Wie es seinen Anfang nahm... (Vicar)
Ich würde gerne sagen, dass es mich freut, euch kennenzulernen. Wirklich. Aber dass ihr das hier seht, bedeutet auch, dass ihr das hier lest, und... ich würde euch warnen. Es wird verstörend. Es wird blutig. Und um gleich in die vollen zu greifen, würde ich da beginnen, wo jede gute Erzählung beginnt - am Anfang.
Es war jetzt vor neun Monaten. Man muss dazusagen, ich heiße eigentlich Jackson und komme aus New York City. Ich beschloss, ein Auslandsjahr in Deutschland zu absolvieren, und kam nach München. Ich war schon immer gläubig und versuchte, es anderen möglichst immer recht zu machen. Trotzdem war ich nie sonderlich beliebt - aber als ob das jetzt noch eine Rolle spielte. Als ob jetzt noch irgendetwas von damals eine Rolle spielte. Tut mir leid - ich schweife ab!
Auf jeden Fall erinnere ich mich noch genau an dem Tag, an dem sie bekanntgaben, dass in Russland eine Mutation des Tollwut-Erregers entstanden sei. So vermutete man es zumindest, da die Menschen nach schon knapp 24 Stunden begannen, zunehmend aggressiv zu reagieren. Ihr Gedächtnis wurde zerfressen, es begann damit, dass sie sich nichts mehr merken konnten - und hörte beim Vergessen des eigenen Namens nicht auf. Nach bis zu drei Tagen hatte das Virus den Körper äußerlich komplett entstellt und spätestens dann war vom Fabrikarbeiter Erwin oder der Finanzberaterin Sarah nichts mehr übrig - außer ein Klumpen ehemaligen Menschenfleischs, dem nur sein urtümlichster Instinkt geblieben war.
Jagd.
Das bedeutete, dass man in Russland nach drei Tagen feststellte, dass man es nicht mit Patienten zu tun hatte, sondern mit Tieren. Bis dahin waren jedoch bereits fünf Kleinstädte überrannt worden. Noch immer glaubte die Regierung, damit fertigwerden zu können - und das wurden sie auch. Dachte man. Die Kleinstädte wurden gesäubert, jedem ,,Zombie" eine Kugel in die Brust verpasst; das reichte aber leider nicht. Der Virus war eine symbiotische Beziehung mit dem Körper eingegangen, die am Ende nur Muskeln, Proteine und ein anständiges Hirn zum Laufen brauchte.
Nach zwei Tagen standen die Zombies wieder auf.
Ab dem Zeitpunkt ging alles ganz schnell. An demselben Tag, an dem in Deutschland der Notstand ausgerufen wurde, wurde Berlin überrannt. Ebenfalls an demselben Tag verließ ich, nur mit einem Rucksack, das Hotel - ich hatte zum Glück noch keine Gastfamilie gefunden, in so einer Situation fühlt man sich nur ungern gebunden, wenn auch nur leicht. Auf den Straßen war selbstverständlich die Hölle los. Autos hupten, Menschen stiegen aus und rannten. Ich dachte mir, dass so eine akute Panik dann doch übertrieben war - bis ich mich umdrehte, und etwas sah, das ich nie vergessen werde.
Es glich einer Flut. Tausende menschliche Gestalten, manche laufend, andere torkelnd, die in einer riesigen Welle durch München schwärmten. In meiner Straße brach eine Schießerei aus zwischen angerückten, schwerbewaffneten, mutigen Polizisten und einem gleichgültigen Monsterheer.
Ich hatte unglaublich viel Glück. Ich schaffte es aus München raus und kam sogar an einer Polizeidienststelle vorbei. Natürlich leer. Nachdem ich bei meiner Flucht und einem Blick nach hinten gesehen hatte, was diese Monster mit den Inhabern dieses ,,Etablissements" gemacht hatten, beschloss ich, hineinzugehen und nachzusehen, ob ich etwas Nützliches finden konnte. Ich wusste, es war kein Diebstahl - die Waffen hier waren schließlich für den Schutz der Bürger gedacht und außerdem würde sie niemand mehr holen kommen. Ich nahm eine M870 mit und jede Menge zugehörige Munition.
Außerdem nahm ich alles an Konserven und langhaltigen Lebensmitteln mit, was ich finden konnte, und ging hinaus.
Mir fiel auf, wie still es war. Keine Autos mehr, keine Menschen in Sicht. Aber halt - komplett still war es nicht. Ich spitzte die Ohren und hörte, weit entfernt, Schmerzens- und Entsetzensschreie und unmenschliches, gieriges Kreischen. Und es kam näher. Ich raffte meinen Rucksack und rannte.
Es wurde zu einer guten Angewohnheit.
Zwei Tage später. Ich kam gut voran, das Problem war, ich wusste nicht, wohin. Ich machte mich jeden Abend mit der M870 vertraut, ohne Munition zu verballern. Doch meine erste Begegnung der vierten Art stand mir noch bevor. Und zwar bald.
Ich hatte die ganze Zeit auf dem nassen Boden geschlafen. Dementsprechend froh war ich, als ich zu einem Haus kam. Dahinter war eine Straße, alles sah verlassen aus. Ich ging (mittlerweile bin ich schlauer) direkt auf das Haus zu und klopfte an der Tür. Von der anderen Seite hörte ich Geräusche und sah, wie die Tür in meine Richtung aufschwang.
Was ich sah, war nicht der Idealfall eines guten Gastgebers - die bieten einem nämlich Essen an, anstatt einen aufzuessen. Der Zombie stürzte sich auf mich und ich hielt das Gewehr nach vorne. Ersiees rannte dagegen und ich hörte etwas abscheulich knacken. Der Aufprall riss mir das Gewehr aus der Hand und warf mich zurück. Die Kreatur stand auf eine Art und Weise auf, wie ich sie bei einem Menschen nie gesehen hatte, und rannte auf mich zu, was mir ein leises ,,Oh schei...'' entlockte. Ich nahm das M870 wie eine Keule und schlug gegen den Schädel des Zombies. Er stürzte und machte ein jämmerliches Geräusch. Mit zitternden Fingern lud ich das Gewehr mit einer Patrone und schob den Schlitten nach vorne. Doch ich zögerte. Die Kreatur wand sich auf dem Boden, hatte keinerlei Ähnlichkeit mehr mit einem Menschen, und trotzdem hatte ich Skrupel. Der Zombie sah mich an. Ich glaubte, etwas wie Hilflosigkeit und Schmerz, darin zu entdecken, aber ich wusste, das war nur Wunschdenken. Ich sah richtig hin und sah nur unbändigen Hunger, und der Zombie schrie. Ein animalischer, durchdringender Schrei, der mich schließlich doch dazu bewegte, den Abzug zu ziehen. Meine Schulter wurde nach hinten gerissen und der Torso des Zombies explodierte in Knochen und Blut.
Ich brauchte einige Sekunden, um mich wieder zu fassen. Nachdem ich wieder klar denken konnte, sprach ich ein Gebet über den Menschen, der dieser Zombie einst gewesen war, und spürte, wie mir die Tränen in die Augen stiegen. Nachdem ich mit ,,Amen'' geendet hatte, sah ich hoch. Gerade noch rechtzeitig. Sechs Kreaturen, sich unmenschlich bewegend, rannten auf mich zu. Ich sprintete zum Haus und schloss die Tür hinter mir. Da sie nach außen aufging, brauchte ich mich nicht zu verbarrikadieren, aber zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich daran nicht gedacht hatte. Ich hetzte die Treppe hinauf und schloss auch diese Tür hinter mir.
Eine halbe Stunde später war ich am Ende. Ich hörte, wie die Zombies an der Haustür scharrten und vor Frustration brüllten. Ich wusste, irgendwann wären sie durch. Irgendwann wären sie auch durch die zweite Tür durch. Und dann, tja... Ich gegen sie, in einer vier - Quadratmeter - Abstellkammer. Aber ich hatte noch Vertrauen. Ich verzog das Gesicht, griff nach der M870 und lud durch.
Da hörte ich plötzlich Gewehrfeuer.
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Hallo Leute!
Das ist meine erste Geschichte in diesem Gebiet und ich würde mich freuen, wenn ihr Feedback dalasst. Updates werden unregelmäßig kommen, aber hoffentlich oft genug. Ihr könnt mir auch sagen, was für Charaktere ich sonst noch machen soll, keine Sorge, es werden noch mehr;-). Ich habe aber nicht umsonst eine religiöse Hauptfigur gemacht.
Sorry, dass ich kein Bild von der M870 ohne Lizenz gefunden habe, müsst ihr wohl selber googeln;-)
Wie gesagt, bin für Vorschläge und Feedback und überschwängliches Lob offen, bis dahin Ciao!
Darcile
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