𝖝𝖝𝖎𝖎𝖎. Ophelia und George?







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KAPITEL DREIUNDZWANZIG
Ophelia und George?
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    WANN IMMER EIN SPIEL GEGEN DIE SLYTHERINS STATTFAND, war es ein ungeschriebenes Gesetz unter den Gryffindors, Ravenclaws und Hufflepuffs, dass man zu dem jeweils anderen Haus hielt. Auch Eloise tat das. Nicht, weil sie etwas partout gegen Slytherins hatte, sondern weil der Großteil von ihnen so arrogant und unfair spielte, dass sie es nicht verdient hatten, wieder einmal zu gewinnen.

Als das alles entscheidende Spiel zwischen Gryffindor und Slytherin anstand — wen wunderte es, dass es ausgerechnet diese Häuser waren? — waren Eloise und ihre Freundinnen also in rot und gold gekleidet und geschminkt.

Fred hatte gegrinst, als er sie beim Frühstück gesehen hatte. „Schick", merkte George zwinkernd an, als er ihre rot-goldene Bemalung sah. Sie war enttäuscht, dass es nicht von seinem Bruder kam, aber er schien sich seit ein paar Tagen zurückzuhalten. Eloise war enttäuscht darüber, wahrscheinlich trug sie aber auch selbst Schuld daran.

„Ich hoffe, dass wir gewinnen — Ich habe wirklich keine Lust, demnächst auf eine Beerdigung zu müssen", meinte Fred und Eloise runzelte die Stirn.

„Wir sind uns ziemlich sicher, dass der gute Oliver sich umbringt, wenn wir verlieren", erklärte George locker.

Eloise mochte Quidditch, aber nicht so fanatisch. Cedric war wesentlich entspannter, aber seine Motivation passte zu seiner Position. Was ein Glück für sie, dass er in ihrem Jahrgang war und sie nicht in die engere Auswahl für die Kapitänsstelle kommen würde.

Als sie sich neben Ophelia, Arwen und Grace durch die Tribüne kämpfte, kam ihr jemand entgegen, der kleine Stäbe mit gebastelten Löwenköpfen unter den Zuschauern verteilte. Er selbst hatte einen Haarreif mit ganz vielen dieser Löwenköpfe auf dem Kopf und erst jetzt erkannte Eloise das bekannte Gesicht unter den roten und goldenen Streifen.

„Robin", sagte sie überrascht, da sie nicht erwartet hatte, ihn so durch die Menge laufen zu sehen.

„Sag nichts, ich wurde dazu gezwungen", erwiderte er gequält und entlockte ihr ein leichtes Lachen. Wahrscheinlich würde Ophelia auch auf solche Ideen kommen. „Wollt ihr eins?"

Grace nickte sofort, Ophelias Augen leuchteten begeistert und Arwen sah ihn so finster an, als er ihr einen Stab hinhielt, dass er ihn nach ein paar Sekunden doch lieber Eloise gab. „Hast du auch noch so einen Haarreif?", fragte Eloise amüsiert.

„Du bist die dritte, die das fragt", sagte er wenig begeistert, bevor er eine gespielt begeisterte Geste machte. „Und die dritte, die einen kriegt, damit ich nicht der einzige mit dem Ding bin."

Eloise setzte sich den Haarschmuck glücklich auf den Kopf, als er ihn aus einer Plastiktüte holte.

„Den hat meine beste Freundin gemacht — sie hatte ziemliche Motivation, wie man sieht", erklärte er. „So, ich muss weiter, viel Spaß beim Spiel euch."

„Dir auch", antwortete Eloise und drehte sich verunsichert zu ihren Freundinnen um, die sie alle ansahen.

„Ich weiß immer noch nicht, wie und warum das angefangen hat, aber gut", meinte Ophelia und Eloise schüttelte errötend den Kopf, bevor sie weiterging.

„Ich hab nichts dagegen", warf Grace ein. „Er ist ein Jahr älter, nächstes Jahr in der Siebten... Das eröffnet uns eine völlig neue Welt!"

Als sie sich hinsetzten und Ophelia die Snacks auspackte, die sie mitgebracht hatte (was sie immer tat — Ophelia sorgte immer für das Essen und versorgte alle), dauerte es nicht lange, bis die Gryffindors das Feld betraten.

„Und hier kommen die Gryffindors!", rief Lee begeistert ins Megaphon. „Potter, Bell, Johnson, Spinnet, Weasley, Weasley und Wood. Weiterhin anerkannt als das beste Team, das Hogwarts seit einigen Jahren hervorgebracht hat—"

„Ich mag Quidditch nicht", sagte Ophelia, während sie fast von den Jubelschreien der Anhänger Gryffindors und der Buhrufe der Slytherins übertönt wurde. „Es ist für mich immer eine Qual, es mir anzusehen, aber dank Lee ist es erträglich."

Ophelia hatte letztes Mal, bei dem Spiel zwischen Hufflepuff und Slytherin, mit ihm moderieren dürfen, weil er es ihr angeboten hatte. Es war sehr chaotisch gewesen und ungefähr so abgelaufen:

LEE: „Und Slytherin ist im Ballbesitz, Warrington hat Fudge den Ball abgenommen und fliegt auf das Tor—"

OPHELIA: „Oh mein Gott, Eloise, streng dich an, jetzt hat der den Ball und..."

[An dieser Stelle (Warrington hatte ein Tor geworfen) hatte Ophelia so schrill ins Megaphon geschrien, dass McGonagall fast von ihrem Platz gefallen wäre.]

OPHELIA: ICH HASSE QUIDDITCH!

Und irgendwann hatte etwas sehr Dämonisches von Ophelia Besitz genommen, da sie mittlerweile wirklich mit den Nerven am Ende war. „Jetzt hackt ihm in die Eier!", hatte sie irgendwann wie ein Löwe gebrüllt, aber Hufflepuff hatte dennoch verloren und Ophelia war frustriert gewesen. Sie hatte noch nie so sehr bei einem Quidditchspiel mitgefühlt.

Eloise war sehr froh, dass sie dieses Mal neben ihr saß.

Nachdem Slytherin das Feld betreten hatte und Flint und Wood sich die Hand schüttelten, ging es auch schon los. Eloise erkannte nicht, wer Fred oder George war, aber sie behielt beide Rotschöpfe im Auge. Alicia machte einen starken Anfang, bekam den Quaffel aber von Warrington abgefangen.

„Der schon wieder", murmelte Ophelia finster. Von wegen sie fühlte bei Quidditch nicht mit... Arwen saß seelenruhig da, aber Ophelias Nerven waren gespannt.

George (laut Lee zumindest) schleuderte einen Klatscher auf Warrington und so kam Angelina in Ballbesitz, die gleich darauf... Sie machte das Tor!

„Ja!", rief Eloise, als Angelina schon über die Menge schwebte, um zu jubeln — und Flint mitten in sie reinflog.

Grace und Ophelia begannen lautstark zu buhen unter ihnen. „Tschuldigung", sagte Flint mit einem schmierigen Grinsen. „Tut mir leid, hab sie nicht gesehen!"

In diesem Moment kam Fred angeflogen — George war nämlich weiter hinten, das hatte sie sich gemerkt — und... Eloise klappte der Mund auf. Er schlug Flint doch tatsächlich mit seinem Schläger auf den Hinterkopf, weil er Angelina gefoult hatte. „Fred!", rief Eloise empört. „Was machst du denn?"

Er hörte sie und sah unter sich. „Niemand greift meine Freunde an, Wüstenröschen", sagte er nur, während Flints Nase neben ihm heftig blutete. In diesem Moment flog Madam Hooch dazwischen.

„Das reicht jetzt!", rief sie und gab beiden Teams einen Freistoß.

„Das ist doch Unsinn, Miss!", beschwerte sich Fred und flog wieder weg, um zu diskutieren. Doch Alicia und Flint bekamen einen Strafstoß und während Gryffindor traf, schaffte Flint es nicht, den Ball an Wood vorbei zu bekommen. Zugegeben, vielleicht hätte er es mit seiner blutenden Nase auch jemandem anderen überlassen sollen?

Nach einem weiteren fiesen Foul von Montague, der Katie Bell an den Haaren zog (deswegen hasste es Eloise gegen Slytherin zu spielen), führte Gryffindor mit dreißig zu null.

„Was sagt ihr jetzt, ihr dreckigen, falsch spielenden—", begann Lee zu zetern.

„Ja, sag's ihnen", murmelte Ophelia.

„Jordan, wenn Sie das Spiel nicht unparteiisch kommentieren können, dann—!", begann McGonagall.

„Ich sag nur die Wahrheit, Professor!"

Doch Eloises Aufmerksamkeit wurde schnell auf etwas anderes gezogen — Harry schien den Schnatz entdeckt zu haben.

„Aber....", ergriff Arwen das Wort und Eloise war überrascht, sie etwas bei einem Quidditchspiel sagen zu hören. „Ist er denn dumm? Gryffindor muss mit fünfzig Punkten führen, bevor er den Schnatz fangen darf."

„Vielleicht blufft er nur", überlegte Eloise, da Draco Malfoy Harry sofort folgte. Beide Treiber der Slytherins begannen, Harry anzugreifen, doch er zog geschickt seinen Besen hoch, sodass die beiden zusammenkrachten.

Während Lee sich über sie lustig machte, war das Spiel in regem Fluss — Flint raste auf das Tor zu und... traf. Verdammt. Lee begann heftig und wenig jugendfrei zu fluchen und Eloise wusste nicht, ob Ophelia oder er schlimmer war, was das anging.

Slytherin foulte weiter, was wieder zum Vorteil der Gryffindors wurde. Bald stand es vierzig zu zehn, fünfzig zu zehn und nach einem Angriff der Slytherin-Treiber auf Wood sechzig zu zehn. „Jetzt könnte Harry?", fragte Eloise Arwen.

„Jup", sagte Arwen, die immer alle Punktestände und Möglichkeiten für Chancen zum Gewinnen auswendig wusste und so eine zuverlässige Quelle war. Aber Fred und George hatten auch oft genug davon gesprochen.

Eine Hetzjagd zwischen Harry und Malfoy entbrannte, als er scheinbar nach ein paar Augenblicken den Schnatz gesichtet hatte. Währenddessen wurden weiter Strafstöße verteilt, Gryffindor kassierte zwei Tore, Slytherin eins.

Dann ging Harry in den Sturzflug — komm schon, etwas schneller, flehte Eloise gedanklich— und dann schien es still im Stadion zu werden, er flog tiefer, tiefer und... er fing den Schnatz. Eloise und ihre Freundinnen sprangen auf, genau wie alle anderen um sie herum, und Eloise schrie glücklich. Oh, Fred würde sich so freuen! Er flog mit George zu Harry, um ihm auf den Rücken zu klopfen und ehe Eloise nachdenken konnte, rannte sie los, dicht gefolgt von Ophelia, um ihnen zu gratulieren. Sie kämpfte sich an der Menge vorbei, bis sie zur Absperrung kam und hüpfte förmlich über den Boden, bis sie zu Fred und George kam, die so breit grinsten, dass Eloise es sofort erwidern musste.

Die Euphorie — der schluchzende Wood, die schreienden Fans und die Freude, die in der Luft lag — beflügelte Eloise so sehr, dass sie nicht einmal abbremste und Fred direkt in die Arme sprang. Vielleicht hatte sie durch Intuition den richtigen erwischt, sie wusste einfach, dass er es war, als sie ihn übermütig umarmte und so schwungvoll auf ihn zusprang, dass sie ihre Beine um seine Hüfte schlang. Fred stolperte drei Schritte zurück, als er sie schnell festhielt. „Ihr habt gewonnen!", rief Eloise glücklich und erkannte erst jetzt, was sie gemacht hatte.

Etwas überrumpelt sprang sie wieder auf den Boden und sah ihn verlegen an. Fred lächelte nur und schien einen Schritt auf sie zumachen wollen, als Eloise zur Seite sah und ihr der Mund aufklappte.

Sie wusste, dass Ophelia mit ihr gekommen war, aber... Ophelia stand dort und küsste—

„Oh mein Gott", hauchte Eloise ungläubig. Auch Fred sah zur Seite.

—Lee Jordan?

„Aber... Aber ich dachte", stammelte Eloise nach ein paar Sekunden des Schrecks und sah zu George. „Du—"

„Eloise, was glaubst du, wer den beiden geholfen hat?", fragte George kopfschüttelnd. „Was glaubst du, wer Hilfe von mir wollte?"

Eloise sah sprachlos zu Fred, der wieder einen Schritt zurückgetreten war, bevor sie noch einmal zurück zu Ophelia sah, die ihre Arme um Lee geschlungen hatte, der eine Hand an ihre Wange legte und sie nicht mehr loslassen wollte, wie es aussah. Ophelia hatte Arwens Ratschlag wohl beherzigt.

Ganz im Gegensatz zu ihr.

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Nachdem Fred und George feierlich dafür gesorgt hatten, dass Harry durch das Stadion getragen wurde, war Fred zurück zu ihr gekommen. „Kommst du noch kurz mit?", hatte er gefragt. „Ich hol nur noch was."

Perplex und sehr neugierig und gespannt hatte Eloise genickt und wartete nun nervös vor dem Stadion auf ihn. Was wollte er nur? Ihr Herz klopfte ihr bis zum Hals, das stand fest. Vielleicht sollte sie doch lieber abhauen. Wer wusste schon, was er vorhatte.

Vielleicht würde er sie küssen. Oh Merlin. Konnte sie das überhaupt? Was sollte sie machen? Und wie würde es dann weitergehen? Und überhaupt — Hilfe.

Viele Menschen liefen an ihr vorbei, inklusive Ophelia und Lee, deren Augen so strahlten, dass sie gar nichts anderes mehr wahrnahmen. Und nachdem sie George mit Fred verwechselt hatte, kam endlich der richtige Zwilling vorbei, auf den sie gewartet hatte und ging zu ihr an die Seite.

„Hey", sagte Eloise nervös und fragte sich, warum ihre Stimme wieder einmal so unnatürlich hoch klang, wenn sie Leute begrüßte.

„Hey", wiederholte Fred, der sich schon umgezogen hatte und die Hände in die Taschen schob, als er vor ihr stehenblieb. Seine roten Haare fielen ihm verstrubbelt in die Stirn. Das Grinsen vom Sieg der Gryffindors war kaum von seinem Gesicht zu wischen, doch in seinen Augen lag dennoch eine gewisse Ernsthaftigkeit, als er sie ansah. „Ich hab da was für dich."

„Oh", entgegnete Eloise überrascht.

„Ich wollte es dir wirklich früher geben — ich habe nicht gedacht, dass es so lange dauert, aber naja..." Er holte etwas aus seiner Hosentasche, aber Eloise konnte es noch nicht sehen, weil er es in seiner Hand verborgen hielt. „Ich habe wirklich ganz Hogwarts auf den Kopf gestellt—" Dann öffnete er seine Hand und Eloises Augen weiteten sich.

„Mein Ring", hauchte sie. „Du hast... Fred, das ist—" Ihre Augen begannen zu leuchten, als sie mit einem breiten Lächeln zu ihm aufsah. „Danke."

Fred machte eine bescheidene Geste, auch wenn Eloise nicht wusste, ob er vielleicht nicht wirklich etwas verlegen war. „Du warst so aufgelöst, weil er nicht mehr da war...", begann er sich zu erklären.

„Das ist unglaublich lieb von dir", antwortete Eloise und nahm etwas unbeholfen den Ring in ihre Hand.

„Ja, ich dachte, das würde dir die größte Freude machen."

Die beiden sahen sich an und Eloise schluckte, während sie versuchte, seinem Blick standzuhalten. „Ähm, ja, herzlichen Glückwunsch nochmal", versuchte sie irgendetwas zu sagen und kratzte sich am Hinterkopf. Fred sah aus, als wolle er auch etwas sagen, doch Eloise sprach schon aufgeregt wie sie war weiter. „Du hast toll gespielt — und das ist wirklich so nett von dir, ich kann dir gar nicht genug Danke sagen, du bist so ein guter..." Sie hielt inne, bevor sie ihren Satz beenden konnte. Sie wollte nicht Freund sagen. Sie wollte nicht, dass er glaubte, dass es nur das war, aber sie wusste auch nicht, wie sie das deutlich machen sollte.

Fred lächelte leicht und Eloise glaubte, dass er dazu ansetzte, einen Schritt auf sie zuzumachen. Doch sie würde es nie erfahren, denn in diesem Moment hallte ein Schnauben durch die Luft und die beiden drehten ihre Köpfe zu Oliver Wood, der immer noch völlig aufgelöst mit dem Pokal aus dem Quidditch-Stadion lief, mit Professor McGonagall an seiner Seite, die ebenso gerührt aussah, als er sich die Nase putzte.  Eloise räusperte sich und strich sich eine Haarsträhne zurück, als auch Grace und Arwen aus dem Stadion liefen. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie viele Leute hier eigentlich vorbeigingen. Mit Fred war ihr das gar nicht aufgefallen. „Ich, ähm", began sie, eigentlich ein wenig widerwillig, wenn sie an ihre nächsten Worte dachte. „Ich geh dann mal ins Schloss."

„Klar", antwortete Fred und die erwartungsvolle Spannung flachte plötzlich wieder ab.

Eloise fragte sich den gesamten Rückweg über, ob sie gerade eine unglaublich wichtige Chance verpasst hatte.

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