𝖝𝖝. Sie sind Freunde
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KAPITEL ZWANZIG
Sie sind Freunde
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ELOISE MOCHTE STERNZEICHEN UND ASTROLOGIE SCHON IMMER. Vielleicht rührte die Faszination der Menschen mit dem Schicksal daher, dass sie gerne Kontrolle über Dinge hätten, die sie nicht kontrollieren konnten. Jeder wünschte sich insgeheim einen Sinn, eine Vorherbestimmung, für die man lebte, oder?
Dennoch war sie sich nicht sicher, ob ihr eigenes Sternzeichen tatsächlich zu ihr passte. Wassermänner sollten selbstbewusst und energiegeladen und durch ihre Vielseitigkeit voller Ideen sein, die sie umsetzen wollten. Sie wusste nicht, ob sie das war. Aber völlig egal, sie war eben ein Wassermann — und sie hatte heute Geburtstag!
Eloise liebte Geburtstage. Sie liebte die Geschenke und die Gelegenheit, einen schönen Tag mit ihren Freundinnen oder ihrer Familie zu verbringen, sie liebte es, liebe Worte gesagt zu bekommen und das erste Stück vom Kuchen zu bekommen. Aber am meisten mochte sie die Überraschung an diesen ganzen Dingen (was wiederum eine Eigenschaft war, die doch auf den Wassermann zutraf).
(Außerdem passten Wassermänner sehr gut mit Widdern zusammen.)
(Fred war ein Widder.)
(Aber das war nicht wichtig.)
(George zum Beispiel war ja auch einer.)
Das Problem war, dass Eloise an Geburtstagen immer so früh aufwachte, als wäre sie noch drei Jahre alt, und aufgeregt ins Bad hibbelte, bevor sie voller Vorfreude in die Große Halle hüpfte und wartete.
Und wartete.
So auch am 3. Februar diesen Jahres. Sie fühlte sich nicht wie sechzehn, um ehrlich zu sein. Als sie jünger war, war ihr dieses Alter immer so... erwachsen vorgekommen. Letztendlich fühlte sie sich aber nicht bereiter für das Leben als damals, als sie Hogwarts das erste Mal betreten hatte. Ihre Großmutter hatte ihren Großvater mit siebzehn geheiratet — und da sie zu dieser Zeit schwanger gewesen war, wusste Eloise, was ihre Großmutter mit sechzehn alles so gemacht hatte. (Wo war ihr Freund?)
(Aber sie wollte ja eigentlich gar keinen.)
Zum Glück dauerte es gar nicht lange, bis sich ihre Freundinnen zu ihr gesellten und nicht nur Eloises Augen voller Vorfreude zum Leuchten brachten, da sie Geschenke in den Händen hielten und sie umarmten, sondern sie auch von ihren Gedanken ablenkten, die ihr durch den Kopf kreisten.
(In vielen davon ging es um Fred.)
(Seltsam.)
Wendy knabberte neben ihr am Möhrengrün einer Karotte und schien sehr glücklich darüber zu sein, etwas bekommen zu haben. Eloise war froh, dass magische Haustiere häufig anhänglicher waren als die normalen von Muggeln.
„Wüstenröschen, was ist das denn hier?"
Eloise musste ja gar nicht überlegen, zu wem diese Stimme gehörte, als sie ihr Frühstück beendet hatte und die Karten vor ihr sortierte und ihre Freundinnen alle noch einmal umarmte. Er hatte sie lange nicht mehr so genannt, stellte sie fest, als sie zu ihm aufsah — sie war sich nicht sicher, ob sie es vermisst hatte.
„Hast du was gewonnen?" fragte Fred weiter, als er auf das Geschenk in ihrer Hand deutete — eine Schallplatte mit Musik von Celestina Warbeck (die sie zugegeben gerne hörte) — und schließlich auf den Stapel vor ihr sah.
„Oder hast du Geburtstag?" kam Georges Stimme dazu.
„Ähm..." Es hörte sich an, als hätte er einen Witz gemacht, also setzte Eloise ein unschuldiges Gesicht auf.
„Du hast Geburtstag?" fragte Fred ungläubig. „Heute?"
„Naja, irgendwann im Jahr hat man halt Geburtstag, ne?" wandte sich Arwen an ihn.
„Wieso hast du nichts gesagt?" fuhr er fort, ohne auf sie einzugehen.
„Du hast nicht gefragt", sagte Eloise kleinlaut.
Etwas in Freds Kopf schien zu rattern — sie wusste nicht, ob es ein gutes Zeichen war.
(Meistens war es das nämlich nicht.)
ღ ღ ღ
Am nächsten Tag wurde Eloise Teil eines großen Dramas der Gryffindors, was normalerweise nichts Gutes bedeutete: Ron trauerte um seine Ratte. Scheinbar hatte Hermines Kater sie gefressen, was Eloise kurz darüber nachdenken ließ, wie grausam die Tierwelt eigentlich war. Vermutlich würde ein Falke Wendy mitnehmen, wenn sie sie auf dem Schulgelände ließ, und sie ganz grausam umbringen und fressen... Sie schüttelte diesen Gedanken ab. Fred und George waren gerade bei ihr, als sie merkten, dass Ron immer noch lustlos in seinem Frühstück herumstocherte und Hermine finstere Blicke zuwarf, die etwas abseits von ihm und Harry saß.
Fred seufzte angestrengt. „Ich erledige das mal", sagte er, bevor er auf Ron zuging. Eloise folgte ihm etwas unentschlossen neben George. „Komm schon, Ron!" rief er seinem Bruder zu. „Immer hast du gesagt, Krätze sei so langweilig und er war doch schon ewig nicht mehr richtig auf den Beinen, er ist langsam dahingestorben. War wohl ohnehin besser, wenn es schnell ging — in einem Schluck —, und gespürt hat er wahrscheinlich auch nichts." Eloise wusste nicht, ob sie sich eine Hand gegen die Stirn schlagen sollte oder ob das Lachen, das sie zurückhalten musste, gerechtfertigt war.
Ginny schien etwas Ähnliches zu denken. „Fred!" entfuhr es ihr.
„Er hat doch nur noch gefressen und geschlafen, Ron, das hast du doch selbst gesagt", begann George.
„Einmal hat er Goyle für uns gebissen!", entgegnete Ron theatralisch. Eloise lächelte voller Anteilnahme. Ihr würde es wahrscheinlich auch nicht besser gehen, wenn Wendy etwas zustoßen würde... Sie würden diesen (hypothetischen) Falken vom Himmel schießen, eigenhändig. „Weißt du noch, Harry?"
Harry stimmte halbherzig zu.
„Seine größte Stunde", sagte Fred mit einem dramatischen Seufzen. Eloise warf ihm einen warnenden Blick zu, da er sich nicht gerade anhörte, als würde er Rons Verlust ernst nehmen, aber vermutlich war das ein Versuch, seinen Bruder aufzuheitern. „Angesichts der Narbe auf Goyles Finger werden wir immer voller Ehrfurcht an ihn denken. — Ach, komm schon, Ron, geh runter nach Hogsmeade und kauf dir eine neue Ratte, was hilft dein Jammern?" Ein sehr schlechter Versuch...
„Fred!" Diesmal war es Eloise, die ihn anzischte, bevor sie sich mit sanfter Miene an Ron wandte. „Es tut mir so leid, Ron, vielleicht hilft es, wenn du einen Brief an Krätze schreibst und ihn verbrennst."
„Grüß ihn von uns", sagte George.
„Er wird uns fehlen."
Eloise schmollte über ihre wenige Anteilnahme.
„Das einzige, was mir hilft", begann Ron und sah zu Hermine hinüber, „Ist, wenn sie sich entschuldigt."
Hermines Augen funkelten wütend, bevor sie das Buch vor ihr lautstark zusammenschlug und würdevoll aus der Halle schritt.
„Kommt, wir müssen zu Verteidigung", meinte Eloise etwas verzweifelt, als sie ihr hinterherschaute, und sah zu ihren Freundinnen am Hufflepuff-Tisch, die ihnen auch kurz darauf folgten. Es gab nichts Unangenehmeres als so eine Situation. Diesmal gab es jedoch auch in Verteidigung gegen die dunklen Künste eine solche unangenehme Situation. Ein kleines Problem tat sich auf: Kaum, dass Professor Lupin eine Gruppenarbeit verkündete, arbeitete Ophelia plötzlich mit George zusammen. Dabei war sie doch sonst immer ihre Partnerin! Wenn es Gruppen mit zwei Leuten gab, waren es immer Grace und Arwen, und Ophelia und Eloise. In diesem Moment kam — natürlich — schon Fred zu ihr. Sie erkannte ein Muster. Aber na schön. Wenn es sein musste... Eloise lächelte in sich hinein. So schlimm war es ja gar nicht.
„Was ist denn mit Ophelia und George los?" fragte sie ihn verwirrt. „Sie haben schon gestern einmal miteinander geredet."
„Eloise, lass sie reden", entgegnete Fred nur mit einem leichten Lachen. „Sieh mal, welch ein Glück dir dadurch zuteil wurde." Er deutete auf sich selbst.
„Haha." Trotz ihrer unbeeindruckten Antwort grinste sie leicht.
„Was wünschst du dir eigentlich noch zum Geburtstag?"
„Du musst mir nichts zum Geburtstag schenken", sagte Eloise sofort.
„Oh doch", meinte er. „Weil ich es nicht wusste, muss ich jetzt all mein Geld für dich ausgeben."
„Fred..."
„Du kannst natürlich nicht wirklich etwas Großes erwarten, was das angeht."
„Hör auf damit."
„Womit?"
Eloise seufzte. Und schon wieder redeten sie, anstatt den Zauber zu üben... Sie wusste ja nicht einmal, um was es ging. „Damit, dass du immer diese Sachen sagst: Unser bescheidenes Haus ist nichts gegen deinen Palast, die High-Society-Sitten... Das hört sich an, als wäre ich total versnobt. Ich finde deine Familie toll. Mir ist es egal, was diese ganzen Leute wie Malfoy sagen — ich bin super gerne bei dir."
„War das ein Liebesgeständnis?" fragte Fred. Sie verdrehte die Augen. Hatte sie wirklich etwas Ernsteres erwartet?
„Nein", antwortete sie trocken. „Ich will nur sagen, dass George, du und ich Freunde sind... und das ist doch schön so." Sie räusperte sich, als Fred die Stirn runzelte und schließlich zwinkerte. „Na gut, wie auch immer, können wir jetzt üben?"
Fred war gut in Verteidigung gegen die dunklen Künste, das musste man ihm lassen. Eloise war nicht schlecht, aber ihr waren Zauberkunst und Verwandlung lieber, wo sie nur sich selbst und einen Zauberstab brauchte, ohne die ganze Zeit darauf achten zu müssen, nicht an der nächsten Wand zu landen oder einen Finger abgebissen zu bekommen. Letzteres war der Grund, aus dem sie froh war, nicht Pflege Magischer Geschöpfe gewählt zu haben, trotz Ophelias Versuchen damals, sie vom Gegenteil zu überzeugen.
Mittlerweile hatte Eloise auch nicht mehr das Gefühl, dass Professor Lupin sie total hasste, obwohl sie immer noch den Unterricht mit Fred störte. Das Patronustraining ging... gut voran? Sie wurde etwas besser. Letztens waren kleine Funken aus ihrem Zauberstab gekommen — und das durfte wirklich niemand erfahren, aber sie hatte dabei kurz daran gedacht, wie Fred sie hübsch genannt hatte, in der Halloween-Nacht, in der Sirius Black ins Schloss eingebrochen war. Gestern hatte sie sich aufgrund ihres Geburtstags entschuldigen lassen, mal sehen, wie es am nächsten Donnerstag aussehen würde...
„Das war doch eine gute Aufwärmübung", sagte Professor Lupin und Eloise seufzte angestrengt. Das war nur zum Aufwärmen gewesen? „Ich habe euch ja gesagt, dass wir noch ein paar Themen wiederholen müssen, die für die ZAGs wichtig sind und die ihr bisher nicht geschafft habt wegen eurer bisherigen... Lehrer." Er räusperte sich. Vielleicht war der Begriff Lehrer für manche auch ein wenig hochgegriffen. „Und wir beginnen mit Irrwichten. Weiß jemand noch, was Irrwichte sind?" Cedric und Ophelia meldeten sich. „Ja, Cedric?"
Ophelia ließ schmollend den Arm sinken.
„Irrwichte zeigen die größten Ängste von der Person, die ihr gegenübersteht. Niemand kennt ihre wirkliche Gestalt, sie verwandeln sich bei jedem Menschen", erklärte Cedric. Eloise wollte ihren Irrwicht gar nicht kennenlernen. Was war ihre größte Angst?
„Ganz genau. Es gibt eine sehr effektive Methode, Irrwichte zu bekämpfen — wisst ihr noch, welche?"
Grace meldete sich. „Man verwirrt ihn, indem man sich zu zweit oder dritt vor ihn stellt?" schlug sie vor. „So weiß er nicht, in was er sich verwandeln soll."
„Das stimmt, aber du wirst nicht immer jemanden bei dir haben, wenn du einem Irrwicht begegnest — ja?"
Ein Ravenclaw meldete sich und redete vom Zauber Riddikulus.
Wie auch immer, Eloise würde eine deutlich klügere Strategie fahren, als den Zauber auszusprechen, den sie kurz danach zu üben begannen: sich ganz nach hinten stellen und hoffen, dass die Stunde vorbei war, bevor sie an die Reihe gekommen war. Beim nächsten Mal war sie einfach krank. Doch sie schien nicht die einzige zu sein, die so dachte und kaum, dass Professor Lupin erklärte, wie man gegen einen Irrwicht vorging, stand sie mit Ophelia und Grace in die Mitte gedrängt. „Wo ist Arwen?" fragte sie verwirrt, nachdem sie sich umschaute.
„Ihr ging es nicht gut", entgegnete Grace. „Sie ist eben in den Krankenflügel."
Hätte ich auch mal machen sollen, dachte Eloise. Bald darauf sah die verschiedensten Ängste. Dunkelheit, Clowns, Spinnen, Wespen... Sie fand es nicht gut, dass sie ihre größte Angst so offen vor der gesamten Klasse zeigen musste. Das konnte doch nicht erlaubt sein, oder? Konnte bitte jemand etwas dazu sagen?
Als Fred und George an der Reihe waren, sah sie neugierig nach vorne. Sie wusste nicht, wer von ihnen begann, aber das war auch nicht wichtig. Ihre Irrwichte waren identisch — zumindest mit einem kleinen Unterschied. Zuerst dachte Eloise, sie würden jeweils sich selbst sehen. Doch die blasse Person mit den roten Haaren, die leblos auf dem Boden lag, war bei Fred nicht Fred und bei George nicht George. Sie sahen sich gegenseitig, tot.
Selbst Eloise hatte Schwierigkeiten zu schlucken, als sie sah, wie aufgewühlt George reagierte und seine Hände leicht zitterten, als er seinen Zauberstab hob. Auch Fred schwieg betroffen, nachdem er an der Reihe gewesen war.
Eloise sah zu ihnen und fuhr sich nervös mit den Händen über ihren Rock. Plötzlich war schon Grace an der Reihe und atmete tief durch. Als sie dem Irrwicht gegenüber trat, verwandelte er sich in Grace selbst — und sie war umgeben von vielen menschlichen Silhouetten. Doch nach und nach verblassten sie, bis Irrwicht-Grace alleine war und nach jemandem rief. Eine Antwort bekam sie nicht — zumindest nicht von den Menschen, die sie erwartet hatte. Grace rief „Riddikulus!" und schaute dabei zu, wie sie die Ohren, Schnauze und den Schwanz einer Maus bekam. Spätestens, als ihr begann, Fell zu wachsen, begann die Klasse schallend zu lachen.
Ihr war nicht mehr nach Lachen zumute, wenn sie ehrlich war. Sie wollte das nicht machen müssen. Ophelia ging vor und räusperte sich nervös. Der Irrwicht vor ihr verwandelte sich wieder und verformte sich in einem Wirbel von schwarz (passend, wenn man bedachte, dass Ängste den dunkelsten Teil unserer Seele ausmachten) in einen Schreibtisch, auf dem riesige Stapel mit Akten und Papieren lagen. Die Uhr auf dem Schreibtisch zeigte 23 Uhr. Neben ihr stand ein Bild, auf dem man Ophelia selbst mit fünf Kindern sah, während sie... sehr gestresst kochte?
Graces Angst war das Allein sein und Ophelias... ein langweiliges Leben, in dem sie nur gestresst arbeitete und sich um Kinder kümmern musste? Sie nahm sich vor, sie später zu fragen.
Und dann, nachdem Ophelia den Spruch gesprochen hatte, war Eloise an der Reihe. Würde es etwas bringen, wenn sie so tat, als würde sie in Ohnmacht fallen? Aber wahrscheinlich würde man erkennen, dass das gespielt war und sie würde viel zu sehr auffallen. Sie wollte nicht schon wieder umfallen, nur weil ein Irrwicht vor ihr stand. Sie räusperte sich, als sie vor ihn trat.
Es kam ihr vor wie eine Ewigkeit, bis der Irrwicht Gestalt annahm. Eloise runzelte ein wenig überrascht die Stirn, als sie eine Frau vor sich sah, deren blonde Haare sich mit ihrem giftgrünen Kleid besonders stachen. Rita Kimmkorn? Ihr Irrwicht verwandelte sich in Rita Kimmkorn? Das kam... überraschend.
„Eloise Fudge", hörte sie sie begeistert sagen. Ihr Herz hämmerte in ihren Ohren, als Kimmkorns Stimme fast schon spottend wurde. „Weißt du, was die Leute über dich sagen? Alles Lügen natürlich, alles Lügen — aber sie glauben es. Jedes Wort. Sie wissen, wer du bist, ohne dich zu kennen. Aber man muss sagen, dass die Gerüchte wesentlich spannender sind als das kleine, langweilige Leben, das du führst und willst. Alle haben jetzt ein Bild von dir. Niemand kennt dich wirklich — und ich habe ihnen eine Geschichte gegeben." Bei jedem Wort kam sie näher und Eloise trat unterbewusst einen Schritt zurück. Ihr Herz schien sich zusammenzuziehen, als Leere sie überkam. Die Menschen redeten über sie. Dabei kannten sie sie gar nicht. Sie dachten, sie würden es, dabei war Eloise höchstwahrscheinlich ganz anders.
„Eloise", hörte sie Ophelias Stimme in ihrer Nähe. Der Klang ihres Namens riss sie aus ihrer Starre. Es war nur ein Irrwicht. Die Leute redeten nicht wirklich über sie. Sie hatten kein falsches Urteil und bildeten sich eine schlechte Meinung von ihr, ohne sie zu kennen. Es war okay.
Sie hob ihren Zauberstab. „Ridikkulus!" rief sie laut aus. Rita Kimmkorn konnte nur noch krächzen, während sich ihre Schuhe in Räder verwandelten, durch die sie mit dem Gleichgewicht kämpfte, und krähte wie ein Rabe. Als die Klasse um sie herum lachte, konnte auch Eloise erleichtert durchatmen und ein leichtes Lachen hervorbringen.
Als sie zur Seite ging, stand Fred neben ihr. „Alles gut?" fragte er.
Sie nickte.
„Kimmkorn sieht in ihren Sachen ja wirklich ganz schön gruselig aus", merkte George ironisch an.
„Ich will einfach nur nicht, dass Menschen von mir ein Bild haben, das mir nicht entspricht", murmelte Eloise leise, bevor sie die Arme verschränkte und nachdenklich den restlichen Schülern zusah.
„Nah, Eloise, mach dir keine Sorgen, ich finde dich ganz toll", sagte Fred und rieb ihr kameradschaftlich über den Rücken. „Deswegen sind wir doch Freunde."
Als Eloise ihn ansah, brannten ihre Wangen förmlich. Freunde waren doch eigentlich nichts Schlechtes... aber es hörte sich einfach nicht schön an.
ღ ღ ღ
„Er ist einfach weg! Ein Ring kann doch nicht einfach weg sein!" Eloise wühlte aufgebracht in ihrer Nachttischschublade herum. Der Irrwicht war für sie seit ein paar Minuten völlig vergessen. „Ich habe ihn doch nicht einmal ausgezogen — da bin ich mir ganz sicher. Habe ich ihn in irgendeinem Klassenzimmer verloren? Ich hatte ihn doch heute Morgen noch, da bin ich sicher..."
Ophelia sah ein wenig gestresst aus, als sie versuchte, ihr so gut wie sie konnte, zu helfen. „Vielleicht hast du ihn doch abgelegt?" fragte sie vorsichtig.
Möglich. Alles, was Eloise wusste, war, dass sie ihren Ring zurückwollte! Sie ließ sich seufzend auf ihr Bett fallen und rieb sich mit den Händen über das Gesicht. „Muss ich jetzt zu jedem Lehrer, bei dem wir Unterricht hatten und fragen?" Sie atmete angestrengt aus. „Das hat mir noch gefehlt..."
„Eloise und ihre Angst vor Lehrern", scherzte Ophelia belustigt. Als Eloise kurz nach dem Unterricht gemerkt hatte, dass ihr Ring abhanden gekommen war, war sie sofort mitgekommen, um ihr beim Suchen zu helfen. Sie hatte nicht einmal Fragen gestellt.
„Apropos Angst", sagte Eloise plötzlich. „Ich wusste nicht, dass du Angst davor hast..."
Ophelia wusste sofort, dass sie von ihrem Irrwicht sprach und ließ sich seufzend auf ihr Bett fallen. „Ich hoffe einfach nur..." begann sie. „Ich will meinen Traum wirklich verwirklichen können. Ich liebe Tierwesen. Aber wenn man nicht gerade Newt Scamander ist, kann es wirklich schwer sein, damit Erfolg zu haben und Geld zu verdienen. Es wäre sicherer, etwas zu machen, wo man gute Aussichten hat... und ich würde es vielleicht gut machen, aber dann ende ich genau da, wo ich nicht enden will."
„Mich wundert es ja, dass du noch keine illegalen Tiere ins Schloss geschmuggelt hast", witzelte Eloise und drehte den Kopf zur Seite, als sie nur betroffenes Schweigen als Reaktion bekam. Sie runzelte die Stirn, als sie Ophelias schuldbewussten Blick sah. „Ophelia?"
„Naja... was das angeht... Ich muss dir was sagen, El."
Eloise war sich sicher, dass man ihr lautes „Du hast was?" im gesamten Gemeinschaftsraum hören konnte.
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