Kapitel 73

Ich wurde unsanft und alles andere als rücksichtsvoll von meinem Wecker aufgeweckt. Mit einem „Halt die Klappe" murmelnd, schaltete ich ihn aus, nachdem ich mich wahnsinnig bis zu diesem verdammten Ausschalter strecken musste...!

Als das nervtötende Piepen aus war, kuschelte ich mich erleichtert wieder unter die Decke und genoss die Ruhe.

Für nicht sehr lange.

Ich merkte, wie etwas sich am anderen Fußende des Bett bewegte und ehrlich, ich hatte keine Lust nachzuschauen wer oder was es war. Ich wollte einfach nur weiterschlafen.

„Sarah." Hörte ich meinen Namen...

„Wach auf..." Diese Stimme war leise, eher sanft und dennoch leicht fordernd. Ich Antwortete nicht, tat so als würde ich schlafen...

Die Matratze bewegte sie wieder etwas und ich hörte zwei fast lautlose Schritte zu mir kommen.

Es dauerte etwas und ich merkte deutlich, dass mich jemand anstarrte. Irgendwann spürte ich einen kalten Finger mir eine Strähne aus den Gesicht streichen, während wieder mit leiser Stimme mein Name gesagt wurde.

Ich wusste wer es war. Allein durch ihre Berührung. Durch ihr Geflüster. Durch ihre Präsenz, wusste ich sofort, dass es Rose war. Langsam öffnete ich meine Augen und wurde wirklich von diesen eiskalten emotionslosen blauen Augen angesehen. Sie hatte ihr Kinn auf das Bett abgestützt, während sie im Schneidersitz auf den Boden saß. Ihre Haare fielen ihr halb ins Gesicht und sie gab mir ein kleines super süßes Lächeln: „Morgen."

Ich hatte nicht vergessen was sie gestern Nacht für mich getan hat und konnte ehrlich immer noch nicht fassen, was für ein Glück ich mit ihr hatte. Sie schaffte es, dass ich mich Tag für Tag mehr in sie verliebte und ich konnte und wollte nichts dagegen tun.

„Du musst in die Uni..." Erinnerte sie mich und ich seufzte genervt: „Ich will nicht... Komm wieder ins Bett." Bat ich sie mit flehendem Blick, aber sie schüttelte den Kopf: „Du musst jetzt aufstehen, Sarah."

Mir war klar, dass sie Recht hatte. Immerhin wollte ich mein Studium so gut wie möglich abschließen und konnte bzw wollte keine Vorlesung verpassen, auch wenn mein Bett so verdammt gemütlich war.

Langsam schlug ich wieder meine Augen auf und brachte sie so nur zum Grinsen. Wir sahen uns eine Weile an, bis ich mich etwas vorlehnte und die kleine Lücke zwischen uns schloss. Es war der perfekte Weg meinen Tag zu starten. Ihre Lippen ließen mich meine Müdigkeit total vergessen,... aber eben auch alles andere.

Sie küsste zurück, wahnsinnig sanft und behutsam, als wäre ich noch zu müde, um den Kuss weiter auszubauen.

„Sarah..." Schaffte sie dann meinen Namen zu sagen, auch wenn meine Lippen immer noch auf ihren lagen, „Du musst trotzdem aufstehen."

Verdammt.

Ich stoppte und seufzte. Ich wollte einfach nicht aus dieser warmen Decke raus.

„Du bist so wunderschön." Flüsterte sie und starrte mich verträumt an. Ich hingegen konnte nur wie ein Idiot Grinsen und wusste, dass sich meine Wangen wahrscheinlich etwas rötlich gefärbt hatten.

Sie beugte sich zu mir und küsste meine Nasenspitzen, bevor sie aufstand und mich ein letztes Mal darum bat aufzustehen.

Ich natürlich sah ihr hinterher, total verliebt. Sie war zu süß, um wahr zu sein. Sie war einfach zu perfekt, um wahr zu sein. Vielleicht würde mein Leben doch nicht so farblos und traurig verlaufen, wie ich nach all den Jahren dachte.

Ich brachte mich dann doch dazu aus dem Bett zu gehen und mich ins Badezimmer zu schleppen. Ich duschte schnell und zog eine schwarze Jeans mit weißem T-Shirt an. Auf Schminke hatte ich ehrlich keine Lust und und kämmte einfach nur meine Haare durch.

Dann ging ich in die Küche, wo Rose angelehnt an der Theke auf mich wartete.

„Ich habe Frühstück gemacht." Meinte sie und mir entging nicht? Wie sie mich von oben bis unten musterte.

„Soll ich warten bis du fertig bist?" Fragte ich lächelnd mit hochgezogenen Augenbrauen. Sie sah sofort weg und fuhr sich eher beschämt durch die Haare.

Gott, war das süß.

Ich lief die paar Schritt zu ihr hin, nahm ihr Kinn zwischen meinen Daumen und Zeigefinger und drehte sie so zu mir. Ihr war es peinlich, dass sie so offensichtlich gewesen war und konnte mir nicht wirklich in die Augen sehen.

„Es tut mir Leid... Ich konnte nur nicht anders." Gab sie kleinlaut zu und brachte mich nur weiter zum Grinsen: „Rose, warum entschuldigst du dich?" Etwas verwirrtest sah sie mich an. „Du darfst mich anschauen so oft, wie, wann und wo du willst. Immerhin bin ich deine Freundin... und ich habe wirklich nichts dagegen." Zwinkerte ich ihr zu und schaffte es sie zum Lächeln zu bringen.

Ich legte meine beiden Armen um ihren Hals und strich ihr mit meinem Daumen über den Nacken: „Danke... dass du hier warst." Ich hätte von niemanden erwartet, dass er nach Mitternacht noch extra zu mir fahren würde, um mir beim schlafen zu helfen. Von niemanden, außer von Sina damals.

„Ich würde es jede Nacht wieder machen, solange ich dich neben mir habe." Flüsterte sie und ließ mein Herz vor sich hin schmelzen. Rose war wirklich das komplette Gegenteil, als ich am Anfang gedacht hatte und niemals hätte ich erahnen können, dass ich mich so schnell und so hart in sie verlieben würde...

Ich wollte nicht antworten, zumindest nicht auf verbaler Weise... Ich konnte nicht anders, ich musste sie in dem Moment einfach küssen.

„Du musst immer noch zur Uni." Murmelte sie irgendwann und sah mich mit einem leichten Grinsen an.

Sie hatte Recht. Ich hatte nur noch 20 Minuten um zum Bus zu kommen und ich musste noch essen. Seufzend setzte ich mich an den Esstisch und kurz darauf stellte Rose mir ein Teller mit zwei Pfannkuchen auf den Tisch.

Ich liebte Pfannkuchen.

„Isst du nichts?" Fragte ich, bevor ich eher gierig in einem Pfannkuchen biss.

„Hab keinen Hunger." Schüttelte sie den Kopf und setzte sich mir gegenüber.

„Wo sind eigentlich Luke und Jane?"

„Schlafen beide noch."

Okay, hätte ich mir denken können. Es war kurz nach acht Uhr und die beiden standen wohl erst in zwei Stunden auf.

„Was machst du heute?" Ich wusste noch nie wirklich, was Rose den ganzen Tag so machte, außer ab 17 oder 18 Uhr...

„Ich geh ins Fitness Studio." Rose war jemand, der einen definierten und muskulösen Körper hatte. Nicht zu viel, wie die Crossfit Girls, aber man könnte durchaus sagen, dass sie trainiert. Ziemlich viel trainiert.

„Für wie lange?" 

Sie zuckte mit den Schulter: „Ich weiß noch nicht,... Vier Stunden?"

Uh wow. Vier Stunden?

„Du musst los." Sah sie auf die Uhr, stand auf und brachte meinen Teller in die Küche. Ich rannte schnell in mein Zimmer, holte meine Tasche und sagte schnell Tschüss zu meinen zwei Mitbewohnern, die nur ein Gemurmel rausbrachten, mehr nicht.

„Soll ich dich fahren?" Hielt sie mir die Tür auf, ich schüttelte den Kopf: „Alles gut, danke."- „Sicher? Es würde schneller gehen." Liefen wir nebeneinander runter.

Ich nahm ihre Hand und strich mit meinem Daumen ihre Handknöcheln entlang: „Geh du trainieren, die Busfahrt schaffe ich schon alleine." Ich wollte sie von nichts abhalten, nur damit ich schneller in der Uni war, auch wenn ich wahnsinnig gerne noch für etwas länger bei mir gehabt hätte...

„Dann sehen wir uns..." Ich konnte den Satz nicht wirklich beenden... Ich hatte keine Ahnung, wann wir beide uns wieder sehen würden...

„... vielleicht später." Sie hatte anscheinend auch keine wirkliche Antwort, „Dann viel Spaß in der Uni und pass auf dich auf. Wenn was ist, ruf mich an." Bat sie mich und ihre Besorgnis war ihr deutlich anzusehen.

„Mach ich." Noch bevor wir durch die Eingangstür des Gebäudes gehen konnten, nahm ich sie und küsste sie ein letztes Mal. Ich vermisste sie jetzt schon, allein an den Gedanken, dass wir uns eventuell den ganzen Tag nicht mehr sehen würden.

Gott, sie küsste so gut...

„Ich werde dich vermissen." Flüsterte ich, noch immer mit geschlossenen Augen.

„Ich dich auch." Flüsterte sie zurück, küsste meine beiden Wangen, meine Stirn und dann meine Nasenspitze und brachte mich so wie verrückt zu Grinsen.

„Und jetzt geh, sonst verpasst du noch den Bus." Legte sie ihre beiden Händen an meiner Hüfte und führte mich raus aus dem Gebäude.

Wir waren wirklich pünktlich... Gerade als wir raus kamen, fuhr der Bus um die Ecke, Richtung meiner Bushaltestelle.

„Ich drehte mich um, umarmte sie noch schnell und gab ihr ein breites Lächeln, bevor ich auf die andere Straßenseite joggte.

Natürlich setzte ich mich ans Fenster und beobachtete Rose dabei, wie sie auf ihrem Motorrad stieg und den Helm aufsetzte. Die winkte mir nochmal zu, bevor sie losfuhr und das Geräusch ihrer Maschine langsam im Verkehr verschwand.

Ich war so unendlich glücklich und konnte mir mein dämliches Grinsen einfach nicht verkneifen. Rose tat mir einfach so gut... und nicht würde sich daran ändern...

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top