Kapitel 53

Ich saß am Esstisch mit zwei Tassen Tee vor mir, die noch wahnsinnig heiß waren und noch ein paar Minuten brauchten, um fertig zu sein. Ich war mir währenddessen nicht sicher, ob ich ihr was zu essen machen sollte, oder nicht. Sie war krank, sie musste irgendwas essen, wie eine Suppe, aber ich war mir sicher, dass sie keinen Hunger hatte. Naja, ich würde welchen haben, wenn ich noch hier blieb. Also stand ich auf und ging zum Kühlschrank, in der Hoffnung etwas einfaches und schnelles zu finden, aber ich sah rein und dort war nicht besonders viel. Klar, sie war erst vor wenigen Tagen gekommen und über den längeren Zeitraum, in dem sie nicht hier war, hatte sie bestimmt nichts dort drinnen gelassen. Aber trotzdem musste sie doch was gegessen haben bis jetzt...

Im Kühlschrank war nichts anderes außer ein bisschen Gemüse, eine Milch, ein paar Eier und einer Butter. Des war so gut wie nix und man konnte aus den Zutaten wirklich kein sättigendes Essen herrichten. Was hatte sie bitte in den letzten Tagen gegessen?! Ich schaute in dem Mülleimer nach, aber er war leer. Sie hatte ihn nicht mal benutzt? Ich hoffte es war nicht so, aber ich traute Rose zu, dass sie nicht immer regelmäßig aß und mal was ausließ, aber gleich einen oder zwei Tage? War sie so krank?

Sie musste Hunger haben. Irgendwas musste sie zu sich nehmen. Kein Wunder, dass sie sich kaum auf den Beinen halten konnte, wenn sie nichts aß.

Sie konnte nicht einfach irgendeinen Virus haben oder sonstiges, sonst hätte sie sich etwas anders verhalten. Vor allem was ihren Arm betraf. Mir zeigen würde sie es aber ganz sicher nicht, nicht einmal wenn sie so schwach war... ich musste einen anderen Weg finden, nur war das ziemlich schwierig und sehr kompliziert.

Seufzend setzte ich mich wieder hin und starrte auf die Tasse Tee genau vor mir. Ich hatte mich dazu entschieden erst später den anderen beiden zu schreiben, ob ich nach Hause käme, oder nicht, ansonsten würden sie gleich wissen wollen, wo ich war und ich konnte nicht Rose Namen nennen. Immerhin wollte ich erstmal eine Erklärung, warum sie das alles gemacht hat und außerdem wollte ich unbedingt alleine Zeit mit ihr, auch wenn sie krank war. Mir war es egal, solange ich in ihrer Nähe war.

Nach insgesamt fast 20 Minuten kam sie die Treppe runter, mit einer Hand fest das Gelände anfassend und mit der anderen an der Wand stützte sie sich von einer Stufe zur anderen. Sie sah wahnsinnig übermüdet und ziemlich kaputt aus, was mich dazu brachte innerlich einen tiefen Schmerz zu spüren. Einen Schmerz, den ich eigentlich dachte, nie mehr zu spüren und doch tat ich es bei jeder Sekunde, die verstrich.

Nachdem sie endlich am Tisch angekommen war, setzte sich sich gegenüber von mir und sah auf die Tasse Tee. Sie hatte noch etwas nasse Haare, anscheinend hatte sie nicht einmal genügend Kraft sie richtig zu trocknen. Ihr Ausdruck war so leer, es kam einem vor, dass sie sich schon selber aufgegeben und jegliche Hoffnung auf Besserung verloren hatte. Jede Faser in mir schrie förmlich danach ihr irgendwie zu helfen,...

„Gehts dir besser?" Fragte ich nach einer Weile und sie nickte. Es war gelogen. Ich würde sagen, sie sah schlechter aus als davor und ich wusste einfach nicht, wieso. Was zum Teufel hatte sie nur und wie konnte ich ihr helfen?!

„Willst du was essen?" Stellte ich die nächste Frage und sie schüttelte sofort den Kopf. Ihre Übelkeit war wohl noch immer da und wenn ich aus Erfahrung was wusste, dann das selbst der Geruch oder der Gedanke an Essen einem zum kotzen bringen konnte. Ich war nicht glücklich darüber, dass sie wieder nichts aß, aber zwingen konnte ich sie nicht und konnte ihr eventuell mit dem Tee etwas helfen.

„Okay, dann trinke wenigstens den Tee." Schob ich ihr die Tasse hin, aber sie lehnte sich zurück auf den Stuhl. „Bitte, Rose. Du brauchst etwas im Magen." Versuchte ich es weiter mit einem sehr flehenden Blick. Berechtigt, immerhin wusste ich einigermaßen, wie leer ihr Magen sein musste, doch ihr schien es weniger zu stören.

„Ich kann nicht." Meinte sie dann mit leiser Stimme und schüttelte erneut den Kopf: „Ich... I-ch kann nicht, Sarah." Ich hörte die Verzweiflung heraus, als hätte ich gerade etwas unmögliches von ihr verlangt. Sie sah wirklich aus, als würde sie nur durch diese Tasse Tee zusammenbrechen und das schockte mich etwas. Ich hatte noch nie jemanden, der einen Magendarm Virus oder ähnliches hatte, so empfindlich gesehen. Das war überhaupt nicht normal. „Ist okay. Später vielleicht." Stellte ich die Tasse weg und sah in ihre so müden Augen.

„Seit wann bist du krank?" Hakte ich stattdessen nach und ich wusste, dass mir die Besorgnis anzuhören war, aber das war mir gerade relativ egal. Immerhin stimmte es auch, ich machte mir wahnsinnige Sorgen um sie, doch sie schien das nicht wirklich zu bemerken. Sie stützte ihren Kopf mit dem Arm auf dem Tisch und behielt ihre Augen nur zur Hälfte offen: „Seit ich wieder da bin..." Sie überlegte kurz, „Vier Tage."

„Warum bist du nicht zum Arzt?" Es könnte wirklich was ernstes sein und sie sah ja jetzt schon eher tot als lebendig aus. Doch sie schüttelte nur langsam den Kopf und brachte mich zum seufzen. Was dachte sie eigentlich, wie lange sie das aushielt? Sie brauchte ärztliche Hilfe, ich schätze mal, dass sie seit diesen vier Tagen nichts wirklich festes gegessen hatte und der Energiemangel war ihr deutlich anzusehen.

„Du musst zum Arzt, Rose!" Sprach ich dann endlich laut aus, was ich seit mindestens einer Stunde im Kopf hatte.

„Es geht vorüber... Ich weiß es." Versicherte sie mir mit leiser Stimme. Sie wusste es?! Also hatte sie es schon mehrmals gehabt und ist trotzdem noch nicht zum Arzt gegangen?! Aber warum scheute sie sich so davor? Sie könnte einfach Medikament bekommen und dann wäre das alles vorbei. Weiter diskutieren konnte ich aber nicht, sie saß so vor mir, die Augen komplett geschlossen und atmete gleichmäßig vor sich hin. Sie brauchte dringend Schlaf. Ich wollte nicht wissen, wie lang sie auf den verzichtet hat. Unter anderen Umständen hätte ich es süß genannt, so wie sie da saß, als wäre sie bei einem einfachen Gespräch vor Langeweile eingeschlafen.

Erst da bemerkte ich, wie sehr ich sie wirklich in den zwei, fast drei Monaten vermisst hatte. Ich hätte sie einfach so gerne in den Arm genommen, ihre starken Arme um mich gespürt und ihre Berührungen genossen. Etwas, für das mein kompletter Körper verlangte, aber ich wahrscheinlich nicht sehr bald bekommen würde...

Ich wollte sie nicht in ihrem Halbschlaf stören, aber ich musste. Es war nicht sonderlich bequem halb auf einem Tisch zu schlafen und vor allem sie musste einen erholsamen Schlaf in einem Bett haben, was sie hier unten mit Sicherheit nicht bekam. Also stand ich auf und ging etwas näher zu ihr hin, darauf achtend sie nicht zu berühren: „Rose..." Sagte ich leise ihren Namen, half aber nicht, also wiederholte ich es und schließlich öffnete sie langsam ihre Augen und die fanden relativ schnell mich neben ihr kniend. Ich hatte ernsthaft selten so etwas süßes gesehen... „Komm geh hoch in dein Bett und schlaf etwas." Meinte ich und sie nickte etwas, wenn man diese Kopfbewegung wirklich Nicken nennen konnte.

Müde auf den Beinen stand sie auf und ging ein paar Schritte Richtung Wohnzimmer. Sie taumelte eher und irgendwie hatte ich ein Unwohles Gefühl. Es lag aber nur an ihre Müdigkeit,... hoffte ich zumindest.

Sie hielt sich an der Wand fest und blieb immer mal wieder stehen um sich die Augen zu reiben. „Soll ich dir helfen?" Ging ich zu ihr hin, sie sah mich kurz an, bevor sie nickte und ihren Arm um meine Schulter legte. Ich legte eine Hand vorsichtig an ihre Hüfte und führte und hielt sie den restlichen Weg hoch ins Schlafzimmer. Ich legte sie in ihrem Bett ab und deckte sie zu. Ich ließ sie in ihre Jogginghose schlafen, erstens war sie zu müde um sich umzuziehen und zweiten, wusste ich nicht, ob ich sie ausziehen und wieder anziehen durfte, also blieb ich lieber auf der sicheren Seite.

Rose schlief sofort eine und lag bis oben eingehüllt unter ihrer dicken Decke und sah mehr als nur süß aus. Eine Welpe war dagegen gar nichts... Allein sie so da liegen zu sehen, brachte mich verträumt zum Grinsen und ließ mich wünschen mich einfach neben ihr hin legen zu können, ihren warmen Körper an mir zu spüren und das alles einfach nur zu genießen. Ich würde Rose mit Sicherheit nie mehr los lassen wollen und das würde ihr ganz bestimmt nicht so gut gefallen, wie mir...

Selber erschöpft von dem ganzen Tag sah ich sie ein letztes Mal an, bevor ich nach unten ging und mich auf dem Sofa schmiss. Ich hatte Jane und Luke geschrieben, dass ich bei einer Freundin für eine Weile blieb. Sie dachten wirklich ich meinte eine aus meinem Kurs, aber sie mussten ja nicht gleich die Wahrheit wissen. Sie mussten nicht wissen, dass ich ausgerechnet bei Rose war, oder wie schlecht es ihr momentan ging. Ich würde nichts anderes machen, als sie verrückt vor Sorge zu machen und das wollte ich definitiv vermeiden. Die beiden machten ein Doppel Date irgendwo im Kino, sie sollten ihn verbringen ohne alle vier wie Gestörte hier zu Rose zu fahren nur um sie zu sehen....

Ich hoffte Rose ging es besser, wenn sie sich mal ausgeschlafen hatte und somit schlief ich auch auf der Couch ein.

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