Kapitel 105
Es war mit hell blauen Kugelschreiben per Hand auf den weißen Seiten geschrieben worden. Aber selbst nach dem Aufschlagen des Buches kam kein Titel. Nur noch eine leere Seite trennte mich von der Geschichte, die in diesem Buch niedergeschrieben ist... ich zögerte nur kurz, bevor ich sie umblätterte und zu lesen begann:
Hallo...?
Meine Name ist,... der is unwichtig.
Warum? Naja, weil ich dieses Buch nur für mich schreibe...
Ich habe gehört, dass wenn man seine Probleme, seine Erlebnisse, seine Gedanken,... einfach seine Geschichte irgendwo aufschreibt, man weniger Gefahr läuft an allem zu zerbrechen. Der erste Grund warum ich das hier mache. Der zweite ist, dass ich es aufschreiben werde, um nichts zu vergessen, was ich definitiv in den nächsten Jahren werde.
Das, was ich bisher in meinem Leben durchgemacht habe, war weitaus harmloser, als das, was mir noch bevorstand. Ich bin gerade Mal 17 Jahre und weiß in diesem Alter schon, dass ich es nicht bis zu den 30 schaffen werde.
Ich werde dieses Buch verstecken müssen. Er durfte es nicht finden... vielleicht überdauerte es zumindest mein Leben und wird dann irgendwann von jemanden entdeckt. Ich hoffe, dass meine Familie wenigstens so den Rest meiner Gesichte erfahren würden und mit mir abschließen konnte.
...
Es war eine nasse Nacht an der ich eine Entscheidung traf, die nicht nur mein zukünftiges Leben veränderte. Ich entschied mich das Leben eines Mädchens zu retten, die mein Herz gestohlen hatte. Ihr Name? Ihr Name war Sarah Snow. Eine Amerikanerin, mit Smaragd grünen Augen, die einem durch die Seele schauen konnten. Mit blondem Haar, das sich jeder sofort wünschen würde. Mit einem Lächeln, das einem den Atem raubte. Und mit einem Charakter, in den man sich mehr als nur einmal verliebte. Sie war bildhübsch, super intelligent und so wahnsinnig warmherzig... Sie war weitaus mehr als die pure Definition von Perfekt. Bis heute kann ich keinen Grund sehen, warum sie sich für jemanden kaputten wie mich entschieden hatte...
Ich liebte sie. Mehr, als ich jemals wieder lieben konnte... sie ist die eine. Die eine mit der ich mein restliches Leben verbringen wollte,... aber nicht konnte. Und warum? .. weil die Liebe ein Grausames Spiel war, immer gefolgt von Hass, Neid, Angst und Trauer.
Ich hatte mich für einen Weg entschieden, der mich dazu zwang wegzugehen,... weit weg. So weit weg, dass ich sie wohl nie mehr sehen werde... So weit weg, dass sie jegliche Hoffnung verlieren würde mich je wieder zu sehen.
Und das... ja das passierte in dieser einen Nacht.
Es war erstaunlich still, als ich da lag. Ich konnte kaum atmen, mich nicht bewegen und spüren, wie das Blut auf meiner Haut entlang floss. Ich hatte mir etliches gebrochen, verrenkt und ausgekugelt. Ich wollte gar nicht zählen an wie vielen Stellen an meinem Körper ich einen wahnsinnigen Schmerz verspürte. Ich bin ehrlich,... ich wollte schreien, ich wollte weinen vor Schmerzen, aber... ich konnte nicht. Mein Körper hörte nicht länger auf mich und so lag ich nur dort und wartete. Wartete, bis das Klacksen seiner Schuhe näher kam und ich sein Gesicht auf mir runter starren sah. Ich verstand nur ein Bruchteil von dem was er sagte, das, was ich aber hörte war, wie er seine Knarre lud und jedesmal lachte, als er auf mich schoss. Ich hatte gehofft, dass der Schmerz erträglicher werden würde,... aber ich lag falsch. Mein Bewusstsein verlor ich mehr und mehr und das sowieso schon schwere atmen, war für mich fast unmöglich geworden.
Ich dachte wirklich ich sterbe in dieser Nacht. Ich war einerseits glücklich. Glücklich, dass das alles hier endlich vorbei war und ich diesen Jahre langen Schmerz in mir nicht länger ertragen musste... aber andererseits wollte ich das nicht. Als ich so mitten auf der Straße lag und die Sterne Ober mir hell am Nachthimmel strahlten,... sah ich nur Sarahs weinende Gesicht vor mir. Es brach mir das Herz sie so zu sehen, aber trotzdem war es das richtige gewesen. Ich wollte ihr noch so vieles sagen, so vieles, was der Grund war, warum wir beide so endeten... aber sie ließ mich nicht. Ich wusste selber nicht, ob ich überhaupt noch einen vollständigen Satz sagen konnte,... ich war einfach so müde. So so müde, wollte nur endlich meine Augen schließen und nichts mehr von all dem mitbekommen. Der Schmerz wurde immer unwichtiger, die Lust noch zu leben wurde immer kleiner, nur das Verlangen Sarah weiterhin in die wunderschönsten Augen sehen zu können, das blieb. Ich wollte sie nicht gehen lassen, ich wollte nicht ein Tag ohne sie verbringen,... aber ich musste. Warum?... Deswegen:
Ich hatte nie wirklich mit meiner Vergangenheit abgeschlossen. Ich konnte nicht. Er ließ mich nicht. Meine Familie dachte der Vorfall vor Jahren war einmalig gewesen, dass nach unserem Umzug alles vorbei war,... aber da lagen sie falsch. Josh, der Kerl, der mir das alles angetan hat, folgte mir und ließ mich über die Jahre nicht gehen. Er meinte, dass ich nur ihm gehöre, nur ihm und niemand anderen... er ließ mich nie vergessen, dass er über mich bestimmte... wie? In dem er mich besuchen kam. Er wartete oft, bis ich irgendwo alleine war, um mir dann mit seinen Kerlen weh zu tun. Ich erzählte nie jemanden darüber. Ich schämte mich zu sehr, dass ich mir das immer und immer wieder antun ließ. Ich versuchte alles, um ihn loszuwerden. Mit Geld, mit ständigem Umziehen,... irgendwann aber konnte ich nicht mehr so weiter machen. Sarah Snow kam in mein Leben und mir wurde sofort klar, dass ich sie so weit es nur ging von all dem fern halten musste. Sie durfte nicht wissen was genau mir damals passiert war, oder was ich im Moment durchmachte. Sie durfte einfach nicht... warum? Weil sie mir helfen wollen würde und es einfach zu gefährlich ist sie da mit reinzuziehen. Sie hat was so viel besseres verdient, als mich... sie sollte niemanden an ihrer Seite haben, die gebrochen, voller Lügen war und nur Angst hatte. Ich liebe sie,... ich würde alles tun, wirklich alles, nur um sie noch einmal bei mir haben zu können, ihr Lächeln oder diese wunderschönen Augen zu sehen... aber es wäre falsch. Sie gehörte zu den wenigen Personen, für die ich sofort mein Leben geben würde,... und das machte ich.
Ich war auf einer mehrwöchigen Geschäftsreise in England. Nichts war ungewöhnlich daran, machte das, was nötig war und diskutierte über zukünftige Entscheidungen, wie sie für die Firma am besten werden würden,... es verging kein Tag, keine Stunde, keine Minuten, nicht einmal eine Sekunde an der ich nicht an meine Sarah dachte. Ich rief sie an, oder schrieb ihr sobald ich auch nur minimal Zeit hatte. Ich vermisste sie einfach so sehr... dann, eines Tages bekam ich eine SMS. Er wollte mich treffen, noch am selben Abend. Ich wusste nicht warum,... verdammt, hätte ich es nur gewusst, dann wär alles eventuell anders abgelaufen...
Ich ging also noch an diesem Abend zu dem Restaurant, dessen Adresse er mir geschickt hatte und versuchte mich so weit weg es nur von den großen Scheiben wegzusetzen. Die Presse stand draußen, belagerte dank mir alle Eingänge und die Paparazzi suchten mit ihren Kameralinsen nach genau der selben Person wie die simplen Fans. Nach mir. Mein Plan ging aber nicht auf, Josh war schon vor mir dort und hatte wahrscheinlich mit Absicht einen Tisch mit perfekter Sicht auf uns ausgesucht. Ich zog meine Cap tiefer ins Gesicht und starrte nur auf den Tisch, hoffend, dass die Leute hier drinnen mich wenigstens nicht erkannten. Es verging eine Weile, in der wir uns nur schweigend gegenübersaßen und ich durchgehend auf meiner Finger starrte, während sein Blick ununterbrochene auf mir lag. Ich wollte hier weg, so schnell wie nur möglich. Alles, was mit ihm zu tun hat, endete alles andere als angenehm. Aber ich konnte nicht einfach weg. Ich wusste nicht was er genau wollte, aber was auch immer es war, ich hoffte er hielt sein Wort und ließ meine Familie da raus. Was er an den Tag wollte? Mich. Er wollte mich komplett für sich, ohne meine Familie, ohne Freunde, ohne Namen, ohne... Sarah. Ich sagte nein. Ich konnte nicht ohne meine Familie und vor allem nicht mehr ohne Sarah. Wie sollte ich es Ihnen überhaupt erklären? Sie würden mich nicht einfach gehen lassen...
Als ich ging, sagte er nichts. Er sah mir nur nach, wie ich aus dem Restaurant ging und in einem schwarzen Mercedes stieg, der mich zurück in meinen Tower brachte. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt nicht, ob es gut oder schlecht war, dass er so reagiert hatte... Ich konnte sein Verhalten nicht einordnen, es war... neu. Neu, dass er mich einfach so gehen ließ... Neu, dass er mir überhaupt die Wahl ließ.
Die Tage darauf vergingen qualvoll langsam. Ich vermisste Sarah so sehr... ich versuchte sie mehrmals am Tag anzurufen, aber sie ging nicht ran. Loura meinte sie wäre beschäftigt und eventuell war sie es auch, also gab ich ihr die Zeit... bis Sophie mich anrief und meinte ich solle kommen, irgendwas stimmt nicht mit Sarah. Meine Geschäftsreise ging noch fast zwei Wochen, trotzdem fuhr ich sofort zum Flughafen und flog zurück nach New York. Ungeduldig saß ich in meinem Jet und versuchte durch die vielen Regenspuren an den Fenstern durchzusehen. Ich machte mir wahnsinnige Sorgen um meine Sarah... Loura und Sophie konnten mir nicht sagen was sie hatte, sie konnten mir nur sagen, dass sie seit Tagen sich vollkommen anders verhielt und sich betrunken hatte. War der Mike daran Schuld gewesen? War ich zu lange weg gewesen? Oder ging es ihr wegen wem oder was anderem schlecht? Ich wusste es einfach nicht und ließ mich durchdrehen... Nach endlosen Stunden kam ich endlich in New York an und stand kurz darauf vor der einen Tür. Der Tür, die mich zu meiner Freundin führte... Ich konnte es kaum erwarten sie endlich wieder in den Arm zu nehmen, ihren Duft wieder in meiner Nase zu haben und einfach in ihre wunderschönen grünen Augen sehen zu können. Ich vermisst jede einzelne Kleinigkeit von ihr,... und klopfte daher eher ungeduldig an die Tür, hoffend, dass sie so schnell es nur ging aufging. Ich zählte die Sekunden in meinem Kopf und konnte kaum still stehen, bis sich endlich diese Tür öffnete und das wunderschönste Mädchen der Welt wieder vor mir stand. Ich fragte mich noch immer, wie es nur möglich war, dass eine einzige Person so ein Gefühl in dir auslösen könnte, das du nie nie wieder los werden wolltest. Mein Herz pochte immer noch genauso schnell, wie an den ersten Tag, an dem ich sie gesehen hatte... Gott, ich hatte sie so vermisst. Ich wollte sie umarmen, sie endlich wieder küssen,... aber... sie ließ mich nicht. An dem Abend machte Sarah Snow mit mir Schluss, weil sie glaubt, dass ich sie während meiner Geschäftsreise betrogen hatte. Ich wollte das nicht, ich wollte ihr sagen, dass sie falsch lag, dass ich es niemals tun würde... aber sie sagte mir, dass ich aus ihrem Leben verschwinden sollte und dass sie mich nie wieder sehen wollte. Es brach mir das Herz. Sie war definitiv die Liebe meines Lebens... und jetzt hatte ich sie einfach so verloren. Es verging keine Nacht in der ich mich nicht in den Schlaf weinte, oder mich versuchte mit Sport oder Alkohol von ihr abzulenken. Ich bekam sie einfach nicht aus dem Kopf und wusste auch nicht, wie ich es jemals schaffen sollte. Es war hart Tag für Tag mich dazu zu zwingen nicht zurück zu ihr zu rennen und mich für alles zu entschuldigen, aber es war ihre Entscheidung gewesen mich nicht mehr zu sehen und wenn sie es nicht wollte, dann würde ich s auch nicht tun. Ich weiß, man sagt, dass man um die Liebe kämpfen sollte, aber wenn man selber weiß, dass man dem anderen im Laufe der Zeit nur weh tun wird und eventuell selbst der Auslöser ist, warum der andere sich nicht mehr sicher oder wohl an deiner Seite fühlt,... wenn man sich sicher ist, irgendwann eine Enttäuschung für die Person zu sein, die man so sehr liebt... dann entscheidet man sich seinem Partner das alles zu ersparen und die Möglichkeit zu geben jemand anderen, der besser, einfacher und liebevoller zu ihr ist, zu finden. Selbst wenn man dieses eine Lachen, diese einen Lippen oder diese einen speziellen Augen wahnsinnig vermissen wird... macht man es, solange sie glücklich ist, selbst wenn es mit jemanden anderen an ihrer Seite ist. Mir war klar, dass ich mit meinen ganzen Problemen Sarah eventuell nicht wirklich glücklich machen kann... sie verdient nur das beste... und das war ich nun mal nicht. Also behielt ich meinen Abstand zu den Snows und auch zu Loura. Ich versuchte alleine klar zu kommen und nur noch solange wie nötig in New York zu bleiben... Eines Abends allerdings hielt ich es in meinem Hotelzimmer nicht mehr aus, ich musste mir meine Beine vertreten und durch New York am Abend zu schlendern, war mehr als einladend. Es regnete nicht, tröpfelte etwas und war nur kühlen... Ich dachte wie sonst auch immer über Sarah nach. Ich wollte wissen, wie es ihr ging,... war sie schon über mich hinweg? Dachte sie überhaupt noch an mich?... Keine Ahnung, wie lange ich durch die Straßen der Großstadt lief, aber ich wollte nicht stoppen. Ich wollte weitergehen, so weit ich nur konnte... zu hoffen, dass ich vor den ganzen Problemen hier weglaufen konnte, war zwar naiv, aber erleichternd.
Bis ich abrupt anhielt. Dieses Lachen... es war von meiner Cousine,... im Schatten der mehrstöckigen Häuser sah ich rüber auf die andere Straßenseite und erkannte die ganze Snow Familie zusammen mit Luke, Jane und Loura. Ganz hinten in der Gruppe war Sarah. Ihre blonden Haare stachen selbst im Dunkeln hervor und verstecken ihr Gesicht. Ich wusste nicht, was ich machen sollte... sollte ich einfach weiter gehen, oder zu ihnen rüber gehen...? Ich wusste es wirklich nicht... und das ganze überlegen brachte mich nur dazu einfach stehen zu bleiben und meine Augen nicht ein mal von meiner Sarah zu lassen. Gott,... es war nicht normal, wie sehr ich sie vermisste... Als hätte sie bemerkt, dass sie jemand anstarrte, blieb sie stehen und drehte sich in meine Richtung... Sobald sie mich erkannte, veränderte sich ihr Gesichtsausdruck schlagartig von nachdenklich zu schmerzerfüllt. Wir blieben beide stehen, starrten uns gegenseitig an und hofften, dass der andere irgendein Zeichen gab... es waren qualvolle Sekunden in denen ich Sarah ansah, wie sehr sie mit sich selbst diskutierte.
Irgendwann entschied sie sich dann.
Sie ging runter von dem Gehsteig und lief über die Straße rüber in meine Richtung. Ich war so erleichtert, so glücklich und so verdammt ängstlich. Was wollte sie mir sagen?... wollte sie überhaupt was sagen?... Ich lief ihr also entgegen... uns trennten nur noch wenige Meter, bis Sarah dann zwei grelle Scheinwerfer blendeten und sie ihre Hand vor ihren Augen hielt. Das dunkle und laute Geräusch eines Motors kam immer näher und schien auch noch weiter zu beschleunigen... Ich hörte Sophie Sarahs Namen schreien und wusste, dass ich reagieren musste. Ich musste Sarah schützen... dann ging alles viel zu schnell. Ich schubste Sarah weg, sah noch in ihre weit aufgerissenen Augen, bevor ich dann von etwas hartem getroffen wurde und schmerzhaft auf den Boden krachte. ... Wie gesagt,... es war erstaunlich still, als ich da lag...
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top