Kapitel 80

Sarah:

11.03.2017

Ich hasste diesen Tag.

Ich musste so tun, als würde ich mich freuen, dass alle so gut drauf sind. Ich müsste so tun, als wäre nichts passiert....

Ich wollte einfach nur alleine gelassen werden, wie in den letzten Wochen. Mein Zustand hatte sich kein bisschen geändert. Ich weinte mich immer noch in den Schlaf, wachte alleine wieder auf, egal, was ich machte, es erinnerte mich nur an sie. Ich hatte abgenommen, ich war noch dünner, als zuvor, meine Gesundheit war im Keller und meine Mutter meinte, ich bräuchte Hilfe.

Mir war egal, was sie sagten, sie würden mir Sina nicht zurück geben können.

Ich zog mich warm an und übte kurz vor dem Spiegel wieder zu lächeln. Es war nicht echt und es würd auch nicht so rüberkommen, aber ich musste es wenigstens versuchen. Loura gab sich auch Mühe. Sie trauerte immer noch, aber sie fand sich langsam damit ab. Ich nicht. Es nagte in mir fürchterlich.

Ich hatte mir so sehr gewünscht, dass dieser Tag nicht kommen würde. Es war nicht s schön, ohne Sina.

Sie hätte mich aufwecken sollen, während ich noch in ihren beschützerischen starke Armen lag und mich wieder ohne Vorwarnung küsste. Der Tag hätte so schön anfangen können... Gefolgt von einer kleinen Party und den Geschenken. Ich wollt wissen, was sie mir geschenkt hätte.

Ich würde nichts lieber wollen, als mit ihr meinen Geburtstag zu feiern. Meinen 18 Geburtstag, der für jeden so wichtig war.

Nur ich war wohl die einzige, die ihn nicht ertragen konnte.

"Happy Birthday, Sarah!" Schrien alle, als ich mich endlich gezwungen hatte, raus aus meinen Zimmer ins Wohnzimmer zu gehen.

Ich brachte nur ein halbherziges Lächeln zu stande und wurde von jeden umarmt.

Die Santos waren am Tag der Beerdigung weggeflogen, aber hatten mir ebenfalls ein Geschenk hier gelassen. Es war der neuste Laptop, sie wussten, dass ich dringend einen brauchte.

Ich bekam sonst noch Musikel Tickets, ein Buch und noch andere Dinge, denen ich wenig Beachtung schenkte. Mir war einfach nicht danach zu feiern und sie verstanden es, daher blieben wir den Tag daheim.

Wir aßen Kuchen und sahen gemeinsam einen Film. Trotz den sechs neben mir, fühlte ich mich einsam. Jeder hier hatte einen Partner, nur meiner fehlte.

Ich passte nicht auf den Film auf, stattdessen stellte ich mir vor, wie der Tag wohl vergangen wäre, wenn Sina noch hier bei mir war. Sie hätte mich bestimmt ausgeführt und mir wahnsinnig viele süße Gründe aufgezählt, warum sie sich in mich verliebt hatte.

Und ich?... Ich hätte geschmeichelt meinen Kopf gesenkt, bis sie ihn mit zwei Fingern unter meinen Kinn wieder hochhob und mich ansah, als wer ich das schönste und wertvollste auf der Welt.

Ich vermisste diesen Blick. Sie gab ihn mir jeden Tag und jedesmal hatte es sich wie das erste Mal angefühlt... Ich dachte es würde sich nie ändern, ich würde diesen Blick für immer bekommen,...

Drei Stunden später, lag ich im Bett. Froh, dass der Tag langsam vorbei war, aber ich konnte einfach nicht schlafen. Egal, wie sehr ich mich dazu zwang, irgendwas in mir drängte mich aufzustehen.

Ich wusste nicht, warum ich es tat, aber ich nahm mir den Schlüssel von Loura und schlich mich aus der Wohnung, als die anderen sich noch im Wohnzimmer unterhielten.

Es war ein Gefühl, dass genau das von mir wollte.

Leise schloss ich die Tür hinter mir und drehte mich um.

Es dauerte lange, bis ich vor der einen Tür stand, an der ich sonst so liebte zu klopfen, kostete mir jetzt solche Überwindung überhaupt aufzusperren.

Nach langem Zögern, überwand ich mich und öffnete sie.

Es war dunkel, aber durch den hell scheinenden Mond konnte man die Umrisse der Gegenstände gut erkennen.

Die Tür fiel hinter mir ins Schloss und ich stand da, am Eingang und merkte, wie mir hier mir alles fehlte. Ich habe fiele wunderschöne Erinnerungen mit Sina hier.

"Es ist schön sie wieder zu sehen,Ms Snow." Ich musste lächeln, als ich Cortanas Stimme hörte.

"Dich auch, Cortana." Gab ich zurück und fand durch ihre Anwesenheit Kraft, weiter rein zu gehen. Sie schaltete für mich das Licht an und alles sah noch genauso aus, wie beim letzten Mal, als ich hier war.

Langsam lief ich durch die Wohnung, jede Kleinigkeit prägte ich mir ein. Ich betete so, dass Sina plötzlich irgendwo auftauchte und ja, ich hoffte immer noch, dass das nicht die Realität hier war... Aber egal, wie sehr ich betete, sie tauchte nicht mehr auf.

Ich kam an den Erinnerungsreichsten Raum an. Dem Schlafzimmer.

Die Nächte, die ich mit ihr in diesem Bett verbracht, waren die schönsten in meinen Leben. Sie blieb jedes Mal wach, bis ich einschlief, wir kuschelten miteinander, als hätten wir den ganzen Tag nur auf diesen Moment gewartet. Und unsere Intimen Momenten gehörten definitiv auch dazu...

Ich ging traurig rein. Das Bett war gemacht, alles sah so ordentlich aus uns so vertraut. Ich konnte nicht anders und kämpfte gegen den immer größer werdenden Schmerz an.

Ich wollte umkehren, den Anblick ihrer Wohnung nicht ertragend, als ich etwas im Augenwinkel war nahm.

Was war das?

Etwas lag auf Sinas Bettseite, es war klein und rechteckig. Mit einer einzelnen weißen Rose drauf.

Ich ging leicht verwirrt hin, ich verstand nicht ganz, warum dort eine Rose lag mit einem... war das ein Umschlag? ... Es war wirklich ein Briefumschlag.

Aber von wem? und wieso?

Sollte ich ihn aufmachen? War der überhaupt für mich?

Langsam ging ich hin und legte die Rose etwas bei Seite.

Ich nahm den Umschlag, drehte ihn um und wurde nur noch mehr verwirrter...

Dort stand mein Name drauf.... aber nicht von wem.

Vielleicht Loura?

Sollte ich ihn doch aufmachen? Aber wollte ich überhaupt wissen, was da drinnen stand? Ich diskutierte eine Weile mit mir selber im Kopf, aber meine Neugierde war zu groß...

Entweder werde ich bereuen ihn gelesen zu haben, oder nicht und das finde ich nur so heraus.

Ich setzte mich aus Bett und schlüpfte unter die Decke. Cortana schaltete das große Licht aus und dafür das kleine Nachtlicht ein, das perfekt zum lesen geeignet war.

Leicht zögerlich öffnete ich den Umschlag, ich hielt ein schönes Blatt Papier mit zittrigen Händen und faltete es auf.

My Love Sarah,

My Love Sarah... Mir stiegen sofort die Tränen ins Auge, als ich diese Wort las. War das wirklich von Sina? ... Es war zumindest ihre Handschrift und dort stand Love. Nur sie nannte mich so.

Ich brauchte um die fünf Minuten, um mich einigermaßen wieder zu fassen und weiter lesen zu können.

My Love Sarah,

Wenn du das hier ließt, werde ich nicht mehr da sein.

Ich habe dir einen Brief geschrieben, in der Hoffnung, dass du ihn findest... Bitte, lese ihn dir durch, ich hoffe dir so einige Frage beantworten zu können.

Aber, so lange meine Rechnungen stimmen, müsste heute dein Geburtstag sein. Es tut mir Leid nicht persönlich bei dir sein zu können, glaube mir, ich würde nichts anderes lieber wollen, als das. Aber ich werde eine Entschuldigung haben, nicht zu können... Ich wünsche dir das beste auf der Welt und das du eines Tages das Glück findest, dass du verdienst.

Aber zurück zum eigentlichen Thema.

Ich habe nicht viel Zeit dir diesen Brief zu schreiben, also verzeih mir, wenn ich dir nicht alles erzählen kann, aber bevor ich gehe und dich nie wieder sehen werde, wollte ich dich etwas wissen lassen.

-

Ich weiß nicht, wie du es geschafft hast, jemanden wie mir wieder Hoffnung zu schenken. Ich war ein hoffnungsloser Fall, mein Leben bestand aus keiner wirklichen Freude mehr, der einzige Grund, warum ich mein Leben nicht schon längst selber beendet habe ist, weil er es mir nicht erlaubte. Mit er, meine ich den, der mich vor drei Jahren in das verwandelt hat, was ich jetzt bin. Ich weiß, ich habe es dir nie erzählt, was damals wirklich passiert ist. Keiner weiß es, nur er und ich. Ich habe es dir nie erzählt, weil ich Angst hatte. Ich hatte Angst dich zu verlieren...

Ich habe mich zurückgezogen, immer mehr verschlossen, Jahr für Jahr und niemand glaubte mehr daran, dass ich eines Tages wieder ein glückliches Leben führen würde, nicht einmal ich,... aber dann kamst du in meine Welt.

Egal wie sehr ich mich bemühte, dich nicht an mir ranzulassen aus Angst, oder mich in dich zu verlieben, um dich zu schützen,... ich versagte. Ich wollte dich. Nur dich. Nichts wollte ich so sehr wie dich und obwohl ich meine Probleme habe, du über meine Vergangenheit bescheid wusstest, hast du mich trotzdem gewählt. Bis heute begreife ich nicht, was du in mir gesehen hast...

Aber ich bin dir dankbar. Ohne dich hätte ich nicht die schönste Zeit meines Lebens verbringen können. Du hast mich als einzige nach sehr lange Zeit wieder glücklich gemacht. Ich musste dir nie was vormachen, du hast mich so verstanden, wie ich wirklich war... DU hast mir mehr gegeben, als du dir jemals vorstellen kannst.

Ich habe es schon ein paar Mal gesagt, aber lang nicht oft genug,... Ich liebe dich und das wird auch immer so bleiben. Ich liebe dich und habe dich verloren.

Es vergeht kein Tag, an den ich dich nicht sehen wollen würde. Dein wunderschönes Lächeln und diese Augen, in denen ich jedes mal versinke, wenn ich hineinschauen. Ich vermisse deine Stimme, deine Berührungen, deine Nähe und vor allem deine Küsse. Etwas vergleichbares gibt es nicht und ich würde auch nichts wollen, außer dich. Ich wünsche mir nichts sehnlicheres, als dich schlafend in meine Arme liegen zu haben, nur um einmal dieses Gefühl in mir zu spüren, dass nur du verursachst.

Aber es geht nicht.

Ich erfülle deinen Wunsch mich nicht mehr zu sehen und komplett aus deinem Leben zu verschwinden. Wenn du diese Zeilen ließt, werde ich es geschafft haben und vertrau mir, es fällt mir wahnsinnig schwer, aber so lange es dir dadurch besser geht, werde ich es machen.

Nur bitte, glaube mir...

Ich habe es nicht getan.

Niemand anders könnte mir das geben, was du mir gibst... Also ist niemand anderes für mich wichtiger, als du.

Ich verstehe, wenn du mir nicht glaubst und vielleicht ist es besser so. Du hast jemand besseren als mich verdient. Jemand ohne Probleme, der die das geben kann, was ich nicht konnte und jemanden weniger kaputtes. Ich hoffe wirklich, du findest ihn/ sie...

Ich muss jetzt gehen,

Leb wohl, Love.

In Liebe, Sina.

(Ps. Falls du traurig sein solltest, was ich bezweifle, aber falls doch, vergiss nicht... Es gibt immer und für jeden irgendwann und irgendwie ein Happy End, du darfst nur nicht die Hoffnung verlieren! =). )

Eine Träne tropfte auf das Papier, als ich fertig gelesen hatte.

Sina hatte mir wirklich einen Brief geschrieben... Hatte sie vorgehabt an dem Abend zu verschwinden, an dem alles passiert war?

Ich presste meine Lippen aufeinander, um den Schmerz in meinem Herzen zu kontrollieren, aber es half nicht viel. War ich wirklich der Grund warum sie tot war?! Wenn ich sie an diesem Abend nicht abgefangen hätte, hätte sie ein neues Leben angefangen, ohne mich... was ich nicht wollte, aber es war besser, als das sie jetzt tot ist.

Der Brief ging mir echt nah. Sie hatte mich wirklich geliebt, jetzt wenn ich so darüber nachdachte.

Sie hat mit mir geschlafen, auch wenn sie fast vergewaltigt wurde... zumindest was ich weiß, weil anscheinend weiß nicht einmal Loura die komplette Geschichte... Sie hat sich für mich geprügelt und schlimme Verletzungen zugezogen, nur für mich und sie hat sich vor dem Auto geworfen, um mich zu retten,...

Wie konnte ich dann nur glauben, dass sie mich betrogen hat? Ich weiß doch, dass die Presse gerne was dazu erfindet...

Ich hätte ihr vertrauen sollen, so wie sie mir und stattdessen scheuchte ich sie aus meinen Leben.

Endgültig.

Ich las mir den Brief immer und immer wieder durch, jedes Mal aufs Neue drauf los weinend, bis ich irgendwann spät in der Nacht vor Müdigkeit das Papier nicht mehr halten konnte. Ich fühlte mich sicher in Sinas Bett. lag vielleicht daran, dass hier alles nach ihr roch. Es war, als stünde bzw. liege sie direkt neben mir. Mit roten und verweinten Augen schlief ich letztlich ein, an meiner Liebe des Lebens denkend und direkt neben mir platzierte Brief. Es war schon Wochen her, dass ich dieses Mal mit einem minimalen Lächeln auf den Lippen einschlief, aber ich tat es, weil ich wusste, dass sie mich aufrichtig geliebt hatte und jeden Wunsch den ich hatte auch versucht hat um zusetzen.... Sie musste mich wirklich geliebt haben...

Wenn ich doch nur die Zeit zurückdrehen könne...

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