Kapitel 52
Entschlossener hob ich meine Hand und klopfte gegen die Tür.
Nichts.
Ich klopfte wieder und dieses Mal sogar lauter, aber noch immer machte sie nicht auf. Früher oder später musste sie aufmachen. Ich wusste, dass sie daheim war und ich würde mit Sicherheit nicht eher gehen, bevor sie ihre verdammte Tür geöffnet hatte.
Ich klopfte und klopfte und klopft, ich wusste nicht wie lange, aber ich musste sie dazu bringen an die Tür zu gehen.
Nach mehr als sieben Minuten, die ich da stand und immer wieder gegen die Tür hämmerte, hörte ich dann endlich Fußtritte. Sie kamen näher und dadurch, dass das Licht unter der Tür Schatten bekam, war es eindeutig. Ich klopfte erneut und diese mal ging die Türklinke auf der anderen Seite wirklich runter. Die Tür ging nicht einmal bis zur Hälfte auf, aber mir war es egal. Rose stand vor mir, mit Jogginghose und T-Shirt mit einer dünnen Jacke darüber.
„Was machst du hier?" Fragte sie leise, aber wirklich harsch.
„Wo warst du, Rose?!" Ihre Frage kümmerte mich gar nicht, ich war krank vor Sorge gewesen und das erste was sie fragte war, was ich hier machte?!
„Geh, Sarah!" Bat sie mich im strengeren Ton und wollte die Tür wieder schließen, aber ich hielt sie auf: „Rose!" Sprach ich streng ihren Namen aus, auch wenn ich etwas verwundert war, wie leicht ich sie davon abhalten konnte die Tür zu schließen.
Erst jetzt bemerkte ich, wie sie aussah. Sie war trotz ihrer Bräune wirklich blass, mit Augenringen und roten Augen. Sie sah wahnsinnig müde aus und echt kaputt. Sie sah aus, als würde sie nicht einmal einem schwachen Wind standhalten können... als hätte sie Nächte nicht geschlafen und weder gegessen, noch getrunken. Das war nicht die normale Rose, irgendwas hatte sie. War sie krank?
„Geht es dir gut? fragte ich deshalb besorgten sie nickte sofort: „Ja, al-..." vervollständigen konnte sie den Satz aber nicht. Sie hielt sich schlagartig die Seite und biss die Zähne zusammen. Etwas stimmte definitiv nicht, Rose war nicht jemand, der es offen vor anderen zugab, dass sie Schmerzen hatte und wenn sie so reagierte, musste sie wirklich welche haben.
„Rose, was hast du?!" Ging ich ein Schritt vor und wollte ihr helfen wieder gerade zu stehen, aber sie ging einen zurück: „Mir geht es gut. Geh jetzt." brachte sie in einem Atemzug raus und schloss die Tür vor meine Nase, ohne noch etwas anderes zu sagen oder mich überhaupt anzuschauen.
Warum war sie nur jedesmal so, wenn es ihr nicht gut ging?! Verstand sie nicht, dass ich ihr irgendwie helfen konnte und sie damit nicht alleine war?
Ich konnte es einfach nicht über mich bringen, sie krank zurück zu lassen. Sie war zwar starrköpfig und definitiv manchmal dickköpfig, aber das zog bei mir nicht. Ich blieb, ob sie wollte oder nicht, solange, bis es ihr besser gehen würde. Also holte ich aus meinem Portmonee einen Gutscheinkarte und fand in meiner Tasche eine Büroklammer. Ich war mir nicht wirklich sicher, wie das ging, aber ich erinnerte mich an jede noch so kleine Bewegung, die Sina gemacht hatte und hoffte, dass es so auch bei mir klappte.
Und tatsächlich, nach drei versuchen klackte es und die Tür sprang einen Spalt auf. Ohne lange mich darüber zu freuen, stopfte ich die Sachen zurück in die Tasche und ging rein. Klar, Rose würde es wahrscheinlich weniger cool finden, aber was sollte schon passieren, als das ich somit ihre Wut auf mich nur verschlimmerte?!
Ich zog meine Schuhe aus und legte meine Tasche neben ihnen, schloss die Tür hinter mir und hing meine Jacke auf. Ich atmete nochmal durch und hoffte, dass mein Starrkopf nicht nachgab, ich wollte und konnte Rose nicht krank alleine lassen und vor allem wollte ich eine Erklärung, warum sie so lange weg war, sich nicht gemeldet hat und seit Tagen wieder hier war, aber niemanden Bescheid gesagt hat.
Ich hatte so viele Fragen, und ich wollte definitiv eine Antwort bekommen! Mir egal, wie wütend sie noch auf mich war, ich brauchte diese Antworten!
Ich war gerade auf den Weg zur Küche, als ich schon abgefangen wurde. Sie hatte mich nicht gleich bemerkt, aber irgendwann tat sie es und ihr Blick veränderte sich schlagartig zu wütend: „Was zum...?"
„Du denkst nicht ernsthaft, dass ich gehe?!" Antwortete ich mit einer Gegenfrage und sie zeigt Richtung Haustür: „Wenn ich was sage, dann meine ich es verrammt nochmal auch so! Ich will dich nicht hier haben, Sarah, als geh. Bitte!" Autsch. Sie war wirklich wütend. Eine Seite, die ich so noch nicht an ihr gesehen hatte, aber Angst hatte ich trotzdem nicht. Egal, wie gut sie darin war, anderen die Seele aus dem Leib zu prügeln, sie würde mir mit Sicherheit nichts tun. Selbst wenn sie in so einer Verfassung war, fühlte ich mich dennoch jedes einzelne Mal in Sicherheit bei ihr. Verrückt, oder nicht?
Ich verschränkte nur meine Arme und blieb immer noch an der selben Stelle stehen. Sie würde mich hier nicht weg kriegen...!
Langsam verzweifelte sie und hielt ihre Hände seitlich an ihren Kopf, um etwas runterzukommen. Mir entging nicht, wie zittrig sie war.
Das nutzte ich, um die Küche etwas auszumachen. Sie war ordentlich und sauber, wie immer, nichts deutete darauf hin, dass sie irgendwann mal weg gewesen war.
„Sarah, bitte, geh." Versuchte sie es nochmal. Wann verstand sie denn endlich, dass sowas nicht bei mir half?
„Ich will ni-..." Sie stoppte und griff nach der Theke hinter ihr. Eine Sekunde später fing sie an zu rennen, raus aus der Küche, durchs Wohnzimmer und die Treppe hoch. Ich war in dem Moment etwas hinten dran und folgte ihr erst einige Sekunden später. Warum rannte sie nach oben??
Oben angekommen, wusste ich dann wieso. Sie war nicht im Schlafzimmer, also sprintete ich ins Badezimmer und riss die Tür auf. Dort war auch Rose. Saß auf den Boden über die Toilettenschüssel gebeugt und übergab sich gerade. Sofort nahm ich die paar Schritte und hielt ihre Haare hoch, weg von ihrem Gesicht. Ich hatte Recht, sie war wirklich krank. Hatte sie deshalb zumindest Ryan und Brian nicht Bescheid gesagt, dass sie wieder da war?
Nach einer Weil spülte sie runter und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Ich ließ ihre Haare wieder los und legte meine Hand auf ihre Schulter. Ich spürte ihren Körper unter meine Hand leicht beben. Zitterte sie, weil sie krank war, oder war ihr kalt?!
„Geh, Sarah..." Hörte ich sie dann leise murmeln, aber ich dachte nicht mal daran. Rose war als einzige da gewesen, als die Situation hier mal umgekehrt gewesen war und ließ mich nicht alleine, so lange, bis sie sicher war, dass es mir besser ging. Ich wollte dasselbe für sie tun, auch wenn sie sich immer noch dagegen wehrte.
„Warum willst du unbedingt, dass ich gehe?" Setzte ich mich neben ihr hin auf den Boden und wartete auf eine Antwort, die aber nicht sofort kam. Aber ich gab ihr die Zeit, die sie brauchte. Sie war wahrscheinlich an sowas nicht wirklich gewöhnt und sie damit zu überfordern, war das schlechteste und dümmste, was ich gerade machen konnte. Also wartete ich weiter, bis sie dann leise seufzte und ein: „Weil ich nicht will, dass du mich so siehst." murmelte.
Da wurde es mir so langsam klar. Rose war, so weit ich weiß, seit Jahren alleine, ohne eine Familie und nur mit Ryan und Brian. Ich bezweifelte aber, dass einer von beiden sie jemals krank gesehen hatte, dass sah Rose ähnlich. Also hatte sie seit langem niemanden, der an ihrer Seite war, wenn sie angeschlagen war und sich kaum auf den Beinen halten konnte. Demnach war es nur logisch, dass sie nicht wollte, dass sie jemand, in dem Fall mich, sie so in diesem Zustand sah.
Vorsichtig nahm ich ihre Hände und schob sie weg von ihrem Gesicht. Ihre Augen blieben nach unten gerichtet, aber ich ließe sie. Sie musste mich nicht ansehen, nur zuhören, dass reichte mir. „Nur weil du krank bist, sehe ich dich nicht anders, Rose. Ich bleibe hier und werde mich um dich kümmern, sowas machen Freunde." Eher scheu, aber ziemlich überrascht, sah sie mich dann doch an. Es könnte an dem Wort Freunde gelegen haben, es war von mir gewagt gewesen uns so zu nennen, aber ich hatte nicht wirklich nachgedacht in diesem Moment.
Sie sagte nichts, sah mich für eine Weile nur an, als würde sie über etwas überlegen, was sie nicht wirklich verstand.
„Okay, was möchtest du jetzt machen?" Fragte ich und riss sie so wieder aus ihren Gedanken: „Duschen." Ich nickte, stand auf und wollte ihr aufhelfen, aber sobald ich ihr an den Armen fasst, stöhnte sie etwas vor Schmerzen auf und schüttelte schnell mit dem Kopf. Ich ließ sofort los, nur damit sie sich wieder vor über die Toilettenschüssel beugen konnte.
Wie konnte das bitte möglich sein? Nur, weil ich ihre Arme berührt hatte, bekam sie solche Schmerzen, dass sie sich ein erneutes Mal übergeben musste?! Hatte sie dort irgendwas, wovon ich nicht wusste, oder war es wegen meiner Berührung?
„Du kannst gehen, Sarah." Sagte sie, als würde sie mich daran erinnern wollen, dass ich nicht hier sein und das Ansehen musste. Mich störte es allerdings nicht, dass einzige, was es tat war, dass ich es nicht verstand. „Ich warte unten und Rose, ich gehe nicht." Gab ich ihr Bescheid, bevor ich raus nach unten ging und selber seufzte. Ich würde hier definitiv noch eine Weile bleiben, also sollte ich langsam Jane und Luke Beschied geben...
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