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Shay P.o.v

,,Vik?", fragte ich, als an der anderen Leitung jemand abhob. ,,Ja, was ist denn los, Süße?", fragte er. ,,Ich habe den anderen bescheid gesagt, wegen Cassy", murmelte ich. ,,Es ist nicht deine Schuld, merk dir das!", sagte er. ,,Ja, aber ich fühle mich schlecht. Sie hätte nicht so viel Zeit mit mir verbringen sollen. Lion ist ausgerastet. Er will mich töten. Mich und alle anderen. Alle Maters", erzählte ich ihm und parkte mein Auto in der Garage. ,,Das soll der mal versuchen. Wo bist du?", fragte er belustigt. ,,Zuhause, aber mach bitte nichts dummes Vik. Wir lassen im einfach Zeit mit allem klar zu kommen und feiern währenddessen Weinachten. Das ist schon nächsten Mittwoch", sagte ich und musste grinsen. Das würde lustig werden, denn meine Mädels und die Könige kommen. Letztes mal als sie da waren hat es schon ordentlich zwischen ihnen gefunkt. Wie es wohl dieses mal ausgeht. ,,Okay, aber wenn er dir auch nur etwas zu nahe kommt, bring ich ihn um", schnaufte er frustriert. ,,Wir sprechen später nochmal, mach's gut", sagte ich. ,,Bis dann, Süße", erwiderte er und ich steckte mein Handy weg. Leise schlich ich die Treppe nach oben in die Küche und holte mir etwas zu trinken. Anscheinend war meine Mutter wieder weg. Seufzend ließ ich mich auf einen Stuhl sinken und vergrub mein Gesicht in den Händen. Mit den Ellenbogen stützte ich mich auf der Tischplatte ab. Irgendwann nahm ich die Flasche in die Hand und trank einen großen Schluck. Alles hat sich verändert. Nichts ist mehr wie früher. Eine einsame Träne stahl sich aus meinem Augenwinkel und tropfte auf die Platte. ,,Cassy...", flüsterte ich und nahm noch einen Schluck. Klar, Alkohol am Morgen ist keine gute Idee, doch ich muss abschalten und nachdenken. ,,Ich finde deinen Mörder und dann bringe ich ihn um!", flüsterte ich und hoffte, dass sie es hörte. Wo auch immer sie jetzt war, es muss ein guter Ort sein, denn sie war ein gutes Mädchen, auch wenn es kaum so schien. Der nächste Schluck benebelte meine Sinne und ich konnte nicht mehr an mich halten. Die Tränen brachen nur so aus mir heraus. ,,Shay", hörte ich jemanden sagen und sah mit Tränen verschleierten Augen auf. Dort stand meine Mum. ,,Kleine, was ist los?", fragte sie und kam auf mich zu. Schwankend stand ich auf und sah sie an. ,,Wir hätten niemals umziehen dürfen!", sagte ich wütend. ,,Wir hätten in New York bleiben sollen, oder in Tschechien, aber nicht hier. Nicht hier!", wiederholte ich. ,,Was redest du denn? Und warum trinkst du am morgen?", fragte sie vorwurfsvoll. ,,Ich sage nur die Wahrheit! Sie uns doch an. Sind wir eine Familie? Du hast mich weg geschickt, auf ein Internat. Du hast alles zerstört was ich hatte und meine Brüder sind kein Stück besser. Ihr seid Schuld. Ihr, nicht ich! Wegen euch ist Cassy tot. Ich hätte sie niemals kennengelernt, wenn wir in New York geblieben wären!", schrie ich sie an und schmiss die Flasche an die Wand. ,,Du bist nicht mehr meine Mutter!" Mit diesen Worten stampfte ich aus der Küche, runter in mein Zimmer. So schnell ich konnte packte ich alles zusammen und rief Vik erneut an. ,,Was hat Lion gemacht?", fragte er aufgebracht. ,,Nein, verdammt. Komm einfach zu mir. Durch die Garage. Ich brauche dich jetzt, bitte komm", sagte ich und begann wieder zu weinen. ,,Ich bin schon unterwegs, halt durch Kleine", sagte er und legte auf. Schluchzend packte ich alles ein. Als ich ein Bild von mir, meinen Brüder und meinen Eltern in der Hand hielt musste ich erneut weinen. Sie waren keine Familie für mich. Wütend schlug ich mit meiner Faust das Bild kaputt und ließ es auf den Boden fallen. Meine Knöchel waren jetzt blutig und Scherben steckten in ihnen, doch darum konnte ich mich gerade nicht kümmern. Meine Füße trugen mich runter in die Tiefgarage wo ich das Tor öffnete. Ein verwirrter Vik wartete dort auch schon auf mich und ich konnte nicht anders, als ihm um den Hals zufallen. ,,Was ist passiert, Süße?", fragte er besorgt und musterte meine Hand. Ich schüttelte nur den Kopf und lehnte mich an ihn. ,,Okay, wir gehen jetzt erst mal zu mir", sagte er und führte mich nach draußen. Meine beiden Taschen verstaute er im Kofferraum, während ich mich schon mal auf den Beifahrerplatz niederließ. ,,Alles wird gut", versprach er und sah mich liebevoll an. Als der Motor ansprang und er los fuhr wusste ich, dass noch irgendetwas passieren würde.

Nazar P.o.v
Noch immer müde von der kurzen Nacht stieg ich aus meinem Wagen und steuerte auf die Schule zu. Am Eingang wartete meine Freundin, mein Bruder und seine Freundin auf mich. Sofort hoben sich meine Mundwinkel und ich gab ihr einen Kuss auf den Mund. ,,Letzter Tag und dann sind Ferien", sagte sie aufgeregt. ,,Dann haben wir ganz viel Zeit für uns", flüsterte ich ihr ins Ohr und küsste sie dahinter. Sie kicherte nur süß und verschwand mit Sharieen in dem großen Gebäude. Zusammen mit meinem Bruder ging ich ebenfalls rein. Wir kamen fast bei unseren Spinden an, als wir Cole sahen, wie er verzweifelt gegen seinen Spind schlug. ,,Na, Beziehungsprobleme?", fragte Lukas aus Spaß und wir blieben stehen. ,,Nein, alles gut", sagte er und verschwand. Verwirrt sahen wir uns nur an und gingen zu unseren Spinden. ,,Was ist denn mit dem los?", fragte Lukas mich, doch ich konnte nur mit den Schultern zucken. In dem Moment bekam ich eine Nachricht von unserm Boss. ,,Hast du auch gerade diese Nachricht bekommen?", fragte ich mit stockendem Atem, nachdem ich sie gelesen hatte. Fassungslos sah er mich an. ,,Cassy ist tot."

—Mittwoch, Weinachten—

Šedá P.o.v
,,Gleich sehen wir Shay wieder", sagte ich aufgeregt. Sie war wie meine Schwester. Somit war sie fast das wichtigste in meinem Leben und ich wusste, dass ich es auch für sie war. ,,Du weißt, dass du nervst?", fragte Pandora und verdrehte die Augen. ,,Jaaa, aber ich freue mich so", schmollte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. ,,Hände ans Lenkrad!", schrie sie panisch und sah mich vorwurfsvoll an. ,,Ist ja gut", sagte ich gelangweilt und umfasste mit einer Hand das Lenkrad von Shay's geliebten Auto. ,,Beide!", knurrte sie und krallte sich im Armaturenbrett fest. ,,Beruhig dich mal. Du bist echt lange nicht mehr so Auto gefahren, hab ich recht?", fragte ich und legte die zweite Hand mit Absicht nicht auf's Lenkrad. ,,Oder ein Rennen." Sie schnaubte nur und lockerte sich wieder etwas. ,,Ich finde nur, dass wir uns langsam wieder wie normale zivilisierte Menschen benehmen sollten", erwiderte sie dann. ,,Normal ist langweilig, hast du selbst mal gesagt", grummelte ich und fixierte die Straße mit meinem Blick. ,,Ja, aber jetzt mal ganz ehrlich. Wie stellt ihr euch das alles vor? Wir Mädels dürfen eh nie König werden und ich hatte auch nicht vor bis ans Ende meiner Tage Drogen zu verkaufen und Leute zu töten", erklärte sie und in meinem Hals bildete sich ein Klos. ,,Damals war das alles anders. Wir hatten niemanden, mussten an Geld kommen ohne gleich zu strippen und hatten keine Familien. Dann hat uns Evil vereint-" ,,Das weiß ich alles auch, Pandora, nur was hat das mit jetzt zu tun?" Langsam machte sie mich echt wütend. ,,Es geht um alles!", schrie sie. ,,Wir sind nicht mehr die kleinen verängstigten Mädchen von früher. Aber wir, zumindest ich, bin auch nicht mehr die knallharte Dealerin. Ich gehöre nicht mehr dazu und das habe ich vor langem akzeptiert. Mir macht es keinen Spaß die Regeln zu brechen. Ich will eine Arbeit finden, mein Geld aufrichtig verdienen und vielleicht sogar jemanden kennenlernen der nichts mit dem allen zu tun hat. Einen ganz normalen Bürger und vielleicht will ich eine Familie gründen. Doch das alles geht nicht, wenn ich hier bleibe", sagte sie und senkte ihren Kopf. Jetzt war ich es, die sich am Lenkrad festkrallte. ,,Warum erzählst du das mir und nicht Evil. Er ist der Boss", sagte ich leise und unterdrückte die Tränen. Sie will uns wirklich verlassen. Nach alldem was wir zusammen durchgemacht haben. ,,Wir wissen alle, dass Evil nicht mehr unser Boss ist. Nicht er hat die ganzen Aufträge in letzter Zeit durch geführt. Du hast das alles gemacht, auch wenn es ein paar der Jungs nicht gefallen hat. Das ist deine Welt. Du und Leute wie Shay gehören in dieses Leben, doch ich möchte noch etwas anderes erreichen bevor es zu spät ist", sagte sie und sah mich von der Seite an. ,,Wann sagst du es den Anderen?", fragte ich und lockerte meinen Griff etwas. ,,Ich wollte es eigentlich noch vor Neujahr machen. Meine Sachen in New York muss ich dann auch noch packen. Also denke ich so bald wie möglich", antwortete sie. ,,Du willst weg von New York?", fragte ich und sah sie kurz an. ,,Ja, ich bleibe zwar in den Staaten, doch ich muss weg von euch, wenn ich das alles hinter mir lassen möchte, denn ihr bedeutet mir echt etwas. Ihr seit meine Familie und mir wird es nicht leicht fallen euch zu verlassen", sagte sie leise und spielte mit ihrem Handy. Traurig sah ich wieder auf die Straße und fuhr die Schneebedeckte Straße lang.

,,Wir sind da", sagte ich nach einer Weile und parkte den Wagen vor einer großen Halle, die aussah wie ein Vereinsheim. ,,Bitte, sag den Anderen nichts, ich möchte das selbst machen und ihnen nicht ihr Weinachten versauen. Ich nickte stumm und stieg aus. Draußen atmete ich die kalte Luft ein und genoss es einen Moment lang, doch ich wurde von einer Auto hupe gestört. Ein schwarzer Rang Rover wollte auf den Parkplatz neben meinem Auto und hupte jetzt wie blöd. Ich zeigte dem Fahrer nur den Mittelfinger und stolzierte davon. Die Tür zu der Halle stand auf und wir betraten einfach das Gebäude. Sofort schlug mir der Geruch von Plätzchen und Weinachten in die Nase. Weiter hinten in der Halle stand ein großer Weihnachtsbaum und davor erstreckte sich ein langer Tisch. Sofort musste ich lächeln und in meinem Herz breitete sich wärme aus. So was habe ich vermisst. Feste mit meiner Familie und meinen Freunden. Links an der Wand war eine Tür und rechts an der Wand waren drei Türen. Zwei waren Badezimmer. Jungen und Mädchen. Die andere führte in den Keller. Auch an der Frontseite der Halle, versteckt hinter dem Weihnachtsbaum war eine. Sie führte nach draußen auf einen großen Fußballplatz. Die Tür an der linken Seite öffnete sich und eine grinsende Shay trat heraus. Mit großen Augen starrte sie mich an und rannte dann los. Auch ich grinste und rannte ihr entgegen. ,,Ich habe dich so vermisst, Süße!", sagte sie dann, als ich in ihren Armen lag. ,,Und ich dich erst", erwiderte ich und drückte sie fest. ,,Pandora", sagte Shay dann und umarmte auch sie. ,,Die Anderen müssten auch bald kommen", sagte ich und ging mit ihr in den Raum aus dem sie eben kam. Es stellte sich als eine Küche raus in der sie eben noch gekocht hatte. Ein Blick in den Kühlschrank reichte mir um zu sehen, dass sie sich ordentlich mühe gegeben hat. ,,Welche Schlampe hat mir eben den Mittelfinger gezeigt?!", schrie plötzlich jemand und wir verließen die Küche. Ich konnte mir natürlich vorstellen wer das war. Der Fahrer vom schwarzen Rang Rover. ,,Vinc!", schrie Shay wütend. ,,Beruhig dich verdammt nochmal!" Mein Blick flog zu Pandora und ich sah wie ihre Augen glitzerten. Als wir das erste mal bei Shay waren hatten wir in der Stadt ja die Könige getroffen. Abends in dem Club hatten wir dann mit ihnen getanzt und Pandora war da ziemlich intim mit Vinc. Es scheint mir als würde sie sich erinnern. Er hingegen sah ziemlich fertig und wütend aus. ,,Du!", knurrte er und zeigte auf mich. Bedrohlich ging er auf mich zu, doch ich blieb ganz ruhig stehen. ,,Was fällt dir ein so mit einem König umzugehen?! Antworte!" ,,Du bist nicht mein König!", spukte ich angewidert aus. ,,Du bist ein Hunter, ich ein Mater. Jedem hier ist wohl klar das Maters allen überlegen sind", grinste ich siegessicher. Woher ich den Mut nahm so mit einem König zu sprechen wusste ich jedoch nicht. ,,Alter, draußen schneit es schon wieder wie sonst was!", fluchte Angel von der Tür aus. Hinter hier betrat Runa den Raum und sah sich gespannt um. Als sie uns sahen verstummten sie sofort und sahen uns gebannt an. ,,Wir sind schon leise", flüsterte Runa noch und stellte sich neben Angel. ,,Wer denkst du wer du bist, Miststück. Nur weil du ein Mater bist, bist du nicht bessere als Dreck. Glaub mir, du hast nicht die leiseste Chance gegen mich!", sagte er und sah angewidert auf mich hinab. ,,Beleidige nicht meine Freunde!", beschweret sich Shay vom Rand und Vinc Kopf flog zu ihr. Sie wechselten kurz irgendwelche Blicke und er nickte dann. Mit einem letzten Todesblick zu mir verschwand er nach draußen zu den Parkplätzen. Ich wollte sie schon fragen was das gerade war, als sie an mir vorbei zu Runa und Angel ging. ,,Ich habe euch alle so vermisst. Wie ist es in New York?", fragte sie. ,,Eigentlich läuft alles gut, mal davon abgesehen, dass Šedá uns anführt, nicht Evil", erklärte Angel. ,,Was macht er jetzt schon wieder?", fragte Shay wütend. ,,Er ist nie da, keiner weiß was er macht und er lässt die     Geschäfte hängen. Wir hätten unser Gebiet fast an so eine 08/15 Gruppe verloren", sagte Runa frustriert. Pandora hatte recht. Leuten wie Shay, mir, Runa und Angel war unsere Gang und das alles echt wichtig. Sie hingegen hatte sich in letzter Zeit kaum an illegalen Sachen beteiligt. ,,Wie stehen die Jungs dazu?", fragte sie und führte uns zurück in die Küche um uns etwas zu trinken zu geben. ,,Was Evil macht ist ihnen egal. Aber sobald Šedá uns Aufträge gibt, weil es sonst keiner tut, rasten sie richtig aus. Sie schnauzen sie an, dass sie ja nicht die Anführerin wäre, aber selber machen will es keiner, denn sie haben Angst", erklärte Angel die Sache und lehnte sich an die Theke. ,,Naja, jetzt könnt ihr ja erst mal entspannen. die Jungs kommen nicht oder?", fragte Shay und stellte ihr Glas ab. ,,Nein, erst wollten sie, doch dann haben wir sie abgewimmelt", sagte ich grinsend und trank einen Schluck. ,,Okay, dann würde ich sagen räumen wir eure Sachen aus den Autos und schauen dann wie viele Könige schon da sind", erklärte sie und wir gingen auf den Parkplatz. Dort hatten sich schon ein paar geile Karren gesammelt. Wir gingen zu unseren und räumten die Geschenke und alles andere was wir brauchen raus. ,,Shay!", rief jemand und sie drehte sich zu der Person um. Ich erkannte ihn als Viktor, ihren Freund. Eigentlich erkannte ich alle mit Namen. Alle die schon da waren. Es fehlten nur noch zwei Dragons. Lächelnd sprang Shay ihrem Freund in die Arme und küsste ihn stürmisch. ,,Leute, das sind meine Mädels, aber ich glaube ihr könnt euch noch gut genug an sie erinnern", flötete Shay und zwinkerte wissend. Sie spielte auf den Abend in der Disco an. Ich hatte mich dort gut mit Henrik verstanden. Aber er war ein Hunter und seid dieser Mason in New York bei Evil war, vertraute ich den Hunters noch weniger. Natürlich hatte ich Shay sofort bescheid gesagt, immerhin hatten sie über sie geredet, doch mein Vertrauen hatten die Hunters und Evil verloren. Selbst hier in unserer eigenen Gruppe weiß ich nicht wem ich vertrauen kann. Alles hat sich verändert. Nicht nur zum positiven.

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