Kapitel 7
Bevor ich mich versah, saß ich am nächsten Abend wieder in diesem Café, genau am selben Tisch wie am gestrigen Abend, hoffend, dass ich ihn nicht alleine verbringen musste. Luke und Jane wussten dieses Mal Bescheid,... also nur von dem Part, dass ich mir einen Kaffee kaufen will und nicht darauf wartete, dass sich jemand zu mir setzten würde.
Warum glaubte ich eigentlich, dass sie kommen würde?!
Nicht jeder ist so wie ich und setzt sich am nächsten Tag nochmal in einem Café... Oder?
Naja, ich hoffte es zumindest und blieb dort auch sitzen, für fast zwei Stunden. Ich las währenddessen etwas über die menschlichen Erinnerung im Internet. Vielleicht konnte mir dieser Artikel weiter helfen...
Aber sowie es aussah, war es schlecht für mich.
Ich würde diese Bilder nie loswerden und die Schuldgefühle genauso wenig. Es gab Nächte, an denen ich diese Nacht immer und immer wieder durchleben musste, ohne ihr auf kleinster Weise helfen zu können. Ich machte jedes Mal den selben Fehler aber änderte ihn nicht, obwohl ich wusste, was passieren würde.
Ich konnte einfach nicht.
Egal wie laut ich schrie oder wie schnell ich rannte, es machte nie einen Unterschied. Es passierte immer das gleiche. Und immer starb die Liebe meines Lebens blutüberströmt in meinen Armen. Jedes einzelne Mal.
Ich würde wirklich niemanden wünschen, den gleichen Schmerz zu spüren.
Es heißt ja, die Zeit heilt die Wunden... Eine Lüge!... Was ist, wenn selbst sie mir nicht helfen kann? Wer kann dann sonst noch?
"Darf ich wissen, über was du nachdenkst?" Kam eine vertraute Stimme meinen Gedanken dazwischen.
"Mmmhh?!... Oh... Ähm... Nichts wichtiges." Winkte ich ab, als ich Maria mir gegenüber sitzend sah.
Sie hob eine Augenbraue: "Sicher? Ich sitze hier jetzt schon seit fünf Minuten und du hast mich nicht bemerkt, nur auf deine Tasse gestarrt." Oh man, wie konnte ich sie nicht bemerkt haben?!
"Es geht um deine Kette, stimmt's?" Woher...?! "Du hältst sie zwischen deinen Fingern, dass hast du Gestern nur gemacht, als ich dich an sie erinnert habe."
Fuck.
Und jetzt?
"Was machst du eigentlich wieder hier?" Wechselte ich abrupt das Thema, sie verstand es auch und biss an: "Hey, das klingt, als würdest du mich nicht hier haben wollen."- "Was? Nein! Das habe ich nicht so gemeint..." Entschuldigte ich mich und sie verschränkte die Arme: "Wirklich?" Musterte sie mich und ich nickte nur. "Gut, dann zurück zu deiner Frage... Ganz ehrlich? Ich wollte nur sehen, ob jemand genau hier wieder sitzt." Zeigte sie auf meinen Stuhl und ich lachte: "Okay, das ist... cool, glaube ich zumindest."
"Und du?" Ich zuckte mit den Schultern: "Ich wollte weg aus meiner Wohnung, eine Lernpause machen, auch wenn es etwas spät für eine Lernpause ist..."
"Sag bloß, du bist vor deine Freund geflüchtet..." Lehnte sie sich im Stuhl zurück und diesmal verschluckte ich mich am Kaffee: "Freund?!... Nein, der existiert nicht."- "Wirklich? Du müsstest dich vor Männern kaum schützen können." Klang sie überrascht und ich schüttelte den Kopf: "Kein Interesse."
"War dein Ex echt so schlimm?" Runzelte sie die Stirn und ich seufzte: "Mein letzter Freund war ein Arschloch hoch zehn."
Ich wusste nicht, warum genau sie sowas von mir wissen wollte, oder warum ich ihr das erzählte, aber sie fragte mit so einer Leichtigkeit, dass es minimal einfach für mich war, als bei anderen.
"Sind das nicht die meisten?" Ich musste lachen, irgendwie hatte sie recht.
"Es gibt aber auch echt nette, die sind aber immer alle schon vergeben." Fügte sie hinzu und wenn ich so darüber nachdachte, war dem auch so. Die einzige die man so traf, waren Vollidioten, außer die, die ihre Freundinnen quasi auf den Händen trugen.
"Ich wollte dich mal was fragen. Kennst du den Club Shot down? Der ist eine viertel Stunde von hier entfernt..."
Shot down? Gott, den habe ich ja noch nie gehört.
"Ein guter Freund von mir ist der Besitzer, dass heißt, wir könnten umsonst reinkommen."
"Ich weiß nicht..." Mir war zurzeit echt nicht danach zu feiern und zu trinken, vor allem nicht mich in einem Raum voller verschwitzter und betrunkener Menschen rein zu quetschen.
"Du kannst auch deine zwei Freunde mitnehmen." Versuchte sie weiter mich zu überreden.
Ich wollte ja nicht, das Problem war nur, dass die beiden mit Sicherheit da rein wollten.
"Ich muss erstmal Jane und Luke fragen."- "Jane und Luke?" Wiederholte sie die Namen, "Ist es die Jane, die mit Brian zusammen ist?" Ich nickte und sie grinste über beide Ohren: "Jetzt hast du keine Ausrede mehr, Sarah. Ich weiß, die beiden werden nicht nein sagen:"
verdammt, sie kannte sie?!
Na toll.
"Woher kennst du sie?"
"Der Club gehört Ryan und Ryan ist ein ziemlich gute Freund... Er hat mir Luke vorgestellt und Brian kam dazu mit Jane." Erklärte sie und ich seufzte: "Ich habe so oder so keine Wahl, oder?"
"Nope." Betonte sie das p und ich gab nach: "Na gut." Sie grinste wieder und hielt mir ihr Handy hin: "Bekomme ich deine Nummer, um dir die Einzelheiten zu schreiben, oder soll ich Jane oder Luke fragen?"
Sie fragte mich als wirklich nach meiner Nummer, auch wenn sie einen ziemlich guten Vorwand hatte, aber trotzdem...
Lächeln tippte ich meine Nummer ein und gab es ihr zurück.
"Welche Garantie habe ich, dass das die richtige Nummer ist?" Wollte sie mit gespielt ernsten Blick drauf. "Gar keine." Antwortete ich.
"Ah, wir werden uns hier noch öfters sehen.... Irgendwann würde ich schon noch die richtige Nummer bekommen."
Okay, da hatte sie Recht.
"Ich könnte mich wirklich an das Treffen hier mit dir gewöhnen." Gab sie zu und das überraschte mich ein wenig. Maria sagte wirklich immer das, was sie dachte und meistens hatte ich keine Ahnung, wie ich darauf jetzt antworten sollte.
So wie jetzt.
"Ähm... Das... ist gut zu wissen." Gott, ich studierte Jura und konnte nicht mal auf so eine Frage normal antworten.
Obwohl, im Juristen Saal musste ich auch keine Privat Gespräche führen.
Der Hauptgrund, warum ich bei sowas so verunsichert war, war, dass ich nichts falsches sagen wollte, was sie dazu bringen könnte in meiner Vergangenheit nach zu hacken...
"Okay,..." Lachte sie, "... Ich schreibe dir also." Standen wir beide auf, es war relativ spät geworden.
"Dann, bis... wann auch immer." Verabschiedete ich mich, aber bevor ich gehen konnte, nahm sie mich einfach in den Arm.
Das kam echt überraschend.
Ja, vielleicht nicht so ganz, schließlich war es ein Abschied und normalerweise machen Freunde das, aber das ist es. Dieses Freunde. Wir haben uns erst zwei Mal getroffen, das heißt doch nicht, dass wir schon befreundet sind.
Oder?
Aber ich wollte jetzt nicht scheiße rüberkommen, deshalb erwiderte ich die Umarmung auch und es fühlte sich gut an. Wirklich, als würde ich das schon hundertmal mit ihr gemacht haben und wir uns schon seit Jahren kennen.
Ich wollte nicht los lassen.
In dem Moment war ich einfach so schwach.
Lag vielleicht daran, dass sie im Dunkeln mich etwas an Sina erinnerte.
Ihre langen braunen Haare, mit diesen dunkel Augen, auch wenn Sinas etwas mehr leuchtend herausstachen und eine Mischung aus braun und Gold hatte.
Aber alles in mir wünschte sich, dass es sie war und nicht Maria.
"Hey, alles okay?" Ließ sie mich nach einer eile wieder los.
Ich nickte nur: "Ja, sorry." Ich sah ihr an, dass sie mir kein Wort glaubte, aber wusste, dass ich nicht drüber reden wollte.
"Ich muss jetzt auch gehen." Fügte ich noch hinzu.
"Komm gut nach Hause." Meinte sie und ging dann, genau wie ich.
Auf den Weg nach Hause rollten mir gegen meinen Willen ein paar Tränen die Wangen runter, aber ich konnte nichts dagegen machen. Ich musste das alles endlich mal in den Griff kriegen.
Sina ist gegangen, einfach so von einer Sekunde auf der anderen und du musst verdammt nochmal damit klar kommen, dass sie nicht mehr zurück zu dir kommen wird. Egal, wie sehr du dir die Schuld dafür gibst oder wie sehr du sie vermisst.
Sie ist weg.
Für immer.
Sie wird nicht mehr für dich da sein können, wenn es dir so wie jetzt geht. Sie wird dich nicht mehr in den Arm nehmen können, wenn du es am meisten brauchst. Sie wird dich nicht mehr küssen können, wenn du unbedingt fühlen musst, wie sehr sie dich liebt. Sie wird gar nichts mehr tun können und dagegen kannst du auch nichts machen, außer damit klar kommen, auch wenn es schwer ist.
...
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