Kapitel 44

Heute war der Tag den ich seit Wochen schon entgegen fieberte. Heute kamen Loura und Sophie endlich an.... und der Tag begann schon so, wie ich es definitiv nicht geplant habe.

Ich habe verschlafen.

Ich hatte am Abend vergessen meinen Wecker zu stellen und verschlief um ganze zwei Stunden. Ich hätte an sich weiter geschlafen, wenn Rose nicht irgendwann mal beschlossen hatte mich aufzuwecken. Es war keine Zeit mehr für Frühstück oder sonstiges, ich zog so schnell es ging meine Klamotten von gestern an und sprintete runter.

Dort stand Rose noch im Pyjama, aber mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen, als sie mich sah: „Du hast dein Oberteil falsch herum an." Ließ sie mich dann wissen und ich sah an mir runter. Verdammt. Sie hatte recht. Aber es war wirklich keine Zeit mehr. Also schloss ich den Reißverschluss meiner Jacke bis oben und gab ein: „Das merkt keiner." von mir. Das brachte Rose grinsen und sie öffnete die Tür für mich.

Ich ging raus... drehte mich aber nochmal um und fiel ihr wortwörtlich um den Hals: „Danke." Sagte ich leise in ihr Ohr und schloss kurz meine Augen. Es tat einfach so gut... „Bis bald." Bevor sie noch reagieren konnte, rannte ich schon die Treppe herunter und nahm die Tür raus auf die Straße.

„Da bist du ja endlich!" Schrie Jane aus dem Fenster von Ryans Auto während Luke hinten die Tür auf stieß und mich zu sich winkte. Kurzer Sprint zu ihnen hin und ich saß in der hinteren Reihe zusammengequetscht mit Luke und Ryan.

„Wa-...." Bevor Luke seinen Satz überhaupt beginnen konnte, unterbrach ich ihn schon mit hastigen Atem: „Ich... habe...verschlafen." Brachte ich keuchend raus. Man war ich aus der Form, ich musste dringend mal wieder etwas für meine Fitness tun...

„Hast du überhaupt schon was gegessen?" Fragte Jane und ich schüttelte den Kopf. „Na, was habe ich gesagt? Ich habe die Wette gewonnen!" Grinste sie zuerst Ryan und dann Brian triumphierend an.

„Frag gar nicht erst." Meinte Luke lachend, als er mein Gesicht sah. Haben die drei ernsthaft gewettet, ob ich gefrühstückt habe?! Hatten sie wirklich nichts besseres zu tun?

„Hier." Warf meine beste Freundin mir eine Tüte hinter mit frischen Croissants.

„Also..." Fing Ryan dann an, als ich noch nicht mal beim Essen war, „... wie war denn die zwei Nächte bei Rose?" Total unschuldig würdevoll von allen angesehen. Sogar von Brian, der seine Augen lieber auf die Straße behalten sollte, anstatt meine Reaktion durch den Rückspiegel mitzuverfolgen.

„Ganz gut." Ich wusste diese kurze Antwort würden alle vier extrem hassen und in den Wahnsinn treiben, aber es war amüsant sie zu provozieren...

„Ganz gut?" wiederholte Brian und ich nickte einfach nur.

„Ach komm schon, Sarah! Du weißt, dass wir neugierig sind!" Und schon war Luke der erste, der am verzweifeln war. Punkt an mich.

„Leute, es ist wirklich nicht spannendes passiert..." an sich schon, aber ich wollte Ihnen nicht alles erzählen, was ich herausgefunden oder mitbekommen habe. Wenn Rose mir vertrauen sollte, dürfte ich nicht einfach wild alle Beobachtungen rum erzählen.

„Erzähl uns einfach alles." Drängte Ryan und da kam es schon. Ich sollte einfach alles erzählen, als wäre es auch so einfach. War es aber nicht. Ich musste ihnen verheimlichen, dass anscheinend kaum schlief, oder irgendetwas in ein Buch schrieb. Ich musste ihnen auch verheimlichen, dass sich anscheinend ihr blau kn den Augen verdunkelt hatte, was sogar noch heute früh der Fall war, oder das ich erfahren habe, dass sie anscheinend keine Familie hatten.

Irgendwann würde ich es ihnen alle sagen, dass war klar. Sie machten sich alle Sorgen um sie, genau wie ich und vor allem Ryan und Brian hatten das Recht sowas zu erfahren. Aber heute noch nicht.

Also blieb mir nichts anderes übrig, als ihnen zu erzählen, dass sie für mich gekocht hat und ziemlich gut kochen konnte. Dass wir zusammen Filme bzw. Serien angeschaut haben und ich auch lange gelernt habe. Was ich Ihnen natürlich auch erzählte war, wie sie mich gefunden hatte und dass sie echt wahnsinnig süß zu mir gewesen war.

Und was machte Luke? Er sang laut: „Love is in the air..." Ich schlug ihn gegen den Arm und schüttelte den Kopf: „Ich habe eine Freundin, schon vergessen? Und sie ist nicht an mich interessiert."- „Wirklich?" Kam dann von Brian, „Ich habe noch nie in den letzten Jahren gesehen oder von irgendjemanden gehört, dass Rose mal jemanden so behandelt hat."

„Was ist mit Mitleid?" Es war eine Option, aber Ryan schüttelte den Kopf: „Nein, das ist es nicht..."

Ich hatte eventuell vergessen zu erwähnen, dass sie meine Geschichte schon kannte...

„Oh." war das einzige, was Jane sagte, nachdem ich Ihnen die fehlende Information noch gab.

„Nicht mehr so unwahrscheinlich, oder?" Ich hoffte, dass Rose es wirklich nicht aus Mitleid getan hat, auch wenn es im Nachhinein Sinn machte. Aber war man wirklich aus Mitleid so besorgt, wie sie es gewesen war? Hätte man sich aus Mitleid durch die halbe Stadt telefoniert?

„Was hat sie gesagt, als ihr euch verabschiedet habt?" Wollte Ryan wissen und ich hätte mich in dem Moment selber erschlagen können. Verdammt, war es so wichtig, was Rose bei dem Abschied gesagt hätte? Und ich Vollidiot habe sie nicht ein Satz sagen lassen...

„Keine Ahnung... Ich... habe Danke gesagt, sie umarmt und bin dann runter gerannt. Ich war sowieso spät dran..." Antwortete eher verzweifelt.

„Also hat sie nichts zur dir sagen können?" wiederholte Ryan und ich nickte.

„Oh." Kam wieder von Jane und ich sah sie leicht angepisst an: „Hör auf jedes Mal ‚oh' zu sagen, wenn es eine scheiß Situation war!"

„Sorry, ich wollte nur helfen!" Hob sie verteidigend die Hände hoch. Ich fasste es nicht: „Du wolltest mit ‚oh' helfen?!"

„Ladies! Hört auf mit dem Bitch Fight!" Kam Luke dazwischen und zeigte auf meinen Croissant, den ich in meiner Hand hielt aber noch keinen Bissen davon gemacht habe: „Iss was. Du wirst immer sauer bzw. unerträglich, wenn du Hunger hast."

Da hatte er recht. Alle waren still, während ich aß. Keiner sagte ein Ton, einfach nichts, bis ich fertig war. Dann drehte sich Jane zu mir um: „Besser?"

Ich nickte:"Besser."

Brian hielt plötzlich einen Snickers hinter in meine Richtung und fing an mit: „Iss ein Sn-..."-„Brian!" Sagten wir alle gleichzeitig. „Okay, okay. Wenigstens hat es die Stimmung verbessert." klopfte er sich stolz selbst auf die Schulter und er hatte recht. Wir konnten nicht anders als zu lachen.

„Wann landen die beiden eigentlich?" Wechselte Luke dann das Thema.

„In genau 47 Minuten." Sah ich auf meine Uhr und merkte wieder, wie aufgeregt ich war, die beiden endlich wieder zu sehen. Ich hätte es wirklich vermisst die beiden miteinander zu sehen, aber vor allem habe ich die ganzen Movie Abenden mit der ganzen ‚Crew' vermisst. Endlich waren wir alle wieder vollständig...

„Ihr werdet die beiden lieben!" Meinte auch Jane aufgeregt und ließ mein Grinsen auf den Lippen nur größer werden.

Allerdings bemerkten wir drei, wie nervös die zwei Jung plötzlich wurden.

„Ich hoffe, Sie können uns einigermaßen leiden..." Murmelte Ryan und ab da wusste ich, was in ihren Köpfen so vor sich ging.

„Werden sie. Die beiden sind echt cool." versuchte Luke sie zu beruhigen, aber Brian kratzte sich am Hinterkopf: „Diese Loura gehört zu dem Santos Clan... und somit auch Sophie... und in gewissermaßen du auch Sarah. Die Santos... allein der Name macht jeden automatisch nervös."

Ich wusste, was er meinte. Dadurch das Sophie mit Loura zusammen war und ich mit Sina gewesen war, gehörten wir zur Familie. Meine komplette Familie mit Luke und Jane gehörten zur Santos Familie... wir waren quasi wir zwei Familien in eine und es war wirklich schön. Vor allem von den Santos auch noch Hilfe zu bekommen über Sinas Tod hinwegzukommen, half mir Unmengen. Douglas und Claire, mit denen ich eigentlich davor noch nicht wirklich viel zu tun gehabt habe, waren für mich jetzt wie zwei weitere Geschwister. Ich wünschte nur, dass Sina das alles miterlebt hätte können. Ich wusste, sie hätte sich darüber gefreut...

„Wenn die Santos etwas sind, dann wohl die nettesten, liebevollsten, humorvollsten, großzügigsten und hilfsbereitesten Menschen, die es auf der Welt gibt. Zumindest privat..." Ja, privat waren sie das wirklich, aber sobald es rüber ins geschäftliche ging, tja... Hut ab, wer danach nicht auf wackeligen Beine stand und verzweifelt nach seiner Mama rief.

„Ich habe schon von ihren Spenden und Hilfsorganisationen gehört, da sind sie echt engagiert." Meinte Ryan und das stimmte. Sie hatten einige Hilfsorganisationen die Spenden für Menschen in Kriegsgebieten, oder auch für den Umweltschutz, sammelten. In den letzten Jahren gründeten sie auch eine Organisation, die Familien half, die jemand wichtigen verloren hatten. Egal ob es durch einen Unfall, durch einen Drogenkrieg oder plötzlicher Todesfall passiert war, sie halfen jeden, der Hilfe brauchte und das machten sie auch mit ihrem eigenen Geld. Jeder von ihnen spendete im Jahr um die 30 Millionen Dollar für ihre und auch andere Organisationen und kamen somit noch dazu durch ihre Großzügigkeit und Engagement in die Presse.

Auch meine Familie half da mit. Mein Eltern behandelten zum Beispiel auch Patienten, die die eigentliche Hilfe, die sie benötigten, nicht finanzieren konnten. Sie reisten sogar jedes Jahr für zwei drei Wochen in Gegenden, in denen Menschen dringend physische oder psychische Behandlung brauchten, aber nicht bekamen.

Sophie spendete auch schon einen Teil ihres Einkommens an Organisationen und Luke, Jane und ich waren uns sicher, dass gleiche zu tun, sobald wir unser Studium beendet und mit der Arbeit begonnen hatten.

So gesehen, hat Sina uns dabei geholfen zu verstehen, wie wichtig es war Hilfe zu bekommen und Hilfe zu geben.

Ich wünschte mir nur so sehr, dass ich auch ihr hätte helfen können...

Ich versank wie schon oft wieder in den Gedanken, was ich hätte alles tun können, während die anderen sich weiter unterhielten..

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