Kapitel 59

Ich wachte auf und öffnete langsam meine Augen. Ich sah direkt auf einen Kieferknochen und einem Hals. Mein Kopf lag auf etwas härteres, aber dennoch wahnsinnig bequemes, mein Arm umschlang was warmes sich immer wieder leicht hebendes und eine Hand lag auf meiner Rippenhöhe, keinen Zentimeter tiefer. Diese Hand war definitiv nicht meine.

Ich bewegte mich keinen Millimeter. Nicht einen einzigen. Ich wollte dieses Gefühl in mir so lange wie nur möglich behalten... Ich konnte nicht verhindern, dass meine Augen leicht wässrig wurden und nur mit aller Kraft verhinderte ich, dass sich wirklich Tränen bildeten.

Warum?

Ich konnte nicht genau sagen, warum. Diese Situation hier gerade erinnerte mich nur wahnsinnig an jemanden, den ich schon längst hätte aus meinem Herzen verdrängt haben sollen, zumindest was solche Gefühle angingen. Aber es war schwer. Besonders wenn ich einen starken aber zärtlichen Arm um mich fühlte, zusehen konnte, wie sich der Brustkorb bei jedem Atemzug hob und wieder senkte oder ihre Wärme an meinem Körper spürte. Es war hart zu wissen, dass wenn ich aufschaute nicht diejenige sehen würde, die ich mir so sehr an meiner Seite wünschte. Dass ich keinen Kuss bekam und zu hören bekomme, wie sehr sie mich liebte. Oder ich einfach nur in ihre braunen so liebevollen Augen versinken konnte... Ich wollte wieder ihre Starrköpfigkeit sehen, wie einschüchternd und ernst sie zu jedem war, außer ihrer Familie und nur wenn es zu mir kam, sie ihre Liebende, beschützerische und so unendlich süße Seite hervorbrachte, die man ihr sonst nie zutrauen würde. Ich wollte das alles wieder haben. Ihr Lachen. Ihre Augen. Ihren Körper. Einfach alles... alles, was ich nie mehr sehen würde.

Ich blieb so lange in der Position, bis ich mir sicher war, dass ich die Situation im Griff hatte und nicht plötzlich das weinen anfing. Außerdem war mir klar, dass sobald Rose merkte, dass ich wach war, sie ihre Hand von mir nehmen würde. Auch wenn ich liebte, was die einfache Berührung mit mir machten, bezweifelte ich, dass Rose es genau wie mir erging. Wies sollte es auch? Rose war in niemanden interessiert, vielleicht weil sie einen versteckten Liebhaber hatte oder sie aus einer kam und keinen anderen wollte... Mich sah sie wirklich nur als Freundin, nichts weiter als Freundschaft und das würde mit Sicherheit auch so bleiben. Es war hoffnungslos... und warum dachte ich überhaupt so, wenn ich Maria hatte?!

Ich merkte wie ihre Hand von meiner Seite wegging und die Stelle meines Körpers in die normale Kälte verfiel, als wäre mir die Wärme komplett entzogen worden...

„Auch mal wach?" Ihre Stimme als erste nach dem Aufwachen zu hören, war der beste Weg um aufzustehen...

Ich streckte mich etwas, aber behielt meinen Kopf noch immer auf ihrer Schulter: „Wie lange habe ich geschlafen?"- „Etwa sieben Stunden." Schätze sie und ich seufzte. Es war eine Stunde mehr, als ich vorgehabt habe und eine Stunde, die Rose an sich alleine verbracht haben wollte.

„Oh,... shit... tut mir Leid." Rieb ich noch verschlafen meine Augen, als ich aufhörte, starrten diese blauen Augen auf mir herunter mit einem ganz kleinen Lächeln. Diese kleine Verformung ihrer Lippen war hypnotisierend. Alles in mir wollte unbedingt wissen, wie sie sich anfühlten, wie sie schmeckten,... Es war schwer dagegen anzukämpfen, wenn sie nur ein paar Zentimeter von meinen entfernt waren. Gott, es war sogar schwer sie nicht bin stop anzustarren...

„Ist... Ist was passiert, während ich weg war?" musste ich mich selber irgendwie ablenken. „Nein, nicht wirklich. Ich hatte nur Besuch..." Achso, okay... Warte, was?!?!? „Besuch?! Während ich schlief???" Sie nickte leicht irritiert wegen meiner Reaktion. „Wer?" Ich hoffte es waren nicht viele... „Alles?" Oh Gott, nein. Jane, Luke, Brian und Ryan haben mich bei ihr im Bett schlafen sehen?

„Gott, warum hast du mich nicht aufgeweckt?" Sie alle würden zu Hause wie hungrige Geier auf mich warten nur um jedes kleinste Detail aus mir rauszubekommen.

„Ich wollte dich nicht aufwecken, du hast den Schlaf gebraucht, Sarah. Außerdem hat es den anderen nicht gestört." Sah sie unschuldig zu mir und ich konnte einfach nicht weiter sauer sein. Ihr Blick war zu herzerwärmend...

„Haben sie irgendwas gesagt oder gefragt?" Seufzte ich erneut und sie überlegte kurz: „Nicht wirklich... Sie haben mich nur gebeten dich nach Hause zu schicken, sobald du wach bist." Toll. Wirklich toll.

Ich schloss wieder meine Augen und stöhnte: „Ich will nicht..." Sie lachte etwas und steckte mich gleich an: „Du musst langsam gehen. Morgen hast du die Vorbereitung für einen wichtigen Test." Das hatte sie wahrscheinlich von Jane oder Luke. Es stimmte, in drei Tagen schrieb ich einen großen Test über das letzte Semester und ich durfte keine Vorlesung oder extra Kurse verpassen. Aber ich wollte nicht gehen, nicht ohne sie. Ich wollte jede einzelne Sekunde bei Rose verbringen, bis ich sie mit hier raus nehmen konnte.

Aber so gesehen brauchte auch Rose ihre Ruhe, sie brauchte auch etwas Zeit nur für sich selber. Es war wahnsinnig schwer mich aufzurichten, nicht weil ich keine Kraft hatte, sondern weil ich so nicht mehr an ihr angekuschelt war und alles in mir wollte ihr so nah wie möglich bleiben. Aber ich musste. Also rappelte ich mich immer noch halb verschlafen auf und stieg aus dem Bett, sofort spürte ich wie die Wärme plötzlich weg war, die ich noch vor wenigen Sekunden in mir hatte...

„Stimmt." So langsam wie es nur ging, zog ich meine Schuhe wieder an und wurde jede Einzelne Sekunde von zwei blauen Augen beobachtet.

„Okay..." War ich nach drei Minuten fertig, „Dann bis morgen." Lächelte ich noch, bevor ich zur Tür ging.

„Sarah!" würde ich aber aufgehalten und drehte mich nochmal um, leicht schüchtern kratzte sie sich etwas am Kopf: „Danke... für alles." Ich sah sie für einige Sekunden an, bevor ich ein paar Schritte zu ihr ging: „Du kannst immer zu mir kommen, Rose. Egal was ist."

Sie sah mich an mit einem kleinen Lächeln: „Ich versuch's..." Diese Antwort hatte ich sicher nicht erwartet,... Sie versuchte es wirklich? Wenn ja, dann hätten wir definitiv Fortschritte gemacht und ich musste eventuell nicht mehr so lange warten.

„Gut, dann sehen wir uns Morgen." Gab ich ihr ein breites Grinsen und ging aus ihrem Zimmer. Ich behielt das Grinsen noch an der Bushaltestelle, im Bus und als ich den restlichen Weg bis nach Hause lief. Ich konnte es einfach nicht lassen, ich war einfach nur wahnsinnig glücklich.

Und leider war ich es immer noch, als ich durch meine Wohnungstür kam und alle vier schon auf mich warteten. 

„Ahhhhhhhhh!" schrie Jane auf und hüpfte wie wild herum, „Sie grinst! Sie grinst, Leute!!!" Das brachte mich nur noch mehr zum Lachen und steckte die anderen auch gleich mit an.

„Wie wir sehen, war Rose doch ein ganz gutes Kopfkissen, mh?" Kam Brian zu mir hatte wohl das größte Grinsen, dass es gab. „Ihr hättet mich einfach aufwecken sollen." Zuckte ich mit den Schultern, während ich meine Schuhe und Jacke auszog.

„Warum?! Ihr saht so süß aus!" Warf Luke gleich ein und Ryan nickte: „Für und war das ein ziemlicher Schock. Sowas hätten wir von Rose nie erwartet." Nie erwartet? Als hätte sie nie mit jemanden in einem Bett geschlafen... Das konnte nicht stimmen.

„Und?! Erzähl, wie wars?" Zerrte mich Jane gleich ins Wohnzimmer und setzte mich in die Mitte von allen. Manche Dinge änderten sich wohl nie...

„Was soll ich sagen?... Ich wollte nicht nach Hause gehen, aber war wahnsinnig müde. Also bot sie mir an im Bett zu schlafen..." Machte ich es kurz und Luke bohrte nochmal nach: „Neben ihr, oder mit ihr?" Bitte was?! Ich nahm ein Kissen und schleuderte es in seine Richtung: „Neben ihr natürlich! Rose und ich sind nur Freunde..." Betonte ich das Freunde, aber insgeheim schmerzte dieses Wort wahnsinnig. Es fühlte sich nicht gut an uns als Freunde zu bezeichnen, aber das konnte und durfte ich niemanden sagen.

„Sie mag dich anscheinend." Schlussfolgerte Brian daraus. Ich sah ihn leicht fragend an und er lächelte: „Sie mag es nicht, wenn ihr andere zu nahe kommen und du dürftest gleich neben, wohl eher halb auf ihr schlafen,... also muss sie dich echt mögen." Oder das Gefühl haben mir was schuldig zu sein. Immerhin wäre sie jetzt nicht in diesem Zustand, hätte ich sie nicht ins Krankenhaus gebracht. Ich hatte keine Ahnung was ich von all dem halten sollte...

Wir redeten alle noch mindesten eine Stunde, nicht nur über Rose, bis Brian und Ryan sich dann verabschiedeten und wir alle nach einer Weile im Bett lagen. Auch wenn ich bei Rose geschlafen hatte, war ich dennoch wahnsinnig müde. Krankenhäuser machten mich allgemein müde und die Vorfreude auf mein Bett konnte kaum gesteigert werden. Aber sobald ich unter meiner Decke lag, konnte ich nur an ein anderes Bett denken. Es war zwar nicht bequemer als mein, aber dafür hatte ich Rose und sie war das einzige, was ich gerade neben mir haben wollte. Es war hart alleine wieder einzuschlafen, aber irgendwann tat ich es...

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