II
Ich drehte mich verwirrt um.
Hinter mir standen zwei andere Männer. Der eine war recht groß, hatte dunkle Locken, einen langen Mantel und einen blauen Schal an. Der andere war etwas kleiner - etwa so groß wie ich, etwas größer vielleicht -, hatte Blonde Haare und eine normale, braune Jacke an. Beide waren wohl etwas jünger als Mr Holmes neben mir.
"Vielen Dank, Bruderherz, dass du ausgerechnet jetzt hier auftauchst. Was genau verschafft mir die Ehre, dass du mich während eines wichtigen Gesprächs unterbrichst?"
Auch wenn Mr Holmes höflich klang, aber seine Stimme war kalt.
"Du redest mit unserer Hauptverdächtigen.", erklärte der Lockenkopf, der dann vermutlich ebenfalls Mr Holmes hieß.
"Sie steht unter Schutz und Beobachtung der britischen Regierung, sie ist ganz bestimmt nicht Mörderin eines Bäckers, der Drogen in sein Brot backt."
"Warum steht sie unter Beobachtung?", fragte der andere Mann verwirrt und lächelte mich dann aufmunternd an.
"Weil ihre Eltern...", Mr Holmes der ältere brach ab.
"Was ist mit meinen Eltern? Entschuldigen Sie, Mr Holmes, Mr Holmes junior und Mr... keine Ahnung wie Sie heißen. Wenn Sie auch Mr Holmes heißen, wird es allerdings verwirrend. Wie dem auch sei, ich habe absolut keine Ahnung wovon sie sprechen. Warum stehe ich unter Beobachtung der Regierung? Und woher kennen Sie meine Eltern? Und überhaupt, wer sind Sie eigentlich?", sagte ich und sah alle Männer abwechselnd an.
"Ich denke nicht, dass hier der richtige Ort ist, um das zu besprechen. Lasst uns in mein Büro gehen.", sagte Mr Holmes der ältere nach einer Weile und erhob sich.
"Ausnahmsweise stimme ich dir zu, Brüderchen."
"Oh, du schmeichelst mir, Sherlock.", grinste Mr Holmes seinen Bruder an und nickte mir dann zu. "Mach Sie sich keine Sorgen um Ihren Boss, Mrs Dundis. Um den werden wir uns kümmern, wenn es soweit ist."
"Oh, vielen Dank. Denke ich. Und bitte, sagen Sie Lili. Ich habe zwar keine Ahnung, wer Sie sind, was sie von mir wollen oder überhaupt, aber Sie scheinen meine Eltern gekannt zu haben. Und schlimmer als jetzt kann es nicht werden, ich habe schließlich nichts zu verlieren. Also kann ich genauso gut mit Ihnen mitkommen."
"Schlimmer geht immer.", murmelte der Lockenkopf-Holmes und erntete einen bösen Blick von seinem namenlosen Partner.
"Hören Sie nicht auf ihn, Lilith. Mein Bruder ist immer so... pessimistisch.", lächelte Mr Holmes und ging voraus. Ich folgte ihm mit einem unbestimmbaren Gefühl.
Er lief zu einem großen, schwarzen Auto und ließ sich hinten auf einen Platz sinken. Insgesamt gab es im Auto hinten sechs Plätze die sich gegenüber standen also setzte ich mich rückwärts an das Fenster, gegenüber von Mr Holmes, damit ich niemandem zu sehr auf die Pelle rückte. Mr Lockenkopf-Holmes setzte sich mit einem Platz Abstand neben seinen Bruder und der Namenlose sich im gegenüber. Dann schloss er die Türe und wie von Geisterhand fuhr das Auto los.
Mein Herzschlag beschleunigte sich und ich wusste nicht, was mich dazu verleitet hatte, einfach mit drei wildfremden Männern in ein Auto zu steigen. Außerdem hatte ich keine Ahnung wohin ich schauen sollte, was die Situation zu allem Überfluss auch noch wahnsinnig unangenehm machte. Es kam mir falsch vor, einen der Männer anzusehen, allerdings starrte Mr Lockenkopf-Holmes mich auch die ganze Zeit an, also wäre das vermutlich in Ordnung gewesen.
"John.", sagte mein Nachbar so plötzlich, dass ich zusammen zuckte. "Mein Name ist John."
"Oh, äh. Ja. Nett Sie kennen zu lernen, Mr John.", stotterte ich verwirrt und versuchte, ihn anzulächeln was vermutlich eher aussah, als hätte ich auf eine Zitrone gebissen.
"Nein, Doktor."
"Mister Doktor?"
Er grinste. "Doktor Watson."
"Ich... dachte Sie heißen John?"
Er lächelte über meine Verwirrung. "Richtig. Doktor John Watson."
"Oh, Verzeihung Doktor Watson. Ich... bin, ähm... ein wenig nervös."
"Offenkundig.", grummelte Mr Lockenkopf-Holmes und kassierte dafür einen Tritt von Dr Watson.
"Das ist völlig verständlich. Ich war auch nervös, als ich das erste Mal mit denen da in einem Auto fahren musste. Und bitte, nennen Sie mich John.", er lächelte freundlich und war mir sofort noch sympathischer.
"Alles klar, John. Gut zu wissen, dass ich nicht die einzige bin, die von seinem Starren nervös wird..."
"Das ist auch absolut unhöflich.", murmelte Mr Holmes und schüttelte den Kopf. "Bruderherz, würdest du das also bitte unterlassen? Unser Gast bekommt noch ein falsches Bild von dir."
"Sie ist schlau. Ich denke, sie weiß genau, was ich hier tue."
Alle sahen mich auf einmal an und ich spürte, wie Röte in mein Gesicht schoss.
"Ähm, Sie- Sie deduzieren mich, nehme ich an?", stotterte ich daher und zufrieden nickte Mr Lockenkopf-Holmes.
"Dachte ich es mir doch. Bitte, nennen Sie mich Sherlock. Dann kommen wir gar nicht erst in Verwirrungen, bezüglich des "Mr Holmes". Sie haben übrigens vollkommen Recht, ich habe Sie deduziert. Sie sollten sich wohl eine bessere Matratze anschaffen."
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