Kapitel 14
Ich sah ihn ziemlich verwirrt an. Ich konnte ihm momentan schwer abnehmen, dass er das wirklich vollkommen ernst meinte.
Thomas war wirklich nicht mehr der, der er die ganze Zeit über gewesen war.
Ich wusste nicht, ob der Thomas, den ich ganz zu Anfang kennen gelernt hatte und den man jetzt immer mehr und öfter sehen konnte, der Wahre war oder ob es doch die Version von ihm war, in der er ständig böse auf mich war und mir alles Böse vorwarf.
Wer wusste, vielleicht hatte er auch eine gespaltene Persönlichkeit, die beide nicht einmal voneinander wussten.
Das brachte mich nun allerdings doch ein wenig zum Schmunzeln, worauf ich einen leicht verwirrten Blick von Thomas erntete.
„Wollen wir jetzt tanzen, May? Ich glaube, wenn wir jetzt noch eine Weile einfach so da stehen, dann werden wir wahrscheinlich ziemlich komisch angesehen werden. Wenn du das wegen Dylan lieber nicht willst, weil er eifersüchtig werden könnte, würde ich es natürlich auch verstehen ..."
Ich hatte mich dazu entschieden, es durchzuziehen. Er hatte mich gewissermaßen jetzt dazu angestachelt, denn ich wollte auf keinen Fall, dass er dachte, dass ich Angst hätte, dass Dylan eifersüchtig sein könnte.
Das würde ihm gerade noch so passen.
Ich schluckte und griff danach nach Thomas' Hand. Ich zog ihn hinter mir her, achtete dabei so wenig wie möglich auf die anderen. Ich wollte gar nicht, dass sie von dem allen hier mitbekommen hatten und wollte auch nicht, dass nun sofort wieder ganz viele neue Gerüchte aufkommen würden.
Das könnte ich gar nicht leiden.
Ich war nun an einer Stelle angekommen, an der ich dachte, dass wir hier zumindest nicht total auffällig angestarrt wurden.
Ich entfernte mich ein Stück von ihm, denn ich wollte den Song, der gerade lief, noch ausnutzen. Er ging gut ab und somit bot sich mir auch die Möglichkeit, zu tanzen ohne ihn anfassen zu müssen. Dann könnte ich es vielleicht so schnell hinter mich bringen und mich dann schnell wieder aus dem Staub machen.
Ich hatte gerade ein paar Sekunden getanzt, als ich auch schon hörte, dass das Lied langsam aber stetig auf das Ende zuging. Der nächste Song war, wie auch anders zu erwarten, ein sehr langsamer Song und um mich herum rückten direkt alle Paare enger zusammen, als wenn ein Magnet sie zusammenziehen würde.
Ich wollte das nicht, doch ich wusste auch, dass ich mich jetzt nach den paar Sekunden nicht einfach direkt wieder aus dem Staub machen konnte. Na super! Ich trat nun also auf Thomas zu und legte meine Hände auf seine Schulter, wobei er gleichzeitig seine Hände auf meine Hüfte legte.
Ich versuchte dabei möglichst zu vermeiden, ihm in die Augen zu sehen und meinen Blick einfach irgendwo anders hinzurichten. Das klappte leider nicht so gut, wie ich mir das eigentlich erhofft hatte.
Nachdem wir eine Weile vor uns hingeschaukelt waren, konnte ich einfach nicht anders, ich sah ihn an.
Ich wusste nicht wieso, aber in dem Moment, in dem sich unsere Blicke begegneten, ich die Wärme aus seinen braunen Augen sah, spürte ich ebenso diese Wärme in mir wie ein Kamin, der langsam an Wärme zunahm.
Tief in mir regte sich etwas, wie eine Art Schalter. Mein Herz erhöhte seine Frequenz und fing an, in meinem Brustkorb zu hämmern.
Ich konnte das allerdings auf die Aufregung in dieser Situation und unsere unnatürliche Nähe schieben, denn bis jetzt hatte ich nur so gefühlt, wenn Dylan mich ansah und mich daraufhin küsste.
Ich wusste nicht, woher der plötzliche Sinneswandel kam, doch ich glaubte Thomas auf einmal. Dass es ihm wirklich leid tat und es war auch ein bisschen so, als würde ich den Druck spüren können, den Sarah auf ihn ausübte. Er war wirklich ernorm und ich konnte mir wahrscheinlich nicht mal die ganzen Ausmaße vorstellen.
„May, ich muss mit dir reden. Es tut mir leid, dass ich einen so ungünstigen Augenblick gewählt habe. Doch ich wusste auch, dass du mir sonst nicht zuhören würdest. Ich habe gemerkt, dass alles nicht normal ist. Ich habe zwar noch nicht die optimale Erklärung auf alle meine Fragen. Doch mein Verstand sagt mir, dass etwas sehr komisch ist. Ich frage mich wirklich, wieso ich das nicht vorher gemerkt habe. Auch wenn es heute so schien, als würde ich mich mit Sarah noch total normal verstehen, ist das nicht so. Doch selbst sie weiß es nicht. Es hat viel zu lange gedauert, bis ich von selbst auf diesen Verdacht gekommen bin und jetzt hasse ich mich selbst dafür, dass ich das nie verstanden habe."
Ich sah ihn mit weit aufgerissen Augen an. Ich konnte meinen Ohren nicht trauen. Bildete ich mir das gerade ein, oder hatte er wirklich verstanden, was für eine Person Sarah war und er ging gerade dem allen auf den Grund?
„Thomas, willst du mir gerade sagen, dass du verstehst, was all die Leute die meiste Zeit über versucht haben, dir mitzuteilen? Dass du aufpassen musst, weil Sarah wirklich unberechenbar ist ..."
Er sah ziemlich betreten zu Boden und sah dann wieder mich an.
„Genau das will ich eigentlich sagen. Es tut mir ziemlich leid. Ich weiß nicht, wie ich die ganze Zeit über so blind sein konnte. Und nun habe ich schon geplant, dass ich mir nicht anmerken lassen werde. Morgen wird sie bei mir vorbeischauen. Sarah denkt, dass wir uns einfach einen gemütlichen Tag zusammen machen und es ein Tag wird wie jeder andere. Sie rechnet nicht im Geringsten damit, dass ich sie wegen allem zur Rechnung stellen werde, vor allem wegen der riesen Sache, die ich dir dann vorgeworfen hatte. Ich hoffe so sehr, dass du mir eines Tages verzeihen kannst, May. Ich weiß, das wird seine Zeit dauern und das verstehe ich. Ich will gar nicht, dass du mir sofort vergibst, denn das habe ich mit meinem bescheuerten Verhalten auf keinen Fall verdient. Vielleicht können wir nur eines Tages einfach einen Neustart wagen."
Ich schätzte, in dieser Situation war der richtige Augenblick, ihm zu sagen, dass ich wegen allem auch einen Beweis hatte.
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