𝖝. Eloise, eine magische Unruhestifterin?
╭⸻⸻╮
KAPITEL ZEHN
Eloise, eine magische Unruhestifterin?
╰⸻⸻╯
HIER WAR DAS PROBLEM: Eloise hätte sich schlecht fühlen sollen, als Percy empört und wütend Fred und George durch das Schloss gehetzt hatte, weil sein Rendezvous / Rundgang von Stinkkügelchen gestört worden war.
Sie tat es aber nicht. Percy hatte sich ebenso schnell wieder beruhigt, weil selbst Penelope ein entzückendes Lachen von sich gegeben hatte und er sie bezaubert angesehen hatte, bevor er beschloss, dass es das nicht wert war. Genau genommen hatte Eloise sie also vielleicht noch näher zusammengebracht.
Eloise hatte solche Dinge noch nie getan. Und es fühlte sich so unglaublich... aufregend an. Sie war voller Energie und Alarmbereitschaft am nächsten Tag, weil sie die ganze Zeit fürchtete, ein Lehrer könnte zu ihr kommen, weil er es wusste. Was Schwachsinn war, weil sowieso jeder glaubte / wusste, dass es Fred und George waren. Damit hatten die beiden kein Problem — also genoss Eloise schweigend ihren allerersten Regelbruch.
„Warum grinst du so?" fragte Grace am nächsten Abend skeptisch, nachdem Eloise schon den ganzen Tag so aufgekratzt gewesen war.
„Ach, nichts." antwortete Eloise mit einem leichten Grinsen und blätterte weiter in der Modezeitschrift herum, während sie auf ihrem Bett lag. Sie wollte schon immer eine weiße Jeans... und vielleicht konnte sie mit ein paar Zaubern blaue Tupfen erzeugen, sodass es aussah wie eine Art Himmel.
„Sagte sie und grinste." kommentierte Arwen die Situation, ohne von ihrem Buch aufzusehen, das sie auf ihrem eigenen Bett las.
„Ich grinse nicht." sagte Eloise. Und grinste. Verdammt.
In diesem Moment kam Ophelia gut gelaunt durch die Tür spaziert und sah ungläubig zu Eloise. „Du liegst unter der Bettdecke?" fragte sie. „Es ist vielleicht der letzte warme Tag in diesem Sommer und du liegst unter der Bettdecke?"
Eloise zog ihre Bettdecke näher an sich heran und murrte etwas.
„Eloise..."
Sie klammerte sich mit unschuldiger Miene an ihrer Decke fest, als Ophelia versuchte, sie ihr wegzuziehen. Da sie den Kampf gewann, drückte sie sie triumphierend an sich heran.
„Ihr solltet wirklich mehr in die Sonne gehen." fuhr Ophelia fort. „Ihr habt bestimmt einen Vitamin-D-Mangel." Sie schüttelte verständnislos mit dem Kopf.
„Ja, Mum." entgegnete Grace und verdrehte die Augen.
„Außerdem liegt Arwen auch auf dem Bett." brummelte Eloise.
„Sie liest aber."
Arwen grinste überlegen. „Ich bilde mich." imitierte sie Ophelias Stimme.
„Können wir uns nicht mal ein bisschen bewegen?" fragte Ophelia, ohne auf die Widersprüche einzugehen.
„Nur weil du nicht still sitzen kannst." meinte Grace, lachte aber leicht. „Na gut, na gut. Müssen wir wieder eine Leiche verstecken oder was ist los?"
„Oh nein, nicht schon wieder." sagte Arwen und ließ den Kopf auf ihr Buch fallen. „Die letzten sechs haben ja nicht gereicht."
„Nein." antwortete Ophelia sachlich und Eloise schnaubte belustigt. „Aber ich habe mich mit einer Feuerkrabbe von Hagrid angefreundet. Er lässt uns aber nichts Gefährliches im Unterricht mehr machen seit der Malfoy-Geschichte. Also helfe ich ihm trotzdem, mich um sie zu kümmern. Sie heißt Mr Crab."
Alle sahen sie stirnrunzelnd an. „Philia..." meinte Arwen. „Ich weiß ja gar nicht, wie ich es dir sagen soll, aber die Dinger haben mich fast gegrillt. Und Lee Jordan auch, falls du dich erinnerst."
„Pff." Ophelia winkte ab. „Die Feuerkrabbe hat deine pessimistische Ausstrahlung gespürt. Du wolltest sie ja nicht mal anfassen."
„Wir durften sie auch nicht anfassen." warf Arwen ein, doch Ophelia ignorierte sie gekonnt.
„Und was Lee Jordan angeht, der war einfach zu wild." fuhr sie fort. „Aber ich habe ihm gezeigt, wie er mit der Feuerkrabbe umgehen muss, damit sie richtig reagiert."
„Wenn man das in einen anderen metaphorischen Kontext setzt..." murmelte Arwen. Eloise runzelte verwirrt die Stirn.
„Und dann vergisst er mich einfach." sagte Ophelia kopfschüttelnd. „Wie kann man mich vergessen?"
„Dazu gibt es tatsächlich einige Theorien." antwortete Arwen sachlich. „Manche sagen, das Gehirn hätte eine gewisse Speicherkapazität und wenn wir etwas Neues lernen, vergessen wir automatisch etwas Altes, um Platz zu machen. Und der Hippocampus—"
„Könntest du bitte wieder Englisch reden?" fragte Grace überfordert. „Aber gut, du hast das Hirn, ich das schöne Gesicht, ich verstehe schon."
Arwen lachte in sich hinein.
„Nicht, dass du nicht schön anzusehen bist." fügte Grace hinzu und Arwen sah von ihrem Buch auf, etwas aus ihrem Konzept gerissen, wie es aussah. Leichte Röte legte sich auf ihre Wangen, doch sie sagte nichts und las weiter.
„Er hat es nicht vergessen." meinte Eloise in diesem Moment ruhig und sah zu Ophelia. „Als ich bei Fred und George in den Ferien war und er da war, hat er es angesprochen."
„Er weiß also doch, dass du seine Retterin warst." sagte Grace und fasste sich theatralisch ans Herz.
Eloise lächelte leicht bei der Erwähnung von Fred und George und versteckte es unauffällig hinter ihrem Magazin.
„Andere Geschichte." Ophelia runzelte die Stirn. „Warum grinst Eloise so?"
„Ich grinse nicht." sagte Eloise schnell.
Oh, und wie sie grinste.
ღ ღ ღ
„Aber ich kenne doch das Passwort." Eloise atmete mit leichter Verzweiflung tief durch. „Dafür ist das Passwort doch da? Sie können doch jetzt nicht sagen, dass ich keine Gryffindor bin. Ich meine, ich bin ja auch keine Gryffindor, aber ich kenne doch das Passwort."
Die Fette Dame sah sie schweigend an. „Ja, aber wer sagt mir, dass du nicht Sirius Black bist?"
„Das macht doch überhaupt gar keinen Sinn." fuhr Eloise fort. „Das könnten Sie ja auch jedem anderen Gryffindor vorwerfen. Ich denke, das ist ziemlich unfair. Bei uns kommen Leute, die wissen wie, auch rein. Außerdem hätte ich Sie, wäre ich Sirius Black, schon längst von der Wand gerissen."
Die Fette Dame machte ein empörtes Geräusch. Eloise ließ einen gereizten Aufschrei los. „Ich war mitten in meiner Gesangsprobe."
„Sie singen?" fragte Eloise mit leuchtenden Augen, als wäre nie etwas passiert.
„Ja." antwortete das Portrait langsam, mit etwas mehr Sympathie.
„Was singen Sie denn so?"
„Opern." entgegnete die Fette Dame.
Eloise hätte nicht fragen sollen. Wirklich nicht. Zwei Minuten später musste sie dem Impuls widerstehen, sich die Ohren zuzuhalten, aber das wäre ja äußerst unhöflich gewesen, nachdem sie sie schon darauf angesprochen hatte.
Ihr Gekreische hallte in ihren Ohren wieder und Eloise versuchte an etwas Schönes zu denken. Sie hatte nur Schwierigkeiten, sich darauf zu konzentrieren, etwas Schönes zu finden. Das erste, was ihr in den Sinn kam, war Fred. Und George. Eloise war leicht überfordert gewesen, als Fred heute in Verteidigung gegen die dunklen Künste plötzlich gesagt hatte: „Du kannst ja heute Abend nach unserem Quidditchtraining bei uns im Gemeinschaftsraum vorbeikommen."
Und natürlich hatte Eloise total cool reagiert. Sie hatte cool genickt und — ebenso cool — gesagt, dass sie das tun würde. Es kam ihr so vor, als wollten sie wirklich Zeit mit ihr verbringen. Rational gesehen gab es ja auch keinen Grund, Nein zu sagen. Vermutlich waren sie auf dem Weg, Freunde zu sein und so etwas war nun einmal wichtig für diesen Prozess. Ophelia und Grace hatten das Ganze mega aufregend gefunden. Arwen hatte sie zur Seite gezogen, bevor Eloise gehen wollte und ihr gesagt, dass sie sich von Ophelia und Grace nichts einreden lassen sollte und das Ganze ganz cool sehen sollte.
Also war Eloise cool. Sie hatte sich einen einfachen Pferdeschwanz mit einer kleinen gelben Schleife gebunden — und war mega cool.
„Gott." hörte sie jemanden neben sich sagen und drehte sich zu Harry um, der mit seinem Besen in der Hand auf das Portrait zukam und sich mit seiner freien Hand ein Ohr zuhielt.
„Sie übt." meinte Eloise.
„Für was?" murmelte Harry. „Die Talentshow für Gemälde?"
Eloise prustete. Er sah immer noch gereizt aus.
„Fortuna Major." fuhr er eindringlich fort und die Fette Dame unterbrach ihren Singsang.
„Ist ja gut." entgegnete sie und gab den Weg zum Gemeinschaftsraum frei. Als Eloise ihm folgen wollte, warf er ihr einen kurzen Blick zu.
„Wolltest du zu uns?" fragte er.
Nein, ich stand aus Spaß hier und habe ihr zugehört, dachte sie. „Ja." antwortete sie mit einem leichten Lächeln. „Äh, Fred und George haben mich eingeladen, weißt du?"
„Oh." Er sah sie kurz an und nickte. „Sie müssten eigentlich gleich da sein."
„Gehst du—" begann Eloise wie aus heiterem Himmel. „Ich meine, äh, gehst du eigentlich nach Hogsmeade? An Halloween?"
Harrys Blick wurde finsterer. „Keine Erlaubnis." antwortete er knapp.
Sie nickte unbeholfen. „Ist vielleicht auch ganz gut so. Ich meine—" Sie ruderte bei seinem Blick zurück. „Ich habe mich nur gefragt wegen der ganzen Sirius-Black-Sache... dass du ja sicher nicht gehen willst."
Harrys Kopf fuhr zu ihr herum. „Was meinst du damit?"
Eloises Augen wurden groß. Scheiße. Er weiß es nicht.
„Eloise Fudge!" Erleichtert atmete sie durch. Einer der Zwillinge rettete sie vor einer Antwort.
„Wir haben ja nicht erwartet, dass du dich wirklich in unseren Gemeinschaftsraum traust." fügte der andere hinzu, als sie hinter Harry stehenblieben
„Aber ihr habt mich doch eingeladen." sagte Eloise kleinlaut.
„Was nicht heißt, dass—"
„Stopp stopp stopp." unterbrach sie ihn und die beiden sahen sie überrascht an, bevor sie grinsten. „Erst der Zwillingscheck."
Fred und George positionierten sich, als wären sie die alten Könige auf den Gemälden im dritten Stock.
„Fred..." begann sie und zeigte auf den linken, der gerade gesprochen hatte. „Und George..."
„Hey Eloise..." sagte Fred bewundernswert. „Du lernst."
Sie lächelte glücklich.
Als sie sich umdrehte, erkannte sie, dass Harry schon durch den Eingang gegangen war und folgte Fred und George, als sie ebenfalls weitergingen. Eloise warf der Fetten Dame einen triumphierenden Blick zu, bevor sie in den Gemeinschaftsraum ging. Und zu ihrer Überraschung... war es genauso hier, wie sie es sich vorgestellt hatte. Es fühlte sich ebenso warm und offen an wie bei den Hufflepuffs, aber gleichzeitig repräsentierten die roten Wandteppiche und Tapeten die Stärke des Hauses. Eloise fühlte sich beinahe selbstbewusster, als sie den Turm betrat.
Als sie sich umsah und ihr Blick am Kamin hängenblieb, sah sie Ron und Hermine vor dem Feuer sitzen und sich unterhalten. Harry blieb gerade vor ihnen stehen. „Das erste Wochenende in Hogsmeade." hörte sie Ron zu ihm sagen. „Ende Oktober, an Halloween."
Kaum dass er das gesagt hatte, mischte Fred sich schon ein, obwohl er eigentlich in eine ganz andere Richtung hatte gehen wollen. „Klasse." meinte er. „Ich muss zu Zonko, meine Stinkkügelchen sind fast alle. Jemand hat sie aufgebraucht." Er sah zu Eloise, die ein unschuldiges Gesicht aufsetzte. Sie blickte zu George, um vorwurfsvoll mit dem Kopf zu schütteln. Er legte sich getroffen eine Hand an die Brust.
Sie folgte Fred und George zu den nächstgelegenen Sesseln und Sofas und zögerte ein wenig, bevor sie sich auf das Sofa neben Fred setzte. Bevor sie etwas sagen konnte, hörte sie bereits eine weitere Stimme. Lee tauchte aufgekratzt wie immer hinter der Couch auf und schlug so energiegeladen auf die Lehne, dass Eloise zusammenzuckte.
Fred bemerkte es, sagte aber nichts und grinste in sich hinein.
„Oliver hat euch nicht umgebracht, das ist immer so schön zu sehen." meinte Lee.
„Er war so kurz davor." entgegnete George und hielt zwei Finger hoch.
„Aber er hat es auf das Ende der Saison verschoben."
„Das heißt, bis dahin können wir seine Teamregeln brechen." fuhr George fort.
Eloise runzelte die Stirn. „Wartet mal." sagte sie. „Ihr habt Teamregeln?"
„Sicher." antwortete Fred. „Die heiligste: Quidditch ist nicht nur ein Spiel."
„Lasst Fred und George nicht in die Nähe von irgendetwas."
„Der Sucher von Hufflepuff ist kein Dachs, egal was Fred sagt. Vielleicht habe ich ein bisschen über Diggory geredet."
„Harry ist unsere Geheimwaffe und muss unter allen Umständen beschützt werden."
„Wenn Fred und George noch einmal vorgeben, der jeweils andere zu sein, werden sie von Klatschern attackiert."
„Angelina und Alicia dürfen keine Songs darüber singen, dass wir das Team mit den hübschesten Mädchen haben."
„Und Fred und George dürfen nicht mitsingen."
Eloise sah sie sprachlos an.
„Ach..." fuhr Fred fort. „Alicia darf auch keine Glocke läuten, wenn Oliver Katie Bell sagt."
„Und Katie, Fred und ich dürfen keine Besen der Ravenclaws in Eichhörnchen verwandeln." sagte George. „Er hätte sich klarer ausdrücken sollen. Wir schicken einfach Alicia und Angelina zu den Hufflepuffs."
„Hallo?" warf Eloise ein.
„Den Slytherins." hustete George.
Lee zuckte mit den Schultern. „Es sind eigentlich inoffizielle Regeln, aber man sollte sie wirklich nicht brechen."
„Also Cedric ist da ein bisschen... entspannter."
„Und ein bisschen hohler." meinte Fred. Lee ließ sich neben sie auf die Couch fallen.
„Hey." murrte Eloise. „Cedric ist voll nett."
„Alicia, Angelina, kommt mal her!" rief George und fläzte sich in seinem Sessel. Eloise sah zu den drei Mädchen des Quidditchteams, die gerade in den Gemeinschaftsraum gekommen waren. Angelina und Alicia erkannte sie aus dem Zug wieder — Katie hatte sie bisher noch nie getroffen.
Angelina verdrehte die Augen, bevor sie auf ihn hörten und zu der Ecke kamen, in der sie saßen.
„Ich werde also gar nicht mehr gerufen." sagte Katie herzgebrochen und Lee streckte eine Hand nach ihr aus, damit sie sich auch noch neben sie auf die Couch setzte. Eloise rückte ein wenig näher an Fred heran und strich sich hastig eine Haarsträhne aus dem Gesicht, ohne ihn anzusehen.
„Hi, Eloise." grüßte Alicia sie und setzte sich auf die Sofalehne neben Katie. Angelina setzte sich auf die andere Lehne neben Fred.
„Hi." Eloise lächelte leicht.
„Alicia, Angelina, ihr erinnert euch an Olivers Vortrag über den Eichhörnchenplan, als er uns mit Katie darüber hat reden hören?" fragte George.
„Oh nein." murmelte Alicia.
„Lasst mich raten: Er hat sich da ein wenig ungenau ausgedrückt?" fragte Angelina.
„Ganz genau." Fred schüttelte bedauernd mit dem Kopf. „Sonst würden wir uns ja wirklich daran halten."
„Nein." sagte Angelina knapp.
Er legte den Kopf zurück und sah sie mit einem Schmollmund an. „Angie..."
„Nein." wiederholte sie grinsend und zog an einer Haarsträhne, die ihm in die Stirn fiel. Eloise runzelte die Stirn und rückte sich auf ihrem Platz zurecht. Fred sah zu ihr, doch sie blickte schnell zu George, als er weiterredete.
„Alicia?" fragte George in diesem Moment.
Sie seufzte. „Was würde ich dafür kriegen?"
„Was willst du denn dafür?" George grinste.
„Hm." Sie überlegte kurz. „Du würdest auf jeden Fall tief in meiner Schuld stehen, George Weasley."
„Würde ich das?"
Sie wackelte mit den Augenbrauen.
In diesem Moment hallte ein Schrei durch den Gemeinschaftsraum. „Ron, tu ihm bloß nicht weh!" kreischte Hermine und alle sieben drehten sich nach ihr um, als Ron mit einem großen rot-getigerten Kater um eine Tasche kämpfte, an der vermutlich Hermines Haustier zerrte.
„Fangt diesen Kater ein!" rief Ron laut, als sie zerriss und ein kleine braune Ratte über den Tisch sprang und von dem Kater verfolgt wurde. Ehe, dass Eloise sich versah, hetzte sie schon über den Tisch vor ihnen und George sprang auf, um sich die Katze zu schnappen, schaffte es jedoch nicht. Lee zog sein Terrarium mit Tara der Tarantel näher an sich heran.
Vor einer Kommode scharrte der Kater wütend herum und Hermine konnte ihn endlich wegziehen, während Ron ihn mit großer Mühe am Schwanz hervorholte.
„Schau ihn dir an!" sagte Ron wütend und Eloise verzog das Gesicht, als sie die beiden streiten hörte. Ihr Blick fiel auf Tara die Tarantel. Sie verspachtelte gerade eine Heuschrecke — beziehungsweise wickelte sie sie gerade aus einem Spinnennetz. Eloise rückte ein wenig weiter von Lee weg, auch wenn das hieß, näher an Fred zu rücken.
„Alle Katzen jagen Ratten, Ron!" hörte sie Hermine in diesem Moment sagen. Das machte es nicht besser. Wie die Tarantel ihre Heuschrecke genoss, war trotzdem nicht... schön.
„Eloise, sie bringt dich durch das Glas nicht um, weißt du?" sagte George in dem Moment von gegenüber und Eloises Wangen färbten sich rosa.
Lee bemerkte, wie nahe er sie an Eloise herangehalten hatte und hob demonstrativ das Terrarium zur Seite. Alicia und Katie fielen fast vor Schock von der Couch, als er sie in ihre Richtung hielt. „Warum hat denn jeder Angst vor ihr?" fragte er. „Sie ist doch super niedlich."
Ophelia würde sie bestimmt mögen, dachte Eloise.
Als Ron und Hermine ihre Diskussion lautstark beendeten und Ron zu den Schlafsälen verschwand, kam Eloise nicht umhin, ein wenig genauer zu beobachten, wie Fred mit Angelina umging. Es war seltsam, es zu beobachten. Sie wusste nicht, wieso.
„Ich glaube, ich muss langsam zurück zu meinem Gemeinschaftsraum." sagte sie, als es auf die Sperrstunde zuging.
„Ich bringe dich." bot Fred sofort an und Eloise sah überrumpelt zu ihm, bevor sie nicht anders konnte als zu lächeln.
„Klar." entgegnete sie hastig und konnte die Blicke der anderen auf sich spüren. Sie räusperte sich unbeholfen und stand auf, dicht gefolgt von Fred. „Gute Nacht." Sie versuchte so zu winken, dass es nicht zu seltsam aussah und folgte Fred aus dem Gemeinschaftsraum. Als sie sich noch einmal umdrehte, sah sie, wie Katie und Angelina auf George einredeten, der die Hände hob. Warum war sie eigentlich so aufgeregt? War sie je alleine mit Fred gewesen? George war immer da gewesen, richtig? Merlin, deswegen war sie aufgeregt.
„Also..." begann Fred, als sie den Korridor betraten.
„Also..." wiederholte Eloise. „Wir sind alleine."
„Ja." Fred grinste leicht. „Darauf hast du also gewartet? Wir hätten George auch einfach wegschicken können, weißt du?"
Sie verdrehte leicht die Augen, während sie die Treppenstufen neben ihm hinunterging.
„Hey, Vorsicht, da ist eine Trick—" Doch in dem Moment, in dem Fred sie warnen wollte und schon lässig über die Stufe gesprungen war, versank sie bereits in ihr. Sie hielt sich gerade noch so an Fred fest, um nicht nach vorne zu fallen und blickte verlegen zu ihm auf, als er sie festhielt. Seine Hände auf ihrer Taille fühlten sich warm an und sie spürte, wie sich eine Gänsehaut an ihrem ganzen Körper bildete. Er sah auf sie hinab, als Eloise sich an seinen Schultern festkrallte und ihn aus großen Augen ansah.
„Tut mir leid." flüsterte sie.
„Warum entschuldigst du dich?" fragte Fred mit einem leisen Lachen zurück.
„Einfach so... ich weiß nicht?" Eloise lachte ebenfalls auf, doch sie bewegten sich immer noch nicht voneinander fort. Erst jetzt fiel ihr auf, wie schnell ihr Herz eigentlich schlug. Verlegen wandte sie ihren Blick von Fred ab und atmete tief durch. „Okay." flüsterte sie, kaum in der Lage, klar zu denken.
„Ich helf' dir mal hieraus." flüsterte Fred zurück und Eloise nickte, als er sie an den Armen packte und ihr aus der Trickstufe half. Unelegant hüpfte sie auf die nächste Stufe und nahm so schnell wie möglich ihre Hände von seinen Armen, um sie beinahe rechtfertigend in die Luft zu halten.
Fred lächelte nur in sich hinein, als sie die letzten Stufen der Treppe hinunterging und er ihr für einen Moment gedankenverloren hinterher sah. Eloise drehte sich mit einem fragenden Blick um, als sie auf dem ersten Treppenabsatz angekommen war. „Kommst du?" fragte sie und legte den Kopf schief.
„Klar." entgegnete Fred hastig und folgte ihr.
„Kein Wunder, dass die Idee mit den Treppen von Rowena Ravenclaw kam." meinte Eloise. „Die Hufflepuffs haben es schon gut im Keller."
„Und Salazar Slytherin war wahrscheinlich genervt und ist dann auch in den Kerkern geblieben." fügte Fred hinzu.
„Aber Godric Gryffindor..." begann Eloise dramatisch. „Der dachte sich natürlich: Boah, Treppen, die sich bewegen, was eine Herausforderung für meine Schüler, wir gehen ganz nach oben, wo man am leichtesten sterben kann!"
Fred lachte leicht. „Weil wir so mutig sind, Eloise." versuchte er es.
„Nein." entgegnete sie. „Weil ihr überheblich seid."
Als Fred seufzte und innehielt, blieb sie überrascht stehen. „Richte deine Fliege, Eloise." sagte er dramatisch und Eloise wollte schon verwirrt antworten, als sie eine Stimme von der Treppe vor ihnen hörte.
„Fred!" Percy tauchte auf und blieb skeptisch vor ihnen stehen.
„Mein lieber Bruder..." begann Fred. In dem Moment, in dem er „Ich bin nicht Fred" sagte, antwortete Eloise mit „Das ist George". Fred sah sie an und grinste überrascht.
„Wie auch immer..." fuhr Percy fort und atmete tief durch. „In einer halben Stunde ist Sperrstunde und—"
„Hast du so wenig Vertrauen in deinen Bruder?" fragte Fred mit enttäuschtem Ton.
Eloise versuchte sich so unbeteiligt wie möglich umzusehen.
„Ich werde überprüfen, ob du pünktlich zurück bist." kündigte Percy an. „Auch wenn wir in einem Haus sind: Ich bin Schulsprecher und muss meinen Pflichten nachkommen."
„Jaja." sagte Fred. „Grüß Penelope, sie wartet schon."
„Ja?" fragte Percy nervös.
„Ich würde sagen, das musst du selbst rausfinden." entgegnete Fred und schüttelte mit dem Kopf, als Percy aufgekratzt die Treppen hochging, von denen sie gerade gekommen waren.
„Ach, und George?" fragte Percy, als er sich auf der Treppe noch einmal umdrehte.
„Ja?" Fred verschränkte die Arme und lächelte wie ein unschuldiger Engel.
„Zieh sie nicht da mit rein. Eloise, lass dich da nicht mit reinziehen. Das verdirbt dich nur. Du bist die Tochter des Ministers, du hast das wirklich nicht nötig—"
„Danke, Percy." unterbrach Eloise ihn, innerlich gelangweilt. Percy sah zufrieden aus und ging endlich die Treppe hoch. „Das, was ihr zu viel habt, hat Percy eindeutig zu wenig."
Fred sah belustigt zu ihr. „Das ist George?" wiederholte er ihre Worte von eben. „Eloise, hast du gerade geholfen, den Schulsprecher zu verarschen?"
Eloise sah ihn an. „Äh... Nein?" Sie lächelte unschuldig.
„Du hast ja wirklich dein ganzes Leben nur auf mich gewartet." stellte er fest.
„Und auf George." fügte sie hinzu. „Aber... nein."
„Percy hat recht, wir verderben dich." Fred schüttelte theatralisch mit dem Kopf und grinste. „Ich sehe es in deinen Augen." fuhr er übertrieben fort, während er seine Finger vor ihrem Gesicht bewegte, um auf ihre Augen zu zeigen. „Das Funkeln der Freude und des Spaßes. Hört, ich habe Eloise Fudge das Lachen beigebracht."
„Ach, sei doch ruhig." murrte Eloise schwach und ging weiter, um dem Gespräch aus dem Weg zu gehen.
„Ich sehe den Funken der Rebellion in dir erglühen." fuhr Fred unberührt fort. Eloise atmete tief durch und schüttelte mit dem Kopf. Er erkannte dennoch das Grinsen auf ihrem Gesicht, als er neben ihr herging und sie forschend ansah. „Der, der auch mich einmal erfasst hat, als ich noch unschuldig war. So wie du."
„So wie ich?" wiederholte Eloise, als sie die letzten Treppen hinuntersprang und sie langsam zu den Kellern kamen. „Du warst je unschuldig?"
„Langsam bekomme ich wirklich das Gefühl, du bist das genauso wenig." Fred blieb neben ihr stehen, als sie innehielt. „Was ist?" fragte er und sah stirnrunzelnd auf die Fässer vor ihnen.
Eloise hob die Augenbrauen. „Hier ist der Gemeinschaftsraum." erklärte sie langsam. „Du hast doch deine Superkarte, müsstest du das nicht wissen?"
„Ich musste nie zu Hufflepuffs." verteidigte er sich sofort.
Eloise gab ein leises Geräusch von sich.
„Aber ihr seid im gleichen Gang wie die Küchen." stellte er fest. „Beneidenswert."
„Hier sind die Küchen?" Ihr klappte der Mund auf.
„Oh Mann, Eloise." Fred schüttelte mit dem Kopf. „Du weißt ja echt gar nichts über dieses Schloss."
„Wie auch immer..." unterbrach sie die Diskussion und sah ihn abwartend an. Er sah fragend zurück. „Ich würde dann gerne in meinen Gemeinschaftsraum." Sie deutete auf die Fässer.
„Nein, nein, nein." protestierte Fred. „Ich habe dir unser Passwort gesagt, jetzt kriege ich deins."
„Du hast mir deins doch freiwillig gegeben." entgegnete sie. „Außerdem haben wir kein Passwort."
„War ja klar." Fred schüttelte mit dem Kopf. „Viel zu vertrauenswürdig wie immer, die Hufflepuffs."
Etwas empört öffnete Eloise den Mund, schloss ihn aber wieder missmutig. „Man muss trotzdem etwas tun." meinte sie. „Man muss gegen ein Fass klopfen. Das da."
„Das kriegt ja jeder raus." entgegnete Fred und Eloises Augen funkelten kurz finster, bevor sie wieder lächelte und auf die Fässer deutete.
„Na dann." Sie zuckte mit den Schultern. „Mach doch."
Fred grinste, bereits völlig überzeugt davon, dass er das große Rätsel des Hufflepuff-Gemeinschaftsraums gelöst hatte. Als er an das Fass herantrat, auf das sie gezeigt hatte, trat sie unauffällig zwei Schritte zurück. Er hob die Hand und klopfte entspannt. Eloise musste ein Grinsen unterdrücken, als Fred die Stirn runzelte und wartete, dass etwas geschah. In dem Moment, in dem er sich aufrichtete und sich zu ihr umdrehen wollte, flog der Deckel des oberen Fasses auf und ein Strahl Essig schoss auf Fred hinab, der ihn komplett durchnässte.
Sie sah ihn zusammenzucken und lachte leise. Er verharrte ein paar Momente mit geschlossenen Augen in seiner Position, bevor er sich zu ihr umdrehte und langsam nickte. „Verstehe schon." sagte er und rieb sich den streng riechenden Essig aus den Augen. Eloise rümpfte die Nase.
„Das kriegt ja jeder raus." zitierte sie ihn und winkte lässig ab, wie er es getan hatte.
„Witzig." sagte er finster, grinste aber. „Und ich habe dich als unschuldig bezeichnet — das bist du nie gewesen."
Eloise biss sich auf die Lippe. „Weißt du, die Muggel haben da ein ganz schönes Sprichwort: Stille Wasser sind tief. Und ich glaube, du stehst noch am Ufer."
Fred schüttelte mit dem Kopf, sein Blick wurde jedoch immer bewundernder.
„Du solltest besser duschen gehen." meinte sie unschuldig und sah auf sein triefnasses Shirt. „Vielleicht bringe ich dir irgendwann bei, wie man richtig klopft."
Er grinste immer noch überrascht. Seine Augen funkelten, als er sie betrachtete. „Gute Nacht." meinte er langsam und gerade, als er sich abwendete, drehte er sich blitzschnell um und schnappte sie sich, um sie zu umarmen. Sie quietschte auf, als sie den Essig an sich spürte und zappelte herum, bis sie sich ergab und ihn von sich stieß. „Lektion Eins..." begann er. „Für so etwas gibt es immer Rache."
Sie schob schmollend die Unterlippe vor. „Lektion für was?"
„Naja, Eloise..." Er ging rückwärts, während er sich von ihr entfernte. „Du hast dich gerade offiziell als magischer Unruhestifter qualifiziert."
„Ich habe nichts dergleichen getan." entgegnete sie mit einem verzweifelten Lachen und schüttelte mit dem Kopf. „Gute Nacht."
„Du kommst da nicht mehr raus." meinte Fred. „Ich bin jetzt quasi gezwungen, Zeit mit dir zu verbringen."
„Klar." Eloise nickte mit einem gespielt ernsten Gesichtsausdruck. „Was auch sonst?"
„Hast du etwa was dagegen?" fragte er.
Sie hätte gerne Nein gesagt, aber sie log nicht gerne. „Frag mich das irgendwann nochmal."
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top