Kapitel 12

Alle in der Schule waren seit Wochen wahnsinnig aufgeregt, denn heute würde der Frühlingsball stattfinden. Auch ich war ziemlich gespannt, wahrscheinlich sogar noch gespannter als all die anderen, denn ich war in meinem Leben noch nie auf einem Ball gewesen. Meine bisherigen Familien hatten mir das nie erlaubt oder es hatte sie einfach nicht interessiert, was ich tat, doch dann hatte ich weder Geld dafür, um mir ein Kleid zu kaufen, noch Freunde, die den Abend dort mit mir verbringen würden.

Doch dieses Jahr hatte ich das alles. Als Dave und John erfahren hatten, dass ich noch nie auf einem Ball gewesen war, obwohl eigentlich alle Jugendlichen in meinem Alter so etwas sogar mehrmals im Jahr besuchten, hatten sie sofort mit mir einen Termin vereinbart, an dem wir zu dritt in die Stadt gefahren sind und sie mir ein wahnsinnig schönes Kleid gekauft hatten. Ich war so erstaunt, dass sie das für mich taten, denn das Kleid war nicht gerade günstig gewesen.

Nun stand ich mit klopfendem Herzen vor dem Spiegel und wartete auf Dylan, der mich gleich abholen würde. Thomas war gerade schon verschwunden, da er jetzt auf den Weg war, um Sarah abzuholen. Er wirkte immer noch nicht so glücklich, wenn er mit ihr zusammen war. Doch es wurde wahrscheinlich als Paar von ihnen erwartet, dass sie zusammen auf dem Ball auftauchten.

Dafür war ich mit Dylan wahnsinnig glücklich und ich könnte auch nicht glücklicher sein, wenn mich jemand anders zum Ball begleiten würde. Ich war so wahnsinnig aufgeregt und hatte in letzter Zeit immer wieder Kommentare zum Ball gemacht, woran Dylan gemerkt hatte, wie aufgeregt ich war.

Es blieb mir nicht mehr viel Zeit, bis er hier auftauchen würde. Mason und Jenna waren auch schon total aufgeregt, weil sie sich so sehr für mich freuten. Sie wuselten schon die ganzen Tag um mich herum und nachdem ich Jenna versprochen hatte, dass sie mir helfen durfte, wollte Mason das auch unbedingt. Die beiden durften als Geschwister, die auch auf der Schule waren, zum Ball kommen, obwohl der Ball eigentlich nur für die höheren Klassen war. Ihre Stufe hatte eigentlich einen anderen Ball, doch es war klar, dass es für sie spannender sein würde, auf dem Ball der 'Großen' zu tanzen. Die beiden sahen wirklich elegant aus und deswegen konnte ich mich glücklich schätzen, dass sie mir halfen, denn ich hatte mit so etwas nämlich gar keine Erfahrung, wie denn auch?

***

Dylan und ich waren nun beim Ball angekommen. Hinten im Auto saßen auch noch Jenna und Mason. Wir hatten Dave und John den Stress nicht machen wollen, die beiden zum Ball fahren zu müssen. Wir würden alle sowieso nicht trinken, deswegen brauchten sie sich auch keine Sorgen machen wegen des Rückwegs und die beiden konnten sich so einen entspannen Abend völlig ohne Kinder machen. Das hatten die beiden schließlich auch mal verdient. Sie arbeiteten hart und mussten sich außerdem ich noch um vier Teenager kümmern und hatten trotzdem immer noch Nerven, sich all unsere Sorgen anzuhören und meistens ziemlich ruhig zu bleiben. Ich wüsste nicht, ob ich das auch so gut könnte.

Sobald wir geparkt hatten, stürmten Mason und Jenna direkt zum Eingang los, da sie es anscheinend kaum erwarten konnten. Wir hörten im Auto schon die Musik von innen und sie gefiel mir sehr gut. Dieser Abend würde sicherlich wahnsinnig schön werden.

„Dylan, das klingt jetzt wahrscheinlich echt komisch, aber ich bin wahnsinnig froh, dass da drinnen so viele Leute sind, dass ich Thomas und Sarah nicht ständig sehen muss. Denn ich freue mich so auf diesen Abend, es wird einfach unvergesslich werden, das weiß ich und außerdem bist du bei mir und das macht alles noch viel perfekter. Ich danke dir für alles Dylan, dass du von Anfang an für mich da gewesen bist und mir sofort das Gefühl gegeben hast, gemocht zu werde und auch danke dafür, dass du mein Freund bist und es so gut mit mir aushältst."

Dylan grinste mich breit an. Er griff meine Hand und verschränkte unsere Finger miteinander, danach beugte er sich nach vorne und küsste mich sanft und innig. Ich erwiderte den Kuss und spürte die Schmetterlinge, die sich in meinem Bauch ausbreiteten. Ich legte meine anderen Hand in seinen Nacken und fing an, ihn zu streicheln und meine Finger in seinem Haar zu vergraben.

Nach einer Weile löste ich mich widerwillig von unserem Kuss. „Ich würde wirklich wahnsinnig gerne unendlich lange so weitermachen, aber ich glaube, wir sollten langsam auch mal reingehen, was denkst du?"

„Du hast vollkommen Recht, May." Wir steigen aus und hielten Händchen auf dem Weg hinein. Als wir drinnen angekommen waren, beugte Dylan sich zu mir hinunter, gab mir einen sanften Kuss auf den Hals und beugte sich dann zu meinem Ohr. „Es spricht ja auch nichts dagegen, das alles drinnen fortzuführen, da werden wir sicherlich nicht die einzigen sein."

Augenblicklich schoss mir die Röte ins Gesicht und ich blickte um mich, um zu sehen, ob das jemand mitbekommen hatte, obwohl ich genau wusste, dass er es mir ins Ohr geflüstert hatte und die Musik außerdem sowieso alles übertönen würde. Es war einfach ein Reflex.

Doch ich begegnete einem Blick, den ich in dieser Sekunde lieber nicht gesehen hätte. Thomas starrte mich aus seinen braunen Augen an. Er stand zwar mit Sarah in der Tanzmenge, doch ich sah, dass sein Blick auf mich gerichtet war, er mich scheinbar anzustarren schien und das war mir wirklich unangenehm und ließ mich noch roter werden.

Thomas machte mich in letzter Zeit wirklich verrückt. Er benahm sich immer eigenartiger und war immer freundlicher, doch auf der anderen Seite betrachtete er mich gleichzeitig immer mit einem sehr seltsamen Blick. Das fiel mir gerade nicht das erste Mal auf. Ich konnte nicht sagen, was diese Blick zu bedeuten hatten. Ich wusste nicht mal, ob ich es überhaupt wissen wollte.

Ich fragte mich, ob ich verrückt war, wenn mir der Gedanke kam, dass Thomas eventuell eifersüchtig sein könnte. Das würde schließlich ausgeschlossen sein. Oder ...?

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