𝖝𝖝𝖝𝖎. Super Limonade
( von -aquamoods )
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KAPITEL EINUNDDREIẞIG
Super Limonade
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NACH IHREM KÜRZLICHEN NAHTODERLEBNIS WEGEN BARTY CROUCH SCHOB ELOISE ES AUF, ZU IHRER FAMILIE ZURÜCKZUGEHEN. Stattdessen machte sie sich an diesem Nachmittag auf die Suche nach ihren anderen Freunden, sobald sie sich von den Weasleys verabschiedete, die sie schon heute Abend wiedersehen würde.
Da Arwen gerade bei Grace wohnte, überraschte es sie nicht, die beiden zusammen vor dem Zelt der Fortescues sitzen zu sehen. Grace war in einen roten Umhang gehüllt und hatte bulgarische Flaggen auf ihre Wangen gemalt, wobei ihre Loyalität Bulgarien gegenüber sicher auch ein wenig an Viktor Krum lag. Arwen hatte sich recht neutral an, jedoch entging ihr nicht, dass sie ziemlich müde im Feuer herumstocherte.
„Hi Leute", sagte Eloise beschwingt, als sie vor ihnen stehenblieb. „Wo ist Ophelia?"
„Wir haben sie noch nicht gefunden", entgegnete Grace sofort. „Aber sie ist mit Lee hergekommen."
„Dann wissen Fred und George bestimmt, wo er ist", stellte Eloise mit einem Nicken fest und setzte sich zu den beiden ans Feuer.
Arwen und Grace tauschten einen Blick aus, bevor sie sie verschwörerisch lächelnd ansahen. „Wie läuft es denn so mit unserem Plan?", fragte Arwen herausfordernd. „Die Offensive?"
„Na ja", entgegnete Eloise. „Ich bin heute zu ihnen gegangen und habe mit der Familie gegessen. Fred und George haben ihr ganzes Geld auf Irland gewettet, mit dem Zusatz, dass Viktor Krum den Schnatz fängt—"
„Was eine sehr gewagte Wette ist", warf Grace stirnrunzelnd ein.
„Ja, eben! Und dann haben wir darüber diskutiert und dann kam Crouch und er nennt Percy die ganze Weatherby, obwohl er hundertprozentig weiß, wie er heißt. Also habe ich ihm irgendwie gesagt, dass er respektlos ist, deswegen wollte ich mich lebendig begraben, aber dann hat Fred seine Hand auf meine gelegt und dann wollte ich doch wieder leben."
Arwens und Graces Blicke wechselten zwischen Fassungslosigkeit und Verwirrung.
„Ist Crouch nicht dieser gruselige Typ?", fragte Grace nach einer kurzen Pause.
Eloise nickte hilflos.
„Ich will mich eigentlich für ein Praktikum bei ihm in der Abteilung für Internationale Magische Zusammenarbeit nächsten Sommer bewerben, aber er nimmt immer nur drei Leute und ich weiß nicht", fuhr Grace fort.
„Ich wusste nicht, dass du daran überhaupt Interesse hast", sagte Eloise ein wenig überrascht und dankbar bei die Ablenkung. „Also an einer Arbeit im Ministerium."
„Na ja, eigentlich schon", gab Grace zu. „Ich könnte mir was mit Magischem Recht und Politik vorstellen."
Eloise fühlte sich in diesem Moment umso schlechter dafür, dass sie keine Ahnung hatte, was sie machen wollte.
„Wie auch immer", fuhr Grace dann fort, als wäre das alles unwichtig. „Fred hat deine Hand genommen?"
Eloise zuckte verunsichert mit den Schultern.
Ein seltsamer heiserer Schrei verließ Grace. „Mach vor, wie."
„Also ich saß da so", antwortete Eloise, „Kurz vorm Sterben wegen Crouch — und dann hat er so gemacht." Sie nahm Arwens Hand und versuchte nachzuspielen, wie Fred sie berührt hatte, um ihr Halt zu geben.
„Man, Eloise", sagte Grace. „Bitte mach endlich was da draus, das ist ja so süß, dass es kaum auszuhalten ist."
„Aber was soll ich denn machen?", fragte Eloise verzweifelt.
„Ihn küssen?", entfuhr es Grace und Arwen gleichzeitig so energisch, dass sie zurückzuckte. Okay okay...
„Aber sollte er das nicht machen?"
„Wieso?", fragte Arwen ungerührt.
„Ich weiß nicht", gab Eloise zurück. „Er weiß doch bestimmt viel eher, wie das funktioniert, und hat mehr Erfahrung mit sowas."
„Hat er das?", fragte Grace ehrlich interessiert.
„Ich denke mal", meinte Eloise, jedoch etwas unsicher.
„Fred hatte noch nie eine Freundin und ich habe noch nie Gerüchte gehört, dass er mit irgendjemandem richtig was hatte", fuhr Grace fort. „Ich glaube nicht, dass er so viel Erfahrung hat, wie du denkst."
„Hm." Eloise sah nachdenklich ins Feuer. „Ich muss noch eine Strategie entwickeln." Als Arwen herzhaft gähnte, wandte sie ihre Aufmerksamkeit ihr zu. „Vollmond?"
„Mhm", stimmte Arwen mit einem Nicken zu. „Der letzte war anstrengend. Der Wolfsbanntrank nimmt leider nicht die Schmerzen und die Erschöpfung."
„Ach, apropos", entgegnete Eloise, „Schickt Snape dir eigentlich in den Ferien die Tränke zu?"
„Eigentlich hätte er das", antwortete Arwen, „Aber Lupins Frau hat angeboten, sie für mich zu machen."
„Lupin ist verheiratet?", platzte es Eloise ungläubig heraus.
„Was glaubst du, wieso er das ganze letzte Jahr einen Ring getragen hat?" Grace schien wenig überrascht über diese Offenbarung zu sein.
Eloise setzte einen überforderten Gesichtsausdruck auf. „So genau achte ich auf so was nicht." Sie zuckte mit den Schultern. „Ich trage auch einen Ring und bin nicht verheiratet."
„Behauptest du", warf Arwen trocken ein.
„Aber wenn ein Mann in seinem Alter einen Ring am rechten Ringfinger trägt, der sehr wie ein Ehering aussieht, ist es schon offensichtlich." Grace hörte sich wie ein wahrer Kenner ihres Fachgebiets an. „Wenn man Klatsch liebt, gewinnt man ein Auge für solche Details."
„Und seine Frau ist gut in Zaubertränke?", fragte Eloise Arwen, die fast schon amüsiert bei dieser Frage aussah.
„Seine Frau ist Paige Arora, also ja", antwortete sie mit einem leichten Lachen, als würde das alles erklären.
Eloise sah sie eine Weile an, bis sie erkannte, dass sie keine weiteren Informationen von selbst bekommen würde. „Wer ist Paige Arora?", fragte sie und verzog entschuldigend das Gesicht bei ihrer Unwissenheit.
„Die Entwicklerin des Wolfsbanntranks, Eloise." Als Erkenntnis über das Gesicht ihrer Freundin huschte, sah Arwen zufrieden aus. „Sie ist richtig gut. Wegen ihr hat der Vielsafttrank eine Wirkung von einer Stunde, davor waren es nur fünfundvierzig Minuten. Du hast doch bestimmt schon von ihr gehört."
„Vielleicht", entgegnete Eloise. „Keine Ahnung."
„So, Ladys, hier ist das Wasser!"
Eloise drehte sich um, als sie die Stimme hinter sich hörte und wusste im nächsten Moment, warum sie ihr so vertraut vorkam. Will kam auf den Zeltplatz zu und warf Grace ein Grinsen zu, obwohl diese nur die Augen verdrehte. Er hatte einen Leprechaun-Hut auf und war komplett grün-weiß gekleidet, im deutlichen Kontrast zu ihr.
„Ja, meine lieben Nachbarn sind mit uns hier", beantwortete Grace Eloises unausgesprochene Frage, als Will sich zu ihnen setzte.
„Ich will natürlich nicht stören", begann er.
„Doch", antwortete Grace.
„Nicht absichtlich", fügte Will hinzu.
„Du hältst zu Irland, nur weil ich zu Bulgarien halte."
„Ja, weil ich keinen Landesverrat begehen will. Die britischen Inseln müssen zusammenhalten, hallo?" Er sah zu Eloise. „Bist du auch für Irland?"
Eloise sah Grace entschuldigend an und nickte dann.
Grace seufzte.
„Außerdem", fuhr Will dramatisch fort und schüttelte kurz den Kopf, um eine blonde Strähne loszuwerden, die ihm in die Stirn hing, „Wäre es doch langweilig, wenn wir für das gleiche Team sind."
„Mein Leben wäre wirklich sehr langweilig ohne dich." Sie sah ihn an und hob betont ernst die Augenbrauen.
„Ich weiß", gab Will zurück. „Und ich muss ja jede Sekunde nutzen, wenn ich dich erst an Weihnachten wiedersehe."
„Ich komme an Weihnachten nicht zurück."
Eloise wusste nicht, ob sie es sich einbildete, aber sie glaubte, dass Will darüber tatsächlich etwas traurig aussah. „Oh", erwiderte er, plötzlich ruhiger geworden, als wüsste er nicht, was er dazu sagen solle. „Wie— Wieso?"
„In den Weihnachtsferien findet wohl irgendetwas Besonderes statt und es bleiben fast alle da", antwortete Grace, die selbst von seiner Reaktion überrascht zu sein schien. Sie wandte hastig den Blick von ihm ab.
Eloise war froh, dass sie nicht die einzige zu sein schien, die Probleme damit hatte, mit ihren Gefühlen umzugehen.
ღ ღ ღ
Auf dem Weg hinauf in den obersten Bereich des Stadions musste Eloise sich mit drehendem Kopf von Grace und Arwen verabschieden. Die Fortescues würden recht mittig sitzen, während sie sich weiter auf den Weg zur Ehrenloge machte... Zu ihrem Vater... Und Barty Crouch.
Obwohl um sie herum alle in Euphorie ausbrachen, Fans laute Gesänge anstimmten und munter lachten, war Eloise wegen dieser Sache schrecklich mulmig zumute. Es machte ihr die Feierlaune völlig zunichte. Doch irgendwann begann sie trotzdem, im Takt zu nicken und die Treppen hinaufzuhüpfen.
Der einzige Lichtblick war, dass sie in der Ehrenloge auch Fred und George wiedersehen würde, und das war etwas, worauf sie sich wirklich freute. Als sie ankam, atmete sie erleichtert durch. Ihre Familie war noch nicht da — aber dafür die Weasleys, Harry und Hermine! Mr Weasley begrüßte gerade einen Mitarbeiter des Ministeriums, während Eloise lächelnd auf Fred und George zulief, ohne weiter darüber nachzudenken. Sie ließ sich in die Reihe hinter ihnen fallen, die zwar reserviert, aber noch frei war, da die Zauberer, denen sie gehörte, noch nicht da waren. Es war also in Ordnung, dass Eloise sich das Recht darauf nahm, sich auf den Platz zu setzen, der genau hinter den Zwillingen war.
„Hey", grüßte sie sie mit beschwingter Stimme, bevor sie sich nach vorne lehnte, um ihre beiden Armen flach auf ihre Rückenlehnen zu legen und ihren Kopf auf ihren Händen abzustützen.
Fred und George drehten sich überrascht zu ihr um und rückten ein wenig nach vorne, um sie richtig ansehen zu können.
„Ist heute was mit dir?", fragte Fred, während er sie musterte.
„Vielleicht steckt mich die Feierlaune an", gab sie nur zurück. Tatsächlich fühlte sie sich etwas unbeschwerter.
„Hast du was genommen?" George sah skeptisch aus.
„Hm." Eloise runzelte ernsthaft die Stirn. „Ich habe eben nur zwei Met mit Grace und Arwen getrunken. Ich habe soo Angst, meinen Dad gleich zu sehen. Bestimmt hat Crouch ihm was erzählt, dieser gruselige Mann." Sie senkte die Stimme und wisperte, als teile sie ein schwerwiegendes Geheimnis: „Ich hab solche Angst, dass mir schon ganz schwindlig ist. Wahrscheinlich kann ich nicht mehr richtig atmen aus Panik." Sie sagte das letzte Wort so heftig, dass das P klang, als wolle sie bei einem Wettbewerb im Beatboxen antreten.
„Aha", antwortete Fred ein wenig amüsiert.
„Hör auf so zu gucken", beschwerte Eloise sich grummelnd und stieß ihn spielerisch mit der Faust in die Schulter, während sie ihre Lippen zu einem Schmollmund verzog. „Ich habe wirklich Angst."
„Ähm, Eloise—", begann George mit dem gleichen seltsamen Grinsen. Das war nicht sehr nett von ihnen, oder? Sie sollten Mitleid haben. Grenzenloses.
„Seit wann ist dir denn ein bisschen schwindlig?", fragte Fred.
„Na ja." Eloise begann schwerfällig zu überlegen. „Irgendwann, als ich da mit Grace und Arwen ums Feuer saß, ging es wohl los mit der Panik — hach." Mit einem lauten Seufzen streckte sie die Arme von sich und legte sie in einer großen Geste um Fred und Georges Schultern. Auf ihrem Sitz kniete sie nur noch am Rand und wenn sie sich nicht so an den beiden festhalten würde, würde sie direkt auf den Boden fallen. Irgendwie lustig, wenn man darüber nachdachte. „Ich komme mal zu euch rüber."
Als sie sich ohne Vorwarnung aufstützte und über ihre Rückenlehne kletterte, hielten Fred und George sie hastig fest, damit sie nicht vorneweg über die Sitzplätze flog. Zufrieden kichernd ließ sie sich zwischen ihnen auf der Armlehne zwischen den beiden fallen und legte wieder ihre Arme um sie. Abwesend starrte sie auf das Quidditchfeld vor ihnen, das in goldenes Licht getaucht war.
„Will hatte eine leckere Limonade dabei", begann sie irgendwann von sich aus zu erzählen. Eigentlich waren es nur ein paar Sekunden gewesen, aber ihre Denkpause kam ihr wie eine Ewigkeit vor. „Die war sehr zitronig und da war noch was anderes drin... Irgendwas Russisches, so klang es zumindest."
Fred und George tauschten einen Blick aus, als sie verstanden, wovon Eloise sprach. Sie grinste breit.
„Hach", entfuhr es ihr erneut. „Ohne euch hätte ich das niemals zu Crouch gesagt. Ich bin so froh, dass wir befreundet sind."
„Du ehrst uns, Eloise", erwiderte George übertrieben.
„Du treibst uns glatt Tränen in die Augen", schnäuzte Fred.
Sie drehte sich zu ihm um und zwinkerte verschmitzt. Fred hob die Augenbrauen, doch bevor er etwas sagen sollte, ließ Eloise ihren Kopf nach vorne fallen — direkt so, dass sie ihre Stirn und Nase gegen seine Schläfe lehnte.
„Vielleicht solltest du öfters mal Panik haben", merkte Fred trocken an.
Eloise schnaubte etwas Amüsiertes, das keiner verstand, bevor sie den beiden energisch durch die Haare wuschelte und anschließend zweimal ihren Kopf tätschelte. „Jetzt weiß ich's wieder!", rief sie plötzlich laut aus und fuhr rasant auf. „Vodka Lemon hieß der Saft."
„Super Limonade", gab George trocken zurück.
„Ja, ich weiß", grinste Eloise zufrieden, genau in dem Moment, als plötzlich ihr Vater die Loge betrat und es still wurde. Durch das laute Gespräch, das er mit dem bulgarischen Minister führte, drehte Eloise sich interessiert um und riss die Augen auf. „Oh nein", murmelte sie. „Ich bin tot."
Dann drehte sie sich zu Fred. „Es war so schön, dich gekannt zu haben", sagte sie dramatisch und lehnte sich vor, um ihn auf die Wange zu küssen.
„Ich finde, es wird gerade erst schöner", antwortete Fred, doch Eloise ließ sich schon in einer langsamen Bewegung von der Armlehne rutschen, ohne ihn aus den Augen zu lassen, bis sie unten auf dem Boden ankam und ihr Kinn auf dem Ende der Lehne abstützte. „Ich bleibe hier, okay?"
„Eloise, Schatzi", begann George auf einmal.
„Wir müssen dir was sagen", beendete Fred seinen Satz.
„Hm?" Eloise runzelte die Stirn.
„Dir ist nicht schwindlig, weil du Panik hast."
„Dir ist schwindlig, weil du ein bisschen angetrunken bist."
Eloise blinzelte dreimal, als Fred das sagte. „Das kann gar nicht sein", antwortete sie dann, als wäre Fred total zurückgeblieben. „Ich habe schon oft Sekt oder so getrunken und klar, manchmal merkt man es ein bisschen, aber doch nicht so und das nach zwei Met."
„Nach deinem Saft schon." Fred sah dabei zu, wie ihre Gesichtszüge in sich zusammenfielen.
„Vodka knallt", erklärte George kameradschaftlich.
„Oh Gott", entgegnete Eloise. „Oh Gott. Deswegen verhalte ich mich so seltsam? Verhalte ich mich seltsam?"
„Ich sag's mal so, ich beschwere mich nicht", antwortete Fred. „Aber ja. Du bist kein wandelndes Mysterium mehr."
Eloise zog die Augenbrauen zusammen. Oh Gott. Sie realisierte, was sie eben in einem Anflug des Übermuts getan hatte. Ihr Vater stand da. Sie musste sich zusammenreißen.
„Okay", begann Fred, der nun sah, wie die richtige Panik in Eloises Augen trat, und sich nach vorne beugte, um sie an den Schultern zu packen. „Wenn du läufst, konzentrier dich wirklich rein darauf. Versuch, nicht viel zu reden. Ganz unauffällig."
Eloise hörte ihn kaum, als sein Gesicht so nah vor ihrem war. Sie war zu beschäftigt, es zu betrachten. „Ich mag deine Sommersprossen", rutschte es aus ihr heraus.
Fred lächelte zufrieden. „Vielleicht bleibst du aber auch noch hier und wir hören uns an, was du uns noch so zu sagen hast", schlug er verschmitzt vor, doch Eloise verdrehte nur die Augen und schlug ihm auf den Arm. Langsam rappelte sie sich auf und hielt sich an der Stuhllehne neben sich fest. Ihr Blick war fest auf ihren Vater konzentriert.
„Laufen", gab George ihr als letzten Ratschlag leise mit und schob sie vorsichtig voran, damit sie sich in Bewegung setzte. Gegenüber ihres Vaters stand Lucius Malfoy mit seiner Frau und seinen beiden Kindern, Draco und seine jüngere Schwester Lucrezia.
Letztere hatte die weißblonden Haare zu einem hohen Pferdeschwanz zurückgebunden. Ihre Haare waren gewellt, während sie die grauen Augen auf ein bestimmtes Mitglied der Familie Weasley gerichtet hatte und gespielt höflich lächelte. Eloise wusste, dass es vor Ironie nur so triefte.
Was Draco für Harry war, war Lucrezia Malfoy für Ginny Weasley.
Es überraschte sie nicht, im Blick der jüngsten Weasley einen Ausdruck zu sehen, als würde sie Lucrezia mit Dolchen attackieren wollen.
„Oh, hallo", sagte Eloise jedoch, bevor sie sich bremsen konnte, und blieb mit einem netten Lächeln zwischen Mr Weasley und ihrem Dad stehen, der sie nur kurz ansah. Dass die Stimmung gerade so angespannt war, dass man die Spannung in der Luft vermutlich messen konnte und Mr Malfoys Augen missbilligend auf Arthur gerichtet waren, merkte sie gar nicht.
Narzissa lächelte ihr höflich zu, auch wenn sie weiter die Nase rümpfte. „Du kommst jetzt ins sechste Schuljahr, oder?", fragte sie sie.
„Genau", antwortete Eloise und setzte ihr freundlichstes Lächeln auf. „Die ZAGs liefen toll."
Lucrezia und Draco tauschten einen gelangweilten Blick aus, als wollten sie sich endlich hinsetzen.
Währenddessen wandte sich Lucius leise an Mr Weasley. „Meine Güte, Arthur", sagte er, bedacht darauf, dass Eloises Dad nicht mitbekam. „Was mussten Sie denn verkaufen, um Plätze in der Ehrenloge zu bekommen? Ihr Haus hätte sicher nicht genug eingebracht?"
Währenddessen verkündete ihr Vater, der nichts gehört hatte, leichthin: „Lucius hat soeben eine sehr großzügige Spende für das St.-Mungo-Hospital für Magische Krankheiten und Verletzungen gegeben, Arthur. Er ist mein Gast heute."
Mr Weasley lächelte gezwungen. „Wie — wie schön." Er klang angespannt.
Mit einem herablassenden Nicken ging Mr Malfoy zu seinen Plätzen, seine Familie folgte ihm. Ludo rief nach ihrem Vater.
„Nur eine Sache", wandte Eloise sich ernst an Mr Weasley, weil sie das alles wirklich nicht schweigend so stehen lassen konnte. Sie hoffte, sie klang halbwegs normal (es gelang so mäßig). „Sie und Ihre Familie sind hundert Mal besser als die."
Arthur sah überrascht aus. „Danke, Eloise", sagte er aber schließlich. Eloise hielt nickend einen Daumen hoch. Was sie sonst nie getan hätte. Sie war wirklich ein bisschen angetrunken.
Bevor sie irgendetwas anstellen konnte, folgte sie schnell ihrem Dad zu dem Platz neben ihrer Mutter. Ihr Dad schien nichts von der Sache mit Crouch zu wissen — er schien ziemlich vergnügt und regelrecht in Hochstimmung zu sein.
„Freust du dich schon?", fragte ihre Mum.
„Oh ja." Zur Demonstration hielt Eloise ihre Hand hoch und legte ihren Daumen und Zeigefinger aneinander, um ein O zu formen. Was hatte sie den plötzlich mit diesen Gesten? Groggy ließ sie sich auf ihren Platz sinken. Ah, wie schön es war, zu sitzen.
Sie drehte kurz den Kopf zu der Reihe herum, in der Fred und George saßen und als sie tatsächlich zu ihr blickten, winkte sie grinsend. Die beiden schüttelten den Kopf und winkten ebenso übertrieben wie sie zurück.
Hoffentlich gewann Irland... Die beiden durften doch nicht verlieren.
„Meine Damen und Herren... willkommen!", hallte Ludo Bagmans Stimme durch das Stadion und Eloise stellte fest, dass es wohl schon so weit war. „Willkommen zum Endspiel der vierhundertundzweiundzwanzigsten Quidditch-Weltmeisterschaft!"
Eloise versuchte halbwegs die Energie zum Klatschen aufzubringen, aber irgendwie fühlten sich ihre Hände verzögert an, als sie sie zusammenführen wollte. Um sie herum wurden Nationalhymnen gesungen und tausende Flaggen waren auf dem Feld zu sehen.
„Und jetzt möchte ich Ihnen ohne weiteres Brimborium unsere Gäste vorstellen... die bulgarischen Mannschaftsmaskottchen!"
Im scharlachroten Block wurde laut gejubelt und Eloise legte den Kopf schief, als sie sah, wie die viele Frauen auf den Platz liefen. Sie waren wunderschön mit ihrer im Mondlicht glänzenden Haut und den weißgoldenen Haaren. Es waren Veela. Eloise betrachtete sie dabei, wie sie tanzten, und drehte den Kopf herum, als sie merkte, wie sich Leute in der Loge zu bewegen begannen. Hauptsächlich aber... Männer.
Die einzige Ausnahme war Lucrezia Malfoy, die gemeinsam mit ihrem Bruder Draco an den Rand der Loge getreten war. Sie wirkte abwesend, als sie wie hypnotisiert auf die Veela blickte, und lehnte sich immer weiter über das Geländer, als würden sie gleich hinunterspringen wollen, um zu ihnen zu gelangen.
Auch Harry und Ron hielten wie erstarrt inne, als die Veela verschwanden, jeweils ein Bein auf der Brüstung, als wären sie gleich zu ihnen gesprungen. Mit einem Zwicken in der Brust drehte sie den Kopf nach hinten, um Fred und George in der Menge auszumachen. Auch sie hatten immer noch wie erstarrt den Mund geöffnet und waren völlig verzaubert. Im Stadion waren böse Rufe zu hören und auch die Zwillinge stimmten mit ein. George war kurz davor, seinen Irland-Hut wegzuwerfen. Selbst Ginny schüttelte kurz verwirrt den Kopf, als müsse sie sich in die Realität zurückholen.
Als sie den Kopf zurück nach vorne bewegte, drehte sich die Welt wieder leicht. Eloise beschloss, kurz die Augen zu schließen, einfach um... kurz in diesen bequemen Sitzen zu entspannen. Nur ganz kurz.
ღ ღ ღ
Eloise schreckte auf, als sie ein lautes, ekelhaftes Kreischen hörte. Ruckartig zuckte sie aus ihrer bisherigen Position hoch. War sie etwa...? Oh Merlin, sie war doch wirklich eingeschlafen. Ihre Augen wanderten schnell zum Ursprung des Lärms: Die Veela, nun in ihrer ursprünglichen Gestalt, mit scharfen Vogelköpfen und den schuppigen Flügeln, schienen sich auf die Leprachans gestürzt zu haben und wurden nur von den Explosionen übertönt, die von den Ministeriumsmitarbeitern stammten.
Dann konzentrierte sich Eloise auf das Wesentliche. Die Bulgaren waren im Ballbesitz und Eloise hatte gar keine Zeit, nach der Spieltafel zu sehen, da Krum im nächsten Moment von einem Klatscher erwischt wurde, den der Treiber der Iren auf ihn feuerte.
Mitfühlend verzog sie das Gesicht. Das sah heftig aus. Krum blutete schrecklich und seine Nase sah schlimmer als gebrochen aus.
Doch da ging ein weiteres Raunen durch das Publikum. Der irische Sucher ging in den Sturzflug. Eloise beugte sich nach vorne. Ihr Blick fand die Punktetafel. Wenn Irland ihn fing, hatten sie wirklich gewonnen! Aber Fred und Georges Wette... Oh nein. Ihr Blick fiel auf Krum, der trotz seiner Verletzung dem Schnatz hinterher jagte. Aber selbst, wenn Krum ihn fing...
Sie sprang auf und begann zu schreien. Der Schwindel war etwas besser geworden, ihr war nur leicht übel. „Na los, Krum!", schrie sie aus voller Kraft. Ihre Mutter warf ihr einen befremdlichen Blick zu, doch Eloise hüpfte aufgeregt in die Luft. Und dann krachte der irische Sucher mitten auf den Boden. Eloises Augen weiteten sich hoffnungsvoll.
Mitten im Getümmel der Spieler stieg Viktor Krum in die Höhe und hielt doch tatsächlich die Hand hoch. In seiner mit Blut beschmierten Hand glänzte... der Schnatz.
Doch Bulgarien hatte trotzdem nicht gewonnen.
Noch bevor Ludo Bagman seinen Satz „Irland gewinnt!" beenden und ihr Vater sie freudig umarmen konnte, schob sie sich durch die Sitzreihe, halb stolpernd, halb springend. Sie dachte kaum nach, während sie durch die Loge hetzte. Ihre Augen waren nur auf Fred und George gerichtet.
So schwer es war, sich durch die jubelnden Fans zu kämpfen — Eloise achtete kaum auf sie. Doch Fred und George kamen ihr schon entgegen, mit genauso viel Überwältigung in den Augen wie sie. Sie schienen zu Bagman unterwegs zu sein. Doch Eloise war schneller und warf sich Fred mit voller Wucht in die Arme.
„Oh mein Gott, oh mein Gott", murmelte sie atemlos und erst jetzt bemerkte sie, wie erleichtert sie eigentlich war. Es war schöner, als hätte sie selbst diese Wette gewonnen — sie war einfach so glücklich. Das hier... Das bedeutete so so viel für sie und alles, was sie sich für sie wünschte, war, dass sie glücklich waren.
Eloises Hände zitterten, als sie sie in Freds Rücken vergrub und ihr Körper begann zu beben, als Fred sie an sich drückte.
„Ihr habt gewonnen", entfuhr es ihr, als sie sich wieder zurückzog und hielt sich die Hände vor den Mund. „Ich freu mich so für euch."
Und dann, vor lauter Euphorie, liefen Eloise mit einem lauten Lachen Tränen über das Gesicht.
„Weinst du?", fragte Fred.
Eloise nickte und umarmte ihn noch mal, die Augen fest zusammengepresst. Dann schob sie Fred von sich und drückte sie in Richtung Bagman, immer noch völlig aufgebracht vor lauter Emotionen. „Na los, holt euch euer Geld", sagte sie.
Fred und George grinsten breit.
„Darüber wird man noch in vielen Jahren reden. Eine wirklich unerwartete Wendung war das... schade, dass es nicht länger gedauert hat...", sagte Bagman gerade. Dann war Eloise wohl nicht lange weggewesen. Als Fred und George vor ihm stehenblieben, fiel sein Blick nervös auf sie. Eloise lächelte so strahlend wie noch nie. „Ah ja... Ja, ich schulde euch... wie viel?"
Die Zwillinge streckten nur die Hände aus.
Eloise glaubte, dass nichts den heutigen Tag trüben könnte, doch sie sollte sich sehr täuschen.
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