𝖝𝖑𝖎𝖎𝖎. Du hast mich ruiniert, Eloise Fudge














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KAPITEL DREIUNDVIERZIG
Du hast mich ruiniert, Eloise Fudge
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„ABER IHR HABT DOCH BESTIMMT EIN GEGENMITTEL GEMACHT, ODER NICHT?"

Fred schwieg.

„Oder nicht?", wiederholte Lee skeptisch.

„Wir hatten noch nicht vor, ihn zu testen, also natürlich nicht—", knurrte Fred und in diesem Moment löste sich Eloise von ihm, um aus treuen braunen Augen zu ihm aufzublicken.

„Dieses Hemd steht dir so gut", schwärmte sie gedankenverloren und Fred konnte nicht verhindern, dass seine Mundwinkel zuckten.

„Wirklich?", fragte er verschmitzt.

Lee verdrehte die Augen und schüttelte mit dem Kopf. „Ich hol Ophelia", murmelte er, als Eloise lautstark „Ja", erwiderte. „Weißt du", fuhr sie fort, „Mit schwarz kann man ja eh nichts falsch machen, aber dir steht es so gut." Sie fuhr kurz über den Stoff an seinem Arm und seufzte schwärmerisch. „Oh, du bist so stark."

„Ja, das ist das ganze Training, du weißt schon", gab Fred zufrieden an.

Eloise seufzte verträumt. Fred wünschte, es wäre ein Wahrheitsserum anstelle eines Liebestranks gewesen — das hätte das noch interessanter gemacht. Aber... Moment mal! So konnte er zumindest testen, wie genau sich der Trank auswirkte.

„Warte mal kurz, ich—äh..." Fred unterbrach sich, als Eloise ihn erwartungsvoll nickend anschaute. „Willst du kurz auf der Couch warten? Ich bin gleich wieder da."

Da sie etwas unzufrieden aussah, fügte er schnell „Versprochen" hinzu und eilte davon, um irgendwo Pergament und Feder aufzutreiben.

Eloise wartete tatsächlich auf der Couch und schaute gedankenverloren an die Wand, als er sich seinen Weg zurück durch die anwesenden Partygäste bahnte. Sobald er bei ihr ankam, lächelte sie strahlend zu ihm auf und rückte ein wenig zur Seite, sodass er sich neben sie setzen konnte.

„Okay." Fred sah sehr geschäftsmäßig auf die Pergamentrolle vor ihm hinab und hielt seine Feder bereit, bevor er sie fragte: „Hast du das Gefühl, dass sich etwas in den letzten zehn Minuten im Vergleich zu vorher geändert hat?"

Eloise beobachtete ihn mit einem schwärmerischen Gesichtsausdruck und stützte ihren Kopf auf ihrem Arm ab, den sie gegen die Sofalehne stützte. „Nein", seufzte sie verträumt.

Fred nickte und schrieb konzentriert etwas auf das Pergament. „Und wie würdest du das Gefühl beschreiben, das du hast, wenn du bei mir bist?"

Eloise seufzte erneut. „Ich will dich küssen", sagte sie dann.

Gerade als Fred gedankenverloren weiterschreiben wollte, hielt er inne und verharrte steif in seiner Position, bevor er langsam zu ihr aufsah. Diesen Satz aus ihrem Mund zu hören... Sein Herz klopfte plötzlich schneller und er musste sich kurz räuspern, um sich wieder in Erinnerung zu rufen, dass nur der Liebestrank aus ihr sprach. Den er verdammt gut gebraut hatte, wenn er schon mal dabei war.

„Ähm", fuhr er fort. „Ja — würdest du sagen, dass du—"

„Willst du mich denn nicht küssen?", fragte sie weiter und verzog ihre Lippen zu einem Schmollmund.

„Doch", versuchte Fred sie zu beschwichtigen und überlegte, wie er das hier am besten regeln konnte. „Aber denkst du nicht, wir sollten uns ein wenig Zeit lassen?"

Ihre Augen wurden traurig. „Willst du mich denn nicht?" Sie rückte energisch an ihn heran und bevor sie irgendetwas tun konnte, wich Fred schnell an den Rand des Sofas vor ihr zurück. „Fred, glaub mir, ich würde alles für dich tun."

Sein Mund wurde trocken, als sie ihn aus so großen Augen flehend ansah. Verdammt, manchmal hasste er dieses Mädchen dafür, so wunderschön zu sein, dass er nicht richtig denken konnte. Es gefiel ihm nicht, wie nervös sie ihn machte. Er war Fred Weasley, er war selbstbewusst und witzig und souverän, aber er war dieser süßen Hufflepuff so sehr verfallen, dass es peinlich war. Und es wurde nicht besser, nicht ein winziges beschissenes kleines bisschen.

Also versuchte er, nicht zu zeigen, was für einen Effekt diese Worte auf ihn hatten und hob amüsiert eine Augenbraue. Aber nicht einmal ein freches Ach wirklich? brachte er heraus.

Dann beugte sie sich weiter vor und Fred machte einen so gewaltigen, erschrockenen Satz nach hinten, dass er rückwärts vom Sofa fiel. Eloise sprang geschockt auf und rief seinen Namen. Ein paar Schüler drehten ihre Köpfe nach ihnen und als Ophelia das Chaos bemerkte, eilte sie schnell zu ihnen und sah besorgt zu Eloise. Lee, der sie nur ein paar Sekunden vorher endlich gefunden hatte und ihr das Disaster erklären konnte, folgte ihr.

Fred stand erleichtert auf und fuhr sich durch die Haare, während er sich ein wenig hinter Ophelia versteckte, weil er mittlerweile ein wenig ratlos war, wie er mit dieser plötzlichen Situation umgehen sollte.

„Was ist das?", fragte Ophelia, als ihr Blick auf das Pergament in seiner Hand fiel.

„Naja, wenn sie ihn schon mal genommen hat, können wir ja gleich die Effekte testen — wo ist George?"

„Hier wird überhaupt nichts getestet", gab Ophelia zurück und griff grob nach dem Pergament, das er gerade noch rechtzeitig hochhielt. „Und keine Ahnung, wo George ist."

„Hey", wandte sich Eloise gereizt an ihre beste Freundin. „Red nicht so mit ihm."

„Ja", sagte Fred grinsend zu Ophelia. „Das ist nicht gerade nett."

Ophelia warf ihm einen bösen Seitenblick zu, bevor sie sich mit einem Gesichtsausdruck an Eloise wandte, als würde sie mit einem süßen kleinen Hundewelpen reden. „Wollen wir nicht in unseren Gemeinschaftsraum gehen?"

„Kommt drauf an." Eloise sah zu Fred. „Kommst du mit?"

„Er kann nicht mitkommen", versuchte sie ihr zu erklären, doch daraufhin verschränkte Eloise stur die Arme.

„Dann komme ich auch nicht mit dir", entschied sie partout.

Ophelia atmete verzweifelt durch und blickte zu Fred, der zu grinsen angefangen hatte. Sie verengte finster die Augen in seine Richtung, weshalb er sich schnell zusammenriss. „Wo ist eigentlich George?"

Fred zuckte mit den Schultern, während Lee etwas davon murmelte, zu glauben, dass er ihn nach oben hatte gehen sehen.

„Oh, wartet mal, da ist Alicia—" Sobald Fred die andere Gryffindor nicht weit entfernt durch den Gemeinschaftsraum laufen sah, ging er auf sie zu. Ophelia musste Eloise davon abhalten, ihm hinterherzulaufen.

„Weißt du, wo George ist?", fragte Fred Alicia, als sie gedankenverloren an ihm vorbeilief. Sie hielt inne, beinahe ertappt, und strich sich schnell ihr Haar hinters Ohr.

„George?", wiederholte sie mit hoher Stimme.

Fred sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. „George? Mein Zwilling? Sieht so aus wie ich, nur etwas weniger attraktiv?"

Alicia gab ein Schnauben von sich. „Wieso denkst du denn, dass ich weiß, wo George ist?", fragte sie schnell.

„Ich dachte nur, du hast ihn vielleicht gesehen." Fred betrachtete sie, als sei sie verrückt geworden.

Alicia räusperte sich. „Ja, ähm— Ich glaube, ich habe gesehen, dass er hochgegangen ist. Aber ich bin mir nicht sicher, wie gesagt."

„Ja, schon klar", gab Fred zurück und zog die Augenbrauen zusammen. „Kannst du ihn mal kurz holen?"

Daraufhin schien etwas schwer in ihrem Kopf zu rattern. „Holen?"

Fred atmete genervt durch. „Alter, Alicia", meinte er gereizt. „Keine Ahnung, was bei euch gerade abgeht, aber ihr werdet ja wohl eure Hände beieinander behalten können, obwohl ihr kurz in einem Raum miteinander seid."

„Keine Sorge, ich bin sehr wohl in der Lage, nicht herzufallen über— George!"

Trotz ihrem Ausruf sah George sie kaum an, als er bei den beiden stehenblieb. Fred war froh, ihn endlich zu sehen. Sie hatten diesen Zaubertrank zusammen gemacht, vielleicht fanden sie irgendetwas, um die Wirkung vorzeitig umzukehren.

„Hey", murmelte Alicia in Georges Richtung.

„Hey", gab er ebenso leise zurück, ohne sie anzuschauen.

Fred sah ungläubig zwischen den beiden hin und her, als sie einen vorsichtigen Seitenblick miteinander austauschten. War er etwa genauso unerträglich mit Eloise? Hoffentlich nicht. Dieses Verliebtsein war ja ein schrecklicher Zustand.

„Wir..." Fred hielt inne. „Ich hab ein kleines Problem."

George runzelte die Stirn und sah ihn auffordernd an. „Was denn?"

Er drehte sich um, bevor er zur Couch wandte. „Eloise? Kommst du mal kurz?"

Sobald Ophelia sie losließ, lief Eloise wie auf Befehl auf ihn zu und strahlte breit, als hätte sie nur darauf gewartet, dass er um ihre Gesellschaft bat. Fred wusste nicht, ob er die Wirkung dieses Tranks bewundernswert oder gruselig finden sollte. Vielleicht müssten sie noch etwas an der Besessenheit mit dem anderen optimieren. Zumindest in kleinem Maß.

Fred hob schon automatisch den Arm, um ihn um sie zu legen, als sie sich wieder an seine Seite drückte. George und Alicia blieb der Mund offen stehen.

„Problem?", wiederholte George verwirrt.

Fred zuckte mit den Schultern. „Du erinnerst dich an den Trank, den wir gemacht haben?"

„Oh", erwiderte George, dann weiteten sich seine Augen. „Oh."

Ja, oh traf es gut. Auch wenn es immer noch zum Schießen war, fand er.

„Wartet, hast du ihr etwa einen Liebestrank gegeben?", fragte Alicia schockiert.

„Hey, ich war das nicht—", begann Fred sich zu verteidigen.

„Sonst würd sie ja nicht auf dich abfahren", meinte George trocken.

Es war Lee! Er hat's verschüttet und ich wusste es nicht", erklärte Fred schnell.

„Was redet ihr denn da?" Eloise hob empört ihren Kopf von Freds Schulter. „Ich liebe ihn, und das ohne irgendeinen Trank."

George konnte seine Gesichtszüge kaum unter Kontrolle halten und drehte sich kurz zur Seite, um sich zu beruhigen. Auch Fred musste sich zusammenreißen.

„Das ist nicht witzig", mischte sich Ophelia von der Seite ein, die zu der Gruppe hinzugestoßen war. „Wie lange wirkt das?"

„Na ja", begann George und betrachtete Eloise dabei, wie sie seinen Bruder verträumt anhimmelte. „Etwa einen Tag. Durchaus auch länger, je nach bereits vorhandener Anziehungskraft. Keine Ahnung, wie Alkohol reinspielt. Könnte die Wirkung schmälern."

„Na prima", murmelte Ophelia hoffnungslos. Es konnte sich nur um Tage handeln, wie es schien. „Was machen wir jetzt?"

„Keine Ahnung", gab Fred zurück.

„Dann lass dir was einfallen, wenn du das hier schon angerichtet hast—"

„Es war Lee!"

„Hey", beschwerte sich Lee.

„Das wird ihr so peinlich sein, wenn sie wieder normal ist und das weißt du."

Bei Ophelias Worten atmete Fred durch. Er hasste es, wenn andere Menschen ansatzweise plausible Dinge sagten, die ihm ins Gewissen redeten. Sowas wie ein schlechtes Gewissen, das war... Na ja, es war neu für ihn. Eloise würde ihm nie wieder in die Augen sehen können, so wie er sie kannte, nachdem das alles hier vorbei war. Also mussten sie den Schaden so gering wie möglich halten und sie schnell wegschaffen, damit sie niemandem erzählen konnte, wie toll er war.

Falls das nicht sowieso schon jeder wusste.

„Okay", begann Fred laut zu denken. „Wir haben Dienstag. Das heißt, bis morgen Abend — maximal Donnerstag früh — sollte alles wieder normal sein."

Alicia fuhr sich über die Stirn. „Pomfrey weiß bestimmt—"

„Bist du verrückt?", entfuhr es Fred und George gleichzeitig, doch George räusperte sich schnell, um sich mit ruhiger Stimme an Alicia zu wenden. „Wir haben ein Buch aus der Verbotenen Abteilung benutzt, um einen verbotenen Trank zu brauen, da gehen wir doch nicht noch zu jemandem."

„Sie stellt eigentlich selten Fragen", meinte Lee.

Ophelia biss sich auf die Lippe. „Aber Arwen hat das Buch für euch geliehen. Sie kriegt Ärger, wenn das rauskommt. Liebestränke sind verboten in Hogwarts."

Fred sah kurz zu Eloise, aber sie hatte die Augen geschlossen, während sie sich an ihn drückte, als würde sie gar nicht zuhören. Er versuchte, ihr unbeholfen über den Rücken zu streichen.

Seufzend betrachtete Ophelia sie. „Du kannst sie nicht voneinander trennen. Sie würde nur jammern, bis sie zu ihm kann."

George beugte sich zu ihr vor und senkte vorsichtig die Stimme. „Wir können sie einfach in euren Schlafsaal locken und dann die Tür zu machen — Ende der Geschichte."

Sie sah zu Eloise, die nicht so aussah, als würde sie Fred freiwillig loslassen. Er erwiderte Ophelias Blick, als würde er seine stumme Zustimmung geben, was sie dazu veranlasste, ihm stumm eine Anweisung zu geben. Fred runzelte die Stirn. Seufzend deutete Ophelia auf ihn, dann auf Eloise und zeigte Richtung Tür und machte eine Schlaf-Geste, um ihm zu verdeutlichen, dass er sie zu ihrem Schlafsaal bringen sollte.

Fred schien verwirrt, nickte aber.

„Eloise? Ich glaube, hier nimmt keiner unsere Liebe so wirklich ernst — wollen wir nicht zu dir gehen?" Er ignorierte den finsteren Blick, den Ophelia ihm zuwarf, und hielt Eloise seine Hand hin, als sie sich von ihm löste und lächelnd zu ihm aufsah.

Mit erhobenem Kopf ergriff sie seine Hand, als wäre sie in einem schlechten historischen Drama, in dem sie zum Tanzen aufgefordert wurde, und marschierte ohne sie eines Blickes zu würdigen an Ophelia vorbei.

George und Lee warfen sich einen Blick zu und prusteten leise los.

Mit ein wenig Abstand folgte Ophelia den beiden und sobald Eloise ihre Schritte hinter sich wahrnahm, sah sie ziemlich genervt aus. Fred fand es irgendwie niedlich, sie so zu sehen.

(Nein, natürlich war das alles ganz schrecklich und er bereute es zutiefst, dass das passiert war. Nichts Witziges war an dieser Situation. Gar nichts.)

Während Eloise schmollte, versuchte Ophelia ein wenig Smalltalk über die erste Aufgabe zu betreiben und hervorzuheben, wie clever Harry sie gelöst hatte, nur um ein seltsames kreischendes Ei zu bekommen.

„Du bist doch nur eifersüchtig", unterbrach Eloise sie mitten in Freds Satz, ihre Augen auf Ophelia gerichtet.

„Eifersüchtig?", wiederholte Ophelia perplex.

Mürrisch verschränkte Eloise die Arme. „Ja, weil ich Zeit mit Fred verbringen kann, aber du nicht."

Fred atmete tief durch, um sich zusammenzureißen und hielt sich kurz eine Hand vor den Mund, während er Ophelias finsterem Blick auswich. „Oh Ophelia", sagte er ernst. „Du hättest doch nur fragen müssen, wenn du so gerne Zeit mit mir verbringen willst."

Ophelias Mundwinkel zuckten, als sie ihn ansah, bevor sie beide Eloise hinterherliefen, die stur weitergegangen war. Sie redete nicht mit ihnen, auch nicht, als sie schweigend auf das Fass klopfte, um den Gemeinschaftsraum zu öffnen. Fred hatte nicht gewusst, dass man unter Liebestrankeinfluss sauer sein konnte. Interessant.

Was auch interessant war, war die Tatsache, dass Hufflepuffs in der Lage waren, Partys zu feiern. Und man sah wesentlich mehr Ravenclaws und Slytherins hier als im Gryffindor-Gemeinschaftsraum. Die drei drängten sich an tanzenden, trinkenden und knutschenden Partygästen vorbei, um schließlich vor der Tür der Sechstklässlerinnen anzukommen.

„Wartet kurz", wies Ophelia die beiden an, bevor sie im Schlafsaal verschwand. Eloise drehte sich von Fred weg und verschränkte erneut die Arme.

„Was ist denn los?", fragte Fred so einfühlsam wie möglich. Er glaubte nicht, dass er gut darin war. Denn dann — dann — fing sie an zu weinen. Überfordert wedelte Fred mit seinen Händen um ihren Kopf herum. „Nicht weinen."

Doch Eloise schluchzte nur noch mehr und schlang völlig aufgelöst ihre Arme um ihn. Seufzend ließ Fred seine Hände sinken und tätschelte ihr unbeholfen den Rücken. „Alle sind gegen unsere Liebe", klagte sie mit verschnupfter Nase. „Ich verstehe nicht, warum alle so komisch sind."

Für einen Moment wusste Fred nicht, was er sagen sollte. Ginny kam auch manchmal zu ihm, wenn sie weinte — auch wenn er nicht ganz verstand, wieso sie ausgerechnet ihn und George dafür als die besten Personen betrachtete. Schließlich ärgerten sie sie auch oft genug. Aber sie waren ihre Brüder und durften das, während Fred bei jedem anderen Menschen persönlich dafür sorgen würde, dass er es bereute. Wenn ein Junge ihr jemals das Herz brach, würden Kotzpastillen zum Einsatz kommen.

Er erinnerte sich, als sie das erste Mal ihre Periode bekommen hatte und zu ihm gekommen war, ausgerechnet zu ihm. Sie war völlig überfordert gewesen, woraufhin Fred völlig überfordert gewesen war. Glücklicherweise hatte Angelina nicht nur Ginny geholfen, sondern es auch geschafft, ihn wieder zu beruhigen.

Fest stand, dass Fred nicht gerade wusste, wie man mit weinenden Mädchen umging. Selbst nicht mit Eloise. Ein wenig ideenlos antwortete er: „Wichtig ist doch, dass wir uns haben."

Sie schniefte daraufhin und Fred ließ die Hand, mit der ihr vorher beschwichtigend zwischen die Schulterblätter geklopft hatte, auf ihrem Rücken ruhen. Manchmal kam er sich komisch vor. Er konnte sein Herz in seinen Ohren klopfen hören und bekam das unangenehme Gefühl, sich räuspern zu müssen, wenn sie ihm so nahe war. Konnte das normal sein?

Langsam lehnte er seinen Kopf gegen ihren und fühlte wieder dieses seltsame Flattern, als er begann, ihre Umarmung richtig zu erwidern und die Augen zu schließen. Er merkte nicht einmal, dass sie aufgehört hatte, zu weinen. Alles, was er wollte, war, sie nie wieder loszulassen.

Aber ohne einen Liebestrank.

Als er die Tür neben sich knarzen hörte, zuckte er zusammen und ließ sie los, um zu Ophelia zu blicken. Es fiel ihm jedoch schwer, ihr wirklich in die Augen zu schauen.

„Nach dir", sagte Fred charmant zu Eloise und deutete auf die Tür, bevor Ophelia ihm unauffällig eine kleine Phiole in die Hand drückte.

„Sorg dafür, dass sie den trinkt", murmelte sie leise.

Erst als er einen Schritt nach vorne machte, realisierte er, was sie andeutete.

„Warte, du willst uns alleine lassen?"

Ophelia verdrehte die Augen. „Hast du solche Angst vor ihr?"

Fred schnaubte, doch bevor er weitergehen konnte, packte Ophelia ihn am Arm. „Du gibst ihr den Trank von Arwen und gehst, klar? Sei überzeugend, aber Finger weg von ihr. Diese Umarmung eben war die Grenze, verstanden?"

„Ich— Was denkst du denn von mir? Ich krieg das schon hin." Mit einem stolzen Blick schloss er die Tür vor ihrer Nase und drehte sich frohen Mutes zu Eloise um. Als er sie jedoch sah, verließ ihn der Enthusiasmus wieder. Sie lehnte gegen ihr Bett und grinste breit, als sich seine Augen auf sie legten.

„Endlich", stieß sie aus und Fred kratzte sich am Hinterkopf.

„Endlich was?"

Sie ging langsam auf ihn zu und hätte er Platz hinter sich, würde er zurückweichen. Doch Eloise blieb direkt vor ihm stehen und er atmete tief durch, als sie ihn nicht eine Sekunde aus den Augen ließ. „Endlich sind wir allein."

Sie streckte die Hände nach ihm aus und Fred zögerte keine Sekunde damit, sie schnell an den Oberarmen zu packen und einen Schritt zur Seite zu machen, um ein wenig Abstand zwischen sie zu bringen.

„Kannst du mir einen Gefallen tun?", fragte er.

Eloise nickte, also hielt Fred ihr mit einem Grinsen die Phiole vor die Nase.

„Wie wär's, wenn du das hier trinkst?"

Eloise machte einen Schritt rückwärts und verschränkte skeptisch die Arme. „Hat das was mit diesem Trank zu tun, über den du mit George, Alicia und Phelia gesprochen hast?"

„Ähm..." Fred öffnete hastig den Mund. „Nein?"

Sie schien nicht überzeugt.

Vielleicht wurde es Zeit, ein wenig mitzuspielen und zu... übertreiben. „Eloise", sagte er ernst und griff nach ihrer Hand. „Du vertraust mir doch, oder? Ich würde dir doch nichts geben, was dir schadet."

Sie sah nachdenklich auf den Trank und schließlich in Freds Augen, in die er den vertrauenswürdigsten und treusten Ausdruck legte, der ihm möglich war. Dann nickte sie.

Er unterdrückte einen erleichterten Atemzug und hielt ihr die Phiole hin, die sie ihm stumm aus der Hand nahm. Mit einer Bewegung führte sie sie zu ihrem Mund und trank den Inhalt komplett aus.

„Okay", murmelte Fred hoffnungsvoll.

Sie lächelte ihn verträumt an, als sie das Fläschchen absetzte, doch dann, ohne jegliche Vorwarnung, kippte sie einfach um. Fred reagierte so schnell er konnte und schaffte es gerade noch so, sie mitten im Fall unter ihren Achseln mit den Armen aufzufangen. Ein Schlaftrunk also. Eine kleine Vorwarnung wäre nett gewesen.

Mit einem angestrengten Ächzen hob er sie hoch und trug sie vorsichtig zu ihrem Bett, um sie behutsam darauf abzulegen. Für einen Moment blieben seine Augen nachdenklich an ihr hängen. „Ach Eloise", sagte er. „Warum hast du eigentlich so ein Talent für sowas?"

Er wollte sich aufrichten und umdrehen, doch etwas hielt ihn zurück. Sie sah so wunderschön aus. Das tat sie immer. Fred glaubte nicht, dass er je ein schöneres Mädchen in seinem Leben gesehen hatte. Ohne dass er sich stoppen konnte, bewegte sich seine Hand zu ihrem Gesicht, um ihr sanft eine braune Haarsträhne aus ihrem Gesicht zu streichen.

Und was für einen Einfluss sie auf ihn hatte, fiel ihm auf, als ihm klar wurde, woran sie bei diesem Anblick denken würde.

Es war wie in diesem Film, von dem sie ihm erzählt hatte. Dornröschen. Am Ende kam der Prinz zu der schlafenden Prinzessin, küsste sie und die beiden heirateten. Was verdammt unrealistisch war. Aber im Moment wünschte sich Fred, dass es so einfach wäre. Er hätte nichts dagegen, sie zu küssen, auf ein Pferd zu setzen und in den Sonnenuntergang zu reiten.

Das war nicht verdammt unrealistisch, er war verdammt lächerlich.

„Du hast mich ruiniert, Eloise Fudge", seufzte er. „Ich bin doch eigentlich der coole Typ."

Aber nicht wenn es um sie ging.

„Das ist so peinlich", murmelte er, dann drehte er sich um und ging durch die Tür, vor der Ophelia mit erwartungsvoller Miene auf ihn wartete.

„Sie schläft", sagte Fred leichthin. „Wir sehen uns dann morgen früh. Georgie und ich finden schon was."

Er musste kein Wahrsager sein, um zu wissen, dass das eine lange Nacht werden würde.

ღ ღ ღ

Fred und George hatten tatsächlich die ganze Nacht an ihrem Gegenmittel gearbeitet. Es war zwar nicht das erste Mal, dass sie nicht schliefen, um an einer neuen Erfindung zu arbeiten, aber Fred hatte das Gefühl, noch nie so bemüht gewesen zu sein, etwas zu schaffen.

Und mit Erfolg.

Mit triumphierendem Gesichtsausdruck verbeugte sich Fred am nächsten Morgen, als Grace ihm im Schlafanzug und mit verschlafener Miene die Tür öffnete. George und Lee folgten ihm, als er voranlief, und obwohl Lee nichts zu diesem Trank beigetragen hatte, sah er am stolzesten aus.

„Guten Morgen, Ladies", begrüßten Fred und George die vier Mädchen, während Lee dramatisch auf Ophelias Bett sprang, die sich murrend die Decke über den Kopf zog. Grace rieb sich über die Augen. Ophelia hatte ihnen gestern natürlich von den neusten... Ereignissen erzählt.

„Ich seh noch nicht vorzeigbar aus", murmelte sie. „Unterricht ist erst in anderthalb Stunden."

„Du siehst umwerfend aus wie immer, Fortescue", sagte George und verdrehte die Augen. „Chices Höschen übrigens."

Grace warf ihm einen bösen Blick zu und setzte sich wieder auf ihr Bett, aus dem sie eben hatte aufstehen müssen.

„Sie schläft ja immer noch", stellte Fred fest, als sein Blick auf Eloise fiel. „Ernsthaft, Arwen, wie sehr dröhnst du dich denn immer weg?"

Arwen, die die einzige war, die auf den Beinen war und lesend in ihrem Bett saß, verdrehte die Augen, lächelte aber.

„Darf ich fragen, warum ihr diesen Trank überhaupt gebraut habt?", erwiderte sie.

„Für den Laden", erklärte George.

„Wir dachten, der würde sich verkaufen wie warme Semmeln."

„Welcher Laden?", fragte Grace.

Der Laden", war eine leise Stimme unter Ophelias Bettdecke zu hören. Lee zog an ihren Haaren, damit sie endlich die Decke wegzog. „Ernsthaft, du hörst nie zu, Grace."

„Doch, ich weiß jetzt, welcher Laden, aber es ist 7:30 Uhr — ich brauche ein bisschen mehr Zeit zum Denken!"

Arwen schüttelte grinsend den Kopf.

Wir haben nicht mal geschlafen", gab Fred zurück.

„Meine Nacht war aber auch anstrengend", entgegnete Grace.

„Grace, die beiden haben ein Gegenmittel für einen Liebestrank gebraut, du hast einen Durmstrang geküsst. Ich bezweifle, dass das anstrengender ist."

Fred und George pfiffen anerkennend. „Einen Durmstrang?", fragte Fred.

George setzte sich auf Graces Bett, schlug die Beine übereinander und hielt sich mit gespieltem Schock eine Hand vor den Mund. „Erzähl mir mehr."

Mit einem Augenrollen trat Grace nach ihm, sodass er von ihrem Bett fiel.

„Außerdem ist es wesentlich anstrengender, jemanden unter Liebestrankeinfluss davon abzuhalten, einen zu küssen, als jemanden wirklich zu küssen", warf Fred ein.

„Wer weiß, vielleicht sind Durmstrangs nicht so geschickt", philosophierte Lee.

Grace sah grimmig zu ihm. „Kümmert euch lieber um Eloise — und er ist sehr... geschickt."

„Ja ja", meinte Fred. „Ich dachte mir, ich geh in die Küche, hol uns ein bisschen Tee und mische ihr so das Gegenmittel unter. Mittlerweile bin ich ja ein Profi darin, Eloise zu vergiften."

Wie auf Kommando warfen ihm alle drei Mädchen einen bösen Blick zu. Selbst Ophelia zog dafür ihre Bettdecke von ihren Augen.

„War ein Witz", verteidigte er sich, bevor er sich auf den Weg machte, seinen glorreichen Plan zu verfolgen, der hoffentlich funktionieren würde.

George, der auf dem Boden saß, klatschte in die Hände. „Dann ist es wohl jetzt meine Aufgabe, euch zu unterhalten."

„Sei einfach still", murmelte Ophelia.

Grace schmiss mit einem leidenden Geräusch ihre Bettdecke von sich weg, damit sie auf Georges Kopf landete.

„Du kannst mit mir reden, George", bot Arwen an.

„Zu freundlich von dir", erwiderte George. „Ganz anders als gewisse andere Personen in diesem Raum."

Sie schwiegen hauptsächlich, während sie auf Fred warteten, bis plötzlich ein Murren von Eloise sie aufmerksam werden ließ. George sprang aufgeregt auf die Füße, als sich Eloise streckte und sich gähnend die Augen rieb. Dann entdeckte sie ihn.

„Oh, ich bin so froh, dass du wieder da bist", rief sie theatralisch aus und stand auf, während sie ihren Freundinnen einen Blick zuwarf, als hätten sie sie in Fesseln ans Bett gekettet und ihr tagelang nichts zu essen gegeben. „Ich habe dich so vermisst!" Und schon schlang sie ihre Arme um George, der verwirrt versuchte, sie von sich zu schieben.

„Äh, Eloise—"

Aber bevor er seinen Satz beenden konnte, griff Eloise mit beiden Händen nach seinem Gesicht und küsste ihn.

Es war eine Untertreibung zu sagen, dass das für alle Anwesenden im Raum äußerst schockierend war. Vor allem für George.

Arwen sah mit offenem Mund zu Grace und zog die Augenbrauen zusammen. „Ist das...?", versuchte sie mit ihren Lippen zu formen, obwohl sie die Antwort kannte, und Grace schüttelte mit aufgerissenen Augen den Kopf. Ophelia sah aus, als hätte sie einen Geist gesehen. Fred, der genau in diesem Moment den Raum betrat, schien so, als würde sein Geist gleich seinen Körper verlassen.

Nach ein paar Sekunden zog Eloise verwirrt die Augenbrauen zusammen und trat einen Schritt von George zurück, der wie erstarrt vor ihr stand. Dann huschte Erkenntnis über ihr Gesicht. „Du bist nicht..."

George schüttelte immer noch schockiert den Kopf, als Eloise sich eine Hand auf den Mund legte.

„Möchte jemand Tee?", fragte Fred trocken und Eloises Blick fiel langsam auf ihn, während sie das Gesicht verzog und ihre Hand sinken ließ. George starrte immer noch sprachlos vor sich hin.

„Es tut mir so leid, Fred", erklärte sie sich schnell. „Ich dachte, er wärst du."

„Ja, das—" Er unterbrach sich mit einem Räuspern, das ein Lachen verdecken sollte. „Das hab ich mir schon gedacht."

Als sie auf ihn zuging, hielt Fred ihr schnell die Tasse Tee vor den Oberkörper, damit sie nicht näher kam. Sie zog die Augenbrauen zusammen, nahm das Getränk aber entgegen. „Ich kann es wieder gutmachen?", fragte sie unschuldig.

„Da bin ich mir ganz sicher", meinte Fred amüsiert. „Jetzt trinken wir erstmal Tee."

Als sie an ihrem Tee nippte, richteten sich alle Augen erwartungsvoll auf sie. Es sollte wirken. Theoretisch.

„Was?", fragte Eloise verwirrt, als Fred ihr so aufmerksam beim Trinken zusah.

„Nichts", meinte er schnell. „Ich seh dich nur gern an."

Das brachte sie zum Lächeln. „Deine Augen sind so schön."

„Danke, Eloise." Fred tauschte einen Blick mit George aus, der auch ein wenig ratlos zu sein schien.

Eloise lächelte zufrieden und trank weiter ihren Tee, als sie plötzlich innehielt. Ihre Augen huschten zu Fred, dann zu George hinter ihr und ein paar Sekunden später zerschellte ihre Tasse laut auf dem Boden. Sie starrte Fred wie ein verschreckter Kniesel an.

„Bist du wieder... du?", fragte er vorsichtig.

Aber Eloise antwortete ihm nicht. Ehe Fred sich versah, war sie an ihm vorbei gestürmt und knallte die Tür hinter sich zu, um sich im Badezimmer einzusperren.

„Ich glaub, das war ein Ja", merkte George trocken an.

Manches lief nicht so wie erwartet... ;)
Aber ich finde das mit George so witzig 😭😭
Hätte das irgendjemand erwartet? Ne, bestimmt nicht, war aber lange geplant, wenn auch anders xD

Also... auf einer Skala von 1 bis 10, wie sehr will Eloise jetzt a) sterben, b) die Schule wechseln, c) nie wieder rausgehen? 10. Definitiv 10.

Aber Fred... this boy is down bad

Nächstes Kapitel ist in Arbeit, DER WEIHNACHTSBALL RÜCKT NÄHER

ich bin übrigens wieder zurück in Good Old Germany (🥲) und hab mehr Zeit für euch ;)

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