𝖝𝖝𝖝. Mission Offensive

( von -aquamoods )








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KAPITEL DREIIG
Mission Offensive
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     WIE IMMER VERGINGEN DIE SOMMERFERIEN VIEL ZU SCHNELL, ZUMINDEST NACH ELOISES GESCHMACK. Sonderlich viel war aber auch nicht wirklich passiert, seit sie sich mit Fred und George getroffen hatte — zumindest bis auf ein paar mehr oder weniger sehr nervenaufreibende Ereignisse.

Zuallererst kamen die ZAG-Ergebnisse, die Eloise völlig den Verstand gekostet hatten. Und dann hatte ihre Mutter auch noch gesagt, sie solle auf ihren Vater warten. Was sich natürlich endlos hinzog...

Tatsächlich kam er an diesem Abend aber verhältnismäßig früh nach Hause, die Sonne war noch nicht einmal untergegangen. Irgendetwas bedarf wohl ausführlicher Planung und jedes Mal, wenn er es erwähnte, sagte er nur, sie würde es erfahren, sobald sie wieder in Hogwarts war. Da sie sehr schlecht warten konnte, wenn sie neugierig war, freute sie sich seitdem also auf den 1. September. Hoffentlich war es das Warten wert. Er meinte, es würde ganz besonders werden.

Sobald er sich also an den Tisch gesetzt hatte, riss Eloise ihren Brief auf. Die Überschrift „Ergebnis der Zaubergrad-Prüfungen" sah so fett und gruselig aus, dass sie schon gar nicht weiterlesen wollte. Wenigstens hatte Professor Lupin ihr verraten, dass sie ein O hatte — aber bei ihm als Lehrer war das auch kein Wunder.

Schnell ließ sie ihre Augen über das Pergament fliegen.

Bestanden mit den Noten:
Ohnegleichen (O)
Erwartungen Übertroffen (E)
Annehmbar (A)

Nicht bestanden mit den Noten:
Mies (M)
Schrecklich (S)
Troll (T)

ELOISE FUDGE hat folgende Noten erlangt: 

Astronomie: E
Geschichte der Zauberei: A
Kräuterkunde: A
Muggelkunde: E
Verteidigung gegen die dunklen Künste: O
Verwandlung: E
Wahrsagen: O
Zauberkunst: O
Zaubertränke: E

Ein fettes Grinsen legte sich auf ihr Gesicht und schnell begann sie, ihrem Vater ihre Noten vorzulesen, der zufrieden und stolz nickte.

„Hier, Eloise", sagte ihre Mutter plötzlich und als sie zu ihr aufsah, erkannte sie, dass sie ihr ein Sektglas hinhielt. „Herzlichen Glückwunsch."

„Danke, Mum", entgegnete Eloise immer noch glücklich, auch wenn etwas in ihr zwickte, als sie den Brief an ihren Vater weitergab, damit er ihn selbst noch einmal lesen konnte. Ein E war zwar nicht schlecht, aber sie hatte damit gerechnet, dass sie in Muggelkunde ein O gehabt hätte... Hm. Trotzdem stieß sie glücklich mit ihrer Mutter an.

„Du wirst alle Fächer weiter belegen können, das ist doch sehr schön", sagte ihr Dad und klang ein wenig geschäftsmäßiger, als er sein könnte.

„Naja, Professor Snape nimmt in die UTZ-Jahrgänge meistens nur die Schüler mit einem O", sagte Eloise. „Nur wenn er noch Plätze frei hat oder die Schüler in seinen Kursen haben möchte, nimmt er sie weiter ins sechste Jahr." Und das waren meistens Slytherins...

„Du wirst schon einen Platz in dem Kurs bekommen", sagte ihr Vater nur und Eloise runzelte die Stirn. „In Zauberkunst, Verwandlung, Verteidigung gegen die dunklen Künste und Zaubertränke solltest du am besten ein UTZ machen, damit steht dir der Großteil im Ministerium frei. Du kannst ja auch mal mitkommen und dir die verschiedenen Abteilungen anschauen, wenn du möchtest."

Eloise dachte an den Flyer, den Professor Sprout ihr gegeben hatte. Sie war die Abteilungen durchgegangen und manche Sachen könnte sie sich schon vorstellen. „Ja, meine Hauslehrerin hatte mir zu den Abteilungen Infomaterial gegeben."

Dass sie das Muggelverbindungsbüro und das Büro gegen den Missbrauch von Muggelartefakten, welches Fred und Georges Dad leitete, am meisten reizte, ließ sie aus.

„Muggelkunde musst du ja eigentlich nicht weiter belegen", sprach ihr Dad da schon das brenzlige Thema an und Eloise kratzte sich am Hinterkopf.

„Ich würde es aber eigentlich ganz gern weitermachen", ergriff sie dann das Wort. „Es interessiert mich."

Er schwieg, nickte aber dann, und Eloise nahm einen tiefen Schluck von dem Sekt, den ihre Mutter ihr gegeben hatte, bevor sie sich hinsetzte.

„Ich will Kräuterkunde und Astronomie abwählen", fuhr sie fort, wo sie gerade schon einmal dabei war. Astronomie hatte sie nur so gut geschafft, weil Grace für das Fach brannte. Und während sie Astrologie gut fand, weil es Wahrsagen war, fand sie die wirkliche Wissenschaft und Position von Sternen eher so... mittelmäßig. Sie wusste nicht, ob sie Wahrsagen weiterwählen sollte... Es würde etwas viel werden und das Wichtigste hatte sie eigentlich gelernt. Am meisten hängen geblieben war ihr sowieso das Kartenlegen, was sie in letzter Zeit nur noch dafür nutzte, um auf Fred und sie zu legen. Und was die Karten anging, sah das Ganze eigentlich recht gut aus und objektiv betrachtet würde Eloise sagen, dass er sogar Gefühle für sie hatte — nur kompliziert lag es. Bei ihm war ein Rückzug zu sehen und bei Eloise eine Blockade, die sie sich selbst machte. Professor Trelawney hatte gesagt, dass es schwieriger war, für sich selbst zu deuten, weil die eigenen Gedanken viel manipulierten.

Also hatte sie auf Ophelia und Lee gelegt und die beiden hatten wirklich schöne Karten beieinander liegen, während es bei George und Alicia eher alles recht kurzweilig aussah. Hm.

„Wahrsagen kann ich eigentlich auch abwählen", sagte sie deswegen.

Damit blieb nur noch...

„Geschichte der Zauberei kann auch nicht schaden", warf ihr Vater ein.

Eloise wollte einen gequälten Laut von sich geben, aber ihr Dad schien es ernst zu meinen.

„Für welche Abteilungen braucht man das denn?", fragte Eloise, in der Hoffnung, dass es nur eine unwichtige, langweilige war, die sie sowieso nicht interessierte.

„Für die Abteilung für Internationale Magische Zusammenarbeit ist es von Vorteil", erklärte Cornelius. „In Geschichte geht es in den UTZ-Jahren auch um andere Länder und Kulturen — und mehr um Politik."

Na prima.

„Gut, dann mache ich das weiter."

Ihr Vater sah überrascht aus. „Wieso, interessiert dich die Abteilung?", fragte er und sein Tonfall klang, als würde er das begrüßen.

„Eine der, die mich ansprechen würde", stimmte Eloise zu. „Neben der Abteilung für magische Strafverfolgung oder die Abteilung für magische Unfälle und Katastrophen."

Ihr Dad nickte. „Da gibt es auf jeden Fall gute Aufstiegsmöglichkeiten. Am besten ist es immer, etwas anzufangen, womit du viele Chancen hast. Ich will dir nicht zu sehr in deine Entscheidung reinreden, aber ich kann dir gerne meinen Rat geben."

Eloise nickte, unsicher, was sie sagen sollte. Über ihre Zukunft zu reden, machte ihr Angst. „Und es muss ja auch nicht unbedingt das Ministerium sein...", deutete sie deswegen nur vorsichtig an. Sie wusste nicht, was genau sie dabei außerhalb des Ministeriums interessieren würde, aber die Möglichkeit bestand ja schließlich.

Da begann ihre Mutter, die sich gerade hingesetzt hatte, zu lachen und ihrem Mann eine Hand auf den Arm zu legen. „Ihre beiden Freunde setzen ihr Flausen in den Kopf. Sie wollen— was noch gleich?"

„Einen Scherzartikelladen", antwortete Eloise zaghaft und ihre Mum schmunzelte.

„Einen was?", wiederholte ihr Vater, eine Mischung zwischen amüsiert und entsetzt. „Aber doch nicht Ophelia oder—"

„Nein, die beiden Weasleys", erzählte ihre Mutter heiter und Eloise schluckte.

„Es ist nicht nur irgendein dummes Hirngespinst", sagte sie da mit so kräftiger Stimme, dass sie selbst überrascht war, woher diese energische Antwort kam. „Sie arbeiten wirklich daran. Als ich da war, haben sie es mir gezeigt. Sie haben wahnsinnig gute und viele Ideen und die Magie, die sie sich selbst beigebracht haben, ist beeindruckend."

„Dann sollten sie ihr Talent lieber für die Schule nutzen", meinte ihr Vater schlicht. „Ein Scherzartikelladen..."

Sie erinnerte sich daran, wie sie in Fred und Georges Zimmer gesessen hatte und wie Freds Augen geleuchtet hatten, als er ihr die neuen Kreationen gezeigt hatte. Voller Stolz und Begeisterung, egal, wie es gerade zwischen ihnen aussah. Und sie wusste auch, dass er es schätzte, dass ihre Unterstützung ehrlich gemeint war. Selbst Preislisten hatten sie schon, nur das Geld für den Laden würde ein Problem darstellen.

„Zonkos ist doch auch sehr beliebt", verteidigte Eloise die beiden weiter.

„Den Laden gibt es seit hundert Jahren und er ist direkt bei Hogwarts, natürlich ist er beliebt", entgegnete ihr Dad. „Aber es gibt ihn schon. Sie können doch dort arbeiten, wenn sie wollen."

„Es ist ihre Leidenschaft", diskutierte Eloise verständnislos. „Sie lieben es — und sie sind gut. Das ist wahrer Erfindergeist. Sie werden es verwirklichen, daran glaube ich fest."

Ihre Eltern warfen sich einen kurzen Blick zu, dann sah ihr Vater sie an. „Wir sind auf jeden Fall sehr stolz auf dich."

Eloise atmete tief durch und versuchte, sich wieder ein Lächeln auf die Lippen zu zwingen. Es störte sie, wenn ihre Eltern so über Fred und George redeten. „Was hattet ihr in euren ZAGs?", fragte sie schließlich, um das Thema zu wechseln.

„Oh", begann ihre Mutter mit einem leichten Lachen. „Ähnlich, aber ich bin in Geschichte durchgefallen."

„Ich in Alte Runen", stimmte ihr Vater zu.

Das zu hören, erleichterte Eloise ziemlich, wenn sie ehrlich war.

„Meine Schwester hatte immer nur Os", fuhr ihre Mum fort. „Zum Glück war sie so viel jünger, sonst wäre mir das ständig unter die Nase gerieben worden."

Eloises Vater sah kurz zu seiner Frau. „Schrecklich, dass sie wegen der Todesser gestorben ist."

Dorothea atmete tief durch und nickte schließlich, beinahe mit einem traurigen Lächeln auf den Lippen. „Ja", stimmte sie schließlich zu, und Eloise fiel auf, dass sie ihre Eltern noch nie so verletzlich gesehen hatte wie in diesem Moment.

ღ ღ ღ

Eloise drehte seufzend ihren Ring zwischen ihren Fingern herum. Sie hatte doch die nervenaufreibenden Ereignisse erwähnt, oder? Ja, also, wenn sie ehrlich war, musste sie da noch etwas erzählen...

Erst einmal: Sie hatte mit Fred und George weiterhin Briefe geschrieben und ihre ZAGs waren wohl nicht so sonderlich gut ausgefallen. Ihre Mum war ziemlich sauer auf sie geworden und hatte alle Formulare und Preislisten, die sie für ihren Laden vorbereitet hatten, verbrannt. Auch sie war der Meinung, es wäre besser für sie, ins Ministerium gehen. Das konnten sie ja immer noch. Aber musste man seinen Traum deswegen gleich links liegen lassen?

Fred und George waren darüber auf jeden Fall ziemlich aufgebracht gewesen und redeten seitdem wohl nicht mehr wirklich mit ihrer Mutter. Davor aber... Na ja. Da war es für Eloise ein bisschen peinlich gewesen.

Robin hatte ihr eine Kassette mit Musik von Nirvana geschickt und Eloise, die geglaubt hatte, durch Disney ein wahrer Experte in Muggelkultur zu sein, wurde etwas überwältigt, wenn nicht sogar traumatisiert. Je länger sie es sich anhörte, desto besser wurde es aber, und sie beschloss, dass Robin ihr als Muggelstämmiger definitiv den Einblick geben würde, um von einem E auf ein O zu kommen.

Na ja, also hatten sie sich getroffen. Sie fand, dass sie die Sache Arwen ganz gut erklärt hatte, die zu der Zeit bei ihr gewohnt hatte. „Meinst du, Seelenverwandte können auch platonisch sein?", hatte sie sie am Abend vor ihrem Treffen mit Robin gefragt. „Weil ich noch nie jemanden so schnell verstanden habe wie Robin."

„Ich denke sogar, das sind die besten Arten von Seelenverwandschaften", hatte Arwen erwidert. „Ich meine, ein Seelenverwandter ist ja ein Verwandter, weil er dir so ähnlich ist. Bei manchen Charakteren passt das vielleicht auch romantisch, aber ich glaube, eine Freundschaft ist da viel mehr wert."

Eloise fand, dass das ziemlich plausibel klang.

Am nächsten Tag lief sie also mit Robin durch die Muggelwelt — und er erzählte von Filmen, von denen sie noch nie etwas gehört hatte und nahm sie sogar in einen Schallplattenladen mit. Wie es schien, liebte er Musik und er hatte sogar erzählt, dass er selbst Songs schrieb.

Als sie durch die Winkelgasse liefen, war es dann passiert... Eloise, die gerade einen Ständer mit Kleidung durchging, hob den Kopf, und sah... ihn. Zuerst dachte sie, dass es ja auch gut George sein konnte, aber als sie den zweiten Zwilling neben ihm entdeckte, wusste sie, dass Fred auf jeden Fall dort war. Irgendeiner von beiden musste es ja sein. Auf die Entfernung hatte sie das nicht so ganz beurteilen können.

„Robin", hatte sie hastig gerufen. „Wir müssen uns verstecken."

Und ehe er sich versah, hatte sie ihn hinter — oder eher in — den nächsten Kleiderständer gezogen.

„Dreh dich nicht nach rechts, Fred und George kommen gleich vorbei", erklärte sie knapp und hielt ihren Kopf gesenkt.

„Verstehe...", entgegnete Robin. „Also eigentlich nicht, aber ich tue mal so."

„Tausend Dank."

Während Eloise schweigend den Kopf senkte, spürte sie Robins Blick auf sich.

„Ähm, Eloise?", sagte er plötzlich. „Auf wen von den beiden stehst du eigentlich?"

„Hm?", erwiderte sie etwas schrill und hob den Kopf.

„Naja, weißt du, es ist etwas offensichtlich... Bis auf die Tatsache, dass du dich versteckst. Die ist mir tatsächlich noch nicht ganz ersichtlich."

Und das war der Moment, in dem Eloise die Augen geschlossen hatte. Konnte es denn mittlerweile wirklich jeder sehen?

„Wie kommst du darauf, dass ich auf einen von ihnen stehen sollte?", fragte sie dennoch, einfach um... Es zu hören? Was sahen alle anderen?

„Weil du einen anders ansiehst als den anderen", entgegnete Robin schlicht. „Ich meine, ich kenn die beiden nicht und sie wirken auf mich ziemlich gleich, aber man merkt, dass es bei dir nicht so ist."

„Ich meine, natürlich sind sie anders", antwortete Eloise schnell, bevor sie tief durchatmete. „Fred ist anders."

„Verstehe", entgegnete Robin.

Eloise nickte und fuhr sich unbeholfen über den Nacken. „Ich schau mal, ob die Luft rein ist", teilte sie ihm mit und schob die Hosen vor sich zur Seite, um auf die Straße schauen zu können. Statt Geschäften und einer belebten Einkaufspassage war da jedoch nur... ein braunes Augenpaar?

Mit einem Schrei fuhr Eloise zurück.

„Hallo, Wüstenröschen", flötete Fred fröhlich, der nun über den Kleiderständer grinste, und Eloise fasste sich an die Brust, um sich vor einem Herzinfarkt zu bewahren. „Und hallo... Robin."

„Hey", entgegnete Robin, der es genau wie Eloise hasste, mit Fremden oder Bekannten Smalltalk zu führen. Eigentlich waren Bekannte schlimmer.

„Ihr seid also shoppen?", fragte Fred und deutete auf ihre Einkaufstüten.

Und Eloise hatte versucht, ihm ganz normal ihre Ausbeute zu zeigen, als auch George zu ihnen stieß.

Arwens professioneller Ratschlag am gleichen Abend war tatsächlich eine Überlegung wert... Es war schön für Eloise zu sehen, dass Arwen so sehr aufblühte. Seit die drei ihr Geheimnis kannten, schien sie neues Selbstvertrauen zu fassen und wieder für ihren Traum kämpfen zu wollen, Fluchbrecherin zu werden. „Also, ich habe mal über die ganze Situation nachgedacht", verkündete sie Eloise. „Stell dir mal vor, du bist Fred. Super offen, lustig, kennst keine Scham—"

„Ja ja, Fred Weasley halt", stimmte Eloise zu.

„Und du siehst dieses bezaubernde Mädchen, das aber total schüchtern ist und du willst sie näher kennenlernen. Vielleicht stehst du auf sie, verliebst dich in sie, ich weiß nicht, wie das bei Fred war... Aber dann realisierst du, nachdem sie dich zurückweist, wenn auch nicht direkt, dass du eigentlich derjenige bist, der die ganze Zeit alles in diese Freundschaft gehangen hat. Ich meine, schau mal, wenn er dich nicht hätte kennenlernen wollen, wärt ihr jetzt gar nicht befreundet. Er hat dich immer angesprochen, er hat dich eingeladen, er hat dich aus sich rausgeholt, damit du dich öffnest. Aber vielleicht fragt er sich auch: Würde ich das nicht machen, hätte sie dann überhaupt den Mut, zu mir oder zu uns zu kommen und uns selbst anzusprechen?"

Eloise hatte lange gebraucht, bis sie antwortete, ein klammes Gefühl in ihrer Magengrube. „Du meinst, Fred denkt, unsere Freundschaft ist einseitig?"

Arwen atmete fast schon etwas frustriert aus, weil sie es nicht besser erklären konnte. „Nein", fuhr sie schließlich fort. „Aber ich glaube, er will nicht der einzige sein, der darum kämpft. Er hat so viel gemacht und du hattest so viele Chancen, vielleicht will er mal, dass du ihm zeigst, dass du ihn in deinem Leben willst."

Daraufhin kuschelte sich Eloise in ihre Decke. „Aber ich will ihn doch in meinem Leben", murmelte sie und schob ihre Unterlippe fort.

„Das musst du uns nicht erzählen", sagte Arwen belustigt. „Aber ihm vielleicht zeigen... Sie haben doch geschrieben, sie können zur Quidditch-WM."

Es gefiel Eloise nicht, aber vielleicht hieß ihr neues Projekt, Fred und George zu zeigen, dass sie ihre Freunde waren und sie ihr wirklich etwas bedeuteten — und dass Fred ihr noch viel mehr als ein Freund bedeutete. Das war nur leichter gesagt als getan.

ღ ღ ღ

Offensive hieß das neue Zauberwort also. Zufälligerweise war das das Gegenteil von ihrer gesamten Persönlichkeit, aber Arwen hatte ihr mit auf den Weg gegeben, dass sie ja nicht umsonst eine Jägerin im Quidditch war, bevor sie die letzten Ferienwochen bei Grace verbringen würde und abgereist war. Jag statt dem Quaffel einfach ihn. Fred zu jagen hörte sich zwar sehr urmenschlich, aber doch recht nachvollziehbar an.

Vor dem Quidditch-Stadion herrschte ein einziges Chaos, ein besseres Wort gab es nicht. Vor lauter Zelten konnte man wirklich kaum den Überblick bewahren und Eloise fragte sich langsam, wie sie hier jemals Weasleys finden sollte, so rothaarig und vielzählig sie auch waren. Ihr Vater war unterwegs und redete mit allen möglichen Leute, denen auch Eloise hin und wieder leicht überfordert vorgestellt wurde. Ihre Mutter beschwerte sich, dass sie das Wasser per Hand holen und Feuer ohne Zauberstäbe machen mussten, um vor den Muggeln nicht aufzufallen.

Eloise fand das alles ziemlich spannend, wanderte aber auch nach einiger Zeit selbst über den Campingplatz, um sich alles anzusehen, obwohl sie Wasser holen sollte. Die ganze Welt war hier vertreten. Viele Fans kamen aus Bulgarien und Irland, doch nicht nur ihre Flaggen zierten den Platz. Überall waren fremde Sprachen zu hören, Zauberer in den fremdesten Kleidern liefen umher und als sie an den bulgarischen Zelten vorbeikamen, zierte überall Krums Gesicht die Plakate, die an ihnen hingen.

Zu viele fremde Gesichter, zu wenige vertraute... Bis sie plötzlich die braunen, buschigen Haare von Hermine Granger in der Menge ausmachte und neben ihr sowohl einen gewissen Junge mit Brille und einen rotschöpfigen Weasley. Jackpot.

Harry war, genau wie Ron, ein Stückchen gewachsen, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Noch war sie ungefähr auf seiner Höhe, aber sie war sicher, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis er sie überholt hatte.

„Hey!", rief sie zu den dreien hinüber und lief auf sie zu. „Ron!"

Sofort drehte sich der Bruder von Fred und George um und winkte ihr zu. Auch Harry sah zu ihr, aber sein Blick verfinsterte sich ein wenig, als er sie erkannte.

„Ich hab euch schon gesucht", sagte sie. „Wo ist denn euer Zelt? Ich würde Fred und George noch gerne Hallo sagen."

„Wir sind direkt am Fußweg zum Stadion", erklärte Ron und Eloise nickte.

„Ich muss noch das Wasser zurückbringen", erklärte sie. „Aber man verliert sich hier irgendwie so schnell bei den vielen Leuten. Ist ziemlich spannend."

„Du solltest es finden, es ist wirklich ganz in der Nähe vom Stadion. Du musst nur den Fußweg langgehen", fügte Hermine mit einem Lächeln hinzu und Eloise, dankbar über diese Erklärung, lächelte ihr zu. Dann drehte sie sich zu Harry und sah sich kurz um.

„Hast du von ihm gehört?", fragte sie dann etwas leiser. „Geht es ihm gut?"

„Ja", entgegnete Harry kurz angebunden. „Es ginge ihm natürlich besser, wenn er jetzt frei wäre."

Eloise sah ihn an, überfordert damit, was sie sagen sollte. Sie wusste, dass es ein Seitenhieb war. „Hätte ich etwas tun können, wäre er das, glaub mir."

Harry nickte nur und Eloise spielte verunsichert mit ihren Händen herum, bevor sie sich dreimal verabschiedete, rückwärts in jemanden hineinlief und schließlich ihr Wasser zurückbrachte. Anschließend hörte sie auf die Wegbeschreibung, die Hermine ihr gegeben hatte: Einfach am Fußweg aufs Stadion zulaufen. Das sollte machbar sein.

Und das war es auch. Eloise bemerkte die Weasleys tatsächlich schon, als sie in ihre Richtung ging und war froh, dass ihr keine peinliche Situation unterlaufen war. Wie seltsam wäre es denn gewesen, wenn sie aus Versehen an ihnen vorbeigelaufen wäre...

Ein kleines Feuer brannte vor ihrem Zelt, um das Mr Weasley gemeinsam mit Harry, Ron, Hermine, Ginny, Fred und George Platz genommen hatte. Um die Flamme lagen Dutzende zerbrochener Holzstäbchen, wie Eloise ein wenig verwirrt feststellte. Arthur schien zu reden, seine Augen waren auf die vorbeigehenden Leute gerichtet, als würde er erklären, um wen es sich bei ihnen handelte. Nur Harry und Hermine schienen wirklich zuzuhören. Die Zwillinge flüsterten angeregt über irgendetwas.

George war der erste, der sie bemerkte und den Blick hob, da Fred mit dem Rücken zu ihr saß. „Hey, Eloise", sagte er mit einem Grinsen. Sobald Fred bemerkte, dass sein Bruder etwas entdeckt hatte, wandte er sich ebenfalls zu ihr um. Er sah überrascht aus.

„Hey", erwiderte Eloise mit einem verhaltenen Lächeln und blieb ein wenig unbeholfen vor der ganzen Familie stehen. „Ich hab euch gesucht."

„Du hast uns gesucht?", wiederholte Fred und sah zufrieden aus.

Sie nickte zaghaft.

„Eloise, du kommst genau richtig zum Essen!", sagte Arthur Weasley in diesem Moment und winkte sie näher zu sich heran. „Schau mal, dieses Feuer ist durch sogenannte Streichhölzer entstanden."

Eloises Augen weiteten sich. „Das ist ja cool!", entfuhr es ihr. „Ich war sogar extra in einem Muggelladen, um mir Kleidung zu kaufen."

Harry und Hermine, die die einzigen waren, die etwas von Muggelkleidung verstanden, tauschten einen kurzen Blick aus. Sie war die erste (reinblütige) Hexe, die nicht albern aussah, wenn sie versuchte, wie ein Muggel zu wirken. Sie sah einfach... normal aus.

„Setz dich doch zum Essen", bot Mr Weasley weiter an.

„Oh", entgegnete Eloise verlegen, der in diesem Moment vor Hunger der Magen grummelte. „Ich will mich wirklich nicht einmischen und euer Essen—"

Fred und George zogen sie am Ärmel zu sich herunter, damit sie nicht weiter protestierte. Sie ergab sich. Gerade, als sie begannen, die Eier und Würste, die die Familie dabei hatte, über dem Feuer zu braten, hörte Eloise ein Knacken im angrenzenden Wald und mehrere Schritte hinter sich. Überrascht drehte sie sich um. Zwischen den Bäumen erschienen drei bekannte Gesichter: Percy, Charlie und Bill. Ersterer war ihr natürlich aus der Schule am vertrautesten und die anderen beiden... Die hatte sie letztes Jahr in Ägypten getroffen. Oh Gott, war das peinlich. Hoffentlich erinnerten sie sich nicht mehr an sie.

Charlie schien sie jedoch sofort wiederzuerkennen. Er war der mit den Drachen, erinnerte Eloise sich. „Ach, hallo Eloise", sagte er und sah mit einem fragenden Blick zu Fred.

„Hey", entgegnete sie schnell, bevor ihre Augen zu Bill wanderten, der auf sie zukam, während Percy sich über den Anblick des Mittagessens freute. Eloise hatte vergessen, wie cool Bill aussah. Allein, wie er sich angezogen hatte... Mit der Lederjacke, den langen roten Haaren, die er zusammengebunden hatte, und dem Fangzahn als Ohrring sah er einfach total verwegen aus. Sie war sich sicher, dass er der Schwarm seines Jahrgangs gewesen war, als er noch in Hogwarts war.

Verdammt, diese Familie hatte gute Gene.

„Stimmt, wir haben uns letztes Jahr gesehen, nicht?", fragte er, als er vor ihnen stehenblieb und Eloise erhob sich automatisch, weil ihre Mutter ihr eingebläut hatte, nicht sitzen zu bleiben, wenn Leute einen Raum betraten. Oder... einen Zeltplatz. Wie auch immer. „Du hattest doch Angst, ob die Gräber noch verflucht sind."

„Keine Angst", entgegnete Eloise schnell. „Eher eine berechtigte Besorgnis."

Bill lächelte amüsiert und hielt ihr die Hand hin. „Damit wir uns auch mal richtig vorgestellt haben — muss ja schwer genug für dich sein, die beiden da auseinanderzuhalten", begann er. „Ich bin Bill, der älteste."

Und dann tat Eloise etwas sehr, sehr Peinliches. Sie sah Bill an, direkt in die Augen, und antwortete einfach nur mit einem halblauten „Wow", während sie beiläufig seine Hand schüttelte. Wow? Völlig egal, wie man es drehte, war das eine sehr unpassende Antwort darauf, wenn jemand seinen Namen nannte. „Ich bin Eloise", versuchte sie das Ganze zu retten.

„Hat sie gerade Wow gesagt?", flüsterte George Fred zu, der nur ungläubig mit dem Kopf schüttelte.

„Hat sie", bestätigte Fred leise.

Als sie sich wieder zu ihnen setzte, sahen sie sie beide abwartend an. Sie hob unschuldig die Augenbrauen. „Wollten wir nicht essen?", fragte sie. Da sie nicht so recht wusste, was sie sonst sagen sollte, und Fred und George so eifrig die Eier und Würste in sich hineinschlangen, dass sie das Reden vergaßen, saßen sie die nächsten Minuten schweigend nebeneinander.

Gerade, als Eloise ihren Teller halb geleert hatte, sprang Mr Weasley so rasant auf, dass sie ein wenig zusammenzuckte. „Aha!", rief er. Eloise runzelte die Stirn und sah einen Mann mit beschwingten Schritten auf sie zukommen. Er schien in Ekstase zu sein. Sie erinnerte sich daran, ihm eben vorgestellt worden zu sein, aber es war auch schwer, ihn bei seinem Auftreten zu vergessen. Dieser quietschgelb-schwarz gestreiften Quidditchumhang brannte sich ins Gedächtnis (und in die Augen) und sie wusste, dass ihr der Gedanke, dass seine Nase gebrochen aussah, schon beim letzten Mal gekommen war. „Der Mann der Stunde! Ludo!"

Und da wusste sie es wieder: Ludo Bagman, Leiter der Abteilung für Magische Spiele und Sportarten, ehemaliger Star-Quidditchspieler als Treiber der Wimbourner Wespen und Kommentator des heutigen Spiels. Er wirkte wie ein kleiner Junge, so fröhlich, wie er dort stand, mit rotem Gesicht und den blauen, runden Augen. Nur der Umhang, der sich über seinen Bauch spannte und die ausgedünnten blonden Haare verrieten sein Alter.

„Ahoi!", rief er kameradschaftlich. „Arthur, altes Haus, was für ein Tag! Was für ein Tag! Schöneres Wetter hätten wir uns nicht wünschen können! Heute Nacht bleibt's klar... und bei den Vorbereitungen läuft fast alles wie am Schnürchen... weiß gar nicht, was ich groß tun soll!"

Na ja, dachte Eloise beim Anblick der gestresst wirkenden Ministeriumsarbeiter im Hintergrund, die versuchten, jegliche Aktivitäten, die auf Muggel verdächtig wirken könnten, zu unterbinden. Und wirklich vorsichtig schien niemand hier zu sein.

Percy sprang eifrig auf, um ihm die Hand zu schütteln. Fred und George tauschten einen Blick aus.

„Ah — ja." Mr Weasley sah mit einem stolzen Grinsen zu der Gruppe am Lagerfeuer. „Das ist mein Sohn Percy, er hat gerade im Ministerium angefangen — und das ist Fred — nein, George, tut mir leid—" George winkte beschwichtigend, setzte aber eine herzgebrochene Miene auf. „Das ist Fred, dann Eloise — sie ist mit den beiden befreundet." Ludo, der sie natürlich sofort erkannte, nickte. „Bill, Charlie, Ron — meine Tochter Ginny — und Rons Freunde Hermine Granger und Harry Potter. Darf ich vorstellen: Ludo Bagman, ihr wisst ja, wer er ist, ihm haben wir die guten Plätze zu verdanken—"

Doch Ludo sah immer noch voller Begeisterung zu Harry, bevor er bescheiden lächelnd abwinkte.

„Kleine Wette ums Spiel gefällig, Arthur?", fragte er und berührte seine Taschen, die angesichts der Münzen in ihnen schon klimperten.

„Aach... lass mal gut sein", lehnte Arthur ab. „Wie wär's mit... sagen wir einer Galleone auf den Sieg von Irland?"

„Eine Galleone?" Ludo klang niedergeschmettert, bevor er schnell so tat, als sei nichts. Eloise verdrehte fast die Augen. „Sehr schön, sehr schön... will noch jemand setzen?"

„Sie sind noch ein wenig jung fürs Wetten", antwortete Mr Weasley. „Molly würde gar nicht gern—"

„Wir wetten siebenunddreißig Galleonen, fünfzehn Sickel, drei Knuts", ergriff Fred da neben ihr das Wort. Eloise drehte sich fassungslos zu ihm um. Was machte er denn da? Sie sammelten energisch alles Geld zusammen, das sie hatten. „Dass Irland gewinnt — aber Viktor Krum den Schnatz fängt. Oh, und wir legen noch einen Juxzauberstab drauf."

„Fred—", begann Eloise. Sie sollten nicht so viel Geld verwetten — das war doch Wahnsinn! Sie brauchten es für ihren Laden und ihre Scherzartikel.

„Ihr wollt doch Mr Bagman nicht mit solchem Krempel belästigen", wies Percy sie finster zurecht.

Doch Bagman war völlig begeistert von dem Juxzauberstab, der in seinen Händen gackerte und sich in ein Gummihuhn verwandelte. Er lag fast auf dem Boden vor lauter Lachen, was Percy zähneknirschend verstummen ließ.

„Jungs." Mr Weasley schien besorgt. „Ich will nicht, dass ihr wettet... das sind eure ganzen Ersparnisse... eure Mutter—"

„Das sind eure ganzen Ersparnisse?", fragte Eloise entrüstet. „Ihr könnt doch nicht—"

„Ach ja?", gab Fred herausfordernd zurück. Sie sahen sich einen Moment lang an, als würden sie stumm diskutieren. 

Bill und Charlie tauschten einen Blick aus.

„Seid keine Spielverderber", warf Ludo beschwichtigend ein. „Sie sind alt genug, um zu wissen, was sie wollen! Ihr glaubt, Irland gewinnt, aber Krum fängt den Schnatz? Nie und nimmer, Jungs, nie und nimmer... Ich biete euch ne sagenhafte Quote dafür... und noch fünf Galeonen für den Juxzauberstab dazu, nicht wahr..."

Dann hatte sie wenigstens einen weiteren Grund, zu Irland zu halten... Auch wenn ihre Wette wirklich ziemlich unwahrscheinlich war. Was dachten sie sich nur dabei?

George steckte derweil den Wettzettel in seine Jackentasche. Arthur und Ludo versanken weiter in ihrem Gespräch. Eloise starrte immer noch schockiert und mit geöffnetem Mund zwischen den beiden her.

„Ihr könnt doch nicht euer gesamtes Geld verwetten", entfuhr es Eloise ungläubig.

„Und wenn schon", gab Fred stur zurück.

„Mr Crouch?", unterbrach Percys laute Stimme sie, der regelrecht so schien, als würde er gleich vor Aufregung umkippen. „Er spricht über zweihundert Sprachen! Nixisch und Beamtenchinesisch und Troll..."

Fred verzog fassungslos das Gesicht, als würde er sich fragen, wie es sein konnte, dass er und Percy die gleichen Eltern hatten. „Jeder kann Troll", warf er ein, „Man muss nur fuchteln und grunzen."

Als Eloise bei Percys gehässigem Blick selbst vor Lachen aus Versehen grunzte, grinsten Fred und George. Percy schien zutiefst enttäuscht über ihre Reaktion und stocherte aufgebracht im Feuer herum, damit die Glut wieder Flammen zustande brachte.

„Wieder zum Thema", fuhr Fred beiläufig fort.

„Wenn wir das gewinnen, haben wir alles, was wir brauchen", ergänzte George, vor dessen Augen sich gerade die Vision des Scherzartikelladens zu offenbaren schien.

„Und wenn nicht, wofür die Chancen deutlich höher stehen, habt ihr gar nichts mehr." Eloise sah verzweifelt aus und rieb sich über die Stirn. „Jetzt muss ich mir das ganze Spiel über Sorgen machen."

„Du musst dir doch keine Sorgen machen", erwiderte George leicht hin und tätschelte ihr den Rücken, während Fred sie stirnrunzelnd betrachtete.

„Warum machst du dir Sorgen?", fragte er verständnislos.

„Na, weil..." Eloise hielt aufgebracht inne. „Weil ihr meine Freunde seid und ich will, dass ihr das schafft."

Ihr Blick fiel auf Fred, der sie plötzlich so intensiv ansah, dass sie verwirrt die Augenbrauen zusammenzog. „Du denkst nicht, dass es dumm ist?", fragte er. „Ich dachte, du hältst es für eine Spinnerei."

„Ich würde euren Traum niemals dumm finden können", antwortete sie nur und die Ernsthaftigkeit in ihrer Stimme ließ Fred sprachlos zurück. Was ungewöhnlich war. „Und zur Not— Ich habe doch Geld", fuhr Eloise fort. „Ihr könnt was von mir haben irgendwann. Wenn ich siebzehn bin, kann ich euch was geben."

„Du kannst uns nicht dein Geld geben—", protestierte Fred.

„Aber wieso denn nicht?"

„Weil das einfach..." Fred hielt inne, als er sah, wie ernst Eloise das meinte.

„Wir könnten das nicht annehmen", antwortete George für ihn.

„Man kann seinen Freunden nicht einfach mal viel Geld leihen", erklärte Fred weiter.

„Ihr seid ja so vernünftig... Ich habe das Gefühl, ich rede gerade mit Percy", erwiderte Eloise schlicht.

Fred und George sahen sie ungläubig an. „Nimm das zurück", sagten sie gleichzeitig.

Eloise hob das Kinn. „Nein."

Fred begann zu lächeln. „Ich mag diese—"

Er wurde unterbrochen, als das laute Ploppen eines apparierenden Zauberers neben ihnen zu hören war. Eloise drehte den Kopf und sah einen Kollegen ihres Vaters, in dessen Nähe sie sich immer schrecklich unwohl fühlte. Barty Crouch. Allein die Art, wie er dort stand, in seinem perfekt sitzenden Anzug, mit dem ordentlich geschnittenen ergrauten Haar und dem auf den Millimeter genau gestutzten Bart... Er war unheimlich, vor allem, da er diese Perfektion von jedem zu erwarten schien. Ihr Dad hatte ihr mal ein Praktikum bei ihm vermitteln wollen. Eloise hatte nie so schnell eine Ausrede gefunden, warum sie absolut mit ZAG-Vorbereitungen überschüttet war.

„Mr Crouch!" Percy hörte sich an, als würde er gleich in Ohnmacht fallen. Vielleicht ließ ihn sein Kreislauf tatsächlich im Stich, so schnell wie er aufsprang. Eloise beobachtete das Ganze ein wenig angeekelt. „Möchten Sie vielleicht eine Tasse Tee?"

Vermutlich würde ihre Mutter Percy als einen ihrer Freunde bevorzugen, wenn sie ihn im Vergleich zu den Zwillingen treffen würde, doch Eloise war noch nie glücklicher gewesen, dass es Fred und George waren, die in diesem Moment an ihrer Seite saßen und sich nicht zum Affen machten, um irgendjemandem wie Crouch zu gefallen.

„Oh", antwortete Crouch angenehm überrascht. „Ja — sehr aufmerksam, Weatherby."

Fred und George verschluckten sich fast an ihren Tees, als sie das hörten, während Eloises Blick ein wenig böse wurde. Wie respektlos wollte er denn sein? Er konnte doch nicht behaupten, dass er sich nicht sehr wohl bewusst war, dass Percys Name Weasley war, wenn er seinen Vater kannte. Die Weasleys waren schließlich keine unbekannte Familie. Das war einfach nur provozierend.

Fast hätte sie etwas gesagt. Sie beugte sich schon vor, bereit Percy zu verteidigen, doch dann fiel Barty Crouchs erhabener Blick auf sie. Sie schluckte. Aber Crouch wandte sich schon weiter an Arthur. Scheinbar beschwerte sich irgendjemand wegen des Einfuhrverbots für fliegende Teppiche. Eloises Augen leuchteten, als sie das hörte.

„Sagt das niemandem", wisperte sie. „Aber irgendwann schmuggele ich auch so einen mit, egal, ob sie es wieder erlauben oder nicht."

„Aber Eloise", sagte George betont empört.

„Das ist doch verboten", beendete Fred seinen Satz.

„Na ja", erwiderte Eloise und lächelte leicht. „Ich bin die Tochter des Ministers, ich werde Wege finden."

Fred grinste und beobachtete sie mit einem so sanften Ausdruck in den Augen, als sie ihren Tee trank, dass er erst nach ein paar Sekunden bemerkte, wie Bill und Charlie ihn mit gehobenen Augenbrauen ansahen.

„Es ist ja nicht so, dass wir uns auf nichts anderes freuen könnten, oder, Barty?", sagte Ludo, gerade als die drei ihre Aufmerksamkeit wieder dem Gespräch der Erwachsenen zuwandten. „He? Bleibt noch viel zu organisieren, nicht wahr?"

Mr Crouch schien nicht erfreut über diese Anspielung zu sein. „Wir haben uns doch geeinigt, nichts zu sagen, bevor nicht alle Einzelheiten—"

„Aah, Einzelheiten!", unterbrach Bagman ihn. Eloise musste ihm eins lassen: Es war toll, wie egal ihm Crouchs aufgeblasenes Verhalten zu sein schien. „Sie haben unterschrieben, oder? Sie haben zugestimmt? Ich wette mit dir, diese Kinder hier werden es ohnehin bald erfahren. Immerhin findet es in Hogwarts statt. Eloise, du hast es doch bestimmt schon und hast es deinen Freunden erzählt—"

„Ludo, wir müssen zu den Bulgaren, das weißt du doch", würgte Crouch ihn ab. „Danke für den Tee, Weatherby."

Als sie das erneut hörte, konnte sie nicht anders. „Sie wissen, dass es Weasley heißt", platzte es aus ihr heraus und sie glaubte, zu spüren, wie ihr Herz ihre Brust verließ, als Crouch sie ansah.

„Was hast du gesagt?", fragte er, scheinbar verwirrt darüber, dass die sonst so brav am Dinnertisch lächelnde Tochter des Zaubereiministers das Wort ergriffen hatte. Sie könnte verlegen lächeln und so tun, als wäre es nichts Wichtiges gewesen, aber da es alle Anwesenden gehört hatten, verstand Eloise selbst, dass sie nicht mehr zurückkam.

„Ich hab gesagt", begann sie und langsam wurde ihr schlecht, „Dass sein Name Weasley ist und nicht Weatherby, wie Sie sicher wissen. Das ist respektlos."

Crouch wurde nicht gerne kritisiert, das wusste sie von ihrem Vater. Deswegen wunderte es sie nicht, dass er sie nicht ernst zu nehmen schien. „Du scheinst selbst nicht viel über Respekt zu wissen", gab er nur zurück und drückte Percy herzlos die umangerührte Tasse in die Hand.

„Eloise, also wirklich", begann Percy, scheinbar beschämt wegen ihres Verhaltens.

„Na ja", warf Ludo hastig ein und rappelte sich vom Boden auf. „Wir sehen uns später! Ihr seid bei mir oben in der Ehrenloge — ich kommentiere das Spiel!" Als er winkte, nickte Crouch nur knapp und disapparierte.

Eloise fühlte sich, als verließe ihre Seele ihren Körper. „Ich bin tot", murmelte sie.

Fred legte langsam seine Hand auf ihre, bevor sie einen Nervenzusammenbruch bekommen konnte und ihr Gesicht in ihr vergrub. Perplex starrte sie auf seine große warme Hand, die ihre völlig umschloss, und sah zu ihm auf.

„Was sollte das?", zeterte Percy und riss sie aus ihrer plötzlichen Trance.

„Was das sollte?", wiederholte Eloise ehrlich verwirrt. „Willst du nicht, dass er dich wenigstens beim richtigen Namen anspricht?"

„Ich will, dass er mein Potenzial sieht!", gab Percy aufgebracht zurück. „Jetzt kann ich froh sein, nicht entlassen zu werden!"

„Sie hat dich verteidigt, Perce", warf Bill beschwichtigend ein und wenn sie sich nicht irrte, war der Blick, den er ihr zuwarf, voller Anerkennung.

„Das war stark", stimmte Charlie zu und zwinkerte ihr zu.

Eloise lächelte zaghaft, aber um ehrlich zu sein schrillten in ihrem Kopf Sirenen, die ein Wort wiederholen: HAND, HAND, HAND. FREDS HAND AUF MEINER HAND. S.O.S.

Eloises Blick fiel auf Harry, der sie direkt ansah und schließlich in einer versöhnlichen Geste nickte, als wolle er ihr ebenfalls seine Anerkennung zeigen. Sobald Fred merkte, dass sie wieder entspannter wurde, nahm er seine Hand von ihrer. Sie hatte das Gefühl, wieder atmen zu können, wusste aber nicht, ob es ihr gefiel.

„Was soll denn in Hogwarts stattfinden, Dad? Worüber haben die gesprochen?", wandte er sich an seinen Vater.

„Das wirst du noch früh genug erfahren", antwortete Arthur und George drehte sich zu Eloise.

„Weißt du was?"

Leider nicht. Sie wurde selbst langsam ungeduldig.

Percy jedoch schnaubte. „Es handelt sich so lange um eine geheime Information, bis das Ministerium beschließt, sie freizugeben", verkündete er. „Mr Crouch hatte vollkommen Recht, sie nicht preiszugeben."

Eloise wusste nicht mehr, warum sie ihn hatte verteidigen wollen — vielleicht war es ihr vielmehr um seine Familie gegangen als um ihn.

„Aaach, halt's Maul, Weatherby", antwortete Fred.

Und dieses Mal lachte Eloise.

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