XIII

Zurück Zuhause in 221B Baker Street gingen Sherlock, John und ich sofort ins Wohnzimmer, wo Sherlock sich auf den dunklen Sessel setzte und John sich diesem Gegenüber niederließ. Ich setzte mich auf das Sofa und dann starrten wir alle drei einfach nur Löcher in den Boden. Allerdings kribbelte es mich in den Zehen - ich war es nicht gewöhnt, so lange gar nichts zu tun -, weswegen ich nach einer guten halben Stunde aufsprang und auf und ab ging, ehe ich zu meinem Rucksack ging und eines der Notizhefte heraus nahm. Ebenso wie das Mäppchen. Dann ging ich zurück ins Wohnzimmer, wo Sherlock noch immer nichts tat und John inzwischen auf der Tastatur seines Laptops herum tippte. Ich setzte mich wieder zurück auf das Sofa und begann alles aufzuschreiben, was wir bisher herausgefunden hatten. Sherlock konnte sich das zwar vermutlich alles merken, doch für mein kleines Hirn war das zu viel. Nach gut zehn Minuten war ich allerdings auch damit fertig, also sprang ich wieder auf und versorgte das Notizheft in meinem Rucksack. Als ich wieder zurück kehrte blickte John von seinem Laptop auf.
"Weißt du was, Lili? Ich zeige dir jetzt dein zukünftiges Zimmer, dann kannst du dort sauber machen und alles vorbereiten, dass wir dir morgen Möbel kaufen können. Theoretisch würde ich dir auch anbieten, zu helfen, allerdings scheinst du mir etwas gelangweilt zu sein. Und aus reichlich Erfahrungen mit Sherlock kann ich sagen, dass man bei Langeweile niemals eine Möglichkeit, Zeit zu vertreiben, unterbinden sollte."
"Das klingt absolut hervorragend!" Ich sprang auf und folgte John, der nach oben ging. Wir gingen in einen kleinen Flur, von etwa einem Quadratmeter Fläche und standen vor zwei Türen.
"Links ist mein Schlafzimmer, rechts deins. Sherlock und ich haben es als Rumpelkammer für alles Papier genutzt, was wir nicht mehr brauchten aber auch nicht so einfach wegschmeißen können. Unten die Straße rauf sind Papier Container. Bis Morgen muss das Zimmer sauber sein. Du solltest also vorerst keine Langeweile mehr haben.", er grinste. "Ein Badezimmer haben wir auch, das ist allerdings nur von den Zimmern erreichbar. Umm... du kannst dir natürlich auch Gedanken machen, wie du die Wände gerne hättest, wir können streichen oder tapezieren, wie es dir passt. Mycroft hat uns Geld zur Verfügung gestellt und gesagt, wir sollen es dir so einrichten, wie du es gerne möchtest."
"Ach, hat er das?", fragte ich und blinzelte John an. "Er schien mir gar nicht nach jemandem, der auf sowas Wert legt..."
"Ist er auch eigentlich nicht, und glaub mir ich war auch verwundert, als er mir das schrieb. Aber gut, er hat es nun mal jetzt so in die Wege geleitet, und ich werde bestimmt nicht dagegen protestieren."
"Ich auch nicht." ich grinste und öffnete die rechte Holztüre, sodass der Blick auf einen dunklen, staubigen Raum frei wurde. Überall lagen Zeitungen und Papiere und andere Bücher. Ich trat einen Schritt hinein und machte das Licht an. Eine nackte Glühbirne flackerte ein paar Mal, dann spendete sie dem trostlosen Raum wenigstens ein bisschen Licht.
"Aber Fenster gibt es?" fragte ich vorsichtshalber, da ich nicht ein Fenster sehen konnte.
"Gibt es. Allerdings stehen davon Zeitungen." gab John zurück und ich hörte die Belustigung aus seiner Stimme. Es sah zweifellos nach viel Arbeit aus, allerdings hatte John recht; ich war gelangweilt und da kam mir eine solche Zeitaufwendige Aufgabe doch ganz gelegen.
"Na dann, ran ans Werk!"

Um 23:30 war ich soweit fertig.
Ich hatte den ganzen Nachmittag und Abend Papiere in alte Kartons gestopft und diese dann die Treppen runter geschubst, bis ich sie Unten auf eine alten Sackkarren stapeln konnte und dann die Straße rauf zum Papiercontainer schieben. Dieser quoll inzwischen zwar schon über, aber das Zimmer war jetzt auch endlich leer. Einige Bücher hatte ich beiseite gelegt, da ich sie später noch lesen wollte, und John hatte mir versichert, dass das auch absolut okay wäre. Jetzt, mitten in der Nacht, war ich erschöpft und meine Arme fühlten sich an, als hätte ich sie durch Wackelpudding ersetzt. Auf meiner Kleidung und meiner Haut war Staub und meine Haare waren mehr grau als schwarz. Aber ich war zufrieden. Das Zimmer war ungefähr doppelt so groß, wie meine Hütte, hatte ein großes Fenster an der hinteren Wand und rechts davon war eine Dachschräge. Die Türe zum Bad lag dieser Schräge gegenüber. Ich wusste schon ganz genau, wie ich dieses Zimmer einrichten wollte, und auch für die Wände hatte ich mir etwas überlegt. Ich wollte die Schräge in einem pastell gelb streichen und den rest weiß. So würde es hell und freundlich wirken.
Zufrieden stand ich im Zimmer. Der Staub lag zwar mindestens zwei Zentimeter dick auf dem Boden, doch das war nichts, was man nicht mit einem Staubsauger und einem Wischmopp beheben könnte.
"Und, wie weit- woaahh." John kam herein und nickte anerkennend. "Ich hatte um ehrlich zu sein nicht erwartet, dass du an einem Tag fertig wirst. Aber gut sieht es aus. Du übrigens auch." er grinste und stupste mir auf die staubige Nase.
"Danke Sehr.", ich machte einen knicks. "Ich habe mir auch schon einen Plan gemacht, wie ich es einrichten möchte."
"Na dann, fahren wir zwei Morgen früh erst in den Baumarkt; ich nehme an, du möchtest die Wände streichen. Und danach zum Möbelladen."
Ich nickte. "Klingt super. Und wo schlafe ich bis Morgen?"
"Das kannst du dir im Prinzip aussuchen. Wir können dir entweder eine Matratze in das Zimmer hier legen, in mein Zimmer, in Sherlocks oder du schläfst auf dem Sofa. Aber darüber machen wir uns jetzt erst einmal keine Gedanken. Denn erst einmal gehst du jetzt duschen und dann essen wir. Was möchtest du, wir bestellen."
"Pizza. Mit Salami. Bitte." antwortete ich grinsend und John nickte.
"Das sollten wir doch hinbekommen. Wo deine Sachen sind weißt du, ich bringe dir noch eben ein Handtuch und dann kannst du duschen gehen."
Ich nickte, holte meinen Koffer und legte mir eine alte, verwaschene Jogginghose und einen second hand Hoodie raus und wartete, bis John mit meinem Handtuch kam.
"So bitte sehr. Wenn du fertig bist, komm einfach runter." er lächelte, drückte mir ein Handtuch in die Hand und drehte sich um. Er verließ das Zimmer und schloss die Türe hinter sich. Doch ehe sie ins Schloss fiel rief ich ihm nach.
"John?"
"Ja?"
"Danke. Noch einmal. Für alles."
"Gerne. Wirklich. Ich freue mich, dich hier zu haben, Schwesterchen."

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