2. Kapitel


"Sungie."
Minho kommt zu mir, stützt sich am Stuhl ab, während er mich an sieht,die Stirn runzelt.
"Was ist passiert?"
"Bin gestolpert und hab mir eine Platzwunde geholt."
Er nickt, schüttelt dann den Kopf.
"Hör zu Sungie..."
"Du hast wieder keine Zeit, richtig?" frage ich, klappe mein Notizbuch zu.
"Meine Mom will mit der ganzen Familie essen gehen und ich soll dich fragen, ob du mit kommen möchtest."
"Wäre es denn okay für dich?"
"Wieso sollte es das nicht? Du gehörst doch schon lange zu unserer Familie, Sungie."
Ich lächle leicht.
"Wann?"
"Heute Abend. Wir können ja davor etwas machen, bevor wir zusammen zum Restaurant gehen."
Ich nicke, bringe ihn zum lächeln.
"Gut, dann warte ich nach der Schule am Tor auf dich. Bis später Sungie."
Dann ist er wieder weg, setzt sich zu seinen Freunden, lässt mich alleine an dem Tisch zurück.
Er merkt es noch nicht einmal...
Er merkt noch nicht einmal mehr, wenn ich Lüge oder das es mir nicht gut geht.
Oder es interessiert ihn halt einfach wirklich nicht mehr.
Vielleicht muss ich irgendwas ändern... oder einfach verschwinden, neu anfangen. Vermissen würde mich hier sowieso niemand.
Vielleicht kann ich mit Felix nach Australien, dort neu anfangen.
Tief atme ich durch, nehme meine Sachen, verlasse die Cafeteria, laufe gegen Soobin, dem Schulsprecher.
"Tut mir leid." murmle ich, drücke mich an ihm vorbei, flüchte in den Musikraum.
Ich habe schon ewig nicht mehr gespielt, dass letzte Mal für meine Mom, kurz bevor sie gestorben ist.
Zögerlich setze ich mich ans Klavier, streiche über die Tasten.
Klavier spielen kann man doch nicht verlernen, oder?
Möchte ich überhaupt spielen?
Ich weiß es nicht.
Eigentlich weiß ich so vieles nicht...
Ach scheiß drauf.
Ich schließe die Augen, fange an zu spielen, singe dabei leise das Lieblingslied meiner Mom.
Es ist das letzte was ich für sie gespielt habe und jetzt nach zwei Jahren auch das erste was ich wieder spiele.
Dabei kann ich noch nicht einmal Noten lesen.
Ich kann Klavier und Gitarre spielen, aber weiß eigentlich absolut gar nichts davon. Ich spiele nach Gefühl und meistens ist es einfach richtig.
Ich stoppe, höre auf zu spielen.
"Du bist unglaublich gut." sagt jemand, weshalb ich erschrocken hoch sehe, ins Gesicht von einem von Minhos Freunden... entweder Yuta oder Yeosang...sorry, aber irgendwie weiß ich da nie, wer wer ist...
"Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken, aber du spielst so unglaublich gut, dass ich nicht einfach vorbei gehen konnte."
Ohne es zu wollen, werde ich verlegen, wahrscheinlich auch absolut rot, sehe aufs Klavier.
"Danke..."
"Ich bin übrigens Yuta und du?"
Ich sehe wieder hoch.
"Jisung." murmle ich, bin leicht überfordert.
"Du bist mit Minho befreundet, oder?"
"Ich denke schon.."
Wieso stellt er so viele Fragen?
Wieso ist er überhaupt hier?
Kann er mich einfach wieder in Ruhe lassen.
"Du denkst schon?"
Neugierig mustert er mich, als ich ihm jedoch keine Antwort gebe, wird sein Blick entschuldigend.
"Tut mir leid. Ich wollte dich nicht überfordern. Manchmal bin ich wohl etwas zu neugierig. Eigentlich wollte ich auch nur sagen, dass du unglaublich talentiert bist...Ich lasse dich dann mal wieder alleine."
"Danke." murmle ich, sehe ihm nach, wie er mit einem verlegenen grinsen geht.
Ich dagegen widme mich wieder dem Klavier, spiele ein paar Töne, lasse dann davon ab und gehe zum Unterricht.

"Sungie, es ist doch okay, wenn Hyunjin, Seungmin und Yuta mit uns kommen, oder? Ich habe ihnen versprochen..."
Ab da höre ich ihm nicht mehr zu.
Er hatte es ihnen versprochen..
Und das was er mir versprochen hat ist ihm egal.
Ich bin ihm egal.
Er kann es nicht leugnen, tut es auch nicht Mal. Er zeigt mir mit seinen Taten wie egal ich ihm geworden bin.
"-Sung? Jisung?"
Ich zucke zusammen, komme zurück ins hier und jetzt.
"Ist schon okay..macht ihr ruhig was zusammen..Ich geh nach Hause.", murmle ich, gehe an ihnen vorbei.
"Sungie..."
Minho folgt mir, hält mich am Arm fest, dreht mich zu sich.
"Du kannst mit uns mitkommen, Sungie. Schließlich möchte ich auch Zeit mit dir verbringen."
"Okay..." murmle ich, bringe ihn zum lächeln.
Minho lächelt nicht oft, aber es ist schön, dass ich es trotzdem noch schaffe...
Das ich es schaffe ihn immer noch zum lächeln zu bringen.
"Gut. Es wird dir gefallen, Jisung."
Er lässt mich los, winkt seine Freunde zu uns.
"Was machen wir eigentlich?" frage ich ihn leise, bekomme aber keine Antwort darauf, da er fast sofort in ein Gespräch verwickelt wird.
Seufzend folge ich ihnen etwas langsamer.
"Fühlst du dich nicht wohl?"
Ich sehe zu Yuta, zucke mit den Schultern.
Ich bin introvertiert und dazu habe ich sowieso irgendwie eine soziale Phobie, welche nicht wirklich besser, eher schlechter wird.
Allgemein habe ich vor vielen Sachen Angst..
"Weißt du wo wir hingehen?" frage ich ihn, bekomme ein lächeln von Yuta zu sehen.
"Wir gehen zu einem weiteren Kumpel von uns und dann zusammen zur Kirmes. Minho meinte, dass er dort hin möchte."
Ich nicke nur, schlinge meine Arme um mich.
"Hay...wenn du dich unwohl fühlst, musst du etwas sagen. Ich denke nicht, dass es Minho schlimm finden würde."
Ich zucke mit den Schultern, sehe zu Minho, welcher mit Seungmin und Hyunjin über irgendwas diskutiert.
"Na komm.."
Yuta nimmt meine Hand, zieht mich mit zu den dreien.
Minho sieht zu uns, dann auf unsere Hände, zieht eine Augenbraue hoch, sagt jedoch nichts.

Zehn Minuten später sind wir in einer kleinen Wohnung, welche ziemlich dunkel ist und dazu ziemlich nach Gras und Zigaretten riecht.
"Jungwon du Penner, steh auf!" ruft Hyunjin durch die Wohnung, während ich mich etwas mehr an Yuta drücke.
Lieber wäre ich bei Minho, aber dieser ist schon irgendwo in dieser Wohnung verschwunden.
"Ich bin doch wach.."
Dieser Jungwon kommt zu uns, fährt sich durch die Haare, begrüßt die anderen.
"Ui ausnahmsweise kommt auch mal eine süße Schönheit in meine Wohnung...Ich bin Jungwon und du Schönheit?"
Yuta lacht leise.
"J-Jisung."
"Möchtest du auch etwas Gras zur Entspannung? Dann können wir auch zusammen chillen..vertrau mir es wird toll..."
Er zieht mich an sich, weshalb ich mich verkrampfe, versuche ihn von mir zu drücken.
"Das würde ich an deiner Stelle nicht tun." sagt Yuta, wird aber ignoriert.
"Jungwon..."
"Nimm deine dreckigen Finger von Jisung, Jungwon." knurrt Minho, weshalb dieser mich sofort los lässt, die Hände hebt.
"Kann ich doch nicht wissen, dass er unter deiner Obhut steht. Sonst interessiert dich auch niemand."
Minho zieht mich an sich, mustert mich kurz besorgt. "Alles gut?" fragt er leise.
Ich nicke nur, fühle mich in seiner Nähe am wohlsten.
"Ich wusste nicht mal, dass du ein Beschützer Instinkt hast. Du bist so langweilig. Da bringst du so eine Schönheit zu mir nach Hause und ich darf ihn noch nicht mal haben."
Minho knurrt.
"Fass ihn einfach nicht an und vor allem, gib ihm keine deiner scheiß Drogen, kapiert? Wenn du das tust, dann bring ich dich um. Hast du mich verstanden?"
"Langweiler...also was wollt ihr eigentlich hier?"
Minho streicht sanft über meine Seiten. "Ich wollte nur meine Bestellung abholen."
Jungwon verdreht die Augen, geht in ein Zimmer und kommt mit ein paar kleinen Päckchen zurück. Ich sehe zwischen den Päckchen und Minho hin und her, eh ich mich aus seinem Griff winde, die Wohnung verlasse.
Das ist mir dann doch gerade zu viel.
Tief atme ich durch, lehne mich gegen die Hauswand.

"Jisung!"
Jisoo, Minhos kleine Schwester, springt vom Stuhl auf, rennt zu mir, umarmt mich.
"Hay Zuckerpuppe." murmle ich, streiche durch ihre Haare.
Eigentlich wollte ich vorhin gehen, aber hab mich dann doch gezwungen dort zu bleiben, nichts zu sagen. Am liebsten würde ich Minho dafür die Meinung geigen, aber es würde sich sowieso nichts ändern...Er hat noch nie auf mich gehört.
Jetzt bin ich hier...
Mit ihm bei seiner Familie, welche ich schon ewig nicht mehr gesehen habe.
"Du bist groß geworden, Jisoo..."
Sie nickt hektisch. "Ich bin jetzt schon sieben!" sie sieht mich freudestrahlend an, bringt mich damit zum lächeln.
"So alt schon? Dann bist du ja fast Oma."
"Nein!" quiekt sie lachend, zieht mich mit zum Tisch, während Minho uns stumm folgt.
"Hallo Jisung. Schön dich wieder zu sehen.", lächelt Eunha.
"Freut mich auch Eunha."
Ich setze mich neben Jisoo, welche mich strahlend an sieht und fängt an über alles mögliche zu reden, während ich ihr zu höre..
Minho, welcher neben mir sitzt, greift nach meiner Hand, drückt diese fest, als sein Vater sich zu uns setzt.
"Hay mein Schatz, wie war die Arbeit?"
"Anstrengend.."
Joshua drückt seiner Frau ein Kuss auf die Lippen, während ich sanft über Minhos Hand streiche, absolut keine Ahnung habe, was mit ihm los ist.
Minho verschränkt unsere Finger miteinander, sieht kurz zu mir, lächelt schwach.
Dann bringe ich dieses Essen mal hinter mich...

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