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Cassy P.o.v
Ich hatte es tatsächlich geschafft innerhalb einer Stunde nach Hause zu fahren, mich um zuziehen und dann, ohne Stress mit meinem Bruder zu bekommen, in die Stadt zu fahren. Die Eishalle war ziemlich voll und ich hatte Schwierigkeiten Shay zu finden, jedoch brauchte ich das gar nicht, denn sie fand mich. ,,Cassy!", rief sie und umarmte mich. Sie trug eine Leggings von Batman und ein schwarzes Crop Top mit einer Lederjacke. Ihre Füße steckte, wie auch sonst, in High Heels und ihre Lippen wurden von einem Rotton geziert. Sie und dieser Lippenstift, man kann sie einfach nicht trennen. ,,Das sind Vik, Kilian, Vinc", begang sie und zwinkerte mir bei seinem Namen zu. ,,Und Eric. Nachher kommen vielleicht noch ein paar, aber das reicht ja erstmal", sagte sie und lehnte sich an Vik. Die beiden sind echt süß. Ich begrüßte alle freundlich und selbst Vinc lächelte mich an. Puh, ich dachte wirklich, dass er mich gleich umbringt, aber er war anscheinend nicht so nachtragend. Gemeinsam gingen wir hinein und drängelten uns einfach vor. Die Leute ließen uns durch und senkten ängstlich die Blicke. Daran könnte ich mich gewöhnen. ,,Hat schon Vorteile mit Shay befreundet zu sein", raunte mir plötzlich jemand ins Ohr und ich fuhr erschrocken herum. Hinter mir stand ein grinsender Vinc. War er nicht eben noch vorne bei Kilian? ,,Wegen heute morgen... Es tut mir leid", sagte ich und folgte den Anderen. ,,Kein Problem. Eigentlich fand ich's ganz gut, dass mir jemand seine Meinung gesagt hat, ohne das er wusste wer ich bin", sagte er und legte einen Arm um meine Schulter. ,,Wirklich?", fragte ich, weil ich das nicht glauben konnte. ,,Haha, nein. Ich würde denjenigen köpfen, aber bei dir mache ich eine Ausnahme", grinste er und zog mich näher an sich. ,,Und warum?", fragte ich verführerisch. Das hatte ich von Shay. Jede Chance nutzen sich an den Typen ranzumachen, denn man auch nur halbwegs interessant fand. Abservieren konnte man sie nachher immer noch. Und ich fand Vinc wirklich interessant. Er war anders als die anderen Könige. Er hatte so seinen ganz eigenen Kopf. Zwar hatte ich noch nicht viel mit den Königen zu tun und kannte Vinc noch nicht lange, aber das sah man sofort. Er war einfach verdammt scharf und anziehend. ,,Weil du etwas an dir hast, was ich mag. Okay, heute morgen habe ich dich wegen Shay verschont, doch jetzt... Obwohl du in vielen Teilen wie Shay handelst und reagierst, bist du dennoch du. Wow, so etwas sage ich eigentlich nicht zu einem Mädchen, was ich gerade mal ein paar Stunden kenne. Wenn überhaupt", sagte er und man merkte, dass es ihm peinlich war. Ich konnte auch nichts anderes als Wow denken. Das war verdammt süß. ,,Das ist echt irgendwie komisch. Ich denke Sachen über dich, obwohl ich dich kaum kenne." Scheiße! Ich schlug mir eine Hand vor den Mund und hoffte inständig, dass ich das nicht ausgesprochen hatte. Vinc Lachen überzeugte mich jedoch vom Gegenteil. ,,Was den für Sachen?", fragte er und piekste mich in die Seite. Scheißdrauf, jetzt hab ich es schon mal gesagt. ,,Sachen die ich sonst nur denke, wenn ich den Jungen länger kenne und mag", sagte ich also selbstbewusst und sah zu ihm hoch. Fuck, er ist ja noch heißer als Dylan. Warte, wie komme ich jetzt auf Dylan? Ich brauche echt mal einen freien Kopf. ,,Okay wie wärs. Wir machen jetzt etwas zusammen und erzählen uns etwas über den Anderen und morgen gehen wir zu mir. Also nur wenn wir uns verstehen. Ich denke nämlich, dass wir bei dir keinen Filmabend machen können. Dein Bruder ist etwas eigen", schlug er vor. Hm, Filmabend klingt richtig gut. ,,Einverstanden. Dann erzähl mal Vinc. Wie bist du zum König geworden. Also wie hat das alles angefangen mit dem Badboy gehabe?"
Wir saßen inzwischen auf einer Bank und zogen uns die Schlittschuhe an. Gemeinsam gingen wir dann aufs Eis und ich war froh, dass meine Mutter mich früher oft mit hierher genommen hat, sonst hätte ich mich sehr wahrscheinlich blamiert. Er atmete gedankenverloren aus und fuhr langsam los. ,,In der High Scool fing's an. Da war ich eigentlich noch normal, hab halt mal mit der ein oder anderen Bitch geschlafen, aber war sauber wenn's um Drogen ging", begann er zu erzählen und wirkte dabei abwesend. Aufmunternd nahm ich seine Hand und lächelte ihn an. Auch er lächelte sanft und erzählte weiter. ,,Dann kam Kilian und noch zwei Jungs auf die Schule. Damals war er schon Anführer einer Gang von den Hunters. Sein Vater war einer der Könige. Wir verstanden uns auf anhieb gut und er stellte mir seine Gang vor. Naja und so fing es halt an. Man ist dann mal mit auf die ein oder andere harte Party gegangen und hat dann halt auch geraucht. Das was halt alle getan haben. Ja... Am Anfang hat es sich noch in Grenzen gehalten. Da haben meine Eltern auch noch im meinem Leben rum gepfuscht. Ich war halt der älteste Sohn und sollte später mal die Firma über nehmen. Hat dann halt nicht so funktioniert wie ich immer gedacht habe. Eine Zeit lang war ich auf der schiefen Bahn, bis ich dann zum 'harmlosen' Badboy wurde. Ich nahm nicht mehr so krass Drogen, aber hatte noch ein paar krumme Dinge am stecken. Zum Ende hin wurde es nochmal ein bisschen schlimmer. Ich hatte Stress mit meinen Eltern, weil sie meinten ich wäre kein gutes Vorbild für meinen kleinen Bruder. Er wollte immer so werden wie ich und war schon mit 13 das erste mal richtig dicht. Da gab es ziemlich Ärger", sagte er und lächelte matt. Ich sagte nichts, da ich merkte, dass es ihm schwer fiel darüber zu reden. ,,Okay, wir machen jetzt irgendwas lustiges, um dich abzulenken", sagte ich voller Euphorie und sah mich nach Shay um. Diese unterhielt sich angeregt mit Vik, während Eric und Kilian ein paar Mädels auf den Arsch glotzten. Geschmeidig fuhren wir zu den beiden Jungs rüber und gesellten uns zu ihnen. ,,Lasst uns irgendetwas machen", sagte ich und sah sie bittend an. Dabei versuchte ich so unschuldig wie möglich aus zu sehen. ,,Hahaha, okay", sagte Eric und pfiff einmal laut. Shay und Vik fuhren erschrocken rum um ihm im nächsten Moment den Mittelfinger zu zeigen. Dennoch setzten sie sich in Bewegung und kamen Hand in Hand bei uns an. Das wir somit die halbe Bahn versperrten ging uns am Arsch vorbei. ,,Was ist denn?", fragte Vik genervt. ,,Wir wolle irgendwas machen", sagte Kilian prompt und ich kicherte leise. ,,Naja, eigentlich wollten wir erst später in die Disco, da jetzt noch nicht viel los ist, aber.." Shay sah Vik an und dieser nickte. ,,Wir können ja noch was essen gehen", schlug er vor und alle stimmten begeistert zu.
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Lachend verließen wir die Eishalle und bahnten uns einen Weg durch die überfüllten Straßen. Viele Leute wichen uns aus, da sie bei dem Anblick von Vik und seinen Jungs Angst bekamen. Neugierig sah ich mich um, da ich lange nicht mehr in diesem Teil der Stadt war. Das bisschen Schnee was noch lag und nicht zu grau-braune Matsche geworden ist, glitzerte im Licht der untergehenden Sonne. Einige Passanten trugen dicke Wollschals und Mäntel, in denen sie sicher nicht froren. Da ich vorher schon wusste, dass Shay irgendwas für nachher plant, habe ich mir eine enge schwarze High Waist Hose angezogen, dunkelrote High Heels, ein dunkelrotes, bauchfreies, lockeres Top und eine Lederjacke. Die Jungs hatten alle T-Shirts und lockere Hosen an. Ja, so könnten wir uns auf einer Party blicken lassen.
Zielsicher steuerten Vik und Shay einen Italiener an, der sehr gemütlich aussah. Wir betraten das kleine Restaurant und mir schlug sofort der Geruch von Pizza und Pasta in die Nase. Ohne Umschweife setzten wir uns an eine Sitzecke mit großem Holztisch. Eingequetscht zwischen Vinc und Eric wurde mir dann schnell warm und ich zog meine Lederjacke aus. ,,Was kann ich ihnen bringen?", fragte der braungebrannte Kellner und warf mir und Shay vielsagende Blicke zu. Ich verdrehte nur die Augen und bestellte mir etwas. Die Anderen taten es gleich, wobei die Jungs ziemlich angespannt wirkten. Grinsend verschwand der Kellner und wir konnten uns ungestört unterhalten. Erst mal entschieden wir in welchen Club wir gehen wollten. Irgendwann einigten wir uns auf einen und machten gleich aus, dass wir morgen zusammen zu einer Hausparty gehen würden, die ein Freund der König schmeißt.
,,Wann musst du eigentlich zurück auf's Internat?", fragte ich und trank einen schluck von meiner Cola. ,,Sie geht nicht mehr dahin!", sagte Vik wütend und rückte näher an sie ran. ,,Das hatten wir schon Schatz. Du weißt wie gerne ich hier bleiben möchte, doch ich will einen anständigen Abschluss machen", sagte sie zu ihm und wand sich dann wieder an mich. ,,Nach Silvester erst. Ich bleibe also noch ein bisschen-" ,,Du bist achtzehn, entscheide doch einfach wo du deinen Abschluss machst. Mach ihn hier, bei mir", unterbrach Vik sie. Man sah wie sehr es ihn verletzte, dass sie wieder gehen würde. Mich machte es auch traurig, obwohl ich Shay erst kurz kenne und so gut wie gar nichts über sie weiß. ,,Vik, dass ist nicht so einfach!", presste sie aus zusammen gebissenen Zähne hervor und blitzte ihn wütend an. Gerade als er etwas erwidern wollte brachte der Kellner das Essen und zwinkerte mir zu. Solche Typen kann ich ja gar nicht ab. Genervt stocherte ich in meiner Pasta rum und steckte mir zwischen durch ein bisschen in den Mund. ,,Du musst mehr essen Süße", flüsterte mir plötzlich jemand zu und ich sah zu Vinc. ,,Hab nicht mehr so Hunger", erwiderte ich nur und trank noch ein bisschen.
Das Essen verlief ziemlich ruhig, wobei man merkte, dass es etwas angespannt zwischen Shay und Vik war. Draußen ergriff sie sofort meine Hand und zog mich mit sich. Wir liefen also vor den Jungs und konnten uns ungestört unterhalten. ,,Er kapiert es einfach nicht!", fluchte sie leise und fuhr sich durch die Haare. ,,Ich möchte ja hier bleiben, aber ich brauche einen guten Abschluss. Außerdem tut mir ein bisschen Abstand gut", fuhr sie fort und ihre Augen bekamen einen schmerzlichen Ausdruck. ,,Dann passiert auch noch so komisches Zeug. Dave schickt mir irgendwelche Bilder, Dylan taucht hier auf, Mason will mich mit Evil's Hilfe wegschaffen und ich habe einfach keine Ahnung wem ich noch vertrauen kann. Verstehst du? Mein Leben ist scheiße! Ich hasse meine Brüder, zumindest Nazar und...", erzählte sie gestresst und blieb plötzlich angespannt stehen. Ich habe Shay noch nie so außer sich erlebt. Das passt nicht zu ihr. ,,Beruhig dich, bitte Shay. Es macht mir Sorgen dich so zu sehen", sagte ich und zog sie weiter vorwärts, damit dich Jungs uns nicht zuhören konnten. ,,Jeder verarscht mich, macht mir was vor und missbraucht mein Vertrauen. Irgendwann bin ich eine einsame, gestörte Schachtel und pfeile mir die Fingernägel spitz, damit ich jedem der mir in den Weg kommt die Kehle aufschlitzen kann." Jetzt machte ich mir wirklich Sorgen. ,,Lass uns erst mal was trinken", sagte ich und zerrte sie in den Club, bei dem wir angekommen waren. Ich warf Vinc noch einen flüchtigen Blick über die Schulter zu, bevor wir uns hinein begaben. Es stank nach Schweiß, allerlei Sorten Parfum, Kotze und Alkohol. Die Menschenmasse rieb sich aneinander und du konntest nichts mehr erkennen. Kopfschüttelnd bestellte ich uns zwei Kurze, die wir auf Ex runter kippten. Dafür, dass in Amerika eigentlich Alkohol ab 21 war, waren die hier sehr locker. Ich bestellte zehn Stück, für jeden fünf und wir tranken immer auf etwas anderes.
1. ,,Auf jeden heißen Ex-, oder Freund" -Shay
2. ,,Auf unsere tollen Geschwister" -Ich
3. ,,Auf das 'erfolgreiche' Leben" -Shay
4. ,,Auf Hoffnung" -Ich
5. ,,Auf uns"- Shay
Wir kippten das fünfte Glas runter und knallten es dann auf die Theke. Bezahlt hatte ich schon, weshalb wir uns gleich in die Masse werfen konnten. Ausgelassen und leicht beschwipst tanzten wir und ich muss echt sagen, Shay kann gut tanzen. Sie zog mal wieder die Aufmerksamkeit von allen auf sich, aber auch ich wurde von ein paar Typen angemacht. Als einer dabei war, der nicht so hässlich war tanzte ich mit ihm und es war mir eigentlich ziemlich egal, dass er mich abfüllte. Alle paar Minuten hielt er mir ein neues alkoholisches Getränk unter die Nase und ich kippte es runter. Sein Grinsen wurde immer breiter und auch ich musste auch grinsen. Irgendwoher kannte ich ihn, doch ich dachte nicht darüber nach, da ich sonst Kopfschmerzen bekommen würde. Eng tanzten wir miteinander und ich stöhnte, als er meinen Hals küsste. Er packte meine Hand und zog mich in irgendeinen neben Raum. Hier stand ein alter Tisch und ein paar Kisten, die von einer dünnen Staubschicht überzogen waren. Energisch drückte er mich gegen eine Wand und verteilte harte Küsse auf meinem Hals. Immer wieder biss er etwas hinein oder saugte an einer Stelle. Als er meinen Schwachpunkt fand, wurden meine Knie zu Wackelpudding und ich musste meine Arme um seine Hals schlingen um nicht auf den Boden zu rutschen. Das wäre wahrscheinlich eh nicht passiert, da er mich so fest gegen die Wand drückte, dass ich mich nicht mehr bewegen konnte. Mit seinen Händen fuhr er meinen Körper ab und zwickte mir in den Po, was mich quieken ließ. Ein raues Lachen verließ seinen Mund und meinen ganzen Körper überzog eine Gänsehaut. ,,Du musst Shay nachher von mir grüßen,", flüsterte er und küsste mich hinters Ohr. Der Alkohol verlangsamte mein Denken und Handeln, weshalb ich nicht reagieren konnte, als der Typ, den ich irgendwoher kannte, mir etwas in den Bauch rammte. Ich schluckte schwer um im nächsten Moment hustend auf die Knie zu sinken. Erschrocken hielt ich mir eine Hand an den Mund und merkte dann erst die Schmerzen, die vom Alkohol etwas gedämpft wurden. Mit der anderen freien Hand fasste ich mir an den Bauch und zuckte zusammen, als ich mit den Fingern die Fleischwunde berührte. Danach sah ich panisch zu meiner anderen Hand und stellte fest das sie ebenfalls rot war. Erneut musste ich husten und ein Schwall Blut floss aus meinem Mund. Es ran mein Kin hinab und schon bald war ich voll mit Blut. Aus meinem Bauch floss ebenfalls Blut und ich fiel schwach auf die Seite. Mit jedem Tropfen Blut verlor ich mehr Kraft. Am Rande der Ohnmacht, oder war es doch schon der Tod?, nahm ich sich entfernende Schritte war...
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