XX
Ich drehte mich einmal um und sah den Glatzkopf an, der seinen Elektroschocker auf meine Brust gerichtet hielt. Ich schluckte und spürte, wie Angst meine Gedanken zum rasen brachte. Was sollte ich tun? Konnte ich überhaupt etwas tun?
Ich starrte den Mann so unentwegt an, dass mir zwangsläufig die kleine Regung seines Armes auffiel und ich mich instinktiv auf den Boden fallen ließ. Ich spürte, wie die beiden Elektronen über meinen Kopf hinweg sausten und hinter mir in das Fleisch des zweiten Mannes schlugen. Dieser stöhnte schmerzerfüllt auf und ich konnte mich gerade noch zur Seite rollen, ehe er genau dort auf den Boden fiel, wo ich bis vor einem Augenblick noch gelegen hatte.
"Das wirst du bereuen, Rotzgöre." zischte der Glatzkopf und ehe ich mich wehren konnte, ergriff er meine Haare und riss mich daran hoch. Ich schrie vor Schmerz auf und hatte das Gefühl, dass er mir gleich die Kopfhaut abreißen würde. Meine Augen füllten sich mit Tränen des Schmerzes und Sterne tauchten vor meinem Inneren Auge auf. Für einen Moment schien ich den Boden unter den Füßen zu verlieren und taumelte nach hinten. Da der Glatzkopf allerdings noch immer meine Haare hielt, zwang ich mich irgendwie dazu möglichst regungslos zu bleiben. Doch plötzlich spürte ich, wie sich der Griff in meinen Haaren lockerte. Ich blinzelte durch meine tränenunterlaufenen Augen und sah gerade noch, wie er zu einem Schlag ausholte, da duckte ich mich auch schon. Meine Haare entglitten seinen schmierigen Fingern und seine Faust, mit der er mich offensichtlich hatte ausknocken wollen, raste gegen die Wand neben uns. Er schrie wütend auf und schüttelte seine Hand, doch ich ließ mir keine Zeit, mich darüber zu freuen. Ich drehte mich um und wollte zurück in das Restaurant laufen, als mir einfiel, dass ich dort direkt auf Mr Cortell stoßen würde. Doch ich hatte keine andere Möglichkeit. Wenn ich erst einmal bei Mr Holmes wäre, dann würde mir vermutlich nichts passieren. Warum sollte Cortell riskieren, dass man handfeste Beweise für eine Straftat seinerseits fand, wenn er eigentlich nur darauf warten musste, dass ich irgendwann mal alleine war? Es klang so logisch und doch so falsch, allerdings hatte ich keine Zeit, um mich weiter damit auseinander zu setzen. Ich stieg über den Arm des sich am Boden windenden zweiten Schlägers und wollte los laufen, doch plötzlich trat ein weiterer Mann aus der Küche und ich konnte gerade noch rechtzeitig stehen bleiben, bevor ich gegen ihn rannte. Er hatte eine weiße Schürze an und hielt eine Bratpfanne in der Hand.
"Echt jetzt, eine Pfanne?" fragte ich geistesgegenwärtig und als der Koch zu einem Schlag ausholte duckte ich mich erneut. Doch offenbar hatte er damit gerechnet, denn im Bruchteil einer Sekunde änderte er seine Schlagrichtung und ließ die Pfanne schwungvoll gegen meine Schulter krachen. Ich schrie erneut auf und irgendwo in meinem Inneren fragte ich mich, warum keiner meine Schreie hörte. Allerdings erinnerte ich mich an die Lautstärke im Restaurant und konnte mir die Frage so selber beantworten.
Ich hatte keine Zeit, mich von dem Schlag zu erholen, da der Koch bereits zum nächsten ausholte. Ich sah, wie er auf meinen Kopf zielte und stolperte nach hinten. Allerdings vergaß ich dabei, dass auf dem Boden noch immer der zweite Schläger lag und stolperte über dessen Bein. Ich stürzte in Richtung Boden und gedanklich hatte ich mit meinem Leben schon abgeschlossen, als plötzlich mein Arm ergriffen wurde und ich wieder auf die Füße gezogen.
"So leicht kommst du mir nicht davon." zischte der Glatzkopf mir ins Ohr und ehe ich realisieren konnte, was geschah, spürte ich etwas hartes seitlich an meinem Kopf und einen stechenden Schmerz, der meinen gesamten Körper zum beben brachte. Im nächsten Augenblick spürte ich nur noch Schmerzen und eine gähnende Leere, die sich aggressiv in meinen Kopf zwängte und sämtliches Bewusstsein aus meiner Seele verdrängte.
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