𝖑𝖎𝖝. Barty Crouch Junior
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KAPITEL NEUNUNDFÜNFZIG
Barty Crouch Junior
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„ICH HÄTTE ES WISSEN MÜSSEN." Es war der Gedanke, der Eloise nicht mehr losließ, und in diesem Augenblick glaubte sie nicht, dass er das jemals tun würde. Der Trubel war fort, als hätte er sie im Stich gelassen, während die Stille ohrenbetäubend auf sie einzuschlagen schien. Nur das leise Surren war zu hören und trieb ihren Herzschlag wieder hinunter. Der Lärm und die hektischen Bilder um sie herum hatten ihren Puls beschleunigt und es schwer gemacht zu denken, doch jetzt, wo sie bei Dumbledore saß, klärte sich alles. Nun realisierte sie es mit voller Wucht. Cedric war tot. Sie wusste nicht, ob ihr klar war, was dieser Satz bedeutete.
Und Eloise hätte es wissen müssen, zumindest wissen können. Sie dachte an ihren Geburtstag zurück, als sie Cedric angesehen und es gespürt hatte, für diesen kurzen Moment.
„Was heute geschehen ist, ist in keinster Weise deine Schuld", sagte Professor Dumbledore ruhig. Er wirkte gefasst, als er ihr gegenüber saß und sie mit nachdenklicher Miene durch seine Halbmondbrille ansah.
Eloise schluckte. Irgendwie wusste sie das. Man war nicht wirklich Schuld, wenn man jemanden von einem Besen fallen sah und sterben ließ, schließlich hatte man ihn nicht selbst heruntergestoßen. Doch man hätte versuchen können, ihn mit einem Zauber zu stoppen, ihn aufzufangen, irgendetwas zu tun... Sie hätte es sein müssen, die ein Netz für Cedric befestigte, bevor er fiel.
„Hätte ich seinen Tod verhindern können?", fragte sie, als ihr dieser Gedanke kam. Beinahe hoffte sie, er würde nein sagen. Es wäre auf eine egoistische Art und Weise erleichternd.
„Zeit ist ein kompliziertes Konzept", antwortete er und atmete tief durch. „Wenn du die Zukunft siehst, ist das ein Abbild der Zukunft, die nach aktuellem Stand eintreten würde. Stell dir vor, jemand lernt für seine Prüfungen und du siehst, dass er bestehen wird. Wenn du es ihm sagst und die Konsequenz daraus ist, dass er nicht mehr lernt, wird er sie nicht mehr bestehen."
Eloise runzelte die Stirn. „Aber dann hätte ich ja etwas ändern können—"
„Seher sind nicht dazu bestimmt, einzugreifen", sagte Dumbledore mit traurigem Blick. „Viele versuchten es, selten funktionierte es. Manchmal trat ihre Vision nur ein, weil sie versuchten, sie zu ändern."
„Also gibt es Schicksal?", fragte sie. „Und ich muss ihm einfach zusehen? Ich kann nichts tun?"
„Nicht wenn du es nicht sollst." Professor Dumbledore sah aus, als hätte er ihr gerne eine andere Antwort gegeben. „Seher sehen die Dinge, die sie sehen sollen. Für mich sind die Gründe ebenso unergründlich wie für jeden anderen."
Eloise unterdrückte ein Schnauben. Das war einfach nur unfair. Wer entschied so etwas? „Dann entscheidet also das Schicksal, was ich sehen soll?", fragte sie fast ein wenig spöttisch.
„Das mit dem Schicksal ist so eine Sache", sinnierte Dumbledore nachdenklich, als hätte er Freude an einem Rätsel, das er nicht lösen konnte, und als wäre all das hier eine willkommene Herausforderung. „Wir treffen so viele Entscheidungen, jede Sekunde, die die Zukunft formt. Unsere und die von anderen. Meine Eltern beispielsweise trafen sich durch einen äußerst amüsanten Zufall, der durch die kleine Entscheidung eines Freundes ausgelöst wurde... Ich wäre nicht hier, wenn er eine andere Entscheidung getroffen hätte. Vielleicht soll ich aber genau hier sitzen und es wäre anders zu ihrem Treffen kommen." Er schwieg kurz, während Eloise versuchte ihm zu folgen. „Es gibt Ereignisse, zu denen alle Entscheidungen früher oder später führen. Dann gibt es andere, flexible Dinge. Vielleicht hätte Cedrics Tod verhindert werden können, vielleicht musste es so kommen. Vielleicht gibt es viele Versionen von unserer Welt und wir leben in einer, in der er sterben musste. Ich weiß es nicht, Eloise, auch für mich sind diese Dinge ein Mysterium. Hätte er leben sollen, hättest du ihn retten können, das ist, was ich dir sagen möchte."
„Wo ist dann der Sinn des Ganzen?", fragte Eloise verzweifelt. „Wieso gibt es Menschen wie mich, die all das ertragen müssen?"
„Um Menschen auf ihren rechten Weg zurückzubringen, um Hoffnung zu spenden...", überlegte Dumbledore. „Als Professor Trelawney die Prophezeiung über Voldemorts Fall bekam, traf sie auf zwei Jungen zu. Auf Harry... und auf Neville Longbottom."
Eloise runzelte die Stirn. Das war eine seltsame Vorstellung.
„Voldemort erfuhr von der Prophezeiung und entschied sich, diesen Jungen umzubringen. Er wählte Harry. Es hätte Neville sein können." Er beugte sich ein wenig vor. „Was ich dir sagen will, Eloise: Wenn es diese Prophezeiung nicht gegeben hätte, hätte Voldemort nicht von ihr erfahren, er hätte keinen dieser Jungen versucht umzubringen und seine Schreckensherrschaft hätte angedauert. Die Dinge, die du siehst, lösen manchmal die Ereignisse aus, die eintreten sollen."
Ihr Kopf drehte sich erneut, doch diesmal nicht wegen einer Vision. Das war alles so schrecklich kompliziert. Sie wünschte, sie könnte mit jemandem reden, der es verstand — jemand anderes als Trelawney. Jemand wie ihre Tante, doch sie war verschwunden und tot.
„Bevor ich dich herrufen ließ", begann Dumbledore plötzlich, „sprach ich mit Harry über das, was heute Abend geschehen ist. Es war nicht leicht für ihn. Ich würde dich bitten, die Prophezeiung nicht vor ihm zu erwähnen."
Schnell nickte Eloise. Sie hatte keine Ahnung, was geschehen war, nachdem Dumbledore das Quidditch-Feld mit Professor McGonagall und Professor Snape verlassen hatte, um Harry und Moody zu folgen. Sie hatte auf dem Boden gesessen, das Gesicht in Freds Brust vergraben, der sie schweigend umarmt hatte, während ihr Körper von Schluchzern durchgerüttelt wurde. Professor Sprout hatte mit Cedrics Eltern den Platz verlassen, zu schlimm waren die Schreie seines Vaters gewesen, an die Eloise sich mit Gänsehaut zurückerinnerte.
Irgendwann war Professor Snape zurückgekehrt, um ihrem Vater etwas mitzuteilen, der gleich darauf das Feld verließ. Er war so sehr darin versunken gewesen, alles schnell zu organisieren, dass er Eloise kaum beachtete. Wenn Eloise nicht gesessen hätte, wäre sie vor Schreck umgefallen, als Snape zu ihr kam und sie mit schnarrender Stimme ansprach. „Miss Fudge", hatte er ernst begonnen. „Der Schulleiter möchte Sie in seinem Büro sprechen."
Ihr erster Blick galt Fred, der beschwichtigend ihre Hand drückte und sie anlächelte. „Nicht mal ich hab es da so oft hingeschafft wie du", sagte er mit einem schwachen Grinsen, das auch Eloise kurz zum Lächeln brachte.
„Allein, Mr Weasley", fügte Snape hinzu.
„Ja ja, Sir", gab Fred zurück. „Ich warte später in deinem Gemeinschaftsraum auf dich, okay?"
Eloise nickte dankbar, bevor sich Snape ohne abzuwarten umdrehte und darauf zu warten schien, dass sie ihm folgte.
So hatte sie sich mit Snape auf den Weg zu Dumbledores Büro gemacht, wo ihr Zaubertränkelehrer schweigend stehen geblieben war. Fast hätte sie sich gewünscht, Snape würde mit ihr reden, während sie dort standen und er mit schmalen Lippen und leerem Blick auf die reglose Steinstatue starrte. Es war seltsam, dass sie plötzlich das Bedürfnis hatte, mit Professor Snape ein Gespräch zu führen, aber irgendjemand sollte ihr einfach sagen, dass... Ach, sie wusste es selbst nicht. Sie wusste gar nichts mehr. „Wissen Sie, was er besprechen möchte?", hatte sie nach einer Weile gefragt.
„Er hat keine Details genannt", erwiderte Snape schlicht.
Eloise nickte bloß und schaute weiter schweigend nach vorne, bis Harry und Dumbledore mit einem großen schwarzen Hund hinter der Steinstatue hervortraten. War das— Sirius Black? Sicherlich, doch Eloise spürte kaum etwas bei dieser Erkenntnis. Alles fühlte sich leer an.
Seitdem war sie hier in seinem Büro, hatte erst gewartet, dass er vom Krankenflügel zurückkam, in den er Harry gebracht hatte, und schließlich Dumbledore gegenüber gesessen, der ihr nun etwas von Schicksal und Zukunft erzählte.
„Ist er wirklich zurück?", stellte Eloise ihn die bedeutungsträchtigste Frage dieses Abends und die Worte fühlten sich an, als würden sie sie ersticken.
„Ja", antwortete Dumbledore mit hohler Traurigkeit. „Das ist er."
Eloise nickte. „Ich habe es gesehen", gab sie nach einer Weile zu. „Wie er zurückkam. Harry— er hat Harrys Blut verwendet, es war schrecklich, Sie-wissen-schon-wer hat ihn gefoltert. Es ging alles so schnell, es waren so viele Bilder, aber ich wusste einfach, was passiert. Es war grauenhaft, so grauenhaft, aber er hat gekämpft, er hat so gut gekämpft..." Sie kämpfte mit den Tränen in den Augen.
„Ich weiß." Dumbledore lächelte schwach. „Er war unglaublich tapfer."
„Moody", sagte sie schließlich. „Ich hatte schon länger ein komisches Gefühl, aber ich dachte, es wäre dumm. Seit dem Verschwinden von Crouch hatte ich den Verdacht, dass er dahinterstecken könnte. Der Gedanke, dass der berüchtigte Alastor Moody ihn umbringt, hat sich so falsch angefühlt, ich habe es nicht verstanden..."
„Professor Moody hat ihn nicht umgebracht", erklärte Dumbledore. Eloise runzelte die Stirn.
„Oh", erwiderte sie.
„Aber als du auf dem Feld zu mir kamst und mir sagtest, Harry dürfe nicht mit ihm gehen, wusste ich, dass es nicht Professor Moody war, denn Alastor hätte ihn nicht einfach gegen meine Anweisungen mitgenommen."
Das verstand sie nicht. „Aber...?"
„Vielsafttrank", erklärte Dumbledore. „Jemand anderes gab sich als Professor Moody aus, äußerst überzeugend, wie ich gestehen muss. Ich hatte keine Ahnung."
Vielsafttrank? Dank Arwen wusste sie nun genau, wie man ihn braute, sie hatte gut für ihre Prüfung in Zaubertränke gelernt. „Dann hat Sie-wissen-schon-wer jemanden ins Schloss geschmuggelt?"
Dumbledore schwieg kurz. „Eloise, wie viel weißt du über Mr Crouchs Sohn?"
Ihr Herz machte einen Satz. Mr Crouchs Sohn? Was hatte er—? Er war tot, nicht? Andererseits hatte sie das von dem Unnennbaren auch geglaubt. „Sein Vater war nicht viel für ihn da. Er hieß ebenfalls Barty, war gut in der Schule, aber wurde nach seinem Abschluss mit den Lestranges gefasst, als sie die Longbottoms folterten. Sein Vater verurteilte ihn und schickte ihn nach Askaban. Er starb dort, das zerstörte Crouchs Karriere."
Der Sohn, dem er immer den Rücken zugewandt hat, hat noch aus dem Grab seine Karriere zerstört. Er soll nie groß für ihn da gewesen sein.
Es war Moody, der ihr das erste Mal von ihm erzählt hatte. Natürlich, Moody... Sie schnappte nach Luft, als sie zu Dumbledore aufsah.
„Du weißt viel über ihn", stellte ihr Schulleiter ruhig fest, ohne auf den geschockten Blick in ihren Augen einzugehen.
„Die Crouchs und meine Familie sind Freunde... gewesen", schob sie nach, als sie realisierte, dass diese Familie nicht mehr existierte. Bei Dumbledores bohrenden Augen gab sie nach. „Und ich habe ein paar Dinge in meinen Visionen gesehen."
„Er gab sich als Moody aus", bestätigte Dumbledore ihre Erkenntnis. Eloise wandte kurz den Blick ab. Das ganze Jahr über...? Er musste unglaublich gut gewesen sein, wenn er selbst Dumbledore hatte täuschen können.
„Er war also ein Todesser", stellte Eloise fest und fragte sich, wieso sie das traurig stimmte. „Er hat es wirklich getan."
Dumbledore nickte. „Seine Mutter wurde krank und bat ihren Mann darum, ihren Sohn zu befreien. Sie tauschten die Plätze, seine Mutter starb in seiner Gestalt in Askaban und Mr Crouch hielt seinen Sohn seitdem unter dem Imperius in seinem Haus gefangen."
Fassungslos starrte Eloise ihn an. Mr Crouch hatte so etwas getan? Das passte gar nicht zu dem herzlosen Mann — und doch hatte er aus Liebe zu seiner Frau und seinem Sohn Gesetze gebrochen.
„Barty war Voldemort äußerst treu, und er wartete darauf, zu ihm zurückzukehren", fuhr Dumbledore fort. Bei diesen Worten bekam Eloise eine Gänsehaut. Wie hatte sie all die Jahre glauben können, Er-dessen-Name-nicht-genannt-werden-durfte wäre tatsächlich tot, wenn so viele vom Gegenteil überzeugt waren? „Bei der Quidditch-WM befreite er sich von dem Fluch, stahl Harrys Zauberstab und beschwor das Dunkle Mal. Crouch entließ die Hauselfe, die sich immer um ihn kümmerte."
Doch wieso die Sache mit Moody?
„Voldemort erfuhr durch Bertha Jorkins von ihm. Sie hatte von dem Familiengeheimnis erfahren, doch Crouch modifizierte ihr Gedächtnis. Voldemort brauchte Harry für das Ritual und befreite seinen treuen Diener vom Imperius-Fluch, als er von ihm erfuhr. Stattdessen kontrollierte er Mr Crouch und ließ ihn seine Aufgaben im Ministerium erledigen, bis die Gefahr zu groß wurde, dass er sich wehren könnte. Barty überwältigte Moody und hielt ihn in seinem eigenen Koffer gefangen, um sein Haar zu nehmen und mehr über seine Verhaltensweisen zu erfahren. Harry war gut beschützt und Voldemort kam nicht an ihn heran, also warf Barty seinen Namen in den Feuerkelch. Er sorgte das ganze Jahr über dafür, dass Harry gewinnen würde und verwandelte den Pokal in einen Portschlüssel... Als seinem Vater die Flucht gelang, tötete er ihn, da er mir von seinem Fehler erzählen wollte."
„Das..." Eloise fehlten die Worte. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Auf eine seltsame Art ergab es Sinn, doch neue Fragen taten sich auf, wenn sie an ihre Interaktionen zurückdachte.
Moody war ihr von Anfang an unheimlich gewesen, aber das hatte sein Äußeres so an sich. Es hatte aber auch Momente gegeben, wo sie Vertrauen in ihn gefasst hatte und eine seltsame Art des Verständnis. Am Anfang war es ihre größte Mission dieses Schuljahres gewesen — neben der Mission, mit Fred zusammen zu kommen —, Moody so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen. Seine Unterrichtsstunden waren die reinste Qual gewesen und als er Draco Malfoy in ein Frettchen verwandelt hatte, war Eloise klar, dass sie ihm nicht auf dem falschen Fuß begegnen wollte. Er war völlig wahnsinnig, hatte sie geglaubt.
Dann hatte sie lange überlegt, ob sie wegen ihres Ringes zu ihm gehen sollte — bis er ihr die Entscheidung abgenommen hatte. Er hatte mit ihr über die Notwendigkeit von Verteidigung gegen die dunklen Künste gesprochen, darüber dass sie vorbereitet sein mussten, dass irgendetwas vor sich ging, dass der dunkle Lord nicht einfach so starb... Wieso hatte er all das angedeutet?
Seine Reaktion auf ihren Ring... Er musste ihn gekannt haben. Barty Crouch Junior war mit ihrer Tante befreundet gewesen und in ihrer Vision hatte er sie als große Schwester bezeichnet. In ihrer ersten Vision war er der Junge, den sie umarmt hatte, das wusste sie jetzt. Und wenn dieser Ring ihr gehörte, hatte Rabastan Lestrange sein Gegenstück — der Rabastan Lestrange, mit dem er verhaftet worden war und den er sicherlich ebenfalls kannte. Was wusste er über Kyrilla, vielleicht sogar über ihr Verschwinden?
Er hatte ihr erzählt, was es mit ihm auf sich hatte, dass es einen anderen Ring geben musste — von der Magie, die sie verband. Natürlich hatte er alles gewusst, ohne nachschlagen zu müssen.
Ihr war aufgefallen, dass er seit diesem Gespräch ungewöhnlich viel auf sie und ihren Fortschritt im Unterricht geachtet hatte. Beinahe jede Stunde hatte er sie korrigiert, ihr Tipps gegeben und dafür gesorgt, dass sich ihre Prüfung dieses Jahr gar nicht so schwer angefühlt hatte. Er war ein guter Lehrer gewesen.
Dann hatte er ihr das erste Mal von sich selbst erzählt, wie sie nun realisierte. Merlin, sie hatte mit ihm über seinen Vater gelästert und er hatte es vermutlich unterhaltsam gefunden. Und wie oft hatte er sie mit Fred auf dem Schulhof rumknutschen gesehen — wie peinlich.
Doch plötzlich machte der Imperius-Fluch so sehr Sinn. Sie hatte sich über die Dunkelheit gewundert, die sie in Moodys Kopf gesehen hatte, aber es waren Bartys Erinnerungen gewesen. Sein Verstand war ein dunkler Ort, einer voller Enttäuschung und Frust gegenüber seinem Vater, Gefühle, die in Hass geendet hatten. In der dunklen Magie hatte er etwas Tröstendes gefunden, etwas wo er Kontrolle hatte, wo er sich weniger einsam fühlte.
Sie musste aufhören, es verstehen zu wollen, aber wenn man die Gefühle eines anderen auf einen Schlag fühlte, schienen Taten viel nachvollziehbarer zu sein. Doch das waren sie nicht, er war ein schlechter Mensch. Hatte er gewollt, dass sie es verstand, als er sie den Imperius hatte ausführen lassen? Denn dann hatte er sein Ziel erreicht. Es war besser, als angetrunken zu sein, besser als der Rausch des Fliegens. Dunkle Magie war übermächtig und sie sprach den Teil eines Menschen an, der sich nach Macht und Kontrolle sehnte. Sie verstand, dass sie einen vereinnahmen konnte, nachdem sie es selbst gefühlt hatte.
Und nachdem er seinen Vater getötet hatte, war er nur aus einem Grund so energisch und alarmiert gewesen: Er hatte befürchtet, Eloise könnte es wissen. Bei ihrem letzten Gespräch in seinem Büro war er wohl am meisten er selbst gewesen. Sie verstand nur nicht, wieso gerade bei ihr.
Barty hatte es ihr vor der dritten Aufgabe gesagt: Heute sei ein guter Tag, an dem große Dinge geschehen würden. Natürlich, sein Meister war zurückgekehrt.
„Ich weiß, es ist sehr viel", sagte Dumbledore plötzlich. „Ruh dich aus, es war ein anstrengender Tag. Ich dachte, du würdest wissen wollen, was geschehen ist. Ich werde gleich in den Krankenflügel gehen und mit deinem Vater sprechen, sobald er Crouch verhört hat. Professor McGonagall bewacht ihn."
Sie nickte. „Danke, Professor."
Als sie wenig später in dem Korridor stand, der vom Schulleiter-Turm zurück in den anderen Teil des Schlosses führte, fühlte sie sich leer und noch verwirrter als zuvor. Barty Crouch Junior lebte also. Was wusste er über ihre Tante?
Es sollte nicht wichtig sein. Vielleicht hatte sie alles Relevante erfahren. Doch Kyrilla war verschwunden, hatte ihre Mutter erzählt, und Eloise würde gerne wissen, was damals— Ein Schauer lief ihr plötzlich über den Rücken. Die Luft schien sich um mehrere Grad herunter zu kühlen und jegliche Wärme zu verlieren. Eloise erzitterte. Sie kannte dieses Gefühl nur zu gut.
Als sie um die Ecke bog, sah sie ihn. Ein Dementor schwebte hinter ihrem Vater her, dessen Nadelstreifenumhang hinter ihm her wehte. „Dad!", rief sie, als sie ihn dort sah, und versuchte, das beklemmende Gefühl in ihrer Brust zu unterdrücken, als sie direkt auf den Dementor und ihren Vater zulief. Er blieb stehen und wies den Dementor an zurückzubleiben.
Es war das erste Mal, dass sie einem ohne Ring gegenüberstand, und auch wenn ihr Inneres von Eis bedeckt zu sein schien, machte er keine Anstalten sie anzugreifen.
„Wohin gehst du?", fragte sie besorgt.
„Nun", druckste ihr Vater herum. „Angeblich hat sich Barty Crouchs Sohn ein Jahr als Professor Moody ausgegeben. Ich werde ihn nun befragen. Minerva und Severus erklärten mir, dass er glaubte, auf Befehl von Du-weißt-schon-wem zu handeln — er ist ein Verrückter. Ich wollte ihn nicht ohne ausreichenden Schutz verhören."
Eloises Blick fiel skeptisch auf den Dementor.
„Du solltest gehen", sagte er. Eloise zögerte. Sie hatte Fragen.
„Ich soll Professor McGonagall etwas von Dumbledore ausrichten", log sie, ohne darüber nachzudenken. „Sie ist doch bei ihm, oder?"
„Ja", sagte ihr Vater überrascht. „Aber du solltest ihm nicht zu nahe kommen."
„Keine Sorge", murmelte Eloise. Dafür hatten sie ja Wachschutz. Ihr Vater wirkte beunruhigt und mit den Gedanken weit weg, als er neben ihr zu den Lehrerbüros ging. Auch Eloises Kopf wirbelte. Was machte sie eigentlich hier?
Dann blieb ihr Vater stehen. „Das ist das Büro, nicht?", fragte er sie.
„Das von Moody, ja", bestätigte Eloise, auch wenn sie nicht ganz sicher war, ob sie es wirklich noch Moodys Büro nennen konnte.
„Du gehst hinter mir", wies er sie an, klopfte an die Tür und machte schließlich dem Dementor Platz, der vorschweben sollte. Doch es lief nicht, wie er es geplant hatte.
Sobald er den Raum betrat, stürzte der Dementor los. Eloise schnappte schockiert nach Luft. Schneller, als sie begreifen konnte, was passierte, schwebte er dicht vor Barty Crouch Junior, zog seine Kapuze ab und offenbarte einen schrecklichen, weiten Mund. Ein Aufschrei von McGonagall hallte durch den Raum. Die Augen dieses Wesens existierten nicht — es waren lediglich schorfige Flecken.
Es ging alles ganz schnell. Sie sah die Panik in den aufgerissenen Augen des Mannes, der ein Jahr Moody imitiert hatte, als der Dementor seinen Mund seinem näherte und—
„Expecto Patronum!"
Eine Taube brach aus ihrem Zauberstab hervor, glänzend hell und genau so prachtvoll, wie sie sie von ihrem letzten Jahr in Erinnerung hatte. Sie breitete ihre Flügel aus und flog direkt auf den Dementor zu, der von ihrer leuchtenden Gestalt zurückgedrängt wurde. Eloise hatte ihren Vater zur Seite gestoßen und war in den Raum gestürmt, den Zauberstab erhoben, ohne es zu merken.
Ihr Vater sah mit großen Augen zu der Taube, bevor sein Kopf zu ihr herum schnellte. „Du—", begann er geschockt. Eloises Brust hob und senkte sich schnell, während sie ihren Zauberstab zitternd sinken ließ. McGonagall wiederum wirkte zutiefst beeindruckt. Eloise hatte ihre Augen auf den Mann gerichtet, der gefesselt auf dem Boden saß. Die Anwesenheit des Dementors hatte ihn wohl kurzzeitig wach gerüttelt. Er war älter als in den Erinnerungen, Askaban hatte ihn geprägt. Dennoch wusste sie, dass er jung war, ein wenig jünger als Snape oder Lupin. Seine Augen wirkten glasig, seine Haare unordentlich und sein Gesicht blass.
„Miss Fudge, Sie haben sein Leben gerettet", sagte McGonagall. Erst glaubte Eloise, es sei ein Vorwurf, doch das schien es nicht zu sein. Sie wirkte erleichtert.
„Allerdings." Cornelius schüttelte den Kopf. „Das Leben eines— eines Todessers! Eines Verrückten!"
„Wieso hast du eins von ihnen mitgebracht?", fragte Eloise schockiert und fuhr herum, ohne ihm richtig zuzuhören. Ihr Vater hatte einen entschlossenen, sturen Ausdruck auf dem Gesicht.
„Wieso nicht?", erwiderte er empört. „Denkst du, ich sorge nicht für meine eigene Sicherheit?"
„Er hätte sterben können!", rief sie.
Auch McGonagall sah entrüstet aus. „Professor Dumbledore hätte das nie erlaubt."
„Dann ist er ein leichtsinniger Mann. Leichtsinnig und gefährlich."
„Gefährlich ist einzig und allein dieses Ding", gab Eloise zurück.
„Ich werde nicht zulassen, dass Sie ihn mit der Anwesenheit dieses Dementors verhören." McGonagall reckte stolz das Kinn.
„Und ich werde ihn nicht ohne verhören", erwiderte ihr Vater stur.
„Ich kann kurz auf ihn aufpassen", bot Eloise an und hoffte, dass alles so laufen würde, wie sie es gerne hätte. „Professor Dumbledore meinte, er wäre bald im Krankenflügel. Vielleicht sollte das mit ihm geklärt werden."
Ihr Vater sah zu ihr, als wäre ihm erst jetzt eingefallen, dass sie immer noch hier war. Eloise lächelte nervös und hoffte, dass ihr Plan nicht schiefgehen würde. Am Ende schickten sie sie noch zu Dumbledore, aber sie brauchte wenigstens eine Minute allein mit Crouch.
„Was tust du überhaupt hier? Du solltest nicht hier sein. Das ist zu wichtig." Ihr Vater schnaubte.
Eloise verengte die Augen, doch auch Professor McGonagall sah sie nun abwartend an.
„Ich...", begann sie verunsichert. „Ich sprach eben mit Dumbledore."
„Und?", fragte ihr Dad.
„Ich sollte Bescheid geben, dass er sich gleich auf den Weg zum Krankenflügel macht, falls er gesucht wird." Sie sah zu Professor McGonagall. „Gehen Sie ruhig", sagte sie tapferer, als sie sich fühlte. Doch sie war nicht ohne Grund hier. „Der Dementor bewacht ihn und ich bewache ihn. Wenn Sie schnell zurück sind, habe ich die Sache im Griff."
„Du bleibst nicht alleine mit diesem... diesem Mann", sagte ihr Vater sofort.
Professor McGonagall wandte sich mit gehobenen Brauen an Cornelius. „Nun, Herr Minister, ich denke, Ihre Tochter hat soeben bewiesen, dass Sie sehr wohl in der Lage ist, die Stellung zu halten."
Ihr Vater presste die Lippen zusammen, deutlich unzufrieden damit, wie dieser Abend ablief. Dann zog er seinen Hut zurecht und verließ mit schnellen Schritten den Raum. Professor McGonagall wandte sich an Eloise. „Wir sind bald zurück", beteuerte sie ihr, bevor sie Crouch erneut betäubte und ihrem Vater folgte.
Als sich die Tür schloss, atmete Eloise tief durch und fühlte einen riesigen Druck von sich abfallen, dem sie sich nicht bewusst gewesen war. Ihr Blick fiel auf Barty Crouch. Sie war tatsächlich alleine mit ihm. Was hatte sie sich denn nur dabei gedacht? Er war ein Todesser, ein Mörder.
Sie könnte einfach hier stehen bleiben, ihn ohnmächtig dort sitzen lassen und warten, bis ihre Lehrer zurückkamen. Aber sie hatte zu viele Fragen — Dinge, die sie verstehen musste.
„Rennervate!", murmelte sie und sah dabei zu, wie Barty die Augen flackernd öffnete und sich irritiert an das Licht gewöhnte. Sie nahm nicht eine Sekunde ihren Zauberstab herunter.
Eine Weile richteten sich seine glasigen Auge auf sie, als müsste er ihre Umrisse erst ausmachen, doch dann wurde sein Blick klarer und er begann zu grinsen. Eloise schluckte schwer. „Eloise Fudge", spie er schwach aus. „Meine Lebensretterin, wie es scheint."
Sie runzelte die Stirn. „Gern geschehen", erwiderte sie ruhig. Ein wenig Dankbarkeit wäre vielleicht angebracht.
„Slytherin hätte zu dir gepasst", sagte er plötzlich mit einer unangebrachten Prise Amüsement. „Du kannst andere gut manipulieren."
„Was meinst du?", fragte Eloise stirnrunzelnd.
„Gerade eben." Er grinste schwach. „Du wolltest sie loswerden, das hast du geschickt angestellt. Dein Drang, unter vier Augen mit mir zu reden, scheint stark zu sein."
Er sah sie direkt an und Eloise wünschte, er würde wieder wegsehen. Seine braunen Augen durchbohrten sie und in ihnen lag eine Gerissenheit, die sie nicht unterschätzen wollte. Wie intelligent dieser Mann sein musste, wenn er Dumbledore ein ganzes Jahr getäuscht hatte und den Feuerkelch überlisten konnte... Er hatte wohl nicht umsonst zwölf ZAGs erhalten.
„Du warst also Moody", begann sie zögernd. „Das ganze Jahr über?"
„Frag Dumbledore, ich habe die ganze Geschichte schon erzählt—"
„Ich habe Fragen", unterbrach sie ihn.
„Das habe ich mir gedacht."
Eloise schwieg, gereizt von seinem arroganten Verhalten, obwohl er schwach auf dem Boden saß und den Dementor mit kurzer aufflackernder Panik betrachtete. Sie versuchte, die Kälte auszublenden, die er immer noch auslöste, aber es war schwierig. „Nachdem du... Nachdem du deinen Vater umgebracht hast—"
Crouch lächelte, als wäre es eine Erinnerung an ein idyllisches Weihnachtsfest.
„—und ich die Vision hatte, dachtest du, ich wüsste es, nicht wahr?"
„Natürlich", erwiderte er. „Es war gut möglich. Erst glaubte ich, du lügst und würdest zu Dumbledore rennen, sobald ich dich gehen lasse. Es war eine schwere Entscheidung."
„Was für eine Entscheidung?", fragte Eloise verwirrt.
„Ob ich dich töten soll oder nicht."
Eloise schluckte und ihre Hand zitterte kurz. Sie hatte sich sicher gefühlt, als Moody zu ihr gekommen war. Sie hatte geglaubt, das Schlimmste wäre vorbei. Ein Knoten bildete sich in ihrem Magen, als sie realisierte, dass sie dem Tod nie näher gewesen war als in diesem Moment. „Aber du hast dich dagegen entschieden."
„Offenkundig", antwortete Crouch und sah müde zu ihr auf.
„Wieso?"
„Willst du dich beschweren?"
Sie zog die Augenbrauen zusammen.
„Erstens", erklärte er auf einmal sachlich, „wäre es auffällig gewesen, die Tochter des Ministers umzubringen. Es wäre schwierig zu erklären gewesen und ein unnötiges Risiko." Dann lächelte er spöttisch. „Außerdem wollte ich Kyrilla nicht verärgern, indem ich ihre Nichte töte."
„Kyrilla ist tot."
„Genau wie ich oder der dunkle Lord?", spottete Barty. Eloise zog die Augenbrauen zusammen. Sie verstand das alles nicht. „Jetzt kannst du es mir sagen, Eloise. Weißt du, wem der andere Ring gehört?"
Zögernd erwiderte sie: „Rabastan Lestrange."
Barty nickte. „Und was weißt du über Kyrilla und ihn?"
„Sie war mit dir befreundet", begann sie. „Sie lernte Rabastan auf einer Feier kennen und als sie nach der Schule im Ministerium anfing, arbeitete er sie ein. Sie mochte ihn nicht, aber er begann sich für sie einzusetzen, weil sie unglaublich schlau war. Sie verlobten sich und er schenkte ihr den Ring, den ich jetzt besitze, aber ihr Vater war gegen die Hochzeit. Sie war sehr sauer auf ihn."
„Ja, das war sie", stimmte Barty zu. „Sie war wie eine große Schwester für mich." Ein seltsames Funkeln legte sich in seine Augen. „Was glaubst du, wer mir zeigte, wie großartig dunkle Magie sein kann?"
Eloise runzelte die Stirn. „Was?", fragte sie irritiert.
„Sie eröffnete mir eine neue Welt, wie Rabastan es bei ihr tat."
„Willst du sagen, dass sie eine Todesserin war?"
Ein wahnsinniges Lachen hallte durch Moodys Büro und Crouch schien sich vor lauter Komik zu krümmen. „Sie hätte seine größte Anhängerin sein können. Rabastan wollte sie auf unserer Seite, seit er sie getroffen hat, er hat es mir erzählt. Eine Seherin in den Reihen des dunklen Lords... was das bedeuten könnte, verstehst du? Sie war nicht wie die anderen, sie hätte ihn nicht verleugnet wie es all die anderen getan haben."
Sie wusste nicht, ob sie ihm glauben sollte. Wussten ihre Eltern davon? Das einzige, was sie ihr damals erzählt hatten, war die Geschichte, dass sie im Krieg verschwand.
„Du hast selbst darum gebeten, nicht verhaftet zu werden. Du hast auch gefleht und darauf bestanden, dass du kein Todesser bist—"
„Natürlich", rief er aus, etwas Finsteres lag in seinen Augen. „Ich wollte frei sein, um ihn suchen zu können. Ich verurteile keinen Todesser dafür, auf freiem Fuß zu sein, ich verurteile die, die frei sind und nie versucht haben, ihren Meister zu finden."
Eloise zog die Augenbrauen zusammen. Diese unerschütterliche Treue, die in seinen Worten lag, traf sie mehr ins Mark, als sie sollte. „Was ist mit Kyrilla passiert?", fragte sie weiter, unsicher ob sie die Antwort hören wollte.
„Geh nach Askaban und frag sie." Barty schien sich an ihrem fassungslosen Gesichtsausdruck zu erfreuen.
„Sie lebt?"
„Jemand hatte wohl Interesse daran, sie unauffällig hinter Gitter zu bringen, ohne dass es an die Öffentlichkeit dringt", sinnierte Barty vergnügt. „Mein Vater weiß ja, wie das ist. Wir können ihn schwer fragen, Verzeihung, meine Schuld, aber stell dir vor, was es für deine aufsteigende Karriere bedeutet, wenn jemand aus deiner Familie sich als Todesserin herausstellt. Beispielsweise... ich weiß auch nicht, die Schwester deiner Frau?"
Eloise wusste sofort, worauf sie hinauswollte. „Meine Eltern würden so etwas nie tun", erwiderte sie bestimmt.
„Leider hatten wir in Askaban keinen Nachmittagstee, bei dem wir uns austauschen konnten", sagte Barty sarkastisch. Gereizt funkelte Eloise ihn an. „Es sind nur Vermutungen."
Er wollte sie verwirren, er tat das mit Absicht. „Du lügst."
„Komm schon, wir wissen beide, wie das läuft", spie er aus. „Unsere Väter sind ähnlich gestrickt, alles für ihr Ansehen, alles für ein bisschen mehr Einfluss."
„Mein Vater ist nicht wie deiner", entfuhr es Eloise lauter als beabsichtigt.
„Hört er zu, wenn du ihm erzählst, was du wirklich willst oder ist er auch so besessen damit, dich in seinen liebsten Abteilungen unterzubringen? Bei wie vielen Abendessen im Monat ist er da? Wie oft hat er dir versprochen, bei etwas da zu sein, was dir wichtig ist, aber dann kam etwas Wichtiges dazwischen?"
Eloise dachte an die Enttäuschung, die sie empfunden hatte, als ihr Vater nicht zu ihrem ersten Quidditchspiel erschienen war. Sie war so aufgeregt und stolz gewesen und er hatte ihr versprochen, dort zu sein. Dann war etwas dazwischen gekommen. Es kam oft etwas dazwischen. Als Entschädigung hatte er ihr Wendy gekauft.
Sie schüttelte den Kopf. Er wollte sie nur manipulieren. Ihr Dad machte nicht alles perfekt, aber sie hatten auch viele schöne Momente gehabt.
„Mein Dad hat es mir gesagt, wenn er stolz auf mich ist", sagte sie gefasst. „Und er hatte nie zu hohe Erwartungen an mich. Er war nicht wie deiner."
Barty schnaubte. „Es gibt nur eine Sache, die du deine Eltern über deine Gabe fragen solltest. Kyrilla hatte sie von—"
Er hielt inne, als sie ihren Zauberstab ein Stück höher hochhielt und den Kopf nach hinten drehte. Schritte. Verdammt. Hätte sie nicht noch eine Minute haben können? Er würde nach Askaban kommen und sie würde nie erfahren, was er hatte sagen wollen. Aber was blieb ihr schon übrig?
„Stupor", sagte sie leise, um Barty erneut zu betäuben. Sobald der Zauber ihn traf, waren seine Augen wieder geschlossen und sein Kopf kippte nach vorne auf seine Brust. Sie wollte fluchen. Wieso jetzt? Gerade als sie zu ihrem Patronus sah, flog die Tür neben ihr auf. Ihr Vater stapfte hinein, sein Gesicht war wutverzerrt und er warf ihr nur einen knappen Blick zu.
„Der Dementor kommt weg", sagte Fudge wütend. „Ich werde ihn alleine befragen."
„Oh... Okay", erwiderte Eloise unsicher. „Dad... Ist alles in Ordnung?"
„In Ordnung? In Ordnung!", wiederholte Cornelius ungläubig und sah sie nun das erste Mal richtig an. „Du darfst ihnen nicht glauben, Eloise. Sie sind alle verrückt, Dumbledore und seine blinden Anhänger. Sie folgen und glauben ihm, als wäre er Du-weißt-schon-wer. Gefährlich, ist er, dieser Mann."
„Was ist passiert?", fragte sie ein wenig verängstigt. Sie hatte ihren Vater noch nie so wütend erlebt.
„Minerva erzählte ihm, dass Crouch fast gestorben wäre — und wenn schon! Ein Verrückter! Wie wichtig kann seine Aussage sein? Er ist verrückt, wahnsinnig, denkt, er handelte für seinen Meister! Sie haben mir alles erzählt, Minerva und auch Severus, als er uns auf dem Weg zum Krankenflügel begegnete. Sie glauben es, dabei wirkten sie immer wie vernünftige Menschen. Er hat ihnen allen das Gehirn gewaschen, das sage ich dir!"
„Dumbledore?", fragte Eloise skeptisch. Vielleicht war zu aufgebracht, um zu wissen, was er da sagte.
„Dieser Mann behauptet tatsächlich, er sei zurück — der dunkle Lord! Weiß er, was er da sagt? Was das bedeutet würde? Wieder einen Körper, papperlapapp, lächerlich."
Eloise wurde noch kälter, als es ihr durch die Anwesenheit des Dementors sowieso schon war. Er leugnete es? Vielleicht war es der Schock, denn als Eloise die Worte „Er lügt nicht, es ist wahr", aussprechen wollte, realisierte sie das erste Mal, was das bedeuten würde. Ein neuer Krieg, eine neue Zeit des Chaos. Das... das konnte nicht stimmen. Doch sie wusste, dass es das tat.
„Und dann fängt er mit diesem Jungen an", zeterte ihr Vater weiter und Eloise wollte traurig den Blick abwenden, ihn bitten aufzuhören, diese Dinge zu sagen. Wenn er es nicht glaubte, welche Chance hatten sie dann? „Er glaubt einem Irren und einem Kind — einem gefährlichen Kind noch dazu! Du weißt, was über ihn geschrieben wurde, nicht? Die Anfälle, die er hat, und dass er ein Parselmund ist?"
„Harry ist nicht gefährlich", warf Eloise schwach ein, doch sie wurde überhört. Er interessierte sich gar nicht dafür.
„Erst letztes Jahr diese Geschichte mit Sirius Black, da hätte ich es wissen müssen. Er ist übergeschnappt. Und dieser Dummkopf glaubt ihm, Dumbledore glaubt ihm. Er sagt, ich müsste die Dementoren aus Askaban abziehen, weil sie sich ihm anschließen würden — und die Riesen, oh, er will sich mit den Riesen anfreunden! Er macht nur Panik, er will mich lächerlich machen. Wenn ich das tue, was er sagt, habe ich jede Glaubwürdigkeit verloren und er wird meinen Posten nehmen—"
„Als würde er sich für deinen Posten interessieren", entfuhr es Eloise laut. „Dumbledore will uns beschützen."
Das riss Cornelius aus seiner Schimpftirade und er schaute sie erschrocken über ihre Widerworte an. „Da siehst du es", sagte er mitleidig, mit einem ähnlichen Blick wie letztes Jahr. „Du bist gutgläubig, ich weiß, aber das ist es, was ich meine. Wenn jeder in Panik versetzt wird wegen solcher sogenannten Beweise..."
„Dad—"
„Dieser Mann hat Werwölfe und Riesen eingestellt, er hat alles allein entschieden, ohne es mit mir abzusprechen... und jetzt sagt er, wir sollten getrennte Wege gehen! Jeder solle das tun, was er für richtig erachtet. Das hat er doch lange geplant. Und dieser Professor Snape, er hat mir sein Dunkles Mal gezeigt, widerwärtig, dachte, das würde alles beweisen. Nichts davon ist wahr."
Professor Snape hatte ihm sein... Was? Ein dunkles Mal? Snape war ein Todesser gewesen? Wie konnte Dumbledore—?
„Mich würde es gar nicht wundern, wenn er Crouch verhext hätte, um all das zu erzählen. Diesem Mann traue ich kein—"
„Herr Minister."
Professor McGonagall, die auf der Türschwelle erschienen war, hatte die Lippen zusammengepresst und warf ihrem Vater einen abfälligen Blick zu. Eloise war fast schon dankbar, dass sie sie aus dieser Situation erlöste.
„Ich werde den Dementor nun vom Schulgelände bringen", kündigte sie an.
„Tun Sie das", sagte ihr Vater kalt. Eloise senkte den Blick. So hatte sie ihn noch nie erlebt.
„Kommen Sie mit mir, Miss Fudge. Ich bringe Sie zu ihrem Gemeinschaftsraum."
„Danke, Professor", erwiderte sie und warf ihrem Dad einen schnellen Blick zu, bevor sie der Frau schweigend folgte. In ihr war kein Bedürfnis mehr, mit ihrem Vater zu sprechen. McGonagall wirkte erhitzt und Eloise bemerkte, dass ihre Hand zitterte, als sie neben ihr mit schnellem Schritt durch den Korridor schritt.
„Zwei Auroren kommen, um Crouch zu verhaften", erklärte sie ihr, als sie fast in der Eingangshalle angekommen waren.
Eloise nickte lediglich, zu überlastet, um irgendetwas sagen zu können. Hatte sie vielleicht einen Traum? Einen sehr echten, aber nicht reellen Traum? Mit dem Dementor hinter sich fühlte sie sich noch viel klammer und die Kälte in ihren Gliedern konnte nicht unecht sein. All das passierte.
„Miss Fudge", sagte Professor McGonagall plötzlich, als sie vor der Tür ankamen, die zum Keller hinabführte. „Professor Dumbledore ist kein Verrückter, das möchte ich Ihnen versichern."
„Ich weiß", erwiderte Eloise ernst und schluckte. Nichts, was sie sagen könnte, fühlte sich richtig an. „Mein Vater auch nicht. Er versucht, die beste Lösung zu finden — auf seine Art."
Ihre Verwandlungslehrerin betrachtete sie und seufzte schließlich. Sie wirkte müde. „Versuchen Sie zu schlafen", sagte sie, doch Eloise wusste nicht, wie das je möglich sein sollte.
Ich freue mich seit dem Anfang dieses Buches auf Eloises Story im fünften Teil, vielleicht kann man sich denken wieso. Der Konflikt zwischen der Wahrheit und ihrer eigenen Familie wird super spannend, vor allem noch mit Freds Involvement im Orden hihi
Und ja, Barty lebt hier... you will see why ;)
Dumbledore hat ja gesagt, alles hat seinen Grund xD
Wie fandet ihr das Kapitel?
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