Prolog

Es war zum Totlachen Hongjoongs komplette Crew um ihren kleinen Küchentisch Zuhause versammelt zu sehen, der für vier Leute ausgelegt war. Hongjoongs Mutter saß am Kopf, neben ihr auf der Anrichte ihre Teetasse und mit Hongjoong an ihrer Seite, während der Rest von ihnen sich um die kleine Platte gescharrt hatte.

Hongjoongs Eltern waren gegen Hologrammmöbel gewesen, aus Ästhetikgründen und Hongjoong hätte nie gedacht, dass ihn das eines Tages so amüsieren würde.

Andererseits war die Hysterie dem gegenüber größtenteils nur mühsames Vertuschen seiner eigenen Nervosität. Seonghwa saß extra unauffällig weit von ihm weg und Hongjoong gab sich die größte Mühe nicht zu ihm zu sehen, aber Mütter war intelligente Wesen.

Vor allem, wenn es um ihre eigenen Söhne ging.

"Na dann stell sie mir doch einmal vor, Hongjoong!"

Sein Vater war gerade wieder nicht daheim, wusste nichts von ihrem Besuch. Hongjoongs Mutter hatte sie einige Minuten zuvor unter Tränen in der Tür empfangen und in die Küche gejagt, hatte ihnen Kekse und Tee angeboten.

Und hier waren sie nun. Ein Haufen eigenartiger Piraten, der hölflich schweigend auf ihren Händen saß.

Hongjoong lächelte verzerrt.

"Gut, also das hier ist Yunho.", witzelte er los, deutete auf den aufmerksamen Bleuwy neben sich, den seine Mutter bereits in- und auswendig kannte.

Beide lachten laut los und die Crew entspannte sich merklich. San schien noch die meisten Probleme zu haben, hatte sich hinter einem Schleier aus metallenen Ketten versteckt.

"Natürlich, das weiß ich doch! Seid ihr beiden wieder zusammen? Es freut mich so sehr, dass du einen Freund mitnehmen konntest!"

Yunho und Hongjoong tauschten Grimassen.

"Ah, nein, ich..." Bloß nicht Seonghwa ansehen.

"Wir hatten nach der Uni genug voneinander. Ich toleriere den Fruchtzwerg als Freund, aber das war es dann auch schon.", rettete Yunho ihn mühelos und wieder lachten alle etwas. Hongjoong kickte nach ihm.

Hongjoong hatte es mit Seonghwa abgesprochen, dass sie ihre Beziehung vorerst für sich behalten sollten. Nicht, weil Hongjoongs Mutter sie nicht befürworten würde, sondern einfach aus dem Grund, dass sie sich beide mit dieser Art von Rampenlicht nicht wohlfühlten. Wenn sie es bemerkte, so sei es. Aber sie wollten kein offizielles Statement dazu abgeben.

"Ich bin nur dabei, weil Hongjoong einen Doktor gebraucht hat."

Die Frau an Hongjoongs Seite lächelte nur gütig, sah dann wieder abwartend zu Hongjoong.

"Oh, uh, ja. Das hier neben Yunho ist Mingi. Wir haben ihn... auf einem Festival kennengelernt! Er hat nach einem Zuhause gesucht und tada, wir hatten es."

Mingi grinste sonnig und Hongjoongs Mutter erwiderte die Geste nicht minder fröhlich.

"Das daneben ist Seonghwa, unser Pilot und Vizekapitän. Ihm hat das Schiff gehört." Hongjoong deutete stolz auf den Nachtwandler, der daraufhin schüchtern lächelte, sich vorsichtig vor Hongjoongs Mutter verbeugte. Alles in extra süß und respektvoll.

"Dann ist da Jongho, unser Jüngster und neuester Zuwachs! Er ist vor kaum 5 Monaten zu uns gekommen und ist aus Miset." Hongjoong beugte sich verschwörerisch zu seiner Mutter hinüber, die sich bereits ein dramatisches Blickduell mit Jongho lieferte.

"Sprich ihn nicht auf seine Rasse an, er schweigt wie ein Grab.", flüsterte er ihr fast lautlos zu und Yeosang verbarg sein Grinsen hinter seiner Hand.

"Und das ist Wooyoung! Er ist uns mehr oder weniger in die Arme gesprungen weil er von Zuhause weg wollte."

Wooyoung lächelte höflich, neigte ebenfalls den Kopf.

"San ist- San ist San. Er ist Wooyoungs Freund."

Er sah es von hier aus, wie sehr Sans Hand unter dem Tisch in die Wooyoungs verkrampft war und beinahe tat es ihm leid ihn mitgenommen zu haben, aber der Dschinn hatte selbst darauf bestanden.

"Yeosang ist unser Mechaniker. Er ist mit Wooyoung zusammen an Bord gekommen, die beiden sind gute Freunde. Er und ich arbeiten immer zusammen an irgendwelchen Projekten."

Yeosang nickte bloß, zu schüchtern, um mehr zu tun.

"Und das ist Aurora." Hongjoong hob zum Gruß sein grünes, geflügeltes Kätzchen von seinem Schoß in die Höhe. Seine Mutter hatte bereits bei ihrer Ankunft einen Narren an dem kleinen Geschöpf gefressen, streichelte es auch jetzt begeistert.

"Sie sind alle schrecklich nett und die besten Freunde. Wenn auch dezent schüchtern." Hongjoog sah aufmunternt zwischen den beiden Parteien hin und her.

"Es freut mich sehr euch alle kennen zu lernen. Hongjoong hat mir nicht viel erzählt, mit wem er unterwegs ist und ich kannte schließlich nur Yunho."

Einstimmige Begrüßungen wurden gemurmelt, aber sie entspannten sich alle nochmal ein wenig. Yunho bekam wieder sein heiteres Lächeln.

"Also wer war zuerst da? Welche arme Seele hat dich gesehen und beschlossen, den Kleinen will ich begleiten?", neckte seine Mutter ihn sanft und empört verwies Hongjoong sie auf ihre eigene Körpergröße. Yunho und Mingi kicherten vor sich hin.

Hongjoongs Mutter war nicht unbedingt halb so groß wie Yunho, aber er maß einen guten Meter mehr als sie.

"Aurora eigentlich. Ihr ganzes Volk mochte mich." Trotzig streckte er ihr die Zunge raus, kuschelte die treue, liebe Aurora enger an seine Brust.

"Und von den Herren? Yunho, warst du sofort dabei, als Hongjoong dir von seinem Plan erzählt hat?"

Yunho schüttelte hektisch den Kopf.

"So gar nicht. Er hat es auch nicht geschafft seinen Bangaa Freund anzuheuern, weil niemand so wirklich sein Leben für Wunschträume aufgeben wollte." Vorsichtig wanderte Yunhos Blick zu Seonghwa.

"Er war der Erste.", Hongjoong nickte zu Seonghwa hin, der daraufhin nervös die Lippen einrollte.

"Ah, Seonghwa war es, richtig?"

Er nickte bloß, trug seine Haare heute wieder in weich in seine Stirn fallende Locken, nicht wie üblich seine unfaire, nach hinten und seitlich weggestrichene Frisur. Er sah nett aus.

"Unglaublich, wie hat er es nur geschafft solchen Charme zu haben, dass du bei ihm bleiben wolltest? Und ihm dein Schiff überlassen hast?"

Seonghwa gab ihr sein verkniffenes Lächeln, spielte nervös mit seinen Händen.

"Er... Hongjoong hat es ganz überzeugend rübergebracht. Und wenn man sonst nichts zu tun hat." Er hob in klein seine Hände und Hongjoong kämpfte ein Lächeln herab.

"Hongjoong! Ich habe dich so erzogen, dass du keine Leute erpressen sollst mit dir auf ein Abenteuer zu gehen!"

"Mama! Er wurde nicht erpresst! Sie sind alle freiwillig da!"

"Mach mir nichts vor." Sie tippte grinsend auf seine Nasenspitze.

"Was würde so ein gutaussehender Nachtwandler in einer Piratencrew wollen? Ihr habt ihn gekidnappt, oder?" Sie warf Jongho einen verspielten Blick zu und Hongjoong schnaubte entertaint von dem Gedanken dass der Rest von ihnen hässlich genug war, um als Piraten durchzugehen. Danke auch.

"Sag, bist du vergeben, Liebling? Ah, welche Mutter könnte sich nicht an so ein Gesicht an ihrem Schwiegersohn gewöhnen?"

Die Crew wurde langsam lebhafter, witzelte unter sich, während Seonghwas Mundwinkel zuckten und Hongjoong hochrot im Gesicht an dem Ärmel seiner Mutter zog.

"Ich habe schon jemanden, in der Tat. Die besten Leute sind immer schon vergeben.", pflichtete er ihr mit künstlicher Trauer zu und ihr Lachen hallte glockenhell durch den Raum.

Hongjoong verzweifelte schier.

-

Es war bereits spät am Abend und der Großteil der Crew hatte sich bereits in einem großen, kuscheligen Berg ein Lager auf Hongjoongs Zimmerboden gebaut. Hongjoong selbst saß noch mit seiner Mutter in ihrer Küche, holte etwas auf, bevor auch er schlafen ging.

"Warum haben sie alle keine Eltern, Hongjoong?"

Hongjoong sah nachdenklich in seine heiße Schokolade hinab, versuchte alle Antworten darin zu finden.

"Sie haben sie... teilweise. Aber sie wollten dennoch lieber mich begleiten."

"San und Mingi..."

"Yeah. San und Mingi. Manche andere auch, aber diese beiden sind am meisten darauf angewiesen. Das alles hier ist ihnen absolut fremd."

"Sie sind alle so jung, Hongjoong, wie hast du es geschafft einen Haufen so junger, so gebrochener Leute zu finden?"

Ein flüchtiges Lächeln zuckte über Hongjoongs Gesicht.

"Das hat Yunho mir damals auch gesagt. Dass meine ganze Crew aus Sonderfällen bestehen würde. Und da sind wir."

Seonghwa trat durch die Tür, schüttelte etwas Regen aus seinem Haar und seinen Schultern. Als er Hongjoong und dessen Mutter am Tisch fand, eine Kerze zwischen ihnen und dampfende Getränke in ihren Händen, wurden seine Augen sanft.

"Aurora wieder heil auf dem Schiff?"

"Aye, Captain, aber ich denke nicht, dass jemand versuchen wird einzubrechen." Seonghwa schlüpfte aus seinen Stiefeln und tapste dann zu ihnen hinüber, um über Hongjoongs Schulter hinweg nach einem Keks zu greifen.

Er hatte sich ziemlich an Hongjoongs Mutter gewöhnt, ihr fleißig beim Kochen und auch beim Abwasch geholfen. Er war der Muster-perfekte Schwiegersohn. Sie vergötterte ihn.

"Das dachten wir schon oft genug und es war nichts, oder?" Amüsiert sah Hongjoong zu ihm auf, studierte die Form seines Gesichtes von unter ihm.

"Seit wann seid ihr zusammen?", fragte Hongjoongs Mutter sie leise und Hongjoong schlürfte seufzend wieder an seinem Getränk. Sie wusste alles.

"Eine Weile. Ein halbes Jahr? Bevor die Crew komplett war." Seonghwa schien ebenfalls damit gerechnet zu haben, lehnte seine Hüfte nur entspannt gegen Hongjoongs Schulter. Abwesend legte Hongjoong ihm einen Arm um die Mitte, konnte die Scharade fallen lassen.

"So ein perfekter Schwiegersohn, hm, Mama?"

Sie lachte nur, ähnlich wie Hongjoong und ermutigte Seonghwa anschließend sich einen weiteren Keks zu nehmen.

"Ich würde mich nicht über ihn beschweren." Sie grinste in gutem Humor, aber Hongjoong wusste, wie viel es Seonghwa bedeutete. Wie wichtig es ihm war als er selbst akzeptiert zu werden.

"Dann hoffe ich mal, ich habe gute Neuigkeiten, wenn wir uns das nächste Mal sehen."

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