Kapitel 85

Ich saß in der Cafeteria der Universität in London. Sie war vollgestellt mit sich laut unterhaltenden Studenten. Man hörte tiefes und grelles Gelächter von allen Seiten. Es erinnerte mich wahnsinnig a meiner Zeit in der Highschool. Der Lärm war nach wie vor unerträglich und ich hasste ihn nach fünf Jahren noch immer...

Wie konnten einigermaßen Reife junge Menschen so ein Krach machen und kein vernünftiges Gespräch führen in einer einigermaßen akzeptablen Lautstärke?! War das von 20 bis 27 Jährigen wirklich zu viel verlangt?

„MUFFIN!"

Okay...

„YEAH!" Setzte sich Scarlett schreiend an unserem Tisch und ruinierte somit meine Vorstellung von einem erwachsenen Verhalten in einem jungen Körper.

Hoffnungslos.

Einfach nur hoffnungslos.

„Mace, gib ihn sofort her!" Streckte sich Scarlett zu Mace, die ihr gegenüber saß und triumphierend ihren Muffin in der Hand hielt: „Ich habe aber Hunger!"

„Lass meinen Muffin sofort runter!" Befahl sie und sah eher aus wie ein verzweifeltes Kind, als eine ernstzunehmende 23 Jährige.

„Er will aber gegessen werden!" Protestierte sie und Scarlett knurrte: „Aber nicht von dir!"

„Leute, es ist nur ein Muffin." Wandte ich ein und bekam von beiden einen durchaus tödlichen Blick.

„Sarah, sag niemals zu Ihnen, dass ein Muffin nur ein Muffin ist." Warnte mich Julia und wandte sich den anderen beiden wieder zu: „Macht weiter mit eurem... was auch immer."

Das ließen sie sich nicht zwei Mal sagen und diskutierten lauthals weiter.

„Schlimmer wie in Highschool, nicht?" Setzte sich Olivia neben mich und ich stimmte ihr seufzend zu: „Alles nur wegen einem Muffin." Ich verstand immer noch nicht den Hype darum. Es war nun mal nur ein simpler Muffin.

„Die zwei sind verrückt... Ist genauso wie ihr Amerikaner mit euren Pancakes." Zuckte sie mit den Schultern.

„Wow wow. Stopp!" Unterbrach ich sie gleich, „Pancakes sind göttlich!" Das beste Frühstück was man haben konnte...! Mit nichts anderem vergleichbar... es war einfach... fantastisch. Wer liebte bitte keine Pancakes?!

Sie lachte und schüttelte den Kopf: „Hätte ich mir denken können."

„Wie läufst eigentlich mit deiner Freundin?" Wackelte sie mit ihren Augenbrauen und brachte mich so nur zum Lachen.

„Könnte nicht besser laufen."

Stimmte auch. Wir hatten uns zwar seit zwei Tagen nicht mehr gesehen, weil ich gestern und heute fast den kompletten Tag in der Uni verbringen musste und sie vor zwei Tagen dann eine verlängerte Schicht auf Ryans Bitte nachging, aber wir schrieben und riefen uns ab und zu an.

Das Gespräch in der einen Nacht hatte mir klar die Augen geöffnet. Ich musst, Betonung steht auf musste, sie wie eine Prinzessin behandeln. Ja, auch wenn Rose nicht gerade wie eine aussah,... außer wenn Prinzessinnen das Auftreten eines Bad Girls hätten, dann ja. Aber sie musste auf Händen getragen werden, ich musste ihr zeigen, dass Leben aus was anderen bestand außer Schmerz und purer Selbstverachtung.

„... nein... nichts... Sarah ist nur wieder komplett in ihren Gedanken versunken." Schnappte ich Olivia zu Julia sagend auf, die lachte: „Macht sie seit kurzem öfter... Liegt es an ih-..."- „Nein. Ich.... denke nur gerne." Unterbrach ich die beiden, aber brachte sie nur weiter zum Lachen.

„Klar." Klopfte mir Julia auf die Schulter.

Mace und Scarlett kämpften immer noch um diesen bescheuerten Muffin, seit ganze 17 Minuten und führten sich auf wie 10 Jährige... Aber, ich musste zugeben, es war unterhaltsam und sehr amüsant die beiden dabei zu beobachten.

Ich zupfte etwas an meinem T-Shirt herum. Ich überlegte, ob ich das Hemd um meiner Hüfte nicht doch anziehen sollte. Heute war es etwas frisch und meine Jacke hatte ich daheim liegen lassen... Ich war heute im lässigen Urban Style unterwegs und fühlte mich ehrlich gesagt auch Stück weit Bad Girl...

Bis dann um uns herum alles urplötzlich still wurde und es selbst die beiden Streithähnen mitbekamen. Verwundert sahen sie sich um und ihr Blick blieb in meine Richtung geheftet. Allerdings nicht auf mich... etwas hinter mir brachte hier alle drinnen zum schweigen. Nur einzelnes Geflüster war zu hören, deren Blicke sich aber nie abwendeten.

Olivia stupste mich gegen die Rippen, sah ebenso geschockt hinter mir.

„Au." Rieb ich mir die Seite...

So sehr ich die Stille in dieser Cafeteria liebte, war es doch irgendwie unheimlich.

Was hatten diese 400 Studenten hier drinnen auf einmal?

Sie starrten alle in die selbe Richtung, also hatte ich keine Wahl als mich umzudrehen und nachzuschauen, was alle so versteinern ließ.

Als ich das fand, was es war... Ja da schlug mein Herz schneller.

Rose war am anderen Ende der Cafeteria durch die Tür gekommen und lief, wie als wäre sie ein Model aus einem Magazin, die schmalen Gassen zwischen den großen vollbesetzten Tischen entlang.

„Oh. Mein. Gott." Hauchte Mace ungläubig.

„Sie hat... Style." Murmelte Julia das offensichtliche.

Sie hatte eine lässige graue Hose an mit einem weißen T-Shirt und einer dünnen Jacke darüber mit einem großen Schal um ihren Hals bzw. Schulter gewickelt. Solche Outfits fand man nur in teuren Modemagazinen, die man sich insgeheim wünschte im eigenen Kleiderschrank zu haben.

Rose hatte ihre Haare messy zurückgebunden, einzelne Strähnen fielen zur Seite oder in ihr Gesicht, aber das ließ sie nur noch attraktiver wirken. Durch ihre goldene mit schwarzen Gläser ihre Augen verdeckende Sonnenbrille schweifte ihr Blick über die Menge der starrenden Studenten.

Gott, wie ich es hasste, wenn sie so angegafft wurde... Ich mochte es nicht die Lust, das Verlangen, die Begierde nach meiner Freundin in ihren Augen zu sehen, wie sie praktisch vor sich hin sabberten und jeden einzelnen Schritt von ihr verfolgten.

Aber wirklich übel nehmen konnte ich es Ihnen nicht... sie sah nun mal göttlich aus und ihr Wirkung auf andere war bemerkenswert. Jeder verfiel ihrem Charme augenblicklich, sobald sie auch nur ein Wort sagte.

Auch wieder verständlich. Wie konnte man nicht an diesen perfekten Lippen hängen, die ich allein von diesen ganzen Menschen hier drin küssen durfte?

Rose blieb ab der Hälfte der Cafeteria stehen und sah sich leicht verloren um. Sie suchte mich, wurde von diesen gierigen Blicken non stop angestarrt und ich, ihre Freundin, saß hier und schaute nur verträumt zu.

„Ich hole sie her." Stand ich auf und lief zu ihr hin. Mit den Rücken zu mir gedreht, sah sie mich noch nicht. Dafür wurde jetzt ich von Blicken verfolgt. Jeder wartete gespannt darauf, wie ich, jemand von Ihnen, zu der wohl begehrtesten Junggesellin Londons lief, ohne Anzeichen von Angst oder sonstiges. Als wäre es das normalste der Welt,... war es ja, zumindest für mich.

Rose mochte diese Art von Aufmerksamkeit nicht wirklich und deshalb gab ich sie ihr nicht, auch wenn ich genau wie alle anderen jedesmal von ihrem Aussehen und Charakter einfach nur geflasht war.

Als ich endlich bei ihr angekommen war, merkte ich förmlich, dass jeder einzelne hier im Raum den Atem anhielt.

Sie dachte allen erstes, dass ich von allen hier die ‚Eier' hatte um die heiße Türsteherin anzusprechen. An sich hatte ich sie ja, natürlich nur rein metaphorisch gemeint.

Die Leute hier drinnen dachten sowieso nicht wirklich nach. Wenn Rose niemanden treffen wollte, warum zum Teufel sollte sie dann in einer Pause in die Universität kommen?

Manchmal Fragte ich mich echt, wie der Großteil der Jungs und Mädels hier überhaupt in der Lage waren ein Studiengang zu bekommen.

Naja, ich war bei ihr angekommen und tippte sie an der Schulter. Sie drehte sich sofort um und sah mich durch ihre Sonnenbrille vor ihr stehen.

Augenblicklich lächelte sie, Größtenteils aus Erleichterung und Freude.

„Was machst du hier?" Fragte ich, während ich meine Arme um sie Schlag.

„Erzähl ich dir gleich. Wo ist dein Tisch?" Wechselte sie das Thema und küsste meine Wange, bevor sie meine Hand in ihre nahm. Sie wollte schnell zu einem anderen Platz, wo sie nicht so im Fokus stand und diese Blicke endlich etwas entkommen konnte.

Rose hatte sich anscheinend relativ schnell umentschieden, was die Geheimhaltung unserer Beziehung betraf. Seitdem ich ihr offen gesagt hatte, dass ich sie liebte, war sie etwas... anders.

Sie war ein bisschen, minimal lässiger, griff öfters Mals nach meiner Hand, selbst in der Öffentlichkeit oder umarmte mich einfach mal. Sie war sich sicherer mit mir, als zuvor und das beruhigte mich wahnsinnig. Ich knackte sie langsam und konnte ihre Abwehrhaltung etwas sänken.

„Da drüben, komm mit." Zog ich sie mit mir her zu dem Tisch, an dem meine immer noch verblüfften Freude saßen.

Sie schauten abwechselnd zu Rose, zu mir und dann auf unsere ineinander verschlungenen Finger. Sie taten es, genauso wie alle anderen hier im Raum. Sogar die Professoren, die an einem extra Tisch zusammen saß.

Mit Rose zog ich alle Aufmerksamkeit automatisch auch auf mich... es war an sich nichts Neues. Ich wusste damit umzugehen, dank Sina.

„Ich hoffe es macht euch nichts aus, wenn ich mich zu euch setzte." Fragte Rose in die Runde und bekam von Olivia ein: „Nein, nein, nein... nein, nein,... Nein, macht es nicht.... nein.... nein, nein."

Oh Gott, sie wusste, wie sehr sie sich in diesen Moment blamierte und versteckte beschämt ihr Gesicht in ihren Händen.

Rose lachte leise. Das Lachen, was jeden dahin schmelzen ließ und man alles geben würde, um es noch einmal zu sehen und zu hören.

Die große Pause würde doch etwas abwechslungsreicher sein, als ich dachte...

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