde. Alles weitere, was ich noch mit meinem Leben anfangen wollte, wie ich Geld verdienen sollte und all dieser andere angsteinflößende Kram, wurde schlicht weg aus meinem Bewusstsein verbannt. „Ist schon okay", antwortete ich nicht ganz wahrheitsgemäß und nahm meine große Schwester einfach in die Arme. Kleine Gesten dieser Art hatten wir lange nicht mehr geteilt, doch Eds Party hatte meine Ansicht geändert. „Pack schlägt sich, Pack verträgt sich", hatte meine Großmutter immer wieder gesagt. Und sie hatte Recht gehabt.
„Ich hab dich lieb, du kleines Biest", grinste Ginny weich. „Wenn du dich ein bisschen doof anstellst, besteht die Chance, dass Ahmet die Toiletten übernimmt." Solch einen kecken Spruch hatte ich aus dem Mund meiner älteren Schwester lange nicht mehr gehört. Dass mir sofort durch den Kopf schoss, dass sie guten Sex gehabt haben musste, bereute ich. Es war ein Bild, das ich einfach nicht in meinem Kopf haben wollte.
Doch sie hatte Recht. Der Mittfünfziger fluchte auf Türkisch, nahm mir die Schwämme aus der Hand und bat mich gegen zehn Uhr – mehr oder minder- freundlich mich einfach um die Golfschläger zu kümmern. Sobald ich allerdings beim Golfplatz angekommen war, bereute ich mein absichtlich, bescheuertes Verhalten zu tiefst. Mir blieben ganze zweieinhalb Stunden, um gefühlte dreihundert Schläger auf Hochglanz zu polieren, die Bälle farblich zu sortieren und die kleinen Halter, wusste der Geier, wie diese Eierbecher-für-Arme hießen, nach den Teams zu ordnen. „Scheiße", fluchte ich trocken, band mir die Haare zusammen und beschloss erst einmal geeignete Musik auf meinem Handy heraus zu suchen. Doch nicht einmal Live-Aufnahmen, die Owen netter Weise während des Konzerts für mich gemacht hatte, da ich zu beschäftigt gewesen war möglichst unauffällig Wasserflaschen an die Musiker zu verteilen, um wirklich zuzuhören, heiterten mich auf. Von Motivation ganz zu schweigen.
Gerade Nialls Song »Slow Hands« ließ mich innehalten. Einerseits musste ich schmunzeln, als ich an die Party zurück dachte. Allen voran aber kam ich ins Grübeln. Seit diesem peinlichen Abend hatte er kein Wort mehr mit mir gesprochen und wenn ich es mir recht überlegte, hatte ich ihn seitdem nicht mehr zu Gesicht bekommen. Selbst, als ich mich vor versammelter Mannschaft zum Klops gemacht hatte, hatte ich ihn weder gesehen, noch sein einzigartiges Lachen vernommen. Hinzu gesellte sich das Bedürfnis meine Gesicht in den Händen zu vergraben, als mich die pure Erkenntnis mitten ins Gesicht traf. Was hatte ich denn erwartet? Dass der Niall Horan noch weiter mit mir sprach, weiter Scherze machte und mich aufheiterte, nachdem so etwas, wie ich, sich die Frechheit heraus genommen hatte, ihn zu küssen? Eher nicht.
Gott, ich war aber auch manchmal bescheuert! Das freundschaftliche Verhältnis, welches wir irgendwie aufgebaut hatten, konnte ich nun an der Pfeife rauchen.
Wie ich es schaffte, dass diese blöden Dinger um 12:34 sowohl glänzten, als auch ordentlich sortiert in den vorgesehenen Körben lagen, war mir ein wahres Rätsel. Aber ich schaffte es. Insgeheim hatte ich die Hoffnungen gehegt, dass ich mich nach dieser blöden Arbeit erst einmal entspannen und in Ruhe umziehen konnte. Doch ich hatte die Rechnung ohne Sean gemacht. Der junge Mann, der sonst nur in dreckigen Klamotten aufzufinden war und sich die meiste Zeit, zusammen mit Alex um die Gartenanlage kümmerte, stand nun gestriegelt und gebügelt vor mir und streckte mir diese hässlichen Golfklamotten entgegen. „Geh einfach schnell zur Toilette", wies er mich an. Super. Grummelnd und murrend ließ ich mir von Alex eine kleine Bürste reichen und dampfte davon. Natürlich nicht ohne Caspar für sein dämliches Grinsen zu boxen.
Dass die New York Nights- Foundation Gala etwas Besonderes war, hatte selbst ich verstanden. Doch dass dieser Ausnahmezustand dafür sorgte, dass selbst die hoteleigenen Gärtner glänzen durften, damit hatte ich nicht gerechnet. Die letzten vier Jahre, die ich dieser Veranstaltung beigewohnt hatte, waren anders abgelaufen. Ich hätte schwören können, dass Rupert Wyatt selbst die Organisation des Golfturniers übernommen hatte.
„So, da nun auch die Letzte anwesend ist, erkläre ich euch eben den Ablauf." Mit völlig anderer Attitüde, völlig anderer Haltung, als ich Sean noch letzte Wochen kennen gelernt hatte, stand er mit Klemmbrett vor uns und begann zu erklären: „Es wird drei Runden geben. Spiel A wird von den Teams »Schauspieler« und »Profis« geführt. Spiel B, von »Musiker« und »Oldies«. Am Ende dieser beiden Spielphasen spielen die A - Gewinner gegen die B – Gewinner und Verlierer gegen Verlierer. So zieht sich das ganze durch, bis wir den Gewinner des Turniers gefunden haben. Mehr ist es gar nicht. Eure Aufgabe ist es nur Schläger, so wie Ball anzureichen und anschließend wieder entgegenzunehmen. Alles klar?"
Während Alex und Nathan eifrig nickten, besah sich Caspar abwesend seine Fingernägel und ich hatte schon wieder das Bedürfnis einfach abzudampfen. Diese Option kam allerdings nicht in Frage, egal, welches Szenario ich mir ausmalte, umgangssprachlich gesagt wäre die Kacke ordentlich am Dampfen, wenn ich mich aus dem Staub machen würde. „Ja, ja", verkündete ich deshalb einfach nur und hoffte, dass meine Gleichgültigkeit-Angst-Mischung, die sich schon den ganzen Tag in meiner Magengegend herum trieb, nicht zu sehr durchsickerte. Seans Blick nach zu urteilen, war es mir eher nicht gelungen. Aber was blieb uns schon anderes übrig? Man erwartete genug Gäste, um den Golfplatz herum würden sich zahlreiche Bodyguards und Polizisten die Beine in den Bauch stehen und rein theoretisch sollten wir doch auch nur Schläger anreichen oder? Das konnte doch gar nicht so kompliziert sein.
Mit diesem Mantra und einem funken Selbstbewusstsein war ich in das Turnier gestartet, hatte mir tapfer die hässliche Uniform angezogen, der ellenlangen Rede unseres Chef gelauscht und mich anschließend mit mehr oder weniger sicherem Handschlag bei Matthew Lewis, Tom Felton und Zac Efron vorgestellt. Selbst Zacs arroganten, herablassenden Blick, hatte ich ignoriert. Allerdings war das Ganze nicht so einfach und simple, wie ich geglaubt hatte.
Schon beim zweiten Loch stand ich grübelnd vor der Tasche mit den Schlägern. „Ich will einen Driver, Herr Gott nochmal", keifte Zac angepisst und fuhr sich durch die Haare. Tom hingegen schmunzelte lediglich. Der einzig sympathische dieses blöden Teams war Matthew Lewis. Er lächelte mir aufmunternd zu und zeigte auf den Schläger, nach welchem Zac verlangte. „Den hier", meinte er sanft und flüsterte schließlich: „Den Driver verwendet man für das Abschlagen (also nur am Abschlag, wenn die Entfernung vom Abschlag bis zum Grün weiter ist, als der Ball fliegt. Die anderen Schläger haben genau so spezielle Funktionen und werden für bestimmte Schlagtechniken verwendet. Hat dir das niemand erklärt, Alexis?" Zunächst war ich überrascht, dass sich Neville Longbottom, einer der Helden meiner Kindheit, tatsächlich meinen Namen gemerkt hatte. „Nein leider nicht. Ich kenne mich mit diesem Sport überhaupt nicht aus und Zeit für eine Einweisung hatte ich nicht", antwortete ich ihm, zumindest ein bisschen wahrheitsgemäß.
Tom, der das Ganze mitbekommen haben musste, meinte lachend: „Und warum musst du dann Caddy spielen?" Eigentlich keine falsche Frage und auch sein Unterton schien eher amüsiert aber nicht peinigend. Doch Zac polterte im selben Moment: „Warum bekomme ich immer solche Flachpfeifen zugeteilt!?" – Eine Tatsache, die meine Geduld endgültig reißen ließ. Meine Hutschnur riss und ich stemmte empört die Hände in die Hüften: „Jetzt pass aber mal auf, du aufgeblasener-" Tom Felton war es schließlich, der dazwischen ging und mich unterbrach, um zu verhindern, dass mir Zac, bei dem was ich sagen wollte, wohlmöglich noch die letzte Hose unterm Arsch wegklagte. „Ist doch alles okay, wir kennen uns aus, das reicht doch. Vielleicht lernt sie noch was."
Dass gerade Draco Malfoy versuchte die Harmonie aufrecht zu erhalten, kam mir sehr ironisch vor. Viel zu ironisch, um ehrlich zu sein.
Und die Quittung für mein mieses Bauchgefühl bekam ich am Ende der zweiten Runde. Während das Schauspieler-Team in der ersten Runde gegen die Profis verloren hatte – gänzlich zu meiner Überraschung verstand sich – ging es nun um den Einzug in das Halbfinale. Dieser blöde Sand, welchen Zac mir rein zufällig ins Gesicht geschlagen hatte, als er den Ball ausversehen verfehlte, kitzelte mir dermaßen in der Nase, dass ich glaubte, gleich die Wand hoch zu gehen.
Beinahe schon auf poetische Weise steckte Tom diesen Eierbecher-für-Arme in den Rasen, platzierte den Ball akkurat auf der Oberfläche und ließ sich von mir ein Lob Wedge reichen. Zu meiner Überraschung griff ich ohne Matthews Hilfe nach dem richtigen Schläger. Toms gute Laune war inzwischen auf Zacs Level abgedriftet, da ich auch bei ihm mehr behinderte, als wirklich aushalf. Dieses Spiel würde einfach nie zu meinem Liebling werden. Es nervte mich mindestens genau so sehr, wie die Tatsache, dass mich Niall immer noch keines Blickes gewürdigt hatte. Er spielte einfach weiter und es schien ihn nicht die Bohne zu interessieren, dass ich keine zehn Meter neben ihm stand. Ihn darauf anzusprechen, wo eigentlich sein Problem lag und warum er zu einem dieser arschigen Gäste mutiert war, von welchen ich ihm zu Beginn unserer – was auch immer es war – erzählt hatte, kam allerdings nicht in die Tüte. Ich würde ihm sicher nicht hinterher laufen. Abgesehen davon nahm ich mir seit zwei Stunden immer und immer vor, Zac nicht noch mehr Angriffsfläche zu bieten und mich nicht zum Klops zu machen.
„Okay, den loche ich", flüsterte Tom, wie auch schon bei jedem anderen seiner Schläge zu sich selbst und brachte sich in Position.
Genau in dem Moment, in dem er ausholte, kribbelte meine Nase auf eine fürchterliche Weise. Ein lautes Niesen folgte auf einen Fluch und der Ball flog in den künstlich angelegten Teich.
„Scheiße!" schrie der Schauspieler auf, warf den Schläger zu Boden und drehte sich zu mir um. Er funkelte böse, die Vene auf seinem Hals stach hervor: „Was zur Hölle sollte das, du blöde Dummbratze! Du hast alles versaut, Himmel nochmal, was kannst du überhaupt?"
„Also jetzt halt aber mal die Luft an, du aufgeblasener Wichtigtuer", keifte ich direkt zurück, ohne über Konsequenzen nachzudenken. Den ganzen Tag über machte ich mich für diesen deppen zum Horst, reichte Schläger, Bälle, Handtücher und Wasser. Ich schrieb Punkte auf und lief ihm und seinen Dumpfbacken hinterher, wie ein dummes Hündchen. Irgendwo hatte selbst ich meine Grenzen.
„Pass mal schön auf, was du sagst, klar? Nur ein Wort von mir und du kannst deinen Job an den Nagel hängen", mischte Zac sich aufbrausend ein.
In was für einem Zirkus war ich hier bitte gelandet? Nicht einmal Matthew sagte etwas. Er stand zwischen uns und schaute nur mit großen Augen zu den beiden Männern. Und ich? Ich stand dort, wie der letzte Depp und fragte mich ernsthaft, wie die beiden Männer es geschafft hatten, meine Kindheit derartig zu zerstören. Wie oft ich wohl zusammen mit Ginny zu »High School Musical« getanzt und um Dobby geweint hatten? »Harry Potter« hatte meiner Schwester, die ihren vollen Namen Genevieve immer gehasst hatte, ihren Spitznamen zu verdanken. Dass Zac Efron und Tom Felton nun hier zu völligen Arschlöchern mutierten, hätte ich nie und nimmer vermutet.
„Tja, da sagst du nichts mehr. Kleine Tellerwäscherinnen haben einfach nichts zu melden." Zacs Blick, dieser abwertende Blick, als kenne er mich ganz genau, es machte mich rasend. Ohne, dass ich es bemerkte, ballte ich meine Hand zu einer Faust und ich hätte wirklich, wirklich gerne einfach ausgeholt und diesem aufgeblasenen Wichtigtuer meine Wut spüren lassen.
Doch mit einem Male huschten braune, lange Locken in mein Sichtfeld. „Lexy, Mensch, schön dich zu sehen. Ach komm erstmal her." Mit einem Male schloss mich Harry, grinsend, wie ein Honigkuchenpferd in die Arme. „Wenn ich ‚Putter' sage, tauscht du mit Caspar okay? Ich hab das schon geklärt, hier können wir dich nicht lassen", flüsterte er mir leise ins Ohr und strich beruhigend über meinen Rücken.
Was?
Ich verstand nicht ein Wort von dem, was Harry da sagte. Stattdessen blieb ich wie angewurzelt stehen, beobachtete das Geschehen, registrierte aber nicht, was eigentlich vor sich ging. Irgendwann, nachdem Harry mit Zac und Tom gesprochen hatte, nahm er mich beim Arm. Caspar hingegen stellte sich bei Tom, Matthew und Zac vor. Die Tatsache, dass das Schauspieler-Team nun ausgeschieden war, schien niemanden zu interessieren.
„Harry, was passiert hier gerade?" plapperte ich völlig neben der Kappe und stolperte hinter dem Sänger her.
„Niall hätte Zac am Liebsten den Kopf abgerissen, der dreht hier noch völlig durch, also dachte ich, ich hole dich lieber mal da weg." Harry fuhr sich durch die Haare und lächelte mich aufmunternd an. Trotz alle dem verstand ich nichts. Ich fühlte mich schlichtweg überfahren und wusste weder wo vorne, noch hinten war.
„Das musst du mir jetzt mal bitte erklären: Er meidet mich bei jeder Gelegenheit, spricht kein einziges Wort mit mir und jetzt das? Ich kann durchaus für mich alleine sprechen."
„Ich hab's gesehen", konterte Harry keck.
Ungeduld zählte zu einer meiner größten Schwächen. Doch mein fehlplatzierter Stolz steigerte alles: „Ja! Ich kann das! Wetten ich bekomme Tom dazu sich zu entschuldigen?"
Keine zwei Sekunden später war ich mir sicher: Ich war völlig am Arsch!
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top