Kapitel 6

"Ich kann Brian immer noch absagen und mit dir einen schönen Mädels Abend machen!" Drehte sich Jane ein erneutes Mal um, aber ich schob sie und Luke einfach weiter zur Tür.

"Ich auch, Ryan wird es bestimmt verstehen und es auf wann anders verschieben." Meinte auch er, aber ich schüttelte durchgehend den Kopf, in der Hoffnung, dass sie diese Gestik mal langsam verstehen würden: "Geht ruhig. Ich bin 21, also alt genug um klar zu kommen. Bitte, lasst eure Dates nicht warten, okay? Habt einen schönen Abend und machte euch keine Sorgen um mich."

Beide hatten ein schlechtes Gewissen, aber das letzte, was ich wollte war, dass sie ihr Liebes Leben wegen mir nach hinten schoben. Sie sollten glücklich werden und ich wollte dem nicht im Weg stehen... Nur verstanden sie es nicht.

"Willst du nicht wenigstens mitkommen?" Ich seufzte: "Jane, mir geht es gut und mir wird es immer noch gut gehen, wenn ihr wieder kommt, versprochen und ja, wenn was ist, rufe ich euch sofort an." Versprach ich ihnen und das beruhigte sie etwas.

"Und jetzt geht endlich!" Scheuchte ich sie die Treppe runter und schloss hinter mir die Tür.

Verdammt war es schwer gewesen... Es ging schon den ganzen Tag so.

Nur mit einer Sache hatte sie recht.

Ich wollte nicht hier bleiben.

Ich musste mal aus der Wohnung hier raus, also nahm ich meine Jacke und meinen Schal und lief irgendeine Straße entlang, bis ich irgendwann ein kleines Café entdeckte. Dort war wenig los, wahrscheinlich weil es Freitag Abend war und die meisten lieber in einem Club gingen.

Ich ging rein und wurde gleich von einer angenehmen Wärme umgeben.

Es war echt schön hier...

Zufrieden setzte ich mich an den freien Tisch am Fenster.

"Was kann ich ihnen bringen?" Fragte mich gleich ein junger Mann und ich bestellte einen Kaffee, zwei Minuten später hatte ich eine Tasse vor mir und er schmeckte köstlich.

Briten konnten wirklich heiße Getränk machen, darin waren sie echt die besten!

Ich saß für eine Weile da und chattete mit Sophie und Loura. Die beiden überlegten sich wirklich eine Katze anzuschaffen. Was wollen sie bitte mit einer Katze?!

Ich verstand es einfach nicht...

... und ehe ich mich versah, saß ich schon seit ungefähr zwei Stunden hier.

"Warum sitzt eine junge Frau wie du alleine an einem Tisch?" Fragte mich plötzlich eine Stimme.

Ich sah auf, da saß wirklich jemand vor mir...

Sie war ungefähr so groß wie ich, lange wellige dunkel braune Haare und wahnsinnig lange Wimpern mit einem wirklich perfekt aufgetragenen Make up. Sie war hübsch, definitiv war sie hübsch, mit Kurven von dem jeder Mann träumte.

"Hi, ich bin Maria." Streckte sie die Hand aus und ich nahm sie nach leichtem zögern: "H-Hey, ich heiße Sarah." Gott, reiß dich zusammen.

"Warum bist du alleine?" Wollte sie wissen und ich suchte angestrengt nach einer geeigneten Antwort: "Ich... wollte Kaffee trinken."

Wirklich, Sarah? Hättest du dir nicht was anderes einfallen lassen können?!

"Das sehe ich." Lachte sie, "Wartest du auf jemanden?"

Ich schüttelte den Kopf: "Nein."- "Darf ich dir Gesellschaft leisten?"

Ich dachte kurz darüber nach, aber was hatte ich schon zu verlieren und Marie war bisher echt nett gewesen, also nickte ich.

"Und, woher kommst du?" Sie hatte es also auch an meinem Akzent erkannt.

"New York, bin vor einer Woche hergezogen." Sie hob überrascht die Augenbrauen: "Aus New York?! Ich wollte schon immer al dorthin... Ist es so schön, wie alle sagen?"

Ich zuckte mit den Schultern: "Es ist wirklich wunderschön dort, aber wirklich wahnsinnig stressig und laut. Ich bin froh eine Auszeit vom Big Apple zu haben."- "Lass mich raten, du bist wegen dem Studium hier?"

"Genau, ich studiere in Oxford mit zwei meiner Freunden" Sie verschluckte sich an ihrem Kaffee: "Oxford?! Wie seid ihr da bitte reingekommen? In den Nachrichten kam neulich erst, dass sie sich vor Bewerber kaum retten konnten und sie Jahre zuvor quasi ausgebucht sind. Selbst wenn du ein Genie bist ist es unwahrscheinlich da rein zu kommen."

Wirklich? Wenn sie damit recht hatte, hatten wir den Santos wirklich viel zu verdanken... Ich wollte Maria aber nicht gleich von ihnen erzählen, dass war dann doch zu privat.

"Wir wurden einfach angenommen... Ich habe leider nicht nachgefragt warum."

"Dann seid ihr aber ganz schon Glückspilze."- "Und was machst du hier? Du sprichst nämlich auch kein Britisch." Sie sah auch nicht so aus, als würde sie von hier kommen, sondern von irgendwo da, wo es warm sein musste.

"Richtig, ich bin Italienerin. Bin vor zwei Jahren hergezogen, um hier als Köchin durchzustarten." Als Köchin? Okay, dass hätte ich nicht gedacht.

Wir blieben kurz still, als sie dann für einen Moment auf etwas an mir starrte: "Die ist wunderschön." Zeigte sie auf meine Kette und urplötzlich verschwand mein Lächeln, dass ich aber sofort durch ein trauriges ersetzte und meinen Daumen vorsichtig über die zwei Wörter strich.

"Danke." Brachte ich nur raus.

Es hätte sie sein sollen. Ich hätte mit ihr an so einem Tisch sitzen und den Abend verbringen sollen...

"Es tut mir Leid... Ich wusste nicht,..." Meinte sie, als sie meine plötzliche Veränderung bemerkte. "Ist schon okay." Winkte ich mit einem Fake Lachen ab.

"Darf ich... Darf ich fragen, wer dir diese Kette gegeben hat?" Kam dann vorsichtig die Frage, die mich dazu brachte etwas meinen Kopf zu senken: "Ist eine lange Geschichte..." Meinte ich und sie nickte: "Verstehe,... dann vielleicht ein anderes Mal."

Vielleicht... Ich wusste nicht, ob ich das konnte. Ich habe seit dem das damals passiert war niemanden außerhalb meiner Familie und eben meinen zwei Freunden erzählt. Ich habe es ihnen ja noch nicht mal erzählt, sie haben es selber gesehen... Ich glaube nicht, dass ich stark genug dafür gewesen wäre das alles über meine Lippen zu bringen. Allein daran zu denken, tat immer noch höllisch weh und es aussprechen zu müssen, brächte mich wahrscheinlich nur an mein Limit der Verzweiflung, Reue, Selbsthass, Trauer und das fühlen von schmerzhafter Liebe.

"Es tut mir echt Leid... Aber ich muss jetzt leider gehen." Sah sie eher enttäuscht auf ihre Uhr und dann wieder zu mir: "Werde ich dich hier öfters sehen?" Fragte sie mit einer gewissen Hoffnung in ihrer Stimme.

"Ich glaub schon." Nickte ich und sie stand erleichtert und glücklich auf: "Dann freu ich mich schon. Bis zum nächsten Mal, Sarah." Zwinkerte sie mir zu.

Hatte sie mir gerade wirklich zugezwinkert?!

Ich winkte ihr zum Abschied und sah ihr nach, bis sie aus der Tür verschwunden war.

Maria war wirklich nett und echt hübsch... Ich hoffte wir würden uns eventuell anfreunden, oder so...

Ich blieb noch eine Weile da sitzen, meinen restlichen kalten Kaffee austrinkend und dann mich auf den Weg zurück zur die Wohnung machend. Jane und Luke würden sicherlich bald kommen und wenn sie es taten, wollte ich definitiv daheim sein, sonst machten sie mir die Hölle heiß, dass ich alleine, am Abend, wenn schon alles dunkel war, in eine noch fremden Stadt rumlief.

Ich lief den Gehsteig entlang, genoss die Kälte mal zur Abwechslung und atmete so viel Luft wir nur möglich ein. Sie war so anders im Gegensatz zu New York, irgendwie wirkte sie frischer und es erleichterte mich auf einer unerklärlichen Weise. Ich merkte förmlich, dass der Umzug hier her das richtige gewesen war und mir London in einer gewissen Hinsicht weiter helfen würde.

Ich hoffte einfach nur, dass ich eines Tages wieder glücklich sein könnte... auch wenn es nicht mehr mit Sina war, ich hoffte es einfach nur.

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